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1.
Erscheinungsdatum:
31.03.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Auf zum letzten Gefecht
Zwischenüberschrift:
März 1918: Achte Kriegsanleihe, Fäkalien als Dünger, gehörnter Krieger auf Heimaturlaub
Artikel:
Originaltext:
Am
3.
März
1918
unterzeichneten
das
Deutsche
Reich
und
Russland
in
Brest-
Litowsk
einen
Friedensvertrag.
Der
Zweifrontenkrieg
war
damit
beendet,
und
Deutschland
konnte
alle
verfügbaren
Kräfte
zur
Kriegsentscheidung
an
der
Westfront
einsetzen.
Osnabrück.
Die
Osnabrücker
Zeitungen
sind
voll
des
Lobes
für
die
militärischen
Führer
Hindenburg
und
Ludendorff,
die
den
Diplomaten
den
Weg
dorthin
geebnet
hätten.
Gleichzeitig
setzt
die
Propaganda-
Maschinerie
ein,
um
das
Volk
zur
weiteren
Finanzierung
der
Kriegführung
heranzuziehen:
Die
achte
Kriegsanleihe
sollte
mithelfen,
dem
Feind
im
Westen
den
entscheidenden
„
letzten
Hieb″
zu
versetzen.
Niemand
klärte
die
Deutschen
über
die
Risiken
einer
derartigen
Geldanlage
auf.
Gedacht
war
das
ja
so,
dass
nach
dem
errungenen
Sieg
aus
den
erwarteten
Reparationszahlungen
die
Anlagenzeichner
ihr
Geld
mit
Zins
und
Zinseszins
locker
würden
erstattet
bekommen
können.
Dass
es
ganz
anders
kam,
dass
die
am
21.
März
startende
deutsche
Frühjahrsoffensive
scheitern
würde,
dass
Deutschland
militärisch
am
Ende
war
und
dass
die
danach
einsetzende
Hyperinflation
die
Anleihen-
Rückzahlungen
komplett
aufzehren
würde,
wusste
noch
niemand.
Die
Leute
glaubten
der
Propaganda,
dass
nur
mithilfe
ihrer
letzten
Ersparnisse
der
„
letzte
Hieb″
sitzen
würde.
Das
Zeichnungsergebnis
von
15
Milliarden
Reichsmark
sollte
das
höchste
aller
insgesamt
neun
Kriegsanleihen
werden.
Unter
anderem
trugen
dazu
Aufrufe
wie
dieser
bei,
veröffentlicht
in
der
„
Osnabrücker
Volkszeitung″:
„
Die
Entschuldigung
‚
Ich
habe
kein
Geld
zur
Zeichnung′
kann
man
nicht
mehr
gelten
lassen,
seitdem
jedem
durch
den
Abschluss
einer
Kriegsanleihe-
Versicherung
die
Möglichkeit
gegeben
ist,
ohne
besondere
Anzahlung
Kriegsanleihen
zu
erwerben.
Die
„
Freia″-
Bremen-
Hannoversche
Lebensversicherungsbank
zeichnet
auf
Wunsch
für
jeden,
der
sein
Leben
während
der
Zeichnungsfrist
bei
dieser
Gesellschaft
versichert,
Kriegsanleihe
in
Höhe
der
Versicherungssumme.″
Lebensversicherer
waren
offensichtlich
schon
immer
findig,
wenn
es
darum
ging,
ihr
Produkt
mit
staatlichen
Programmen
zu
verknüpfen.
Hier
wurde
nun
auch
den
Menschen,
die
nichts
mehr
auf
der
hohen
Kante
hatten,
was
sie
dem
Staat
hätten
leihen
können,
ein
Weg
aufgezeigt,
ihre
„
vaterländische
Pflicht″
zu
erfüllen.
Der
Magistrat
organisiert
kostenlose
Kurse
für
Anfänger
im
Gartenbau.
Sie
finden
an
sechs
Abenden
von
8.30
bis
10
Uhr
im
Lehrsaal
der
Gewerblichen
Fortbildungsschule
Krahnstraße
55
statt.
Der
Lehrgang
umfasst
folgende
„
Besprechungen″:
Bearbeitung
und
Verbesserung
des
Gartenbodens
am
Beispiel
der
Russengärten
in
der
Wüste,
bei
der
Blumenhalle
und
im
Lienesch,
Beerensträucher
und
Obstbäume
im
Kleingarten,
Anbau
der
Hackfrüchte,
Anbau
der
Hülsenfrüchte,
Einrichtung
des
Kleingartens
und
Kartoffelanbau.
Außerdem
werden
„
kleine
belehrende
Schriften″
unentgeltlich
an
die
Teilnehmer
abgegeben.
Nicht
kostenlos,
aber
für
im
Verhältnis
zum
Nutzen
geringe
1,
45
Mark
ist
ein
neues
Gartenlehrbuch
der
Gärtnereien
Peters
in
Erfurt
erhältlich,
das
überregional
beworben
wird.
Aus
dem
Inhalt:
„
Die
jährliche
Fäkalmenge
eines
Menschen
genügt,
um
auf
einem
Morgen
sieben
Zentner
Roggenkorn
zu
erzeugen.
Mit
Millionen
Zentnern
Brotgetreide
zu
bewertende
Fäkalien
gehen
jährlich
verloren
und
werden
durch
Wasserspülanlagen
in
die
Flussläufe
geführt.
–
Für
400
000
Salatköpfe
sind
nur
500
Gramm
Samen
erforderlich.
–
Im
Nachttopf
spiegelt
sich
der
gesundheitliche
Zustand
eines
Menschen,
in
der
Jauchegrube
der
gesunde
oder
ungesunde
landwirtschaftliche
Zustand
eines
Volkes.
Nicht
der
Krieg
zerstört
ein
Volk,
sondern
nur
der
Zustand
seiner
Felder
ist
es,
der
eine
Nation
letzten
Endes
zugrunde
richtet
oder
mächtig
macht.
Das
dreimal
heilige
Gesetz:
Kompostiert
mehr!
Wie
in
einen
landwirtschaftlichen
Haushalt
zur
Nutzbarmachung
der
Küchenabfälle
ein
paar
Schweine
gehören,
so
ist
zur
Gartenwirtschaft
ein
Komposthaufen
unerlässlich.
–
Wie
sind
steiniger
Boden
und
verqueckte
Rasenränder
in
fruchtbares
Obst-
und
Gemüseland
schnell
zu
verwandeln?
–
Das
Geheimnis
der
großen
Kartoffelerträge.
Eine
fruchtbare
und
eine
unfruchtbare
Sorte
gleichen
einem
fleißigen
und
einem
faulen
Arbeiter.
Ernähren
muss
man
beide
gleich,
aber
der
fleißige
schafft
dabei
dreimal
so
viel
wie
der
faule.″
Der
Vaterländische
Frauenverein
sammelt
Altmaterial.
Er
bittet
die
Hausfrauen,
darauf
zu
achten,
dass
scharfkantige
Zinkabfälle,
unreine
Flaschen,
übel
riechende
Lumpen,
schmale
Lederstreifen
und
schlecht
behandelte
Felle
von
der
Sammlung
ausgeschlossen
sind.
Gerade
bei
abgezogenen
Hasen-
und
Kaninchenfellen
komme
es
auf
die
richtige
Behandlung
an.
Man
wende
das
Fell,
sodass
die
Haare
innen
liegen,
stopfe
es
mit
Stroh
oder
Papier
aus
und
hänge
es
zum
Trocknen
auf.
Zur
Abwechslung
mal
eine
„
bunte
Meldung″
in
der
Zeitung,
zwischen
all
den
ernsten
und
kriegswichtigen:
„
Eine
böse
Überraschung
erlebte
eine
an
der
Wüstenstraße
wohnende
Kriegerfrau,
deren
an
der
Westfront
weilender
Ehemann
Wind
davon
bekommen
hatte,
dass
es
die
‚
Gattin,
die
teure′
in
Sachen
der
ehelichen
Treue
nicht
allzu
genau
nahm.
Urlaub
erbitten
und
zurückreisen
geschah
schneller,
als
es
sich
die
Gattin
zu
Hause
träumen
lassen
konnte,
und
vorgestern
Abend
langte
denn
unser
Kriegsmann
in
einer
Verfassung,
die
einem
auf
die
Engländer
Losstürmenden
nicht
schlecht
gestanden
hätte,
vor
seiner
Wohnung
an.
Es
traf
sich,
dass
drinnen
gerade
wieder
eines
jener
Stelldicheine
vonstattenging,
die
den
Krieger
in
die
Heimat
getrieben
hatten.
Der
Mann
von
der
Front
stand
mit
einem
Male
wie
aus
der
Erde
gezaubert
da
und
fing
ohne
Federlesens
an,
seine
Felddienstfähigkeit
auch
in
heimatlicher
Bude
schlagend
zu
beweisen.
Seinem
‚
Stellvertreter′
wurde
so
übel
mitgespielt,
dass
er
in
ärztliche
Behandlung
genommen
werden
musste.
Unsere
Krieger
verstehen
eben
im
Felde
und,
wenn
es
sein
muss,
auch
zu
Hause
keinen
Spaß.″
Aus
den
Inseraten:
„
Die
glückliche
Geburt
eines
kräftigen
Kriegsjungen
(Heinz)
zeigen
hocherfreut
an:
Heinrich
Dahlmann
und
Frau
Therese.″
(Nebenbei
bemerkt:
„
Kriegsmädchen″
kommen
nicht
zur
Welt)
. – „
Julius
Cantor,
Hasestr.
29,
kauft
jeden
Posten
frisch
geschossener
oder
gefangener
Krähen
(entweidet)
,
frisch
geschossene
Rehböcke,
lebende
Kaninchen
und
geschlachtete
Tauben
zum
Tagespreise
auf.
Kasse
sofort
nach
Empfang
der
Ware.″
– „
Die
Rackhorst′sche
Buchhandlung
sucht
für
schriftliche
Kontorarbeiten
auf
sofort
einen
Herrn
oder
eine
Dame
mit
guter
Handschrift.″
– „
Ein
Laufbursche
wird
für
die
schulfreien
Nachmittagsstunden
gesucht.″
– „
Junges
Mädchen
zum
1.
April
gesucht
zur
Erlernung
der
Küche,
für
ein
kleines
besseres
Restaurant.
Schlicht
um
schlicht.″
– „
Wegen
Erkrankung
meines
jetzigen
suche
ich
auf
sofort
ein
tüchtiges,
braves,
katholisches
Mädchen
auf
ganze
oder
halbe
Tage.
Frau
Clementine
Schmidt,
Bruchstr.
40.″
– „
Ein
Mädchen
oder
ein
einfaches
Fräulein
für
Küche
und′
Haus
gesucht.
Morgenmädchen
vorhanden.
Frau
Robbers,
Wittkoppstr.
1b.″
– „
Durchaus
zuverlässige
Frau
oder
Mädchen
für
kleinen
Haushalt
gesucht.
Lohn
25–30
M.
monatlich
bei
freier
Station.″
Bildtext:
Als
„
letzter
Hieb″
war
die
achte
Kriegsanleihe
gedacht,
um
auch
im
Westen
einen
„
Siegfrieden″
zu
erkämpfen.
Es
kam
allerdings
anders.
Die
Werbepostkarte
entstammt
der
Sammlung
historischer
Bildpostkarten
von
Prof.
Dr.
Sabine
Giesbrecht,
Universität
Osnabrück
(www.bildpostkarten.uos.de)
.
Autor:
Joachim Dierks