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1.
Erscheinungsdatum:
16.06.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Abschied von einem der letzten Traditionshäuser
Zwischenüberschrift:
Textilgeschäft Kurtz in der Großen Straße schließt nach 180 Jahren
Artikel:
Originaltext:
Eines
der
letzten
inhabergeführten
Einzelhandelsgeschäfte
in
bester
Lage
sieht
für
sich
keine
positive
Zukunft
mehr.
Das
Fachgeschäft
für
Wäsche
und
Bademoden
Kurtz
in
der
Großen
Straße
50/
51
schließt
zum
Jahresende.
Der
Räumungsverkauf
hat
begonnen.
Osnabrück
Kurtz
bietet
nach
eigenen
Angaben
Ware
„
im
mittleren
bis
gehobenen
Preisniveau″
an.
Doch
Seniorchef
Jörg
Kurtz
beobachtet
schon
seit
einigen
Jahren
den
Trend,
dass
die
hochwertig
kaufenden
Kunden
weniger
werden:
„
Die
Stammkunden
sind
mit
uns
älter
geworden,
und
es
kommen
keine
Jüngeren
nach″,
stellt
er
fest,
„
die
junge
Generation
kennt
zum
Teil
überhaupt
keine
Fachgeschäfte
mehr,
sie
bevorzugt
die
Billig-
Ketten.″
Jörg
Kurtz
und
seine
Frau
Helga
sind
zusammen
über
100
Jahre
im
Textileinzelhandel
tätig.
Sie
freuen
sich
darauf,
demnächst
nicht
mehr
sechs
Tage
in
der
Woche
an
Deck
stehen
zu
müssen.
Und
Tochter
Nina,
die
seit
2010
das
Geschäft
leitet,
strebt
eine
berufliche
Neuorientierung
an.
Einen
Nachfolger
für
die
Fortführung
des
Geschäfts
in
ähnlichem
Zuschnitt
zu
finden
erscheint
aussichtslos:
„
Wir
sind
bislang
nur
deshalb
betriebswirtschaftlich
klargekommen,
weil
wir
drei
Familienmitglieder
unsere
Arbeitszeit
nicht
so
genau
abgerechnet
haben″,
gesteht
Kurtz
mit
einem
Augenzwinkern.
„
Geschäfte
wie
Tepe
oder
Damenmoden
Holthaus
sprachen
einen
ähnlichen
Kundenkreis
an
wie
wir″,
konstatiert
der
Seniorchef,
„
wir
haben
in
gewisser
Weise
voneinander
profitiert.
Aber
sie
sind
nicht
mehr,
auch
sie
mussten
die
Zeichen
der
Zeit
erkennen.″
Dabei
hatte
auch
Kurtz
schon
vor
Jahren
die
Zeichen
erkannt
und
sein
Sortiment
auf
Bademoden,
Nachtwäsche
und
Dessous
verschlankt.
Die
Flächen
im
Erdgeschoss,
für
Laufkundschaft
besonders
attraktiv,
vermietete
man
an
Filialisten
und
beschränkte
sich
auf
die
Obergeschosse.
Die
Neuvermietung
der
insgesamt
300
Quadratmeter
in
den
drei
Obergeschossen
sieht
Kurtz
als
unproblematisch
an.
Der
über
zwei
Etagen
reichende
Glaserker
mache
die
Flächen
für
Einzelhandel
jeglicher
Couleur
attraktiv.
Aber
auch
eine
Vermietung
an
Mediziner
oder
Rechtsanwälte
sei
denkbar.
Im
September
wird
das
Handelshaus
Kurtz
180
Jahre
alt.
Der
Urururgroßvater
von
Nina
Kurtz,
Karl-
Martin
Kurtz,
gründete
es
1838
im
westpreußischen
Bromberg
(Bydgoszcz)
.
Er
hatte
Färber
und
Blaudrucker
gelernt
und
verkaufte
die
von
ihm
veredelten
Stoffe
nicht
nur
im
Laden,
sondern
auch
auf
Märkten
und
Messen.
Spätere
Generationen
erweiterten
das
Sortiment
um
Schürzen,
Wollstrümpfe,
Strickwolle,
Pferdedecken
und
Bettfedern.
Christian
Otto
Kurtz
aus
der
dritten
Generation
baute
eine
Bettfedern-
Reinigungsfabrik
an.
Die
Aussteuerabteilung
besaß
einen
guten
Ruf
in
der
ganzen
Provinz
Posen.
Für
die
Aussteuer
fuhr
man
zu
Kurtz
–
das
war
ein
ungeschriebenes
Gesetz.
Sogar
Damen
aus
Berlin
kamen
und
kauften
elegante
Tisch-
und
Bettwäsche.
Nach
dem
Krieg
wurde
Bromberg
polnisch
und
das
Geschäftsklima
für
einen
deutschen
Unternehmer
immer
ungünstiger.
C.
O.
Kurtz
verkaufte
1920
das
Anwesen
und
zog
nach
einem
Zwischenspiel
in
Sondershausen/
Thüringen
1930
nach
Osnabrück.
Hier
bot
sich
die
Gelegenheit,
das
eingeführte
Textilgeschäft
Max
Blank
zu
übernehmen.
Nach
dem
Zusammenbruch
1945
trat
Sohn
Walter
(1918–1999)
in
die
C.
O.
Kurtz
OHG
ein.
Er
hatte
ein
juristisches
Vollstudium
absolviert
und
stand
nun
angesichts
des
Trümmerhaufens,
den
das
einst
stolze
Geschäftshaus
an
der
Großen
Straße
darstellte,
vor
der
Frage:
Jurist
bleiben
oder
Einzelhandelskaufmann
werden?
Der
Familiensinn
obsiegte,
er
begann
1949
zusammen
mit
den
Eltern
mit
dem
Wiederaufbau.
Schon
bald
erreichte
das
Textilfachgeschäft
C.
O.
Kurtz
unter
seiner
Leitung
wieder
das
Vorkriegs-
Ansehen.
Auch
ehrenamtlich
war
Walter
Kurtz
sehr
engagiert:
Er
bekleidete
leitende
Positionen
im
Einzelhandelsverband,
in
der
IHK
und
im
Verkehrsverein
VVO.
Mit
dem
bunt
bemalten
VVO-
Bulli
fuhr
er
in
die
Niederlande,
um
die
Nachbarn
in
die
Hasestadt
zu
locken.
Dabei
musste
er
diplomatisches
Geschick
walten
lassen,
denn
das
deutsch-
holländische
Verhältnis
war
noch
vom
Krieg
belastet.
Der
Erfolg
gab
ihm
recht.
Ohne
derartige
Pioniertaten
würde
der
Osnabrücker
Weihnachtsmarkt
heute
wohl
kaum
solche
Besucherströme
aus
den
Niederlanden
erleben.
1978
stieg
mit
Jörg
Kurtz
die
fünfte
Generation
ins
Unternehmen
ein.
Zunächst
noch
mit
Vater
Walter,
dann
mit
Ehefrau
Helga
an
seiner
Seite,
leitete
er
die
Verschlankung
des
Sortiments
ein.
Kleiderstoffe
und
Kurzwaren
wie
Knöpfe
und
Nähgarn
liefen
nicht
mehr,
nachdem
die
Nachkriegswelle
selbst
genähter
Bekleidung
abgeebbt
war
und
Konfektion
immer
preiswerter
wurde.
Bald
war
auch
die
große
Zeit
der
Gardinen
vorbei.
Kurtz
konzentrierte
sich
fortan
auf
Wäsche.
1992
fand
eine
abermalige
Sortimentsverlagerung
statt.
Badeanzüge,
Nachtwäsche,
Hausmäntel,
Hausanzüge
und
Miederwaren
traten
in
den
Vordergrund.
So
ist
die
Geschichte
des
Textilhauses
Kurtz
die
Geschichte
einer
beständigen
Anpassung
an
sich
wandelnde
Kundenwünsche.
Und
auch
der
jetzt
folgende
letzte
Schritt
ist
richtig,
meint
Jörg
Kurtz:
Gegen
Trends
könne
man
nicht
ankämpfen,
und
das
Rad
der
Geschichte
lasse
sich
nicht
zurückdrehen.
Bildtexte:
Weit
über
die
Stadtgrenzen
hinaus
bekannt
und
hoch
angesehen:
Das
Textilfachgeschäft
Christian
Otto
Kurtz
in
der
Großen
Straße
auf
einem
Foto
aus
dem
Jahr
1963.
Der
größte
Teil
des
Erdgeschosses
wird
schon
lange
an
Filialisten
vermietet.
Nun
verlässt
Kurtz
auch
die
oberen
Etagen.
Walter
Kurtz
(1918–1999)
Fotos:
Firmenarchiv,
Gert
Westdörp
Autor:
Joachim Dierks