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1.
Erscheinungsdatum:
23.03.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Immer mehr Nutrias in der Stadt
Bitte nicht füttern!
Zwischenüberschrift:
Werden Nutrias in Osnabrück zur Plage? – Population wächst stark
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Population
von
Nutrias
wächst
landesweit
–
ein
Trend,
der
auch
an
Osnabrück
nicht
vorbeigeht.
Die
aus
Südamerika
stammenden
Pelztiere
tauchen
nicht
nur
an
Flüssen
und
Regenrückhaltebecken,
sondern
auch
in
der
Osnabrücker
Innenstadt
auf,
berichtet
Jagdaufseher
Reinhold
Rethschulte,
der
immer
häufiger
zum
Nutria-
Einsatz
gerufen
wird.
Im
Nettetal
werden
die
wilden
Tiere
von
Spaziergängern
gefüttert.
„
Das
ist
nicht
erlaubt″,
betont
Rethschulte.
Je
größer
der
Bestand
wird,
desto
drängender
wird
die
Frage:
Wie
soll
es
weitergehen?
Während
die
Jägerschaften
die
Tiere
intensiver
bejagen
wollen,
sieht
der
Naturschutzbund
darin
keine
Lösung.
Der
Unterhaltungsverband
Hase-
Bever
zahlt
im
aktuellen
Jagdjahr
erstmals
eine
Schwanz-
Prämie
für
jede
erlegte
Nutria.
Nutrias
breiten
sich
auch
in
Osnabrück
rasant
aus.
Die
Tiere
unterhöhlen
Böschungen
von
Hase,
Nette
und
Düte.
Während
manche
Spaziergänger
die
Wildtiere
füttern
und
streicheln,
wollen
Jäger
ihnen
verstärkt
an
den
Kragen.
Osnabrück.
Tatort
Nettetal.
Wer
einen
Spaziergang
durchs
Feuchtbiotop
hinter
dem
Nettebad
macht,
entdeckt
die
aus
Südamerika
stammenden
Nutrias,
die
durchs
Dickicht
klettern,
wie
Biber
durchs
Wasser
gleiten
oder
sich
von
Spaziergängern
klein
geschnittene
Möhren
anreichen
lassen.
Renate
Grünebaum
steht
an
der
Nette
und
ruft:
„
Blondie,
komm!
″
Eine
Biberratte
wackelt
auf
sie
zu.
„
Sie
ist
so
drollig″,
findet
sie
und
streichelt
dem
pelzigen
Tier
mit
gelben
Fangzähnen
über
den
Kopf.
Eine
alltägliche
Szene
an
der
Nette.
Eine,
die
Jägern
wie
Naturschützern
überhaupt
nicht
gefällt.
„
Es
ist
ausdrücklich
verboten,
wilde
Tiere
zu
füttern″,
betont
der
städtische
Jagdaufseher
Reinhold
Rethschulte,
der
sich
um
Wildtiere
in
den
befriedeten
Bezirken
der
Stadt
kümmert
und
im
Nettetal
schon
20
Nutrias
gezählt
hat.
Wer
sie
füttere,
könne
nicht
nur
den
Biberratten
schaden,
sondern
mit
Essensresten
Ratten
anlocken.
An
zwei
Regenrückhaltebecken
im
Stadtgebiet
sei
säckeweise
Futter
ausgekippt
worden,
ergänzt
Ordnungsamtsleiter
Jürgen
Wiethäuper
die
„
falsche
Fürsorge″.
Schilder,
die
das
Entenfüttern
verbieten,
hat
das
Amt
längst
platziert.
Solche
für
Nutrias
gibt
es
nicht.
Auch
der
Nabu-
Vorsitzende
Andreas
Peters
lehnt
das
Füttern
entschieden
ab:
„
Es
handelt
sich
um
Wildtiere,
und
das
sollten
sie
auch
bleiben.″
Nutrias
werden
schnell
zutraulich,
aber
ebenso
schnell
fordernd,
wenn
keine
Möhre
gereicht
wird.
Immer
häufiger
wird
Rethschulte
in
Osnabrück
zum
Nutria-
Einsatz
gerufen.
Eltern
mit
Kleinkind
fühlten
sich
an
einem
Regenrückhaltebecken
in
der
Dodesheide
von
einer
bettelnden
Biberratte
bedroht.
Zwar
seien
die
Nagetiere
in
der
Regel
friedlich,
aber:
„
Ich
habe
schon
erlebt,
wie
eine
verletzte
Nutria
einem
Hund
den
Vorderlauf
abgebissen
hat″,
erzählt
er,
„
samt
Knochen.″
Je
zutraulicher
die
Tiere
werden,
desto
häufiger
trifft
man
Irrläufer:
Eine
kranke
Nutria
habe
sich
an
den
Haarmannsbrunnen
verirrt,
eine
andere
steppte
durch
die
Werkhalle
von
VW.
Nutrias
gelten
in
Deutschland
als
etabliert,
sind
aus
der
heimischen
Fauna
nicht
mehr
wegzudenken,
sagt
der
Nabu.
„
Nutrias
können
zur
Plage
werden″,
warnt
Kreisjägermeister
Jürgen
Lambrecht.
Ob
an
Flüssen
oder
Teichen,
in
Hellern
oder
Sutthausen
–
überall
in
Gewässernähe
tauchen
sie
auf.
Zuletzt
haben
sie
sich
extrem
vermehrt.
Das
belegen
nicht
nur
stichprobenartige
Zählungen
des
Aufsehers,
sondern
auch
die
Jagdberichte:
2016/
17
wurden
in
den
Revieren
der
Stadt
Osnabrück
79
Nutrias
getötet,
im
Jagdjahr
2017/
18
waren
es
130
Tiere.
Landesweit
verdoppelte
sich
die
Zahl
der
erlegten
Nutrias
zuletzt.
Indizien
für
eine
Invasion,
die
Jäger
beunruhigt.
Denn
die
Tiere
kennen
nicht
nur
die
Schmusenummer
an
Land:
Nutrias
wühlen.
Sie
graben
sich
durch
Böschungen,
fressen
sich
durch
Mais-
und
Getreidefelder,
lassen
in
den
Niederlanden
Deiche
absacken.
In
erster
Linie
richten
sie
wirtschaftliche
Schäden
an,
sagt
der
Nabu,
räumt
aber
ein,
dass
Nutrias
Uferröhrichte
und
die
in
ihnen
beheimateten
Arten
schädigen.
Mit
Landschaftsschäden
an
Flüssen
durch
die
Biberratte
hat
Ulrich
Schierhold,
Geschäftsführer
vom
Unterhaltungsverband
Hase-
Bever,
regelmäßig
zu
tun.
Stärker
als
Osnabrück
seien
Gewässerufer
im
Südkreis
betroffen.
„
Wir
sind
nicht
eingerichtet
auf
diese
Tiere″,
erklärt
Schierhold.
„
Was
momentan
passiert,
liegt
im
ökologischen
Grenzbereich.″
In
Niedersachsen
soll
künftig
ein
Nutria-
Erlass,
abgestimmt
zwischen
Landwirtschafts-
und
Umweltministerium,
die
Bekämpfung
der
Nagetiere
regeln.
Generell
gilt:
Nutrias
dürfen
in
unserem
Bundesland
gejagt
werden.
Die
Tiere
werden
in
der
Regel
mit
Lebendfallen
gefangen
und
dann
getötet.
Auch
eine
Option
für
die
befriedeten
Bezirke
der
Stadt,
wo
die
Jagd
normalerweise
ruht?
„
Wir
müssen
der
Population
doch
irgendwie
Einhalt
gebieten″,
findet
Rethschulte,
der
dringenden
Handlungsbedarf
sieht.
Der
Nabu
hingegen
bezweifelt,
dass
eine
reguläre
Bejagung
die
Ausbreitung
oder
die
bisher
erreichte
Populationsdichte
verringern
kann.
Fest
steht:
Niemand
hat
jahrelange
Erfahrung
mit
Nutrias
in
Masse.
„
Wir
müssen
die
Entwicklung
sehr
genau
beobachten″,
sagt
Ordnungsamtsleiter
Wiethäuper.
Natürliche
Feinde
kämen
kaum
infrage,
niemand
wisse,
welche
Folgen
für
die
Natur
die
Ausbreitung
langfristig
habe.
Wie
groß
das
Nutria-
Problem
sei,
könne
quantitativ
noch
nicht
gefasst
werden,
so
Wiethäuper.
Der
Unterhaltungsverband
Hase-
Bever
hat
mit
den
Jägerschaften
in
Stadt
und
Landkreis
Osnabrück
eine
Abmachung
getroffen:
Erstmals
zahlt
der
Verband
im
Jagdjahr
2017/
2018
eine
Schwanz-
Prämie
für
Nutrias
–
für
jedes
erlegte
Tier
gibt
es
vom
Verband
sechs
Euro.
Mehr
Bilder
von
Nutrias
in
Osnabrück
auf
www.noz.de
Bildtext:
Ein
Häppchen
für
Blondie...
Im
Nettetal
füttern
Spaziergänger
regelmäßig
Nutrias.
Füttern
ist
verboten
und
schadet
den
Tieren,
betont
Jagdaufseher
Reinhold
Rethschulte.
Foto:
Jörn
Martens
Nutria
Die
Nutria,
auch
Biberratte
oder
Sumpfbiber
genannt,
stammt
aus
Südamerika
und
ist
vor
rund
hundert
Jahren
nach
Deutschland
geholt
worden
–
wegen
ihres
Pelzes.
Sie
hat
sich
vor
allem
aufgrund
der
milden
Winter
extrem
ausgebreitet.
Die
EU
hat
sie
auf
die
Liste
der
invasiven
Arten
gesetzt.
Die
Pflanzenfresser
werden
bis
zu
15
Kilo
schwer
und
70
Zentimeter
lang.
Dreimal
im
Jahr
können
sie
sechs
bis
acht
Junge
werfen,
die
nach
fünf
Monaten
geschlechtsreif
sind.
Nutrias
kann
man
essen.
In
den
Niederlanden
wandern
sie
als
Wasserkaninchen
auf
die
Speisekarte.
Bei
erlegten
Tieren
muss
vor
dem
Verzehr
die
Trichinenbelastung
untersucht
werden.
Kommentar
Kein
Schmusekurs
Achtung,
diese
Debatte
ist
eine
unangenehme.
Denn
Nutrias
haben
in
unseren
Breiten
nicht
nur
eine
ökologische
Nische,
sondern
auch
Freunde
gefunden.
Die
mümmelnden
Tiere
verkumpeln
sich
schnell
und
fressen
Osnabrückern
aus
der
Hand.
Ein
besorgniserregender
Schmusekurs,
der
nicht
nur
Mensch
und
Wildtier
schadet,
sondern
auch
die
überfällige
Debatte
über
eine
intensivere
Jagd
auf
die
Tiere
erschwert.
Wie
geht
man
mit
der
possierlichen
Biberratte
um,
die
sich
immer
häufiger
als
Plagegeist
entpuppt?
Viel
weiter
als
unsere
Nachbarn
kann
man
bei
der
Antwort
nicht
auseinanderliegen:
Während
die
Niederländer
wegen
millionenschwerer
Schäden
an
ihren
Deichen
im
Zeichen
des
Hochwasserschutzes
die
Nutrias
als
Schädling
komplett
vernichten
wollen,
unterliegen
die
Tiere
in
Nordrhein-
Westfalen
nicht
einmal
dem
Jagdrecht.
Doch
auch
dort
werden
über
Ausnahmeregelungen
inzwischen
jährlich
Tausende
Tiere
erlegt
–
um
heimische
Arten
zu
schützen,
wasser-
oder
landwirtschaftliche
Schäden
abzuwenden.
Will
man
den
Bestand
auch
bei
uns
ernsthaft
reduzieren,
führt
an
einem
guten,
übergreifenden
Nutria-
Management
kein
Weg
vorbei.
Denn
die
Pelztiere
machen
–
anders
als
unsere
Gesetze
–
an
den
Grenzen
nicht
halt.
Autor:
Anne Spielmeyer