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1.
Erscheinungsdatum:
09.02.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Als eine Demo zum Busfahrpreis eskalierte
Zwischenüberschrift:
Im Februar 1968 versuchen Jugendliche, das Osnabrücker Rathaus zu stürmen
Artikel:
Originaltext:
Vor
50
Jahren
erreichte
die
68er-
Jugendrevolte
auch
Osnabrück.
Äußerer
Anlass
für
die
Massenproteste
war
eine
Erhöhung
der
Busfahrpreise.
Ein
Sitzstreik
am
Neumarkt
legte
zunächst
den
Busverkehr
lahm
und
artete
später
in
einen
Sturm
auf
das
Rathaus
aus.
Osnabrück.
Zu
Beginn
des
Jahres
1968
hatten
die
Stadtwerke
den
seit
1961
geltenden
Einzelfahrpreis
von
50
auf
60
Pfennig
angehoben.
Diese
Preissteigerung
um
20
Prozent
sei
eine
Unverschämtheit,
stellte
der
von
Gymnasialschülern
gegründete
„
Unabhängige
Sozialistische
Schülerbund″
(USSB)
fest.
Die
Stadtwerke
würden
ihre
Monopolstellung
ausnutzen,
um
den
geknechteten
Massen
das
letzte
Geld
aus
den
Taschen
zu
ziehen.
Da
die
Stadtwerke
im
Alleineigentum
der
Stadt
standen,
richtete
sich
der
Zorn
in
erster
Linie
gegen
die
Stadtspitze
im
Rathaus.
Zunächst
aber
musste
der
Busverkehr
dran
glauben.
Etwa
250
Schüler
folgten
am
5.
Februar
1968
dem
Aufruf
des
USSB
zu
einem
Sitzstreik
auf
dem
Neumarkt.
Um
17
Uhr
setzten
sich
die
Jugendlichen
an
der
Bushaltestelle
vor
dem
Kaufhaus
Hertie
vor
einen
Eineinhalbdeckerbus
der
Linie
24
und
hinderten
ihn
an
der
Weiterfahrt
zur
Berningshöhe.
Die
Osnabrücker
Polizeiführung
war
vorgewarnt,
weil
in
anderen
Städten
wie
Kiel,
Bremen,
Bochum
und
Frankfurt
bereits
ähnliche
Aktionen
stattgefunden
hatten.
Die
Rechtslage
war
hier
vor
Ort
eindeutig,
weil
keine
Demonstration
angemeldet
und
ein
Sitzstreik
zwecks
Blockade
des
Busverkehrs
in
jedem
Falle
gesetzeswidrig
war.
Böller
fliegen
Eier,
Tomaten
und
Knallkörper
flogen
gegen
Busscheiben.
Die
Polizei
griff
sich
die
USSB-
Verantwortlichen
heraus
und
forderte
sie
auf,
die
Aktion
aufzulösen.
Vor
die
Konsequenzen
einer
Strafverfolgung
gestellt,
blieb
den
Unterzeichnern
des
Flugblattes
nichts
anderes
übrig,
als
sich
über
den
Lautsprecher
des
Polizeieinsatzwagens
an
die
Protestierenden
zu
wenden
und
sie
aufzufordern,
nach
Hause
zu
gehen.
Das
geschah
um
17.15
Uhr,
also
gerade
einmal
15
Minuten
nach
Beginn
der
Blockade.
„
Wir
wissen,
daß
wir
einen
Fehler
gemacht
haben,
und
bekennen
das
offen″,
zitierte
die
„
Neue
Osnabrücker
Zeitung″
am
nächsten
Tag
aus
der
Lautsprecherdurchsage.
„
Scharfmacher,
Rowdys″
Doch
der
Protest
war
nicht
mehr
zu
stoppen.
„
Wenige
Scharfmacher
und
Rowdys″
(„
NOZ″)
schafften
es,
die
auf
mittlerweile
rund
1000
Jugendliche
angewachsene
Menge
zu
einem
Marsch
auf
das
Rathaus
mitzureißen.
Die
Polizei
hatte
ihre
Einsatzstärke
auf
hundert
Beamte
ausgeweitet
und
operierte
„
psychologisch
geschickt″
(„
NOZ″)
,
jede
Eskalation
vermeidend:
„
Seien
Sie
doch
vernünftig!
Wir
verstehen
ja
Ihre
Forderungen.
Sie
machen
sich
strafbar
und
schaden
Ihrer
Sache!
″
So
und
ähnlich
klang
es
immer
wieder
beschwörend
aus
dem
Polizeilautsprecher,
während
zwischendurch
besänftigende
Melodien
wie
der
„
Mitternachts-
Blues″
und
„
Il
Silenzio″
abgespielt
wurden.
Doch
die
Menge
setzte
den
Marsch
unbeirrt
fort,
quittierte
die
Durchsagen
mit
Pfeifen
und
Grölen
und
schwenkte
Transparente
mit
Aufschriften
wie
„
Sauerei!
″
oder
„
Hoch
lebe
das
Fahrrad″.
Vor
dem
Rathaus
bildete
die
Polizei
eine
Absperrkette,
die
einzelne
Demonstranten
zu
durchbrechen
suchten.
Es
kam
zu
Handgreiflichkeiten.
„
Mörder!
″,
schleuderte
die
Menge
den
Polizisten
entgegen
und
stimmte
„
Die
Internationale″
an.
Man
muss
vielleicht
daran
erinnern,
dass
wenige
Monate
zuvor
der
Student
Benno
Ohnesorg
bei
Anti-
Schah-
Demonstrationen
in
Berlin
von
einem
Polizisten
erschossen
wurde.
Das
gesellschaftliche
Klima
war
aufgeheizt.
Vietnam-
Krieg
und
Notstandsgesetze
spalteten
das
Land,
die
erste
Groko
der
deutschen
Nachkriegsgeschichte
unter
Kiesinger
und
Brandt
sorgte
lehrbuchmäßig
für
ein
Erstarken
der
politischen
Ränder.
Zwei
Monate
später
sollte
das
Attentat
auf
Rudi
Dutschke
stattfinden,
wodurch
die
Außerparlamentarische
Opposition
(„
Apo″)
noch
mehr
Zulauf
bekam.
Der
spätere
Außenminister
Joschka
Fischer
(Grüne)
begann
seine
politische
Karriere
als
Steine
werfender
Straßenkämpfer.
Kelch
agiert
diplomatisch
In
Osnabrück
konnte
etwas
Druck
aus
dem
Kessel
entweichen,
indem
Oberbürgermeister
Willi
Kelch
(SPD)
und
Oberstadtdirektor
Joachim
Fischer
Vertreter
des
USSB
und
des
Stadtschülerrings
ins
Rathaus
ließen
und
mit
ihnen
diskutierten.
Die
Stadtspitze
legte
die
defizitäre
Situation
der
Verkehrsbetriebe
dar
und
erklärte,
dass
die
Fahrpreise
eigentlich
noch
viel
höher
ausfallen
müssten,
wenn
sie
nicht
aus
städtischen
Mitteln
subventioniert
würden.
Noch
höhere
Subventionen
würden
unter
anderem
bedeuten,
dass
weniger
Geld
für
Schulen
und
Kindergärten
zur
Verfügung
stünde.
Die
USSB-
Vertreter,
zwei
Schüler
des
Graf-
Stauffenberg-
Gymnasiums,
zweifelten
diese
Argumentation
an.
Nach
ihren
Informationen
würde
der
Busverkehr
schwarze
Zahlen
schreiben,
müsste
aber
Defizite
in
der
Wasser-
und
der
Stromversorgung
ausgleichen.
Außerdem
hätte
Finanzminister
Franz
Josef
Strauß
(CSU)
gesagt,
es
sei
unzulässig,
unter
dem
Deckmantel
der
soeben
eingeführten
Mehrwertsteuer
die
Fahrpreise
zu
erhöhen.
Kelch
und
Fischer
erklärten
sich
bereit,
an
einer
Podiumsdiskussion
im
Haus
der
Jugend
teilzunehmen.
Daraufhin
verließen
die
Jugendlichen
das
Rathaus.
Die
Demonstranten
zerstreuten
sich.
Ab
21
Uhr
lief
der
Busverkehr
wieder
normal.
Die
Fahrpreiserhöhung
blieb
bestehen.
Die
Protestierer
hatten
in
der
Sache
zwar
nichts
erreicht,
aber
doch
die
für
sie
ermutigende
Erfahrung
gemacht,
dass
die
damals
viel
beschworene
Solidarisierung
von
Schülern,
Studenten
und
Lehrlingen
gelingen
kann.
Es
sollte
in
der
Zukunft
in
Osnabrück
weitere
Anlässe
geben,
um
auf
der
Straße
gegen
das
„
Establishment″
aufzubegehren,
wie
etwa
beim
Abriss
des
Hauses
Schöningh
am
Domhof
oder
nach
der
Schließung
des
„
Hyde
Parks″
an
der
Rheiner
Landstraße.
Autor:
Joachim Dierks