User Online: 3 |
Timeout: 02:06Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
14.05.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Mehr Wohnungen, weniger Wäldchen
Zwischenüberschrift:
Ein typischer Konflikt ums Bauen: Im Widukindland wehren sich Anwohner gegen die Pläne der Stadt
Artikel:
Originaltext:
Dass
die
Stadt
möglichst
viel
Wohnraum
schaffen
will,
kommt
nicht
überall
gut
an.
Zum
Beispiel
im
Widukindland.
Dort
wollen
Anwohner
nicht
hinnehmen,
dass
ein
kleines
Wäldchen
zwei
Einfamilienhäusern
weicht.
Misstrauisch
wird
jede
Äußerung
aufgenommen,
die
von
einer
städtischen
Stelle
kommt.
Osnabrück.
Ein
hübscher
kleiner
Laubwald
ist
auf
dem
knapp
1700
Quadratmeter
großen
Grundstück
an
der
Erdbrinkstraße
herangewachsen,
mehrere
Eichen
gelten
als
erhaltenswert.
Früher
sollte
der
grüne
Flecken
mal
ein
Kinderspielplatz
werden.
Aber
2009
hat
die
Stadt
von
diesem
Vorhaben
Abstand
genommen.
Nur
100
Meter
sind
es
bis
zum
nächsten
Spielplatz,
ebenfalls
in
einem
Wäldchen,
das
allerdings
eine
Nummer
größer
ist.
Aus
dem
kleinen
Grundstück
will
die
Stadt
nun
Bauland
machen,
einen
Käufer
hat
sie
schon.
Doch
darüber
sind
die
Leute
im
Widukindland
sauer.
Schon
2012
hatte
der
Fachbereich
Immobilien
versucht,
das
nicht
mehr
benötigte
Spielplatzgelände
auf
den
Markt
zu
bringen
–
und
die
Anwohner
damit
beunruhigt.
Sie
wollten
ihr
Wäldchen
unbedingt
behalten.
Doch
dann
war
niemand
bereit,
250
000
Euro
für
ein
großes
Grundstück
hinzublättern,
auf
dem
der
Bebauungsplan
nur
ein
Doppelhaus
zulässt.
Die
Baufläche
ist
eingeschränkt,
weil
zu
den
schutzwürdigen
Eichen
ein
Mindestabstand
eingehalten
werden
muss.
Dass
die
Stadt
ihre
Verkaufsabsichten
fürs
Erste
aufgab,
wurde
im
Widukindland
schon
als
Erfolg
gefeiert.
Aber
die
Zeiten
haben
sich
geändert,
die
Nachfrage
ist
explodiert,
die
Preise
sind
gestiegen.
Dass
die
Stadt
jetzt
Ernst
macht,
stößt
bei
Kerstin
Arens
sauer
auf.
„
Wir
fühlen
uns
betrogen″,
sagt
die
55-
jährige
Rechtsanwaltsfachangestellte,
die
seit
knapp
vier
Jahren
in
der
Nähe
wohnt.
Hier
werde
ein
Stück
Natur
geopfert,
„
wo
ich
die
Vögel
beobachten
kann
und
die
Eichhörnchen″.
Auf
das
Vogelgezwitscher
verweist
auch
Andreas
Biermann,
der
regelmäßig
seinen
Hund
über
das
Gelände
führt
und
in
den
Abendstunden
gelegentlich
Fledermäuse
durch
die
Luft
huschen
sieht.
Der
48-
jährige
Berufskraftfahrer
findet,
dass
mit
dem
Bau
der
Belmer
Umgehungsstraße
in
nur
250
Meter
Entfernung
schon
genug
Grün
verschwunden
ist.
Deshalb
hätten
die
Leute
aus
der
Siedlung
einen
Anspruch
darauf,
dass
ihr
Wäldchen
erhalten
bleibe.
Und
wenn
die
Stadt
Wohnraum
schaffen
wolle,
dann
solle
sie
doch
besser
weiter
draußen
Bauland
ausweisen,
zum
Beispiel
am
Fürstenauer
Weg.
Alle
haben
zwei
Autos
Biermann
befürchtet
aber
auch,
dass
es
bald
keine
Parkplätze
mehr
im
Viertel
gibt,
wenn
jetzt
noch
weitere
Häuser
an
der
Erdbrinkstraße
dazukommen.
„
Die
Nachbarn
haben
alle
mindestens
zwei
Autos″,
da
werde
es
langsam
eng.
Total
frustrierend
finde
er
aber,
dass
dem
Bauprojekt
so
viele
schöne
Bäume
weichen
müssten.
Sieben
Stieleichen
sind
im
Bebauungsplan
zur
Tabuzone
erklärt
worden.
Eigentlich
viel
zu
wenig,
lautet
das
Urteil
der
Anlieger.
Da
habe
die
Stadt
wohl
die
Verwertungsinteressen
über
den
Naturschutz
gestellt.
Dass
ihr
grünes
Fleckchen
zwei
neuen
Häusern
geopfert
werden
soll,
empfinden
die
Nachbarn
als
Farce.
Am
Ende
werde
das
Wäldchen
zerstört,
um
Wohnraum
für
vielleicht
sechs
Menschen
zu
schaffen,
rechnet
Kerstin
Arens
vor.
So
könne
die
Stadt
doch
nicht
die
Wohnungsnot
bekämpfen.
Misstrauisch
reagieren
die
Anwohner
auf
jedes
Argument,
das
von
der
Stadt
kommt.
Einige
von
ihnen
waren
kürzlich
im
Stadtentwicklungsausschuss.
Als
der
BOB-
Vorsitzende
Steffen
Grüner
das
Thema
ansprach,
habe
Stadtbaurat
Frank
Otte
behauptet,
das
Grundstück
werde
gar
nicht
verkauft.
Eine
glatte
Lüge
sei
das
gewesen,
empören
sie
sich.
Otte
weist
das
zurück.
Eine
Verwechslung
sei
das
gewesen,
er
habe
eine
andere
Fläche
gemeint.
Ersatz
für
die
Bäume
Für
Franz
Schürings,
den
Leiter
des
Fachbereichs
Städtebau,
ist
der
Konflikt
im
Widukindland
nur
einer
von
vielen
in
Osnabrück.
Bei
jeder
Planung
gebe
es
Betroffene,
und
deren
Wünsche
seien
verständlich.
Aber
für
die
Stadt
gehe
es
um
mehr.
Zum
Beispiel
um
das
strategische
Ziel,
möglichst
viel
und
auf
möglichst
vielfältige
Weise
Wohnraum
zu
schaffen.
Und
da
zähle
jedes
einzelne
Objekt.
Eine
Baufläche
wie
die
an
der
Erdbrinkstraße
biete
den
großen
Vorteil,
dass
die
vorhandene
Infrastruktur
genutzt
werden
könne,
also
Straßen,
Kanäle
und
Versorgungsleitungen,
Geschäfte,
Schulen
oder
Kindergärten.
Vieles
spreche
dafür,
vorhandene
Siedlungen
nachzuverdichten,
wie
es
im
Widukindland
geplant
ist.
Das
sei
aus
vielen
Gründen
besser
als
Freiräume
am
Stadtrand
in
Anspruch
zu
nehmen.
Im
Zuge
des
Planverfahrens
hat
die
Stadt,
wie
es
das
Baugesetzbuch
vorschreibt,
eine
artenschutzrechtliche
Untersuchung
in
Auftrag
gegeben.
Dabei
wird
auch
auf
die
Vögel
und
Fledermäuse
Bezug
genommen,
die
das
Wäldchen
aufsuchen.
Der
Eingriff
in
den
Gehölzbestand
sei
vertretbar,
wenn
er
außerhalb
der
Brutzeit
geschehe,
heißt
es
in
dem
Gutachten.
Natürlich
müsse
er
ausgeglichen
werden,
sagt
Schürings,
etwa
durch
Baumpflanzungen
an
anderer
Stelle.
Bleiben
noch
die
Autos,
die
schon
jetzt
die
Straßen
verstopfen.
Nach
den
Vorgaben
der
Stadt
muss
pro
Einfamilienhausgrundstück
ein
Stellplatz
bereitgestellt
werden.
„
Das
reicht
manchmal
nicht
aus″,
weiß
auch
der
Stadtplaner.
Aber
seine
Worte
klingen
nicht
so,
als
wolle
die
Stadt
fürs
Widukindland
andere
Regeln
erlassen.
Bildtext:
Sie
wollen
ihr
Wäldchen
behalten:
Anwohner
dieser
Grünfläche
an
der
Erdbrinkstraße
im
Widukindland
wehren
sich
gegen
die
Bebauung.
Foto:
Swaantje
Hehmann
Kommentar
Ohne
Scheuklappen
Wenn
überall
neuer
Wohnraum
aus
dem
Boden
gestampft
wird,
verändert
sich
die
Stadt
mehr,
als
es
vielen
Menschen
lieb
ist.
Von
ihnen
wird
erwartet,
dass
sie
etwas
aufgeben,
das
ihnen
vertraut
geworden
ist.
Sollten
sie
besser
schweigen,
weil
der
Beschluss
auf
demokratische
Weise
zustande
gekommen
ist?
Nein!
Im
Rat
gab
es
keine
Gegenstimme,
als
die
Entscheidung
für
die
Wohnraumoffensive
fiel.
Doch
gerade
diese
Einmütigkeit
erzeugt
bei
Betroffenen
Unmut
und
Frust.
Manche
glauben
sogar,
dass
sie
dunklen
Machenschaften
zum
Opfer
fallen.
Solche
Unterstellungen
schaden
der
Demokratie.
Deshalb
darf
von
Interessenvertretern
erwartet
werden,
dass
sie
sich
ohne
Scheuklappen
mit
den
Fakten
auseinandersetzen.
Wie
in
jedem
Konflikt
wäre
es
hilfreich,
wenn
beide
Seiten
einmal
ihre
Perspektive
wechseln
würden.
Zweifellos
ist
die
Stadt
gefordert,
bürgernah
zu
informieren.
Sie
muss
ihre
Entscheidungen
so
transparent
wie
möglich
machen.
Und
sie
im
Zweifel
noch
einmal
auf
den
Prüfstand
stellen.
Denn
auch
eine
Mehrheit
kann
sich
irren.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert