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1.
Erscheinungsdatum:
03.04.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kindersoldaten an die Flak
Zwischenüberschrift:
Vor 75 Jahren: Osnabrücker Oberschüler als Luftwaffenhelfer
Artikel:
Originaltext:
Kaum
eine
Woche
vergeht,
in
der
nicht
von
Kindersoldaten
in
den
Kriegs-
und
Krisengebieten
dieser
Welt
berichtet
wird.
Vor
75
Jahren
gab
es
die
auch
in
Deutschland.
16
Jahre
alt
war
Günter
Wiewinner,
als
er
zur
Flak
musste.
Einige
seiner
Kameraden
waren
erst
15.
Osnabrück.
„
Jedes
Mal,
wenn
ich
von
Kindersoldaten
höre,
muss
ich
daran
denken,
dass
es
uns
nicht
anders
erging,
damals,
1943″,
erzählt
der
heute
91-
jährige
pensionierte
Berufsschullehrer.
Den
an
seinen
Vater
als
Erziehungsberechtigten
gerichteten
Einberufungsbescheid
hat
er
noch,
unterschrieben
vom
Osnabrücker
Oberbürgermeister.
Unter
der
Überschrift
„
Heranziehung
von
Schülern
zum
Kriegshilfseinsatz
der
deutschen
Jugend
in
der
Luftwaffe″
wird
darin
die
männliche
Jugend
der
mittleren
und
höheren
Schulen
aufgerufen,
„
in
einer
ihren
Kräften
entsprechenden
Weise
bei
der
Luftverteidigung
des
Vaterlandes
mitzuwirken″.
Zwei
Klassen
der
Ratsoberschule
für
Jungen,
wie
das
Ratsgymnasium
damals
hieß,
mussten
geschlossen
zu
der
Batterie
von
Flugabwehrkanonen
(Flak)
einrücken,
die
am
Waldrand
des
Heger
Holzes
etwa
zwischen
dem
Schütterhaus
und
dem
Gasthaus
Kampmeyer
lag.
Da
es
noch
keine
Unterkunftsbaracken
bei
der
Flakstellung
gab,
hatte
die
Luftwaffe
den
Saal
des
Gasthauses
Kampmeyer
beschlagnahmt
und
mit
dreistöckigen
Betten
ausstaffiert.
Bonbons
und
Alkohol
Die
50
Rats-
Schüler
waren
ihren
Elternhäusern
entzogen
und
standen
rund
um
die
Uhr
unter
dem
Kommando
ihrer
Ausbilder.
„
Heimschläfer″
gab
es
nicht,
ganz
bewusst
sollten
die
Heranwachsenden
schon
mal
an
die
Entbehrungen
eines
Frontsoldaten
fern
der
Heimat
herangeführt
werden.
Vom
Status
her
waren
die
Luftwaffenhelfer
keine
Soldaten,
sondern
Mitglieder
der
Hitlerjugend
(HJ)
und
weiterhin
Schüler.
Zur
Ausgehuniform
gehörte
die
HJ-
Armbinde.
„
Das
fanden
wir
gar
nicht
so
toll,
wir
fühlten
uns
ja
schon
als
richtige
Soldaten″,
beschreibt
Wiewinner
die
damalige
Gefühlslage.
In
Wahrheit
wären
sie
natürlich
noch
halbe
Kinder
gewesen.
„
Wenn
einer
Bonbons
verteilte,
waren
wir
noch
keine
Erwachsenen,
wenn
es
Alkohol
gab,
waren
wir
keine
Kinder
mehr″,
so
beschrieb
es
später
beim
Klassentreffen
mal
einer.
Dass
sie
noch
Schüler
waren,
merkten
sie
daran,
dass
morgens
um
acht
meistens
ein
Lehrer
in
die
Batterie
kam
und
die
normalen
Schulfächer
unterrichtete.
„
Studienrat
Walter
Vesper,
genannt
,
Männe′,
kam
immer
auf
seinem
125er
DKW-
Motorrad
angeknattert.
Wenn
er
nicht
aufpasste,
haben
wir
schnell
mal
eine
Runde
darauf
gedreht″,
erinnert
sich
Wiewinner.
Oft
genug
mussten
Vesper
oder
seine
Kollegen
aber
auch
gleich
wieder
abdrehen,
denn
wenn
nachts
Alarm
gewesen
war,
durften
die
Jungens
ausschlafen.
Der
Dienst
begann
für
sie
dann
erst
später
am
Tag.
Auf
dem
Programm
standen
Exerzieren,
also
eine
richtiggehende
militärische
Grundausbildung,
und
die
Unterweisung
entweder
am
Geschütz
oder
am
Kommandogerät.
Mal
kurz
ins
Moskau-
Bad
Die
reichsweiten
Einberufungen
von
Luftwaffen-
und
Marinehelfern
erstmals
im
Februar
1943
waren
in
der
Parteileitung
nicht
unumstritten.
Einige
äußerten
die
Befürchtung,
dass
der
Eindruck
entstehen
könnte,
dass
das
Heer
schon
so
ausgeblutet
sei,
dass
man
nun
bereits
Kinder
heranziehen
müsse.
Aber
das
Heer
war
in
der
Tat
ausgeblutet.
Und
so
gab
die
Erwartung
den
Ausschlag,
dass
je
zehn
jugendliche
Helfer
sieben
fronttaugliche
Soldaten
würden
ersetzen
können.
Wiewinners
erstes
Kommando
am
Heger
Holz
war
bald
beendet,
weil
die
Batterie
für
den
Erdkampf
an
die
Ostfront
verlegt
wurde.
Geschlossen
zogen
er
und
seine
Kameraden
weiter
zur
Stellung
Wellmann
in
der
Nähe
des
Schinkeler
Friedhofs.
Und
auch
diese
Batterie
ereilte
das
gleiche
Schicksal,
schon
nach
wenigen
Wochen
stand
die
Verladung
auf
Güterwaggons
an.
Danach
diente
Wiewinner
noch
in
den
Stellungen
Kalkhügel
und
Sonnenhügel.
„
Vom
Kalkhügel
aus
sind
wir
in
der
Freizeit
oft
zum
Freibad
Moskau
runtergelaufen,
über
die
Gleise,
durch
ein
Loch
im
Zaun,
und
schon
waren
wir
drin″,
kramt
Wiewinner
in
den
Erinnerungen,
„
und
wenn
dann
ein
Voralarm
kam,
dann
drehte
einer,
der
oben
geblieben
war,
an
der
Handsirene,
und
wir
mussten
ganz
schnell
wieder
zurück.″
Backsteine
gegen
Ratten
Wiewinner
hatte
es
nicht
direkt
mit
der
„
Acht-
Acht″
zu
tun,
dem
Flakgeschütz
vom
Kaliber
8,
8
Zentimeter,
oder
mit
den
russischen
Beutegeschützen
„
7,
62″.
Sein
Platz
war
in
der
Messstaffel
am
„
Kommandogerät
40″.
Das
war
ein
Entfernungsmesser,
gekoppelt
mit
einem
Koordinatenrechner,
der
Kurs,
Höhe
und
Geschwindigkeit
des
Flugzeugs
ermittelte
und
daraus
den
Vorhaltewert
für
die
Zieleinrichtung
bestimmte.
„
Wir
von
der
Messstaffel
meinten,
wir
wären
etwas
Besseres
als
die
Malocher
von
der
Geschützstaffel,
die
Granaten
schleppen
mussten.
Daraus
ergaben
sich
oft
Spannungen,
die
in
regelrechten
Prügeleien
endeten″,
so
Wiewinner.
Zu
den
Bedienmannschaften
gehörten
auch
russische
Überläufer
aus
der
Wlassow-
Armee
oder
ausgesuchte
russische
Kriegsgefangene.
Mit
denen
habe
man
sich
prima
verstanden,
berichtet
Wiewinner:
„
Gemeinsam
mit
Adam
und
Iwan
standen
wir
abends,
mit
Backsteinen
bewaffnet,
rings
um
unsere
Baracken
und
versuchten,
die
Ratten
abzutreffen,
wenn
die
unter
den
Holzkonstruktionen
hervorgekrochen
kamen.″
Zwei
Abschüsse
erlebt
Ob
denn
auch
mal
feindliche
Flugzeuge
getroffen
wurden?
„
Im
Sommer
1943
flogen
fast
jeden
Tag
Großverbände
ein
in
Richtung
Hannover
oder
Berlin,
da
haben
wir
kräftig
dazwischengehalten.
Zwei
Abschüsse
unserer
Batterie
habe
ich
live
mitbekommen.
Wenn
ein
Geschütz
90-
mal
gehämmert
hatte,
dann
war
erst
mal
Zwangspause,
weil
das
Rohr
fast
glühte.″
Moralische
Bedenken
wegen
des
Schicksals
der
abgeschossenen
Flugzeugbesatzungen
habe
man
nicht
gehabt,
ganz
im
Gegenteil:
„
Wir
waren
stolz,
unsere
Heimat
gegen
die
feindlichen
Angreifer
verteidigen
zu
können.″
Die
unmittelbare
Heimat
war
allerdings
während
seiner
Einsätze
nie
betroffen.
Einen
Angriff
auf
Osnabrück
hat
Wiewinner
nicht
mitbekommen.
Als
die
großen
Angriffe
auf
die
Hasestadt
1944
und
1945
folgten,
war
er
als
regulärer
Soldat
an
der
Front
in
Ungarn.
Bildtexte:
Gerade
mal
16
Jahre
alt:
Luftwaffenhelfer
Günter
Wiewinner
im
Frühjahr
1943.
Ein
Flakgeschütz
in
der
Batterie
Wellmann
im
Schinkel.
Blick
zurück:
Der
heute
91-
jährige
Pensionär
Günter
Wiewinner
blättert
in
seinem
Fotoalbum.
Fotos:
Privatarchiv
Wiewinner,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks