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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Klavierstunde und Schalmeienklang
Zwischenüberschrift:
Wie Fritz Wolf die Politprominenz dieser Welt auf die Konzertbühne bat
Artikel:
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Originaltext:
Ohne große Dissonanzen verlief der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei US-Präsident Donald Trump. Der Osnabrücker Karikaturist Fritz Wolf bemühte gern die Welt der Musik, um nicht nur das transatlantische Miteinander aufs Korn zu nehmen.

Osnabrück. Lässig stehen der präsidiale Ex-Schauspieler Ronald Reagan und das Pfälzer Urgestein Helmut Kohl in Cowboyhut und Westernstiefeln mit ihren Banjos auf der Bühne, um 1982 als Countrysänger gut gelaunt sowie in völliger Übereinstimmung″ die Weltlage zu besingen. Ähnliches galt schon in den Siebzigern für das Duo Jimmy Carter und Helmut Schmidt, das Fritz Wolf in ähnlichem Konsens und mit einem breiten Grinsen gemeinsam auf nur einer Geige musizieren ließ.

Der Karikaturist liebte die Musik, vor allem Klassik und Jazz, und spielte privat leidenschaftlich gern Gitarre: ein Instrument, das ihn vor allem auf seinen Selbstbildnissen begleitet. Wolfs Musikbegeisterung spiegelt sich nicht zuletzt in seinen politischen Karikaturen. Mal erteilt der passionierte Pianist Schmidt dem Polterer Reagan diplomatische Harmonielehre am Klavier, mal mimt der staatsmännisch auftretende spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker als Regierender Berliner Bürgermeister den Dirigenten.

Ob Stalin, Chruschtschow, Breschnew oder Gorbatschow: Das Instrument der sowjetischen Chefkommunisten ist die Balalaika, deren wehmütiger Klang verschiedenste Befindlichkeiten bedient.

Wolfs Bilder aus der Provinz″ im Stern″ nehmen indes die bisweilen mitleiderregenden Auftritte ambitionierter Hausmusiker aufs Korn, spießen den Markt der Eitelkeiten unter den Zuhörern klassischer Konzerte auf oder lassen alte Herren rockigen Klängen lauschen.

Den befreundeten Osnabrücker Musikprofessor Ingolf Henning setzte Fritz Wolf um 1976 ins Bild, als jener einen Modellversuch des Bundesfamilienministeriums für gruppenweisen Klavierunterricht mitverantwortete: Vor den aus Bilderrahmen kritisch dreinblickenden Komponisten Bach, Mozart und Beethoven greift Henning im Frontalunterricht in die Tasten, während ihn seine Schüler an Mini-Flügeln begleiten.

1987 griff Wolf eine echte Begegnung zwischen Rockmusik und Politik auf: Mit dem Aufschrei Wir dürfen uns schließlich nicht von Udo Lindenberg die Show stehlen lassen! versuchen sich Franz Josef Strauß, Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher als Schalmeien-Trio, während der Panikrocker mit Honeckers Lieblingsinstrument in der Hand auf den Flieger nach Ostberlin zustrebt. Hier wird der Zeichner zum Propheten, denn erst nach der Wiedervereinigung wurde klar, welchen Einfluss Musik beim Fall der Mauer hatte. Frei nach Fritz Wolfs zeichnerischem Bekenntnis aus demselben Jahr: Rockmusik kennt keine Grenzen″.

Zur Person: Hermann Queckenstedt ist Sprecher des Fritz-Wolf-Kuratoriums und Direktor des Diözesanmuseums Osnabrück.

Bildtext:
Wir dürfen uns schließlich nicht von Udo Lindenberg die Show stehlen lassen!

Fritz Wolf

Unsere Zeitung widmet ihrem langjährigen Hauskarikaturisten anlässlich seines 100. Geburtstags am 7. Mai eine Karikaturen-Serie. Im Diözesanmuseum läuft noch bis zum 15. Juli die Ausstellung Er war ein Osnabrücker!″. Im Stadtmuseum Quakenbrück eröffnet an diesem Sonntag um 11.30 Uhr die Ausstellung Fritz Wolf und die Musik″. Darüber hinaus laufen derzeit Fritz Wolf und die Umwelt″ im Museum am Schölerberg, Fritz Wolf und die Musik″ im Kunstverein Melle, Engelgarten 31, sowie Fritz Wolf und die Kirche″ im Ludwig-Windthorst-Haus in Holthausen-Biene bei Lingen.
Autor:
Hermann Queckenstedt


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