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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kritik an Plänen für neues Busnetz
 
Osnabrücker Busnetz 2019: Stadtteile fühlen sich abgehängt
Zwischenüberschrift:
Protest in Atter und Hörne gegen geplante Linienstreichungen / Bürger fürchten massive Nachteile
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Die Pläne für das Busnetz der Stadt im kommenden Jahr werden nicht überall wohlwollend aufgenommen. In Atter und Hörne regt sich Widerstand, die Bürger dort fühlen sich abgehängt.

Die Entwürfe für das neue Busnetz sehen vor, sämtliche Direktverbindungen aus diesen Bereichen in die Innenstadt zu kappen. Nur vom Landwehrviertel aus soll die City künftig umstiegsfrei erreichbar sein. Nicht gelten lassen die Bürger Argumente der Stadtwerke, wonach die Linie 92 (Hörne–Lüstringen-Ost) zu schwach ausgelastet sei, um sie beibehalten zu können, ohne das gesamte ÖPNV-Budget von 36 Millionen Euro zu sprengen.

Osnabrück Bürger entlegener Stadtteile blicken mit Sorge auf die Pläne für das Osnabrücker Busnetz 2019. Sie befürchten, vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt zu werden. In Atter und Hörne regt sich Widerstand.

Der im Westen gelegene Stadtteil Atter mit seinen 4300 Einwohnern wird gegenwärtig hauptsächlich von der Linie 21 (Kreishaus/ Zoo Atterfeld) erschlossen. In die zugehörige Strothesiedlung sowie zum Attersee fahren, vom Nettebad kommend, die Linien 32 und 33. Alle drei Linien kreuzen den Neumarkt.

Entwürfe für das Busnetz 2019 sehen vor, sämtliche Direktverbindungen aus diesen Bereichen in die Innenstadt zu kappen. Nur vom Landwehrviertel aus soll die City künftig umstiegsfrei erreichbar sein und zwar mit dem neuen Metrobus M2. Für die Linie 21 wäre hingegen schon in Eversburg-Büren Endstation. Und der Rest von Atter müsste sich nach Vorstellungen der Stadtwerke mit einer neu geschaffenen Westtangente zwischen Strothesiedlung und Ikea (Stadtbus-Linie 131) begnügen.

Unzumutbar″, findet der Atteraner Erich Reyl. Wie viele andere Bürger seines Stadtteils befürchte er massive Nachteile, sollte das Vorhaben so umgesetzt werden. Dadurch wird Atter abgehängt und zwar ohne ersichtlichen Grund.″

Für Kinder und Jugendliche würde der Schulweg von und nach Eversburg beschwerlicher, erklärt Reyl. Auch Freizeitziele seien schlechter erreichbar. Ältere Menschen kämen nicht mehr so leicht zu ihren Ärzten im Zentrum. Und wer mangels Einkaufsmöglichkeiten in Atter auch nur zum Eversburger Platz will, wo Supermärkte seien und Filialen von Volksbank und Sparkasse, müsste immer umsteigen. Reyls Vorschlag: die Linie 21 auch in Zukunft bis nach Atterfeld zu führen. Was spricht dagegen?

Mit vergleichbaren Argumenten wehren sich auch Einwohner von Hörne gegen das Busnetz 2019 in seiner Rohversion. Das zwischen Hellern und Sutthausen gelegene Nest habe bereits 2007 seine Direktverbindung in die City verloren, klagt Marion Hoppe. Seitdem werde die Linie 92 (Hörne–Lüstringen-Ost) umständlich durch den Stadtteil Wüste geführt. Und nun soll bei uns überhaupt kein Bus mehr fahren? Bis zur nächsten Haltestelle wären es dann zwei Kilometer Fußweg. Wir fühlen uns von den Stadtwerken veräppelt!

Auch Kirsten Grzesik ist erschrocken über die irrsinnige Planung″. Sie und ihr Mann hätten sich vergangenes Jahr extra in Hörne ein Haus gekauft unter anderem in der Absicht, wegen der bestehenden Busanbindung zeitnah das eigene Auto abzuschaffen. Jetzt aber sähen sie sich beinahe dazu gezwungen, auf Dauer einen Pkw zu benutzen. Das ist ein großer Rückschritt. Wir brauchen den Bus!

Nicht gelten lassen die Bürger Argumente der Stadtwerke, wonach die Linie 92 zu schwach ausgelastet sei, um sie beibehalten zu können, ohne das gesamte ÖPNV-Budget von 36 Millionen Euro zu sprengen. Fahrgastdaten-Erhebungen, auf die sich der Verkehrsbetrieb bei seiner Planung stütze, würden teilweise aus einer Zeit stammen, in der das Busfahren wegen langer Brückenbauarbeiten entlang der Strecke besonders unattraktiv gewesen sei. Hinzu komme der ständige Umweg über Wüste. Hoppe formuliert es so: Wo das Angebot schlecht ist, fehlt natürlich auch die Nachfrage.″

Kommentar
Geben und Nehmen

Ein paar Tage erst ist der Entwurf für das Osnabrücker Busnetz 2019 in der Welt, schon hagelt es Kritik von Bürgern. Und zwar berechtigt. Denn der kommunale Verkehrsbetrieb plant Angebotsveränderungen, die besonders für Bewohner am Stadtrand schmerzvoll wären: in Atter und Hörne etwa, wo sich bereits Widerstand gegen beabsichtigte Linienkürzungen und - streichungen formiert. Aber auch in Widukindland und Gretesch, außerdem auf der Berningshöhe. Überall dort sollen schließlich auch Anbindungen und Haltestellen wegfallen, die nach Ansicht der Planer zu wenig genutzt werden, um ihren Erhalt zu rechtfertigen erst recht mit Blick aufs begrenzte Budget, das den Stadtwerken für ihre Aufgabe zur Verfügung steht.

An diesen Beispielen entzündet sich die Gretchenfrage: Wie viel ist Osnabrück der öffentliche Nahverkehr eigentlich wert? Wer mehr Menschen zum Umstieg von Auto auf Bus bewegen will, muss ihnen ein besseres Angebot machen und sich das auch etwas kosten lassen. Andernfalls bleibt die Neuordnung des Busnetzes ein Geben und Nehmen, das die Kluft zwischen Zentrum und Peripherie nur vergrößert.
Autor:
Sebastian Stricker


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