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1.
Erscheinungsdatum:
21.03.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Aufräumen
nach
dem
Zweiten
WeltKrieg
Die
Bombenangriffe
der
Alliierten
hinterließen
nicht
nur
an
„
Qualmarum″
riesige
Trümmerberge.
Sie
mussten
überwiegend
in
Handarbeit
beseitigt
werden.
Überschrift:
Als der „Trümmer-Express″ rollte
Einmal Tongrube und zurück
Zwischenüberschrift:
Weltkriegsschutt wurde in Loren nach Hellern und in die Wüste gekarrt
Zeitzeuge Jürgen Korte erinnert sich an den Trümmerexpress
Artikel:
Originaltext:
Vor
73
Jahren
erlebte
Osnabrück
den
finalen
und
schwersten
Bombenangriff
des
Zweiten
Weltkriegs.
Am
25.
März
1945
fielen
innerhalb
von
27
Minuten
2553
Luftminen
und
Sprengbomben,
1500
Brandbomben
und
geschätzte
200
000
Stabbrandbomben.
Osnabrück.
Weil
es
der
Palmsonntag
war,
hat
sich
der
Begriff
„
Palmarum
Qualmarum″
für
den
wohl
schwärzesten
Tag
in
der
Geschichte
Osnabrücks
ins
Langzeitgedächtnis
der
Stadtgesellschaft
eingeprägt.
Nicht
nur
waren
178
Tote,
241
Verletzte
und
15
000
Obdachlose
zu
beklagen.
Dieser
letzte
Angriff
und
seine
78
Vorgänger
hinterließen
außerdem
einen
gigantischen
Trümmerberg
mit
einem
Volumen
von
rund
860
000
Kubikmetern.
Das
entspräche
einem
riesigen
Quader
auf
einer
Grundfläche
von
91
mal
91
Metern,
der
bis
zur
Spitze
des
Katharinenkirchturms
in
103
Meter
Höhe
reicht.
Nun
wurden
in
Osnabrück
die
Schuttmassen
nicht
zu
einem
Berg
aufgehäuft,
wie
das
etwa
in
Berlin
mit
dem
55
Meter
hohen
Teufelsberg,
in
Frankfurt
mit
dem
47
Meter
hohen
„
Monte
Scherbelino″
oder
in
München
mit
dem
Olympiaberg
von
60
Metern
Höhe
geschah.
In
Osnabrück
nutzte
man
den
Schutt
in
erster
Linie,
um
ausgeteufte
Tongruben
in
Hellern
aufzufüllen.
Aber
auch,
um
Bombentrichter
und
Sumpflöcher
zu
egalisieren
oder
die
Zuschauertribünen
des
VfL-
Stadions
anzulegen.
Im
Dezember
1945
begann
die
planmäßige
Enttrümmerung.
Zum
Transport
der
Massen
in
die
Wüste
und
nach
Hellern
wurden
Feldbahn-
Gleise
überwiegend
in
der
Neustadt
verlegt.
Ein
Schienennetz
von
bis
zu
17
Kilometer
Länge
versorgte
den
Hauptstrang
Rehmstraße–Wüste–Hellern.
In
der
Spitze
20
Lokomotiven
zogen
die
Loren
aus
der
Stadt.
Zentraler
„
Verschiebebahnhof″
war
der
Hoffmeyerplatz,
wo
die
Zubringerzüge
aus
Parkstraße
und
Rehmstraße
zu
langen
Durchgangszügen
zusammengestellt
wurden.
Nur
ein
einziger
Bagger
konnte
aufgetrieben
werden,
um
die
Loren
zu
beladen.
Deshalb
mussten
die
Loren
wie
auch
zusätzlich
eingesetzte
Pferdefuhrwerke
und
Lastwagen
fast
ausschließlich
per
Hand
gefüllt
werden.
Ein
Vorteil
der
Handarbeit:
Dabei
konnte
man
noch
verwendbare
Baustoffe
aussortieren.
Zunächst
musste
jeder
Betrieb,
der
die
Arbeit
wiederaufgenommen
hatte,
fünf
Prozent
seiner
Belegschaft
zur
Enttrümmerung
abstellen.
Bis
zu
600
Mann
waren
im
Jahr
1946
ständig
mit
diesen
Arbeiten
beschäftigt.
Daneben
gab
es
eine
„
Einreißkolonne″,
die
mit
Drehleiter,
Stahlseil
und
Winde
einsturzgefährdete
Mauerwände
und
Schornsteine
niederlegte,
damit
in
den
Ruinenfeldern
einigermaßen
gefahrlos
mit
dem
Wiederaufbau
begonnen
werden
konnte.
Das
Foto
aus
dem
Frühjahr
1948
hat
uns
Leser
Jürgen
Telgkaemper
zur
Verfügung
gestellt.
Es
zeigt
eine
Schar
Aktiver
des
Christlichen
Vereins
Junger
Männer
(CVJM)
bei
der
Enttrümmerung
des
Eckgrundstücks
Süsterstraße/
Schlosswall.
Der
damals
13-
jährige
Telgkaemper
und
seine
Kameraden
halfen
kräftig
mit,
denn
die
Eigentümerin,
eine
ältere
Dame,
hatte
das
Grundstück
dem
CVJM
versprochen.
Leider
kam
der
Deal
dann
doch
nicht
zustande.
Als
vorteilhaft
erwies
sich,
dass
Telgkaemper
alle
geleisteten
Stunden
fein
säuberlich
notiert
hatte.
Seine
Aufzeichnungen
bildeten
die
Grundlage
einer
Entschädigungszahlung
für
die
„
vergeblichen″
Eigenleistungen.
Der
CVJM
kam
dann
zunächst
in
einer
Baracke
an
der
Spindelstraße
und
später
auf
dem
Ledenhof
unter,
bis
er
1964
das
schöne
Fachwerkhaus
in
der
Rolandstraße
als
Vereinshaus
erwerben
konnte.
Die
Stadtgeschichte
im
Blick:
Lesen
Sie
mehr
auf
noz.de/
historisch-
os
Bildtexte:
Enttrümmerung
des
Eckgrundstücks
Süsterstraße/
Schlosswall
im
Frühjahr
1948.
Die
Lore
der
Trümmerbahn
wird
per
Hand
beladen.
Im
Vordergrund
erkennt
man
den
Drehteller,
auf
dem
die
Lore
aus
der
Süsterstraße
in
den
Hauptstrang
Schlosswall
umgesetzt
werden
konnte.
Im
Hintergrund
ist
das
unzerstört
gebliebene
Reichsdienstgebäude
zu
sehen,
das
später
ausschließlich
vom
Finanzamt
Osnabrück-
Stadt
genutzt
wurde.
Nach
dem
Krieg
entstand
auf
dem
Eckgrundstück
das
inzwischen
geschlossene
Hotel
„
Kulmbacher
Hof″
von
Helmut
Saunus.
Seit
2015
unterhält
hier
die
Tagespflege
Birkemeyer
einen
Stützpunkt.
Die
zweigleisige
„
Hauptstrecke″
der
Trümmerbahn
in
der
Rehmstraße
in
Blickrichtung
Hoffmeyerplatz.
Vorne
kreuzt
die
Heinrichstraße.
Die
CVJM-
Jugend
packt
kräftig
mit
an,
weil
hier
das
neue
CVJM-
Domizil
entstehen
sollte.
Jürgen
Telgkaemper
ist
der
Knabe
vorne
links
mit
den
aufgekrempelten
Hemdsärmeln.
Fotos:
Privatarchiv
Jürgen
Telgkaemper,
Joachim
Dierks,
Archiv/
Karl
Ordelheide
Osnabrück.
Jürgen
Korte
aus
der
Laischaftsstraße
war
1946
ein
unternehmungslustiger
Bursche
von
elf
Jahren.
Er
schildert
seine
Erlebnisse
mit
dem
„
Trümmer-
Express″.
„
Die
Hauptstrecke
war
zweigleisig
und
führte
durch
die
Rehmstraße
in
die
Wüste.
Ab
der
Limberger
Straße,
wo
damals
ein
Rumpfteil
des
beim
Hof
Nordhaus
abgeschossenen
Bombers
niedergegangen
war,
führte
das
Trümmergleis
parallel
zu
den
Reichsbahngleisen
und
bog
dann
vor
dem
kleinen
Waldstück
rechts
ab
zur
Tongrube.
Eine
Firma
Pape
aus
Bielefeld
hatte
die
Trümmerabfuhr
übertragen
bekommen.
Den
Hoffmeyerplatz
hatten
sie
sich
zum
Zentralpunkt
ausgebaut.
Zwischen
dem
Löschteich
und
der
Villa
Frömbling,
neben
dem
Rundbunker,
waren
Bauwagen
für
das
Büro
und
einige
Unterkünfte
aufgestellt.
Diagonal
gegenüber
lagen
der
Lokschuppen,
die
Reparaturwerkstatt
und
das
Kohlen-
und
Dieselöllager.
Es
war
ein
richtiger
kleiner
,
Bahnhof′.
Für
uns
Jungens
war
das
natürlich
ein
interessanter
Spielplatz
–
nicht
immer
zur
Freude
der
Leute,
die
dort
arbeiteten.
Für
die
Enttrümmerung
wurden
auch
entlassene
deutsche
Kriegsgefangene
eingesetzt.
Es
waren
wahrscheinlich
Männer,
die
in
den
allgemeinen
Wirren
noch
nicht
wussten,
wo
sie
hingehörten.
Inzwischen
lief
der
Trümmerexpress,
aus
langen
Kipplorenzügen
bestehend,
auf
Hochtouren.
Nach
meiner
Erinnerung
wurden
zwei
Dampfloks
und
zwei
Dieselloks
eingesetzt.
Für
die
lange
Strecke
zur
Tongrube
nach
Hellern
fuhren
meistens
die
Dampfloks,
für
die
kürzeren
Zubringerdienste
in
der
Innenstadt
die
Dieselloks.
Für
uns
Kinder
war
es
reizvoll,
hinten
auf
der
letzten
Lore
zu
stehen
und
mitzufahren
ins
Hörner
Bruch
oder
bis
zur
Tongrube.
Das
war
selbstverständlich
verboten.
Aber
wenn
der
Zug
lang
genug
war,
beeindruckte
uns
das
Schimpfen
des
Lokführers
nicht.
Wir
fühlten
uns
ziemlich
sicher,
denn
es
würde
bestimmt
kein
Lokführer
anhalten
und
den
ganzen
Zug
entlanglaufen,
um
uns
zu
verscheuchen.
Im
Winter
nutzten
wir
die
Bahnfahrt
auch,
um
auf
den
zugefrorenen
Tümpeln
in
der
Tongrube
Schlittschuh
zu
laufen.
Für
die
Rückfahrt
verpassten
wir
manchmal
den
letzten
Zug.
Dann
mussten
wir
den
ganzen
Weg
zu
Fuß
an
den
Schienen
entlang
zurückmarschieren..
Manchmal
erkauften
wir
uns
wohlwollende
Duldung
der
Lokführer
mit
Zigarettentabak.
Den
hatten
wir
auf
dem
OTV-
Sportplatz
an
der
Jahnstraße
ergattert.
Wenn
englische
Mannschaften
ein
Spiel
austrugen,
ging
es
auf
der
Holztribüne
hoch
her.
Besonders,
wenn
ein
Tor
fiel,
dann
flogen
aus
Freude
oder
auch
aus
Enttäuschung
manchmal
nur
halb
angerauchte
Zigaretten
durch
die
Spalte
der
Holzkonstruktion.
Wir
krochen
gebückt
durch
die
Holzverstrebungen
der
Tribüne
und
warteten
nur
darauf.
Wir
sammelten
die
Kippen
ein,
pulten
zu
Hause
den
Tabak
sorgfältig
heraus
und
bewahrten
ihn
in
einer
Zigarrenkiste
auf.
Das
war
unser
Schatz.″
Autor:
Joachim Dierks