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1.
Erscheinungsdatum:
27.06.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Razzia, Pizza, Buddha
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker Festsaal am Schlosswall bot vielen Kulturveranstaltungen eine Bühne
Artikel:
Originaltext:
Bevor
das
„
Osnabrücker
Vereinshaus″,
die
Stadthalle
am
Kollegienwall,
im
Jahr
1900
ihre
Türen
öffnete,
profitierten
auch
kleinere
Säle
als
Veranstaltungsräume
vom
aufblühenden
Vereinsleben
der
Gründerzeit.
Einer
davon
war
der
„
Osnabrücker
Festsaal″
am
Schlosswall.
Osnabrück
Um
1898
erwarb
der
Osnabrücker
Arbeiter-
Bildungsverein
(ABV)
das
Grundstück
gegenüber
von
Ratsgymnasium
und
Plümersturm
und
ließ
darauf
ein
zweigeschossiges
Wohn-
und
Wirtshaus
im
neoklassizistischen
Stil
und
etwas
zurückliegend
ein
Saalgebäude
errichten.
Erster
Pächter
war
Albert
Böttcher,
schon
bald
gefolgt
von
Fritz
Hockemeyer,
wie
auf
der
im
Stil
der
Zeit
idealisierenden
Lithografie
zu
ersehen
ist.
Der
ABV
war
zu
der
Zeit
bereits
ein
weitgehend
unpolitischer
Verein
geworden.
Er
stand
für
Fortbildung
und
Geselligkeit
im
Milieu
der
Arbeiterschaft,
so
wie
auch
die
Kaufmannsgehilfen
oder
die
sangesfreudigen
Bäckermeister
ihre
Vereine
für
Gleichgesinnte
aufmachten.
Klassenkämpferische
Parolen
waren
nicht
mehr
zu
vernehmen.
Das
war
ein
halbes
Jahrhundert
zuvor
noch
anders.
Vom
Geist
der
Revolution
von
1848
beseelt,
kam
1849
der
aus
Thüringen
stammende
Tischlergeselle
Johann
Heinrich
Schucht
nach
Osnabrück.
Vermutlich
hatte
ihn
die
„
Allgemeine
Deutsche
Arbeiterverbrüderung″,
eine
nationale
Organisation
der
Arbeiterbewegung,
in
die
Region
geschickt,
um
für
feste
Bildungsangebote
zu
gängigen
Schulfächern
oder
berufsfördernde
Lehrgänge
zu
sorgen.
Im
November
1849
ließ
er
sich
zum
Gründungspräsidenten
des
Osnabrücker
Arbeiter-
Bildungsvereins
wählen.
Der
ABV
wuchs
schnell
und
kam
bald
auf
150
Mitglieder
–
angesichts
einer
Einwohnerzahl
Osnabrücks
von
12
000
eine
beachtliche
Zahl.
Man
engagierte
Lehrer
des
Ratsgymnasiums,
die
klassische
Schulfächer
unterrichteten,
die
Arbeiter
aber
auch
in
politischer
Bildung
und
Buchführung
schulten.
Der
ABV
sorgte
für
die
erste
Volksbibliothek
und
stieß
die
Gründung
der
späteren
Volkshochschule
und
des
ersten
Sportvereins
der
Stadt,
des
MTV,
an.
Auf
dem
Gebiet
der
Politik
sorgte
er
dafür,
dass
Arbeiter
und
Handwerksgesellen
ein
proletarisches
Klassenbewusstsein
entwickelten.
So
wurde
der
ABV
zu
einer
Keimzelle
für
Sozialdemokratie
und
Gewerkschaftsbewegung
in
Osnabrück.
Das
blieb
dem
konservativen
Innenminister
des
Königreichs
Hannover
und
früheren
Osnabrücker
Bürgermeister
Johann
Carl
Bertram
Stüve
nicht
verborgen.
Auf
der
Suche
nach
aufrührerischen
Schriften
kam
es
mehrfach
zu
Razzien.
Schucht
wurde
1851,
nachdem
er
den
Meistertitel
erworben
hatte,
aus
dem
Königreich
ausgewiesen.
Der
Arbeiterbildungsverein
wurde
zwar
nicht
aufgelöst,
aber
nach
und
nach
dessen
Führung
mit
von
der
Obrigkeit
favorisierten
Personen
besetzt.
Wenn
anderswo
in
Deutschland
die
Arbeiterbewegung
in
der
sozialen
Frage
eindeutig
Position
gegen
Kapital
und
Bürgertum
bezog,
blieb
der
Osnabrücker
ABV
unpolitisch.
Er
gehörte
auf
der
legendären
Bundesversammlung,
als
die
Eisenacher
Sozialdemokratie
1869
unter
Bebel
gegründet
wurde,
zu
der
Minderheit
der
Nein-
Stimmen.
Unter
der
Zielsetzung
eines
Bildungsvereins
ohne
politischen
Anspruch
baute
der
Osnabrücker
ABV
sich
den
Festsaal
am
Schlosswall
zu
seinem
Stammsitz
aus,
in
dem
auch
Vortrags-
und
Musikveranstaltungen
anderer
Vereine
und
Institutionen
abgehalten
wurden.
So
fanden
die
sogenannten
Volks-
Sinfoniekonzerte
ab
1930
im
Festsaal
statt.
Anders
als
etwa
das
Gewerkschaftshaus
am
Kollegienwall
war
der
Festsaal
kein
Ziel
politisch
motivierter
Angriffe
in
der
Nazizeit.
Relativ
geräuschlos
wurde
der
Arbeiter-
Bildungsverein
zum
„
Volksbildungsverein″
gleichgeschaltet.
In
der
Abfolge
der
Pächter
tauchen
in
den
1920er-
Jahren
die
Namen
Friedrich
Vathauer
und
Bernhard
Wilhelm
auf,
in
den
1930ern
und
1940ern
Karl
Kreibohm,
Hermann
Röntker,
Karl
Liese
und
Gerhard
Stumpenhorst.
1938
erwarb
die
Osnabrücker
Aktien-
Bierbrauerei
(OAB)
das
Eigentum
am
Festsaal.
Den
Bombenkrieg
überlebte
nur
der
vordere
Bau
am
Schlosswall,
nicht
jedoch
der
Saalbau.
Gleichwohl
hielt
sich
bis
etwa
1955
der
Name
„
Osnabrücker
Festsaal″.
Danach
ist
von
der
„
Bergquell-
Schänke″
die
Rede.
Nachkriegs-
Wirte
unter
Regie
der
OAB
sind
Gerhard
Stumpenhorst,
Josef
Spinger,
der
aus
Bad
Laer
stammende
Gastwirt
und
Konditor
Adolf
Dosenbach
sowie
Walter
Müller.
Anton
Brinkhege
wurde
neuer
Eigentümer,
seine
Kalksandstein-
Vertriebsgesellschaft
zog
über
der
Schänke
ein.
Nachdem
es
mit
dem
Bier
„
aus
den
tiefen
Quellen
des
Westerberges″
nichts
mehr
war,
wurde
die
Küche
international:
Nach
den
Pizzerias
„
Fantasia″,
„
Vecchia
Roma″
und
„
Fellini″
bat
das
Japan-
Restaurant
„
Buddha″
zu
Tisch.
Seit
etwa
2008
wird
die
Immobilie
nicht
mehr
gastronomisch
genutzt,
sondern
von
Versicherungsbüros
und
Gesundheitsdienstleistern
genutzt.
Bildtexte:
Die
„
Osnabrücker
Festsäle″
lagen
am
Schlosswall
28
gegenüber
dem
Plümersturm.
Eigentümer
war
der
Arbeiterbildungsverein
(Ausschnitt
aus
der
Ansichtskarte
des
Verlags
H.
Wehmann,
Osnabrück,
die
der
Sammlung
von
Dieter
Mehring
entstammt)
.
Erster
Wirt
des
Festsaals
war
Albert
Böttcher
(Lithografie
des
Verlags
H.
Paal,
Osnabrück,
aus
der
Sammlung
von
Dieter
Mehring)
.
Der
Vorderbau
an
der
Straßenfront
hat
den
Krieg
überlebt,
während
der
zurückliegende
Saalbau
nur
stark
reduziert
als
eingeschossiger
Zwischentrakt
wiederaufgebaut
wurde.
Versicherungsbüros
und
Gesundheitsdienstleister
haben
die
traditionsreiche
Gastronomie
abgelöst.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks