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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Verwirrende Vielfalt″
Zwischenüberschrift:
Vor 25 Jahren erfolgte die Umstellung auf fünfstellige Postleitzahlen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Kennen Sie noch Ihre alte, vierstellige Postleitzahl? Nicht? Nun, es ist ja jetzt auch schon fast genau 25 Jahre her, dass Sie sie genutzt haben. Denn seit dem 1. Juli 1993 heißt es auch in Stadt und Landkreis Osnabrück: Fünf ist Trümpf.

Osnabrück Ja, der Rolf: Das gelbe Maskottchen in Handform sollte 1993 die fünfstelligen Postleitzahlen populär machen und wedelte mit erhobenem Zeigefinger rappend durch die Republik. Im Nachhinein betrachtet, eine kluge Wahl: Mit seiner enervierenden Art zog er sämtliche Antipathien auf sich. Der Wechsel von vier auf fünf war unpopulär, Menschen tun sich eben mit Veränderungen schwer, und die alte Zahl schuf Orientierung und Aufschluss in unserem immer unübersichtlicher werdenden Land″, schrieb damals die Zeit″.

80 Millionen D - Mark gab die Post für die Werbekampagne aus, was auch zu sieben Werbespots führte, die von Regisseuren und Künstlern wie Loriot, Wolfgang Petersen, Doris Dörrie und Helmut Dietl gestaltet wurden. Verkaufte die Deutsche Post die Einführung der fünfstelligen Zahlen als weltweit modernstes″ System, reagierten auch in unserer Region nicht nur Bürger, sondern auch Firmen, Kommunen, Institutionen und Behörden gereizt.

Denn die Umstellung zog einen Rattenschwanz an Umstrukturierungen nach sich: Kundenadressen mussten neu erfasst, Daten in der elektronische Datenverarbeitung (EDV) verändert, neue Briefbögen erstellt werden und so weiter . Das alles kostete Unsummen, wie ein Mitarbeiter der damals noch existenten Osnabrücker Drogeriekette Ihr Platz″ im Februar 1993 unserer Zeitung erzählte: Dort rechnete man mit 50 000 D-Mark für die Umstellung der Personen- und Firmendaten.

Eine entscheidende Frage war, ob in den damals genutzten EDV-Programmen überhaupt Platz für eine fünfte Postleitzahl vorhanden war. Wenn nicht, musste gleich die komplette Software neu konzipiert werden. Aus den Postleitzahlen mit t″ wurden so schnell die Post-Leid-Zahlen″ selbst wenn die Idee dahinter richtig war: Viele Briefe wurden vor 25 Jahren noch von Hand sortiert, mit dem neuen System konnten mehr Automaten genutzt werden.

Noch problematischer war , dass es seit der Wiedervereinigung 802 PLZ-Dopplungen gab, ein O für Ost - oder ein W für Westdeutschland zeigte dann an, wohin der Brief gehen sollte. Osnabrück und Dessau teilten sich damals die 4500. Bekannt gegeben hatte die Post die neuen Zahlen bis Ende Januar 1993. Ein knappes halbes Jahr blieb Bürgern, Firmen und Kommunen , um sich umzustellen.

Eine Straße, drei PLZ

Ein Bestseller wurde das im Mai 1993 herausgegebene zwei Kilo schwere und etwa 1000 Seiten dicke Postleitzahlenbuch. Für Osnabrück gab es fünf Seiten. Denn gerade in größeren Städten war es nicht selten, dass eine Straße in mehrere Zustellungsbereiche aufgeteilt wurde und damit auch unterschiedliche Zahlen bekam. Je nach Hausnummer haben die Bewohner der Wachsbleiche in Osnabrück seit dem 1. Juli 1993 entweder 49090, 49076 oder 49088 als Postleitzahl.

Andere Orte hingegen hofften gar auf eine eigene Nummer: Hunteburg und Venne, die bei der Gebietsreform in Bohmte und Ostercappeln 1972 eingemeindet worden waren, hätten gerne eigene Postleitzahlen erhalten. Als das nicht geschah, war die Enttäuschung groß.

Zu den neun Postleitzonen das ist die erste Ziffer der Postleitzahl kam mit der 0 eine zehnte hinzu. Diese und die 1 wurden zum Großteil für den Osten reserviert. Die ersten beiden Ziffern der fünfstelligen Postleitzahl stehen für die geografische Zuordnung. Die drei folgenden Zahlen zeigen an, wo der Empfänger wohnt, ob es sich um einen Großkunden oder ein Postfach handelt.

Heute etwas in Vergessenheit geraten ist, dass die Post damals auch ihr gesamtes Verteilungssystem umstellte: Es entstanden große Briefzentren außerhalb der Innenstädte, kleinere Filialen wurden geschlossen, und zum 1. Juli 1993 wurden dann auch Stadt und Landkreis Osnabrück und das Emsland zu einer Briefregion vereint: Sie erhielten die Anfangsziffern 49.

Um in der Zeit der Umstellung genug Mitarbeiter vor Ort zu haben, wurde schon im Herbst 1992 der Sommerurlaub von mehr als 200 der damals 230 Mitarbeiter der Osnabrücker Briefverteil-Zentrale im Postamt am Hauptbahnhof verschoben.

Schon Anfang Juni 1993 wurden die sogenannten Verteilspinde für die Briefregion doppelt gekennzeichnet, und was 4515 Bad Essen war, war nun 4515/ 49152 Bad Essen. Aus Osnabrück 4500 wurde 49001–49090. Insgesamt hatte Osnabrück nun 43 Postleitzahlen; davon neun für die Zustellungen im Stadtgebiet und 34 für die Postfächer.

Die Einführung am 1. Juli 1993 verlief dann unerwartet unspektakulär. Schon kurz nach der Umstellung zeigte sich, dass die meisten Osnabrücker sich die neuen Zahlen gut gemerkt hatten. Worauf die Postleitzahlen allerdings dann doch Einfluss hatten, war die Anzahl der von Firmen genutzten Postfächer in Stadt und Region: Nicht wenige wurden gekündigt mit Hinweis auf den Ärger über die verwirrende Vielfalt von Postleitzahlen in den neu zu druckenden Briefköpfen″.

Ansonsten blieb das große Chaos aus und die Briefe kamen weiterhin an. Selbst wenn die Post in Osnabrück es bis in den Juni 1994 verschlief, die alte Zahl von den eigenen Briefkästen zu entfernen.

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Autor:
Corinna Berghahn


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