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1.
Erscheinungsdatum:
17.05.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Bier als Spiegel unseres Seelenfriedens
Zwischenüberschrift:
Wie Fritz Wolf den deutschen Hang zum „kühlen Blonden″ in Szene setzte
Artikel:
Originaltext:
„
Prost!
″,
sagt
derzeit
das
Museum
Industriekultur
in
seiner
Sonderausstellung
über
die
Osnabrücker
Kneipen-
und
Biergeschichte,
während
der
langjährige
Bierbrunnen
der
Osnabrücker
Aktienbrauerei
auf
dem
Markt
mit
seinem
leckeren
Maibock
als
Keimzelle
der
Maiwoche
gilt.
Für
den
Karikaturisten
Fritz
Wolf
war
indes
ein
kühles
Blondes
das
wohl
deutscheste
aller
Getränke.
Osnabrück.
Seinem
Volk
rief
Fritz
Wolf
als
frisch
gekürter
Grünkohlkönig
ein
fröhliches
„
Munter
bleiben!
″
entgegen
–
und
illustrierte
diesen
Wunsch
mit
drei
Herren
am
Stammtisch
seiner
Lieblingskneipe
„
Olle
Use″.
In
gepflegtem
Rhythmus
ordern
sie
ihre
Herrengedecke
–
bestehend
aus
je
einem
Bier
und
einem
Korn.
In
Wolfs
Zeichnungen
ist
der
Gerstensaft
mehr
als
nur
ein
Getränk:
Er
wird
zum
Gradmesser
für
die
Gefühlslage
der
Nation
und
ihrer
Akteure.
So
überrascht
Willy
Brandt
seinen
Gastgeber
Leonid
Breschnew
1971
mit
einer
Kiste
Berliner
Weiße,
als
dieser
samt
zwei
Gläsern
und
einer
Flasche
Krimsekt
am
Strand
auf
ihn
wartet:
ein
Verweis
auf
die
Berlin-
Frage.
Im
Gegenzug
reckt
Michail
Gorbatschow
einen
Krug
„
Deutschen
Biers″
in
die
Höhe,
als
das
US-
Magazin
„
Time″
ihn
1989
nicht
nur
angesichts
des
Mauerfalls
zum
„
Mann
des
Jahres″
ausruft.
Dem
Groko-
Wirtschaftsminister
Karl
Schiller
gerät
1971
eine
gefüllte
Biertulpe
zur
Fata
Morgana,
während
er
gemeinsam
mit
dem
deutschen
Michel
in
der
Wüste
nach
stabilen
Preisen
sucht.
Und
bei
Fritz
Wolf
kommt
auch
einem
frommen
Christenmenschen
schon
mal
ein
kühles
Bier
in
den
Sinn,
wenn
er
im
Gottesdienst
das
Gebetbuch
zur
Hand
nimmt.
Die
trinkfestesten
und
rustikalsten
Biertrinker
machte
der
Karikaturist
indes
in
Bayern
aus,
mit
dem
in
vielen
Ämtern
tätigen
Politpolarisierer
Franz-
Josef
Strauß
an
der
Spitze.
Ob
als
König
der
Bajuwaren
mit
Bier
und
Radi
in
der
Hand,
ob
als
unionsspaltender
Krawallbruder
im
Clinch
mit
Helmut
Kohl
oder
als
Parteitags-
Starkbierfässer
anstechender
Chefbrauer
–
gemessen
an
der
CSU-
Ikone,
wirken
ihre
Nachfolger
Theo
Waigel
und
Edmund
Stoiber
bei
Wolf
allenfalls
wie
Westentaschen-
Biertrinker.
Auf
dem
Höhepunkt
kontroverser
Diskussionen
vermittelt
der
künftige
CDU-
Generalsekretär
Laurenz
Meyer
2000
per
Zeigestock
und
Wandkarte
die
Elemente
„
deutscher
Leitkultur″:
Neben
Eisbein
sind
das
Goethe,
Boris
Becker,
Mercedes,
Heino
–
und
natürlich
„
Korn
&
Bier″.
Letzteres
erscheint
dem
Karikaturisten
als
so
deutsch,
dass
er
im
selben
Jahr
einen
glatzköpfigen
Neonazi
das
Bier
aus
einem
mit
Hakenkreuz
verzierten
Krug
trinken
lässt.
Bei
Fußball-
Welt-
und
-
Europameisterschaften
spiegelt
die
Zahl
der
Bierflaschen
neben
dem
Fernsehsessel
die
Gemütsverfassung
des
deutschen
Michels
–
und
bisweilen
lautet
die:
„
Flasche
leer!
″
Zeichnerische
Sorge
bereitete
dem
Karikaturisten
neben
dem
Reinheitsgebot
die
Konkurrenz
ausländischer
Biere,
wenn
ein
Richter
dem
Michel
mit
EU-
Verordnungen
in
der
Hand
erklärt:
„
Du
bist
ja
nicht
gezwungen,
dieses
Zeug
zu
trinken!
″
Als
der
Bundestag
die
Promillegrenze
1973
von
1,
5
auf
0,
8
und
1992
gar
auf
0,
5
herabgesetzt,
rät
Wolf
den
Autofahrern
im
Blick
auf
das
rechte
Verhältnis
zwischen
Körpergewicht
und
Blutalkoholgehalt:
„
Erst
wiegen,
dann
trinken!
″
Wer
Wolf′sche
„
Bierbilder″
betrachtet,
entdeckt
auch
Wermutstropfen
im
Gerstensaft:
Neben
den
Deutschen
sind
die
Iren
ebenfalls
vernarrt
in
ihre
speziellen
Malzgetränke
–
und
das
unabhängig
von
jeglicher
Konfession.
Selbst
eher
Weinfreund,
setzte
der
Karikaturist
1998
in
einer
von
acht
Kalkriese-
Zeichnungen
für
die
Hotel-
Remarque-
Managerin
Ira
Klusmann
das
eklatante
römisch-
germanische
Kulturgefälle
in
Szene:
Während
der
wahrhaft
kultivierte
Römer
sein
Rotwein-
Glas
zu
den
sanften
Tönen
einer
Laute
erhebt
und
die
alte
bildungsbürgerliche
Studentenhymne
„
Gaudeamus
igitur″
intoniert,
trinken
die
in
Felle
gekleideten
Germanen
ihren
Met
aus
Kuhhörnern
und
grölen
dazu
profane
Gassenhauer
wie
„
Trink,
trink
Brüderlein
trink
…″
oder
„
Heute
blau,
morgen
blau
und
übermorgen
wieder…″
Auswüchse
der
Maiwoche
gehen
also
–
frei
nach
Fritz
Wolf
–
auf
traditionsreiche
historische
Vorbilder
zurück.
Zur
Person:
Hermann
Queckenstedt
ist
Sprecher
des
Fritz-
Wolf-
Kuratoriums
und
Direktor
des
Diözesanmuseums
Osnabrück.
Bildtext:
Franz
Josef
I.,
neuer
König
von
Bayern
100
Jahre
Fritz
Wolf
–
Ausstellungen
im
Jubiläumsjahr
Die
„
Neue
Osnabrücker
Zeitung″
widmet
ihrem
langjährigen
Hauskarikaturisten
Fritz
Wolf
anlässlich
seines
100.
Geburtstags
eine
Karikaturen-
Serie.
Im
Diözesanmuseum
sind
noch
bis
zum
15.
Juli
in
der
Sonderausstellung
„
Er
war
ein
Osnabrücker!
″
Karikaturen
des
Altmeisters
zu
regionalen
Themen
zu
sehen
(darunter
auch
die
interkulturelle
Begegnung
zwischen
Römern
und
Germanen)
.
Das
Museum
Industriekultur
präsentiert
derzeit
24
Zeichnungen
Wolfs
in
der
Sonderausstellung
„
Prost!
″.
Weitere
Fritz-
Wolf-
Ausstellungen
sind
im
Stadtmuseum
Quakenbrück,
im
Kunstverein
Melle,
im
Ludwig-
Windthorst-
Haus
in
Holthausen-
Biene
bei
Lingen
sowie
im
Museum
am
Schölerberg
zu
sehen.
Infos
erteilt
Sebastian
Scholtysek,
Telefon
01
76/
31
11
06
63,
oder
per
E-
Mail
an
post@
Fritz-
Wolf.de.
Autor:
Hermann Queckenstedt