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1.
Erscheinungsdatum:
11.07.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Junge Gastronomie in altem Gemäuer
Zwischenüberschrift:
Der Ratskeller war Lager, Polizeirevier, Standesamt und ist seit 1939 Gaststätte
Artikel:
Originaltext:
Die
Gastronomie
im
Ratskeller
macht
zwar
auf
alt,
ist
aber
bei
Weitem
nicht
so
alt
wie
das
1512
vollendete
Rathaus
selbst.
Erst
im
Jahr
1939
eröffnete
„
Ratskellermeister″
Willi
Buller
die
in
den
alten
Gewölben
neu
eingerichtete
Gaststätte.
Osnabrück
Angeblich
war
es
die
Osnabrücker
Bevölkerung,
die
endlich
auch
einen
Ratskeller
haben
wollte
–
so
wie
andere
Städte
mit
langer
Geschichte
und
entsprechender
touristischer
Anziehungskraft
ihn
ihren
Gästen
längst
bieten
konnten.
1938
erhörte
der
Rat
den
Wunsch
und
begann
mit
der
Entrümpelung
des
Kellers,
der
bis
dahin
vielen
anderen
Zwecken
gedient
hatte.
So
war
er
mehr
als
drei
Jahrhunderte
als
Lagerraum
an
Kaufleute
und
Weinhändler
verpachtet
gewesen.
Wobei
die
Weinvorräte
für
den
Eigenbedarf
des
Rates
einen
nicht
unerheblichen
Umfang
eingenommen
haben
sollen.
Ab
1851
beanspruchte
die
Stadtverwaltung
angesichts
ihrer
wachsenden
Aufgaben
das
Souterrain
für
eigene
Zwecke.
Das
„
Polizeicommissariat″
mit
dem
Einwohnermeldeamt
zog
ein,
Wand
an
Wand
mit
dem
Polizeigewahrsam,
der
Arrestzelle
vorwiegend
für
Betrunkene,
nach
dem
betreuenden
Polizeidiener
Philipp
Steinkamp
auch
„
Steinkamps
Loch″
genannt.
Als
das
Polizeirevier
1901
in
den
Rathausanbau
in
der
Bierstraße
umzog,
machte
sich
an
seiner
Stelle
dort
das
Standesamt
breit.
Etwa
um
die
gleiche
Zeit
entstand
in
einem
lang
gestreckten
Kellerraum
an
der
Marktseite
eine
„
geheime″
Ratstrinkstube
für
die
städtischen
Kollegien.
Eine
eigene
Wendeltreppe
führte
aus
dem
Hauptgeschoss
hinunter
in
diesen
„
Kleinen
Friedenssaal″,
in
dem
man
nach
heftigem
Meinungsstreit
bei
versöhnenden
Tropfen
wieder
Frieden
schließen
konnte.
Diese
nicht
für
die
öffentliche
Wahrnehmung
bestimmte
Weinstube
dürfte
bis
zum
Ersten
Weltkrieg
bestanden
haben.
Danach
zog
die
Telefonzentrale
des
Rathauses
ein.
Beim
Umbau
1938
entdeckte
man
einen
noch
tiefer
liegenden
Gewölbegang,
den
die
Archäologen
als
ehemaligen
Abwassergraben
deuteten.
Er
war
mit
dem
aus
der
Wüste
kommenden
Poggenbach
verbunden.
Von
hier
flossen
die
Abwässer
über
Bier-
,
Loh-
und
Hasestraße
in
die
Hase.
In
der
Gewölbedecke
über
dem
Graben
befand
sich
ein
zwischenzeitlich
zugemauertes
Loch.
Der
Historikerin
Wilma
Lorenz-
Flake
zufolge
diente
dieses
Loch
den
Ratsherren
über
Jahrhunderte
als
Urinal.
Die
Geschichte
von
einer
Kloake
unter
dem
altehrwürdigen
Rathaus
passte
nicht
so
gut
in
die
zur
Heroisierung
neigenden
Zeiten
der
NS-
Herrschaft.
So
deklarierte
man
den
Abwassergraben
kurzerhand
um
zu
einem
„
mittelalterlichen
Wehrgang″,
der
die
trutzige
Vergangenheit
des
Rathauses
illustrieren
sollte.
Im
gleichen
Geist
richtete
man
1938/
39
die
Gaststätte
„
Ratskeller″
ein.
Wie
im
Friedenssaal
ein
Stockwerk
höher
wurden
die
Unterzüge
aus
mächtiger
Eiche
freigelegt.
Wo
die
alten
Balken
zu
ergänzen
waren,
bedurfte
es
großer
Mühen,
ähnlich
dimensioniertes
altes
Holz
aufzutreiben.
Man
wurde
fündig
beim
Abbruch
alter
Häuser
in
der
Gildewart
und
in
der
Großen
Hamkenstraße.
Die
ganze
Einrichtung
bestand
aus
deutscher
Eiche:
dunkles
Eichenparkett,
mannshohe
Täfelung
mit
Simsen
ringsum,
aus
Eiche
die
Stühle
und
die
Tischfüße.
Nur
die
Tischplatten
aus
hellem
Ahorn
lockerten
die
Räume
etwas
auf,
ebenso
die
braunweißen
Kacheln
der
Theke.
Ein
mächtiges
Weinfass
war
in
die
Wand
eingelassen.
Wuchtig
wirkte
der
Kamin
mit
den
handgeschmiedeten
Platten
und
Gittern,
schmiedeeisern
auch
die
Kronleuchter.
Alles
sah
schwer,
altdeutsch-
bodenständig
und
erdverbunden
aus
–
und
das
war
genau
so
beabsichtigt.
Zur
Eröffnung
am
26.
Januar
1939
sprach
Oberbürgermeister
Erich
Gaertner
dann
auch
von
einem
„
Beweis
heimatgebundenen
Schaffens″.
Mit
dem
ersten
Pächter
Willi
Buller
hatte
die
Stadt
einen
Glücksgriff
getan.
Nicht
nur,
dass
er
die
Osnabrücker
zum
Schnatgangsfest
mit
einer
damals
originellen
Speisekarte
auf
Plattdeutsch
überraschte,
auf
der
etwa
„
Ossenstärtsuppen″,
„′
n
End
räukeden
Aal
ut′n
Dümmer″
und
„
Groude
Bauhnen
met
Speck″
zu
finden
waren.
Auf
ihn
gehen
auch
die
Einrichtung
einer
„
Brautnische″,
später
auch
„
Trauecke″
oder
„
Trauringecke″
genannt,
und
die
Führung
des
„
Goldenen
Brautbuchs″
zurück:
Anknüpfend
an
die
Tradition
des
Standesamts
in
diesen
Räumen,
bot
Buller
Frischvermählten
die
Bühne,
auf
ein
langes
Eheglück
anzustoßen
und
sich
mit
ernsten
oder
auch
heiteren
Sprüchen
im
Buch
zu
verewigen.
Zur
lustigen
Sorte
gehört
etwa:
„
Der
uns
getraut,
gehört
verhaut
–
wer
Zeuge
war,
kriegt
auch
ein
paar!
″
oder,
etwas
kürzer:
„
Auf
in
den
Kampf!
″.
Rätseln
darf
man
in
diesem
Zusammenhang
über
das
leicht
abgewandelte
Operetten-
Zitat:
„
Glücklich
ist,
wer
vergisst,
was
nicht
mehr
zu
ändern
ist.″
1944
starb
Willi
Buller.
Seine
Witwe
Ida
führte
den
Ratskeller
noch
bis
weit
in
die
Nachkriegszeit
hinein
erfolgreich
fort.
In
den
letzten
Jahrzehnten
hatte
die
Stadt
nicht
nur
Glück
mit
den
Pächtern.
Häufige
Wechsel
in
der
Betriebsführung
und
längere
Schließungszeiten
wegen
baulicher
Renovierungen
kratzten
bisweilen
am
Image.
Nach
dem
Ausscheiden
des
Hauptpächters
OAB
hielt
Horst
Radloff
den
Ratskeller
über
zwei
Jahrzehnte
ab
1992
auf
stabilem
Kurs.
Seit
Anfang
2013
ist
die
renommierte
Restaurantkette
Lutter
&
Wegner
am
Zuge.
Sie
musste
feststellen,
dass
gehobene
Küche
und
Weinkarte
es
schwer
haben
an
diesem
Standort.
Vor
wenigen
Tagen
erst
hat
sie
ihr
Konzept
geändert
und
möchte
jetzt
als
„
Augustiner
im
Ratskeller″
mit
bodenständigeren
Preisen
vermehrt
auch
ein
jüngeres
Publikum
anziehen.
Bildtexte:
Die
Theke
des
Ratskellers
bei
der
Eröffnung
1939.
Statt
Zinntellern
Weinflaschen
auf
dem
Sims:
die
aktuelle
Theke
des
Pächters
Lutter
&
Wegner.
Die
Brautecke
des
Ratskellers
wurde
um
1954
gekrönt
von
zwei
schmiedeeisernen
Tauben,
umgeben
von
Blumen
und
Blattranken.
„
So′n
Gläsken
Wien
mott
auk
moal
sien.″
Launige
Spruchweisheit
an
der
Wand
im
Hauptraum
des
Ratskellers
bei
der
Eröffnung
1939.
Schwer,
trutzig,
altdeutsch
–
und
damit
dem
damaligen
Zeitgeist
entsprechend.
Das
Foto
zeigt
einen
Nebenraum
des
Ratskellers
im
Jahr
1939.
Fotos:
Atelier
G.
Wintzer,
Joachim
Dierks,
Kurt
Löckmann
Autor:
Joachim Dierks