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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Warum die grüne Welle nicht immer klappt
Zwischenüberschrift:
Burkhard Albers ist der Mann, der in Osnabrück die Ampeln schaltet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Der Herr der Osnabrücker Ampeln sitzt im Dominikanerkloster. Burkhard Albers ist Leiter der Lichtsignalsteuerung in der Stadtverwaltung, und nicht immer ist sein Beruf als schön″ zu bezeichnen, wie im Interview deutlich wird.

Herr Albers, von Osnabrück wird gerne als Hauptstadt der Blitzer und der Ampeln gesprochen...

Das Gerücht hält sich hartnäckig, ist aber anhand der Zahlen nicht belegbar. Genauso wie die Aussage, Osnabrück sei die Stauhauptstadt. Vor Jahren kam einmal ein Fernsehteam nach Osnabrück und wollte der Sache auf den Grund gehen. Mit dem Ergebnis, dass an der Sache nichts dran ist.

Und wie ist es mit der grünen Welle, die es in Osnabrück so nicht geben soll?

Was genau ist unter einer grünen Welle zu verstehen? Eine Koordinierung gibt es hier sehr wohl und nach der können etwa 85 Prozent der Autos in gleichbleibender Geschwindigkeit vorankommen. Um ohne Probleme durch den Verkehr zu kommen, braucht es aber mehrere Voraussetzungen zum Beispiel durchgehende Fahrstreifen und Abbiegespuren zu den Seitenstraßen. Diese theoretischen Voraussetzungen sind in der Praxis selten vorhanden.

Reden wir zur Abwechslung einmal nicht über Auto- oder Fahrradfahrer, sondern über Fußgänger. Wie werden die Grünphasen von Fußgängerampeln denn berechnet? Die Ampel am Stadthaus über den Wall ist jedenfalls in einer Grünphase kaum zu schaffen...

Kommen Sie einmal mit auf den Flur!

Ich bekomme eine Stoppuhr in die eine Hand gedrückt, in der anderen halte ich ein Messrad, mit dem man über den Boden rollen kann und das gleichzeitig die abgelaufenen Meter misst.

Es gibt in den Richtlinien für Lichtsignalanlagen klare Vorgaben: Ein normaler Fußgänger legt pro Sekunde etwa 1, 2 bis 1, 5 Meter zurück. Bei mobilitätseingeschränkten Personen ist der Berechnungsansatz 1 Meter pro Sekunde.

Die Stoppuhr ist gedrückt, das Rad misst mit. Einen Meter pro Sekunde ja, das ist langsam. Dennoch den Übergang beim Stadthaus schafft man auch bei flottem Tempo kaum.

Die Furt also der Weg über die Straße ist am Rißmüllerplatz tatsächlich sehr lang, aber wir haben hier auch einen vielphasigen Knotenpunkt.

Was genau meinen Sie mit vielphasigem Knotenpunkt?

Ein Standardknotenpunkt hat in der Regel zwei Phasen. Eine für die beiden Hauptrichtungen mit den parallel laufenden Fußgängern und eine für die Nebenrichtung mit den dazugehörigen Fußgängern. Je größer die abbiegenden Ströme dann werden, desto mehr Phasen kommen dazu, zum Beispiel für getrennte Linksabbieger. Gleichzeitig reduziert sich dann aber der Grünzeitanteil für jede zusätzliche Phase je Ampelumlauf.

Wo ist es denn in Osnabrück besonders problematisch?

Zum Beispiel am Hasetor, dort, wo die Hansastraße, die Bramscher Straße und der Hasetorwall zusammenlaufen. An der Kreuzung Hasetorwall/ Stüvestraße wollen noch viele rechts in die Stüvestraße abbiegen. Diese Fahrzeuge stauen dann zum Teil in das Hasetor zurück und blockieren dann diese Kreuzung. Wenn alle Verkehrsteilnehmer auf ihr Recht pochen, geht hier gar nichts mehr. Zu Spitzenzeiten droht das System hier zu kippen.

Und wenn dann noch eine Baustelle dazukommt....

... dann können wir es eigentlich nur noch als unsere Aufgabe sehen, Sicherheit zu schaffen. Das ist übrigens noch so ein Irrtum: Wir haben nicht mehr Baustellen als früher. Aber es sind einfach deutlich mehr Fahrzeuge unterwegs. Eine Kreuzung kann nur ein bestimmtes Verkehrsaufkommen bewältigen.

Wie oft werden Sie eigentlich auf das Thema Ampeln angesprochen?

Bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit. Das Verkehrsgeschehen beschäftigt die Menschen, und dann ist es natürlich reizvoll, bestimmte Dinge anzusprechen, wenn eine der zuständigen Personen greifbar ist. Wir haben in Osnabrück über 200 Ampeln, und mittlerweile kenne ich zu jeder Anlage die Schemata auswendig. Manche Bürger wollen ja auch wirklich nur etwas wissen oder anregen, aber andere werden auch schon mal ungehaltener in ihrer Ausdrucksweise.

Sie bekommen sicher nicht nur nette Bürgeranfragen zum Thema Verkehr und Ampeln... Macht Ihnen Ihre Arbeit eigentlich noch Spaß?

Eigentlich bin ich Bauingenieur. Als ich 1991 bei der Stadt Osnabrück anfing, waren verkehrliche Probleme vorhanden. Mit dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen wuchsen auch die Probleme, die durch Umgestaltung und Verbesserung sowie Erneuerung der technischen Anlagen abgeschwächt werden konnten.

Diese Lösungen stehen jetzt nicht mehr zur Verfügung oder sind ziemlich ausgereizt. Viele Dinge, die mich in den Jahren erreicht haben, konnten für die Mitbürger zum Positiven verändert werden. Das freut mich dann. Leider ist die Resonanz dann geringer, als wenn es an anderer Stelle zu notwendigen Einschränkungen kommt.

Mehr aus Osnabrück und seinen Stadtteilen auf noz.de/ os

Bildtext:
Burkhard Albers möchte nicht fotografiert werden. Er bekommt auch so schon oft genug Post, die nicht immer freundlich gestimmt ist.
Symbolfoto:
dpa
Autor:
Cornelia Achenbach


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