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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Scheitert Projekt am Berliner Platz?
 
Berliner Platz: Bauprojekt steht auf der Kippe
Zwischenüberschrift:
Investoren sind auf die Stadt nicht gut zu sprechen – Streit über vorgegebenen Zeitrahmen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Schon das erste Projekt zur Umgestaltung des Berliner Platzes steht auf der Kippe. Geplant sind zwei Bauvorhaben auf zwei benachbarten Grundstücken. Doch die beiden Investoren sind nicht gut auf die Stadt zu sprechen.

Der Berliner Platz soll schöner werden aber schon das erste Projekt, für das sich Investoren gefunden haben, steht auf der Kippe. Wenn es nicht bald eine Einigung gibt, wird der traurige Anblick des grünen Hochhauses und des verwilderten Tankstellengeländes weiterhin das Bild der Wittekindstraße prägen.

Osnabrück. Geplant sind zwei Bauvorhaben auf zwei benachbarten Grundstücken, aber die Stadt fordert, dass sie aus einem Guss erscheinen sollen. Deshalb haben die beiden Eigentümer eine gemeinsame GmbH gegründet und den Architekten Joachim Kummer beauftragt, dem Komplex ein Gesicht zu geben. Auf der Grundlage dieses gemeinsamen Entwurfs will die Stadt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen.

Dabei wird akzeptiert, dass die Pläne des Architekten eine Zweiteilung erkennen lassen hier der überarbeitete siebenstöckige Wohnturm, nebenan der etwas flachere, lang gestreckte Neubau, der sich bis in die Karlstraße zieht. Der Berliner Platz, der demnächst nach Altkanzler Helmut Kohl benannt werden soll, würde mit dem neuen Wohnkomplex eine deutliche Aufwertung erfahren. Doch beide Investoren sind nicht gut auf die Stadt zu sprechen.

Gemeinsame Sache

Hören Sie auf!″, ruft Uwe Lehmkuhl, wenn es um sein Bauprojekt geht. Er klagt über die dicken Papierstapel, die von den Verhandlungen mit dem Fachbereich Städtebau zeugen. Ständig gebe es unliebsame Überraschungen, weil wieder jemand in die Planung reinreden wolle, wie der Immobilienkaufmann aus Ibbenbüren argwöhnt. Lehmkuhl gibt sich zwar genervt, ist aber entschlossen, auf der Tankstellenbrache einen Wohnkomplex zu errichten. Vier Vollgeschosse, dazu ein Staffelgeschoss, 21 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen.

Bauen darf er aber nur, wenn er mit seinem Nachbarn Ulrich Grewe aus Münster gemeinsame Sache macht. Dem gehört das in die Jahre gekommene Wohnhaus Berliner Platz 1, in dessen Erdgeschoss lange Zeit Matratzen verkauft wurden. Grewe will das Haus sanieren und erweitern, die Pläne sind fertig, die Details mit der Stadt geklärt. Aber der Münsteraner ist die Auseinandersetzungen leid und droht, das Handtuch zu werfen.

Am liebsten hätte Grewe seinen Nachkriegsbau schon 2012 saniert und neue Fenster eingebaut, aber dem Fachbereich Städtebau ging das zu schnell. Die Planer wollten keine kosmetischen Verbesserungen, sondern eine grundlegende Neugestaltung für den Berliner Platz. Deshalb gab die Stadt 2014 ein städtebauliches Gutachten in Auftrag, um Leitlinien für die weitere Entwicklung des Quartiers festzulegen.

Am Ende lagen unterschiedliche Ideen von drei Architektenteams auf dem Tisch, aber in einem Punkt waren sich alle einig: Das grüne Monster sollte aus dem Stadtbild verschwinden, um den Blick auf die wertvolleren″ Exponate der Baukultur freizugeben. Gemeint waren das Hochhaus der Sparkasse und das Medienhaus NOZ.

Eigentümer Grewe lässt sich seine Nachkriegsimmobilie aber nicht von den Ästheten der reinen Lehre madig reden. Die Bausubstanz sei in Ordnung, sagt er, im Innern habe die Sanierung schon begonnen. Ein Abbruch oder Teilabbruch komme nicht infrage. Da war auch für die Stadt nichts zu machen. Man setzte sich zusammen und verständigte sich, dass die sieben Geschosse bleiben dürfen, der Wohnturm aber ein zeitgemäßes Outfit und eine seitliche Erweiterung bekommen soll.

Zwischen dem grünen Nachkriegsbau und dem Berufsschulgebäude am Breiten Gang ist eine Lücke, die der Münsteraner mit einem Wohngebäude schließen darf. Das muss sich dann mit seinen vier Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss in die Umgebung einfügen.

Mit Verfallsdatum

Grewe betont, dass inzwischen fast alle Fragen geklärt und alle Details geplant seien. Es fuchst ihn aber, dass die Stadt ihn verpflichten will, das ganze Bauvorhaben in einem engen Zeitrahmen durchzuziehen. Jahrelang habe er gewartet, und jetzt solle er auf Kommando loslegen. Die Fristen seien nicht verhandelbar, bekundet der Eigentümer. Wenn die Stadt sich nicht bewege, so lautet seine Drohung, dann ist der Berliner Platz tot!

Stadtbaurat Frank Otte will sich in den nächsten Tagen mit Grewe und Lehmkuhl an einen Tisch setzen, um die Missverständnisse auszuräumen, die sich nach seiner Ansicht aufgeschaukelt haben.

Grundsätzlich sei es aber unverzichtbar, dass in einem städtebaulichen Vertrag die Bauzeiten festgelegt würden. Ziel sei es ja, ein Projekt zu realisieren und es nicht auf die lange Bank zu schieben. Deshalb sei es üblich, das Baurecht mit einem Verfallsdatum zu versehen.

Gerade am Berliner Platz, wo zwei Investoren in den Startlöchern stehen, seien klare Festlegungen unerlässlich. Wir wollen ja nicht, dass der eine baut und der andere Teil Brache bleibt″, vermerkt der Stadtbaurat. Über die Zeitfenster könne man ja verhandeln. Otte ist zuversichtlich, dass es zu einer baldigen Einigung kommt.

Bildtexte:
Das grüne Monster soll ein neues Outfit bekommen: Am Berliner Platz planen zwei Investoren ein gemeinsames Wohnprojekt unter Einbeziehung des alten Wohnturms.
Kaum wiederzuerkennen: Das Hochhaus soll als Teil eines neuen Wohnprojekts ein gefälliges Äußeres bekommen. Die Simulation entspricht nicht dem neuesten Planungsstand.
Links das Hochhaus im neuen Gewand, rechts der Neubau: So soll der geplante Wohnkomplex entlang der Wittekindstraße aussehen. Auch diese Zeichnung entspricht nicht dem neuesten Stand der Planung.
Foto:
Michael Gründel
Zeichnungen:
Architekturbüro Planquadrat

Kommentar
Wer bremst denn da?

Macht es die Stadt den Investoren wirklich so schwer? Es ist einfach, auf die Behörden zu schimpfen, die sich angeblich aufs Bremsen und Reglementieren verstehen. Wer die Arbeit des Fachbereichs Städtebau in Osnabrück verfolgt, erlebt keine Bremser, sondern Planer, die etwas voranbringen wollen.

Die Bestimmungen, die kritisiert werden, sind nur zu einem kleinen Teil auf dem Mist der Stadt gewachsen. Die Bauordnung ist Landesangelegenheit, und wenn es um Schallschutz oder Immissionen geht, erlässt der Bund die Vorschriften. Dazu kommen Gerichtsurteile, die manches aus den Verordnungen wieder aufweichen oder sogar ins Gegenteil verkehren. All das muss im Verfahren berücksichtigt werden.

Was die Stadt zu verantworten hat, ist der städtebauliche Wettbewerb, den sie für den Berliner Platz ausgeschrieben hat. Um auf seiner Grundlage weiter zu planen, wurde ein Bauprojekt zurückgestellt. Das hat den Eigentümer geärgert. Aber von dem Ergebnis profitiert ganz Osnabrück. Und der Bauherr übrigens auch.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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