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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ganz ohne Verpackungen
 
Einkaufen ohne Plastik
Zwischenüberschrift:
Wie verpackungsfreie Läden den Markt revolutionieren wollen
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Einkaufen ganz ohne Verpackungen? Für die Vermeidung von Plastikmüll ist das ein zentraler Punkt. Der Osnabrücker Laden Tara″ zeigt, dass das geht. Immer mehr solcher Läden gibt es in Deutschland.

37 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik produziert jeder Deutsche im Durchschnitt laut einer Studie pro Jahr. Mit verpackungsfreien Supermärkten soll sich das allerdings ändern.

Osnabrück Ganz unscheinbar, in einem alten restaurierten Bahnhofsgebäude im Herzen Osnabrücks, ein kleiner Supermarkt. Tara″ wirkt auf den ersten Blick wie ein moderner Tante-Emma-Laden. An einer kleinen Bedien-Theke erhält man frischen Käse vom Rad, Antipasti, Brot, Kekse oder auch einen Kaffee. Doch etwas ist anders: keine bunten Verpackungen, keine Plastikfolien, keine Pappschachteln, keine Einwegbecher. Stattdessen: sogenannte Bulk-Bins″, große hängende Spender gefüllt mit Nudeln, Reis, Trockenfrüchten, Müsli, Bohnen, Salz, Mehl Süßigkeiten und auch Kosmetik stehen in Vorratsgläsern bereit, Tee und Gewürze sind in Apothekergläsern abgefüllt, Getränke und Molkeprodukte gibt es in wiederverwendbaren Glasflaschen, und selbst Reinigungsmittel werden in großen Kanistern mit Pumpspendern angeboten. Das Prinzip: Man füllt sich nur so viel in seine mitgebrachten Dosen, Schraubgläser oder andere Behälter, wie man tatsächlich benötigt.

Einfach alles, was man für den alltäglichen Bedarf braucht. Das Einzige, was wir nicht haben, sind Chips″, sagt Inhaberin Sarah Karow-Lodter und lacht. Die wurden auch schon häufig nachgefragt.″ Vor knapp zwei Jahren hat sie gemeinsam mit ihrer Freundin Franziska Ohnheiser den Unverpackt-Laden eröffnet. Heutzutage liest man fast jeden Tag etwas über Plastikmüll oder Klimawandel. Das war vor zwei Jahren noch nicht so viel, aber irgendwann muss man anfangen umzudenken″, erklärt sie die Idee für den Laden. Ihre Zielgruppe: Menschen, die sich damit auseinandersetzen, nachhaltig zu leben und Dinge zu verändern. Wir sind eine Anlaufstelle, das umzusetzen″, sagt die 38-Jährige.

Supermärkte denken um

Wenn es nach ihr ginge, bräuchte jede Stadt einen Unverpackt-Laden, denn viele ihrer Kunden kämen auch aus dem Umland zu Tara″ und machen ihren Einkauf für zwei, drei Wochen. Inzwischen kommen sogar Schulklassen und Kindergartengruppen zu Besuch in den Laden. Daran merkt man, dass das ein Thema ist. Auch die nächste Generation sollte sensibilisiert werden″, sagt Karow-Lodter.

Auch die Platzhirsche unter den Supermärkten denken inzwischen um. Einige haben bereits die dünnen Plastiktüten für loses Obst und Gemüse verbannt und gehen sogar noch weiter: Viele Händler suchen und testen neue Methoden. Einige verzichten beispielsweise auf die Verpackungen von Obst und Gemüse und versehen ihre Waren mit einer Laserkennzeichnung″, sagt Stefan Hertel, Pressesprecher des Handelsverbandes Deutschland (HDE).

Sind plastikfreie Läden also ein Modell der Zukunft? Dieses Prinzip funktioniert nicht für alle Waren auch aus hygienischen Gründen″, erklärt Hertel. Unverpackt-Läden haben ja auch nicht alle Waren im Sortiment.″

Dass sich immer mehr Menschen mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, das ist auch Milena Glimbovski aufgefallen. Sie hat 2014 als eine der Ersten in Deutschland mit Original Unverpackt″ in Berlin einen solchen Laden eröffnet. Verpackungen werden auch in Supermärkten immer weniger, und das geht genau in die richtige Richtung″, sagt die 28-Jährige.

Die Idee für den Laden hatte die gebürtige Hannoveranerin bereits 2012. Bis zur Eröffnung dauerte es dann aber fast zwei Jahre, denn es gab nur wenig Beispiele für solche Läden. Es hat viel Pionierarbeit gebraucht, weil man sich an niemandem orientieren konnte.″

Inzwischen führt Glimbovski über 650 Produkte und produziert einige davon sogar selbst und verkauft sie auch an andere Unverpackt-Läden: Bambus-Zahnbürsten, Zahnseide, wiederverwendbare Abschminkpads oder Sets, mit denen man seine eigene Kosmetik herstellen kann. Uns geht es auch um den ganzen Lifestyle dahinter, dass wir dafür verschiedene Lösungen haben″, sagt sie. Alle ihre Produkte außer Lebensmittel vertreibt sie seit zwei Jahren zusätzlich noch in einem Online-Shop. Gerade für die Kunden, die ländlich leben, nicht in der Nähe von einem Unverpackt-Laden, für die ist es nachhaltiger″, betont Glimbovski.

Verpackungsfrei bedeutet nicht gleich teurer im Gegenteil: Verglichen mit Bio-Läden sind die unverpackten Produkte sogar günstiger. Einzelhandel ist jetzt nichts, womit man reich wird. Also die Leute, die solche Läden eröffnen, machen das aus Idealismus″, sagt die junge Unternehmerin.

Dennoch möchte Glimbovski expandieren, zunächst in Berlin: Ich glaube, das ist auch für die Masse machbar, aber es wird noch ein bisschen dauern, bis es sich wirklich etabliert hat, dass man überall so einkaufen kann.″

Bildtext:
Nie wieder zu viel: Aus großen Spendern an der Wand und Vorratsgläsern können Kunden sich genau so viel einpacken, wie sie brauchen.
Foto:
David Ebener
Autor:
Kristina Müller


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