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1.
Erscheinungsdatum:
19.04.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Öko oder konventionell?
Zwischenüberschrift:
Ein Gipfeltreffen der Ferkel-Erzeuger: „Wir bedienen unterschiedliche Märkte″
Artikel:
Originaltext:
Sollte
man
nur
noch
Biofleisch
kaufen,
weil
es
den
Tieren
besser
ging?
Oder
ist
auch
herkömmlich
erzeugtes
Fleisch
in
Ordnung?
Zwei
Schweine-
Erzeuger
–
ein
konventioneller,
ein
Ökolandwirt
–
besuchen
sich
gegenseitig
auf
ihren
Höfen,
um
zu
diskutieren.
Senden/
Damme.
Was
ist
besser:
biologische
oder
konventionelle
Landwirtschaft?
Eine
große
Frage,
die
sich
nicht
nur
Millionen
Verbraucher,
sondern
natürlich
auch
die
Bauern
stellen.
Und
schon
die
Landwirte
geben
unterschiedliche
Antworten
–
sowohl
mit
Blick
aufs
Tierwohl
als
auch
auf
die
wirtschaftlichen
Perspektiven.
Für
diese
Geschichte
treffen
sich
zwei
Schweinehalter
aus
dem
Münsterland,
einer
der
wichtigsten
Regionen
der
Schweine-
Erzeugung
in
Deutschland.
Der
eine:
Dirk
Schulz,
43
Jahre
alt,
verheiratet,
4
Kinder.
Er
hält
Sauen
und
mästet
die
Ferkel
bis
zu
einem
Gewicht
von
30
Kilogramm,
dann
verkauft
er
die
Tiere
an
einen
festen
Abnehmerkreis
von
fünf
Mästern.
Seinen
Beruf
hat
er
von
Kindesbeinen
an
erlernt.
„
Ich
bin
quasi
mit
im
Stall,
seitdem
ich
laufen
kann″,
erzählt
der
Landwirt.
Der
andere:
Jan
Spliethofe,
33
Jahre
alt,
verheiratet,
drei
Kinder.
Bis
vor
zwei
Jahren
hatte
auch
er
einen
konventionellen
Betrieb,
auf
dem
er
Sauen
hielt
und
Ferkel
erzeugte.
Dann
stellte
er
auf
Bio
um.
„
Wir
haben,
nachdem
wir
den
Betrieb
von
meinen
Eltern
übertragen
bekommen
haben,
nach
einer
Lösung
gesucht,
wie
wir
ihn
nachhaltig
und
zukunftssicher
aufstellen
können″,
erklärt
der
junge
Nachwuchsbauer.
Zwei
Höfe,
zwei
Welten
Beide
sind
von
ihrer
jeweiligen
Art,
Landwirtschaft
zu
betreiben,
überzeugt,
wollen
aber
den
anderen
nicht
kritisieren.
„
Wir
bedienen
unterschiedliche
Märkte″,
sagt
Schulz
diplomatisch.
Wer
seine
Ställe
besichtigt,
erlebt
einen
klassisch-
konventionell
geführten
Hof.
500
Sauen
hält
er.
Die
Mütter
und
Ferkel
sind
im
Stall,
an
die
frische
Luft
kommen
sie
nicht.
Statt
auf
Stroh
laufen
die
Tiere
auf
Betonspaltenböden,
was
aus
Sicht
konventioneller
Landwirte
Vorteile
hat:
Kot
und
Urin
fällt
nach
unten
durch;
die
Bereiche,
in
denen
die
Tiere
untergebracht
sind,
können
so
einfacher
sauber
gehalten
werden.
Das
zahlt
sich
aus
Sicht
der
Besitzer
dann
in
gesünderen
Tieren
aus.
Wer
sich
mit
Sauenhaltern
unterhält,
muss
mit
einigen
Fachbegriffen
umgehen.
„
Deckzentrum″
beispielsweise
bezeichnet
den
Bereich,
wo
die
Sau
vom
Eber
besamt
–
also
gedeckt
–
wird.
Bislang
setzen
viele
Nutztierhalter
noch
auf
die
umstrittenen
Kastenstände
–
einen
engen,
kastenförmigen
Mini-
Stall.
Dieser
Kasten
soll
die
„
rauschigen″
Sauen
–
also
diejenigen,
die
sich
in
der
Brunft
befinden
–
fixieren,
damit
sie
besamt
werden
können.
Bis
zu
vier
Wochen
dürfen
sie
derzeit
so
gehalten
werden
–
noch.
Denn
nach
einem
höchstrichterlichen
Urteil
sollen
die
Bestimmungen
zur
Sauenhaltung
geändert
werden.
„
Das
Deckzentrum
haben
wir
so
gefahren,
dass
wir
die
Sauen
nur
bei
der
Besamung
festhalten.
Wir
haben
also
gar
nicht
die
vier
Wochen
ausgenutzt,
die
offiziell
noch
gestattet
sind″,
sagt
Schulz.
Im
Alter
von
etwa
vier
Wochen
kommen
die
Ferkel
von
der
Mutter
weg
und
werden
in
ihren
eigenen
Stall
gebracht.
Das
nennt
man
Absetzen.
Wenn
die
Mütter
hormonell
so
weit
sind,
dass
sie
gedeckt
werden
können
–
der
Landwirt
nennt
es
„
Belegen″
–,
kommen
sie
wieder
in
den
Kastenstand.
Vom
Absetzen
der
Sauen
bis
zur
nächsten
Geburt
dauert
es
120
Tage.
In
dieser
Zeit
sind
sie
bei
Schulz
fünf
Tage
zum
Besamen
und
ab
dem
fünften
Tag
vor
der
Geburt
fixiert.
„
Ansonsten
laufen
sie
110
Tage
frei
in
Gruppen.″
Es
sei
also
nicht
so,
dass
nur
auf
Biohöfen
Sauen
frei
laufen.
Er
halte
die
Tiere
so,
dass
sie
wenig
Stress
entwickeln.
Rund
15
Kilometer
entfernt
sieht
auf
dem
Hof
von
Spliethofe
die
Welt
für
die
Schweine
ganz
anders
aus.
Im
Unterschied
zu
Schulz
mästet
er
sie
auch,
bis
sie
zum
Schlachter
kommen.
Das
Fleisch
vermarktet
er
über
Bioland
und
im
Eigenvertrieb.
Ein
Hofladen
ist
gerade
im
Aufbau.
Wer
auf
den
Familienbetrieb
fährt,
kann
die
Tiere
schon
sehen:
Spliethofe
hat
seine
alten
Ställe
so
umgebaut,
dass
die
Tiere
Auslauf
haben
und
an
die
frische
Luft
kommen.
Die
Schweine
haben
mehr
Platz
–
etwa
doppelt
so
viel
wie
gesetzlich
vorgeschrieben,
und
schnüffeln
im
Stroh.
Die
Möglichkeit,
nach
draußen
zu
gehen,
nutzten
sie
häufig.
„
Wir
haben
ganz
klar
den
Eindruck,
dass
es
unseren
Tieren
besser
geht
als
vorher″,
sagt
Biobauer
Spliethofe:
der
Außenauslauf,
das
Mehr
an
Platz
mit
den
größeren
Bewegungsmöglichkeiten.
Sowohl
in
der
Mast
als
auch
in
der
Ferkelaufzucht
setze
er
außerdem
kaum
Antibiotika
ein.
Um
den
Hof
umzustellen,
habe
er
gründlich
umlernen
müssen.
„
Dadurch,
dass
wir
die
Tiere
nicht
mehr
fixieren,
muss
man
sich
anders
um
sie
kümmern,
auch
anders
mit
ihnen
umgehen.″
Bio
bedeute
eben
mehr
Arbeit.
Um
die
Ställe
sauber
zu
halten,
muss
er
sie
täglich
ausmisten.
Spaltenböden
gibt
es
nicht
mehr.
Aber
ihm
mache
die
Arbeit
Spaß.
„
Ich
hatte
es
einfach
satt,
ein
tierisches
Stückgut
zu
produzieren,
das
irgendwo
geschlachtet
und
irgendwo
gegessen
oder
weggeschmissen
wird.
Das
war
ein
echt
blödes
Gefühl″,
erklärt
Spliethofe.
Weil
er
nun
weniger
Schweine
halte
als
zuvor,
habe
er
einen
anderen
Bezug
zu
den
Tieren.
Auch
ihre
Wertschätzung
in
der
Handelskette
sei
größer.
Schulz
verweist
darauf,
dass
es
auch
seinen
Tieren
gut
gehe.
Auch
er
habe
im
Vergleich
mit
anderen
Betrieben
einen
hohen
Gesundheitsstatus
und
geringen
Medikamenteneinsatz.
„
Beim
Antibiotika-
Verbrauch
liegen
wir
nur
bei
einem
Drittel
oder
Viertel
des
unteren
Durchschnitts.
Das
ist
durch
gutes
Tiermanagement
alles
möglich.″
Für
ihn
sind
diese
Dinge
Messlatten
für
die
Qualität
seiner
Arbeit
und
seiner
Produkte.
Er
biete
oft
Betriebsbesichtigungen
an.
Die
Menschen,
die
er
treffe,
lehnten
konventionelle
Landwirtschaft
nicht
so
ab,
wie
es
teils
in
den
Medien
erscheine.
„
Wenn
ich
ihnen
erkläre,
warum
ich
bestimmte
Dinge
so
und
nicht
anders
mache,
dann
verstehen
sie
es
auch.″
Wer
wissen
will,
ob
Bio
nun
tatsächlich
besser
für
die
Tiere
ist
als
die
konventionelle
Haltung,
bekommt
unterschiedliche
Antworten.
„
Wir
würden
immer
Bio
empfehlen″,
sagt
Lea
Schmitz
vom
Deutschen
Tierschutzbund.
Die
Interessengemeinschaft
der
Schweinehalter
Deutschlands
(ISN)
im
niedersächsischen
Damme
hält
dagegen,
man
könne
das
nicht
schwarz-
weiß
sehen.
In
der
Hygiene
etwa
sei
konventionelle
Haltung
besser,
beim
Platz
und
bei
den
Beschäftigungsmöglichkeiten
jedoch
die
Ökohaltung,
erklärt
ISN-
Experte
Karl-
Heinz
Tölle.
„
Man
kann
nicht
sagen,
dass
es
Schweinen
in
der
Biohaltung
grundsätzlich
besser
geht
als
in
der
konventionellen″,
sagt
auch
Elisabeth
große
Beilage,
Professorin
an
der
Tierärztlichen
Hochschule
Hannover
und
Fachtierärztin
für
Schweine.
Bio-
wie
auch
konventionelle
Bauern
könnten
Fehler
machen.
Entscheidend
sei,
wie
ein
Betrieb
geführt
werde.
An
der
Biohaltung
kritisiert
sie
den
begrenzten
Einsatz
von
Antibiotika
–
wegen
der
Gefahr,
dass
Tiere
im
Krankheitsfall
nicht
ausreichend
behandelt
werden.
Auch
die
Volleinstreu
sei
nicht
immer
gut:
Es
müsse
auch
eine
Abkühlmöglichkeit
für
die
Tiere
geben.
Es
gebe
ihrem
Eindruck
zufolge
auch
öfter
hygienische
Probleme
auf
den
Biohöfen.
Dennoch
sieht
die
Forscherin
die
Biohaltung
im
Vorteil,
weil
sie
artgerechter
sei
als
im
konventionellen
Stall.
„
Bio-
und
konventionelle
Halter
können
sich
voneinander
etwas
abschauen.
Aus
beiden
zusammen
kann
man
eine
ganz
gute
Schweinehaltung
machen.″
Und
wer
kauft
das
Schweinefleisch?
Bio-
Produkte
sind
im
Laden
nach
Angaben
der
Agrarmarkt-
Informationsgesellschaft
(AMI)
in
Bonn
zwei
bis
zweieinhalb
Mal
so
teuer
wie
konventionelles
Fleisch.
Die
Zielgruppen
für
konventionelle
und
für
Biohaltung
seien
unterschiedlich,
glaubt
Schulz.
Bio
wende
sich
wohl
eher
an
eine
Käuferschicht,
die
mehr
Geld
fürs
Essen
ausgeben
könne.
Da
widerspricht
Spliethofe.
Er
bediene
primär
die
Bevölkerungsgruppe,
für
die
das
Wohl
der
Tiere
einen
sehr
hohen
Stellenwert
hat.
„
Bei
der
Direktvermarktung
kaufen
alle
Schichten
ein.
Der
entscheidende
Unterschied
ist,
dass
nicht
mehr
so
viel
Fleisch
pro
Kopf
gegessen
wird
und
vor
allem
nichts
mehr
weggeschmissen
wird,
was
bei
den
Billigprodukten
ganz
normal
ist.″
Steigende
Nachfrage
Der
Anteil
von
Bio-
Schweinefleisch
an
den
Verkäufen
ist
gering
und
liegt
derzeit
noch
bei
unter
einem
Prozent.
Aber
er
wächst.
Die
großen
Einzelhandelsketten
bieten
Bio
an:
Rewe,
Edeka,
Aldi
und
Lidl.
Die
Wachstumsraten
seien
gut,
berichtet
AMI-
Expertin
Diana
Schaack.
Für
ein
Schwein
bekamen
Biobauern
im
Schnitt
im
vergangenen
Jahr
zwischen
3,
70
und
3,
80
Euro
pro
Kilogramm
Schlachtgewicht.
Beim
konventionell
erzeugten
Schwein
lag
der
Schlachtpreis
bei
etwa
1,
40
Euro.
„
Der
Bauer
hat
aber
auch
deutlich
höhere
Kosten″,
sagt
Schaack.
„
Solche
Bauern
brauchen
wir,
die
auch
dieses
Risiko
eingehen″,
meint
Gerald
Wehde,
Sprecher
des
Bioland-
Verbandes,
zur
Strategie
von
Spliethofe.
Denn
die
Investitionen
seien
groß.
Sein
Verband
berate
umstiegswillige
Landwirte.
Wichtig
sei,
dass
ein
Marktpartner
aus
dem
Einzelhandel
bereit
stehe,
mit
dem
der
Landwirt
einen
langfristigen
Vertrag
schließe.
„
Das
ist
schon
wichtig,
darauf
achten
wir
auch.
Einen
Betrieb
so
aufs
Blaue
umzustellen,
ist
nicht
zu
empfehlen.″
Bioland
etwa
arbeite
mit
den
Edeka-
Regionalgesellschaften
zusammen.
Das
Interesse
steige
also.
Aber
ein
Massenmarkt
werde
Bio
wohl
nicht,
schätzt
Spliethofe:
„
Die
Biobauern,
die
ich
kennengelernt
habe,
sind
nicht
diejenigen,
die
die
Massen
an
Tieren
halten
wollen.″
Bildtext:
Sauwohl
sollen
sich
die
Schweine
auf
Biohöfen
fühlen.
Doch
ein
besseres
Leben
für
die
Tiere
verursacht
auch
höhere
Kosten,
für
die
der
Verbraucher
deutlich
tiefer
in
die
Tasche
greifen
muss.
Fleisch
von
Bioschweinen
ist
mehr
als
doppelt
so
teuer
wie
das
von
konventionell
gehaltenen
Tieren
–
unter
anderem,
weil
die
Haltung
deutlich
mehr
Arbeit
macht.
Bio-
Landwirt
Jan
Spliethofe
(oben)
etwa
muss
jeden
Tag
die
Ställe
ausmisten.
Bei
Dirk
Schulz
(links)
,
konventioneller
Sauenhalter,
stehen
die
Tiere
auf
Spaltenböden.
Das
macht
weniger
Arbeit
und
ist
Experten
zufolge
auch
hygienischer.
Fotos:
Friso
Gentsch/
dpa
Autor:
Elmar Stephan