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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nachthimmel wird immer heller
 
Lichtverschmutzung nimmt weiter zu
Zwischenüberschrift:
Immer mehr unnötige Beleuchtung in Osnabrück / Ratsbeschluss bislang nicht umgesetzt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Seit 30 Jahren führt der Osnabrücker Astronom Andreas Hänel einen Kampf gegen die Lichtverschmutzung. Weil Beleuchtungssysteme abstrahlen, wird der Himmel immer heller mit der Folge, dass nicht mehr 4000, sondern allenfalls noch ein Dutzend Sterne zu sehen sind. Die allgegenwärtigen Lichtstrahlen sind zugleich eine Todesfalle für Insekten, zudem bringt kaltweißes LED-Licht den Tag-Nacht-Rhythmus der Menschen durcheinander. Hänel konstatiert, dass sich die Situation am Nachthimmel keineswegs verbessert, sondern verschlechtert habe, seit er gegen die Lichtverschmutzung kämpft. Der Rat hat zwar einen Antrag zur Verringerung der Lichtimmissionen verabschiedet, aber die Umsetzung erweist sich als schwierig, weil viele Beteiligte daran mitwirken müssen.

Statt möglicher 4000 Sterne sehen wir meist nur wenige Dutzend am Nachthimmel. Der Grund: zu viel künstliches Licht am Boden. Dabei birgt eine übermäßige Aufhellung der Dunkelheit große Gefahren für die Umwelt. Doch die Lichtverschmutzung in Osnabrück einzudämmen erweist sich als schwierig trotz politischen Drucks.

Osnabrück Der Astronom Andreas Hänel leitet seit über 30 Jahren das Osnabrücker Planetarium. In seiner Freizeit setzt er sich dafür ein, die Möglichkeiten zur Beobachtung des Nachthimmels zu verbessern, etwa als Mitglied der Fachgruppe Dark Sky″. Vor fünf Jahren erklärte Hänel unserer Redaktion in einem Interview: Zu viel und zu helles Licht störe nachtaktive Tiere. Insekten stürben massenhaft, das Bestäuben von Pflanzen werde stark beeinträchtigt. Besonders kaltweißes LED-Licht könne den Tag-Nacht-Rhythmus der Menschen durcheinanderbringen und krank machen. Abgesehen davon blende es.

Stand 2018: Ist die Lichtverschmutzung in Osnabrück weniger geworden? Der Fachmann konstatiert: keineswegs. Es sind sogar an vielen Orten Umbauten passiert, die dazu geführt haben, dass es noch mehr unnötige Beleuchtung gibt als vorher.″

Hänel war auf Parkplätzen in der Stadt unterwegs und hat gemessen. Die Norm hier liegt bei 20 Lux. Erreicht werden teilweise 60 bis 70 Lux.″ Die genauen Orte möchte er nicht nennen. Hänel habe aber vor, mit den betreffenden Unternehmen in Dialog zu treten. Außerdem hat er mitgewirkt an einer Resolution zur Vermeidung von Lichtverschmutzung″ von VdS (Vereinigung der Sternfreunde), Astronomischer Gesellschaft und der Gesellschaft deutschsprachiger Planetarien.

Diese Resolution fordert Politik, Wirtschaft und Privatpersonen auf, Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung zu ergreifen. Auch der Politik in Osnabrück ist das ein Anliegen: CDU und BOB stellten im November 2017 einen Antrag zur Verringerung der Lichtverschmutzung in der Stadt. Der folgende Ratsbeschluss im Wortlaut: Die Verwaltung wird gebeten, mit Firmen und Eigentümern von großen, nachts beleuchteten Flächen und Gebäuden in Osnabrück Gespräche zu führen, mit dem Ziel, dass die Beleuchtung der Flächen und Gebäude in der Nacht auf ein Minimum reduziert wird.″

CDU-Ratsfrau Verena Kämmerling dazu: Die Kernfrage ist ja: Wie lange braucht man wo Beleuchtung? Ein Ziel des Beschlusses sei es, dass etwa in Gewerbegebieten große Lichttafeln zu Zeiten ausgeschaltet würden, in denen kaum Verkehr herrscht. Eine konkrete Maßnahme sei außerdem am Hörner Weg in Hellern geplant. Dort werde eine mitlaufende Beleuchtung″ installiert: Straßenlaternen springen dann erst an, wenn sich jemand nähert.

Indes scheint der geforderte Dialog mit den Lichtverschmutzern bei der Behörde auf die lange Bank geschoben. Detlef Gerdts, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz der Stadt, stellt fest: Das ist einer von vielen guten Ratsbeschlüssen, zu deren Umsetzung wir erst einmal nicht kommen werden.″ Mangels personeller Kapazitäten müsse seine Abteilung anderen Themen Vorrang geben, zuallererst der Luftreinhaltung.

Ohnedies könnten effektive Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung nur flächendeckend sein, so Gerdts. Wenn ein paar Firmen ihr Licht ausschalten, hat das null Effekt. Wenn man die Sache ernsthaft angeht, ist es eine Riesenaufgabe.″

Dabei scheint aufseiten der Osnabrücker Lichtglocken-Verursacher durchaus Kooperationsbereitschaft vorhanden. Für Maßnahmen zum Umweltschutz sei man immer offen, versichert Stephan Soldanski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück, der wiederum das nachts hell und bunt erleuchtete Gewerkschaftshaus am Hauptbahnhof gehört. Besuch von der Stadtverwaltung habe es deswegen noch nicht gegeben. Aber wenn es so weit ist, freuen wir uns auf das Gespräch.″

Seit Januar 2018 bekomme das Gebäude Ökostrom von den Stadtwerken, erklärt Soldanski. Die Beleuchtung sei umgestellt worden auf warmweißes LED-Licht. Die Lichtanlage war ein Objekt der Expo 2000 in Hannover. Wir haben sie mit dem Gebäude von der Firma Sunburst gekauft.″ Man hätte sie abschalten können, aber die Lichtkunst mache das Gebäude ja erst zu dem, was es sei. Ich finde, es ist mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt. Wir sind stolz auf das DGB-Haus.″

Warum brauchen wir die Nacht? Die Antwort der Osnabrücker Biologieprofessorin Susanne Menzel lesen Sie bei uns im Internet auf noz.de/ campus

Bildtext:
Lichtglocke über Osnabrück: An manchen Stellen in der Stadt sei es nachts um ein Vielfaches heller, als es der Umwelt guttue, sagt Planetariumsleiter und Astronom Andreas Hänel. Im Vergleich zum Jahr 2013, als diese Aufnahme entstand, habe die Lichtverschmutzung sogar noch zugenommen.
Foto:
Andreas Hänel

Kommentar
Endlich wieder die Milchstraße sehen

Was für ein Unfug, den Nachthimmel zu erhellen! Jeder, der eine Beleuchtung installiert, müsste doch eigentlich ein Interesse daran haben, das Licht ausschließlich dorthin zu lenken, wo es gebraucht wird. Aber weil wir es können, illuminieren wir Hausfassaden und menschenleere Straßen, lassen Industrieanlagen ganze Nächte hindurch taghell erscheinen und strahlen sogar die Wolken an.

Mit dem sinnlosen Lichtspektakel geht nicht nur der Blick auf die Sterne verloren, Ressourcen werden vergeudet und Schäden für Mensch und Natur angerichtet. Satellitenbilder zeigen, dass Lichtverschmutzung ein weltweites Problem ist. Aber nur lokal lässt es sich in den Griff bekommen.

Es gibt technische Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben. Etwa Straßenleuchten mit Bewegungssensoren und LED-Systeme, die nach unten strahlen und nicht in den Himmel. Aber in den meisten Fällen ist Abschalten die beste Lösung. Und bei jeder Neuinstallation ist die Frage zu beantworten, wie Abstrahlung wirksam verhindert werden kann. Wenn Selbstverantwortung nicht hilft, muss eben die Bauordnung vor Licht im Übermaß schützen. Es sollte doch wieder möglich sein, von Osnabrück aus die Milchstraße zu sehen!
Autor:
Markus Strothmann, Rainer Lahmann- Lammert


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