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1.
Erscheinungsdatum:
09.02.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Diskussion über Feuerwache schlägt Wellen
„Die Gefahr ist nicht abstrakt, die Gefahr ist konkret″
Zwischenüberschrift:
Voll auf Risiko: Nicht immer rationale Argumente – Werksfeuerwehren einbeziehen?
Feuerwehrausschuss diskutiert über Richters Initiative
Artikel:
Originaltext:
Ist
der
Bau
einer
zweiten
Feuerwache
in
Osnabrück
wirklich
unumgänglich?
Der
Vorstoß
des
Kommunalberaters
Reinhart
Richter
für
eine
unvoreingenommene
Risikoanalyse
hat
die
Debatte
neu
entfacht.
Insider
aus
Politik
und
Wirtschaft
beklagen,
bei
solchen
Entscheidungen
werde
nicht
immer
auf
rationale
Argumente
gehört.
Osnabrück.
Acht
Minuten
sind
das
Ziel:
Wenn
ein
Wohnhaus
brennt,
sollen
nach
der
Alarmierung
möglichst
zehn
Einsatzkräfte
innerhalb
dieses
Zeitraums
am
Brandort
sein.
In
den
östlichen
Stadtteilen
von
Osnabrück
hat
die
Feuerwehr
eine
Sicherheitslücke
ausgemacht,
weil
die
Anfahrt
manchmal
etwas
länger
dauern
könnte.
Das
Acht-
Minuten-
Schutzziel
beruht
auf
einer
Empfehlung,
die
1998
von
der
Arbeitsgemeinschaft
der
Leiter
der
Berufsfeuerwehren
in
Deutschland
(AGBF)
herausgegeben
wurde.
Es
gilt
zwar
als
anerkannte
Regel
der
Technik,
hat
aber
keine
rechtliche
Verbindlichkeit.
Doch
dieser
Eindruck
wird
oft
erweckt.
So
betonte
der
SPD-
Landtagsabgeordnete
Frank
Henning
kürzlich
auf
Facebook,
die
acht
Minuten
gingen
auf
einen
Erlass
des
Innenministeriums
zurück.
Innenminister
Boris
Pistorius
hat
aber
noch
im
Juni
2017
auf
eine
Kleine
Anfrage
von
fünf
FDP-
Abgeordneten
geantwortet,
dass
die
Hilfsfristen
für
die
Feuerwehren
in
Niedersachsen
nicht
einheitlich
vorgeschrieben
seien.
Brandschutz
und
Hilfeleistung
seien
Angelegenheiten
der
kommunalen
Selbstverwaltung.
Im
Kreis
dauert′s
länger
Nach
einer
Recherche
des
Fernsehmagazins
Plusminus
können
mindestens
30
der
75
deutschen
Großstädte
das
Schutzziel
für
das
„
standardisierte
Schadenereignis
,
Kritischer
Wohnungsbrand′″
nicht
einhalten.
Dann
komme
die
Feuerwehr
entweder
zu
spät
oder
mit
zu
wenig
Leuten.
Noch
gravierender
fällt
der
Vergleich
mit
Kommunen
aus,
die
keine
Berufsfeuerwehr
haben.
In
manchen
Winkeln
des
Landkreises
gelten
10
bis
15
Minuten
als
realistische
Zeitspanne,
bis
die
freiwilligen
Helfer
zur
Stelle
sind
–
obwohl
sich
auch
die
Gemeindebrandmeister
wie
der
Belmer
Lars
von
Doom
gern
auf
die
Acht-
Minuten-
Empfehlung
berufen.
Aufregend
wird
es
häufig,
wenn
Ratsfraktionen
oder
Ausschüsse
über
die
Ausstattung
der
Feuerwehren
diskutieren.
Unserer
Redaktion
liegen
Berichte
von
Gremienmitgliedern
aus
drei
verschiedenen
Parteien
vor,
in
denen
übereinstimmend
von
subtiler
oder
offener
Drangsalierung
die
Rede
ist.
In
einem
Fall
soll
von
der
Verwaltung
die
(unzutreffende)
Aussage
eingestreut
worden
sein,
dass
die
Ratsmitglieder
persönlich
haftbar
gemacht
werden
könnten,
falls
der
Beschluss
für
eine
neue
Feuerwache
nicht
zustande
komme,
entrüstet
sich
ein
Ohrenzeuge.
Ein
früherer
Ratsherr
erinnert
sich,
dass
Feuerwehrleute
seine
kritischen
Nachfragen
mit
dem
zynischen
Hinweis
gekontert
hätten,
tote
und
verletzte
Brandopfer
seien
ihm
wohl
gleichgültig.
Wo
der
Tod
lauert
Auch
dem
Kommunalberater
Reinhart
Richter
wurde
unterstellt,
er
gehe
leichtfertig
mit
Menschenleben
um.
Dabei
hatte
er
nur
öffentlich
die
Frage
gestellt,
ob
es
gerechtfertigt
ist,
dass
sich
die
Stadt
den
Brandschutz
erheblich
mehr
Geld
kosten
lässt
als
die
Bekämpfung
anderer
Todes-
und
Unfallrisiken.
Er
rechnet
vor,
dass
in
Osnabrück
nur
wenige
Menschen
durch
Rauch
und
Flammen
ums
Leben
kommen.
Die
Gefahr,
getötet
oder
schwer
verletzt
zu
werden,
lauere
zumeist
an
anderer
Stelle.
Um
Leben
zu
schützen,
so
argumentiert
Richter,
sollte
das
Geld
für
die
zweite
Feuerwache
besser
an
anderer
Stelle
investiert
werden.
Das
Sturzrisiko
von
alten
Menschen
–
die
häufigste
Ursache
für
den
nicht
natürlichen
Tod
–
lasse
sich
mit
Schulungs-
und
Hilfsangeboten
reduzieren.
Durch
den
Umbau
von
Kreuzungen
und
gezielte
Informationskampagnen
könnten
Fahrradtote
vermieden
werden.
Präventionsangebote
seien
geeignet,
Gewaltkonflikten
im
Umfeld
von
Diskotheken
vorzubeugen,
bei
denen
es
Tote
und
Verletzte
geben
kann.
Und
um
Frauen
vor
prügelnden
Männern
zu
schützen,
empfehle
sich
der
Bau
neuer
Wohnungen
für
das
Frauenhaus.
Richter,
der
Kommunen
dabei
berät,
ihre
Kulturarbeit
zu
verbessern,
kann
sich
anstelle
der
zweiten
Feuerwache
eine
bessere
Kooperation
zwischen
der
städtischen
Feuerwehr
und
den
Werkfeuerwehren
von
VW
und
Schoeller
vorstellen.
Beide
sind
im
östlichen
Stadtgebiet
angesiedelt,
beide
verfügen
über
ausgebildete
Kräfte
und
eine
gute
Ausstattung.
Schoeller-
Pressesprecherin
Friederike
Texter
bestätigte
gegenüber
unserer
Redaktion,
dass
Chief
Operating
Officer
Hans-
Christoph
Gallenkamp
im
Kontakt
zu
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
stehe.
Dabei
gehe
es
um
eine
bessere
Vernetzung
der
beiden
Feuerwehren.
VW-
Pressesprecher
Alexander
Ott
bezeichnete
das
Thema
dagegen
als
„
interne
Angelegenheit″,
zu
der
er
sich
nicht
äußern
wolle.
Reinhart
Richter
hat
allerdings
Gespräche
mit
Insidern
geführt,
die
nahelegen,
dass
auch
bei
VW
ein
solches
Interesse
bestehe.
Ein
Informant
aus
der
Wirtschaft,
der
namentlich
nicht
in
Erscheinung
treten
will,
hat
formuliert,
wo
nach
seiner
Ansicht
auf
die
Bremse
getreten
wurde:
Bei
der
Berufsfeuerwehr
habe
es
in
der
Vergangenheit
die
Tendenz
gegeben,
„
keine
fremden
Götter″
neben
sich
zu
dulden.
Es
gebe
aber
Anlass
zu
der
Hoffnung,
dass
diese
Zeiten
vorbei
seien.
Reden
Sie
mit:
noz.de/
lokales
Bildtexte:
In
weniger
als
acht
Minuten
zum
Brandort:
Zu
diesem
Schutzziel
bekennt
sich
die
Osnabrücker
Feuerwehr,
die
hier
bei
einem
Einsatz
im
Mai
2017
an
der
Bramscher
Straße
zu
sehen
ist.
Feuer
im
Dachgeschoss
eines
Mehrfamilienhauses
an
der
Bramscher
Straße.
Fotos:
Swaantje
Hehmann
Osnabrück.
Die
vom
Osnabrücker
Kommunalberater
Reinhart
Richter
geforderte
Risikoabwägung
im
Zusammenhang
mit
dem
geplanten
Bau
einer
zweiten
Feuerwache
beschäftigte
auch
den
Ausschuss
für
Feuerwehr
und
Ordnung.
Stadtbaurat
Frank
Otte
erklärte
dazu,
die
Diskussion
müsse
auf
anderer
Ebene
–
im
Bund
oder
Land
–
geführt
werden.
Schließlich
gehe
es
dabei
um
einen
volkswirtschaftlichen
Ansatz.
Feuerwehrchef
Dietrich
Bettenbrock
konnte
Richters
Argumentation
ebenfalls
herzlich
wenig
abgewinnen.
„
Die
Gefahr,
die
Herr
Richter
als
abstrakt
bezeichnet,
ist
weniger
abstrakt,
wenn
man
sich
die
konkreten
Einsätze
ansieht.″
Es
müsse
nicht
erst
jemand
zu
Tode
kommen
–
Aufgabe
der
Feuerwehren
sei
ja
gerade,
genau
das
zu
verhindern.
Als
Beispiele
nannte
er
drei
Rettungseinsätze
im
vergangenen
Jahr.
In
der
Schützenstraße
etwa
retteten
die
Einsatzkräfte
im
Oktober
drei
Verletzte,
und
bei
einem
Brand
in
der
Bremer
Straße
im
September
wurden
sieben
Personen
mittels
Drehleiter
in
Sicherheit
gebracht.
Bettenbrock:
„
Die
Gefahr
ist
nicht
abstrakt,
die
Gefahr
ist
konkret.″
Einhellige
Zustimmung
gab
es
im
Ausschuss
für
die
Pläne
zum
Neubau
eines
Gerätehauses
für
die
Freiwillige
Feuerwehr
Neustadt.
Die
Stadt
veranschlagt
dafür
2,
3
Millionen
Euro.
„
Ich
finde
es
ausgesprochen
wichtig,
dass
die
Feuerwehr
dort
eine
gute
Ausstattung
hat″,
sagte
der
Ausschussvorsitzende
Marius
Keite
(CDU)
.
Für
die
SPD
erklärte
auch
Anita
Kamp:
„
Wir
stehen
dahinter″,
und
für
die
Grünen
bekräftigte
Thomas
Klein
die
Unterstützung
seiner
Fraktion.
Stadtbaurat
Frank
Otte
sagte
ebenfalls,
er
halte
die
Maßnahme
„
für
absolut
notwendig″.
Kommentar
Augenmaß
Die
Entscheidung
ist
längst
gefallen:
Osnabrück
bekommt
eine
zweite
Feuerwache
für
runde
elf
Millionen
Euro.
Daran
wird
auch
die
Debatte
über
eine
veränderte
Risikoanalyse
nichts
ändern.
Was
sich
aber
durch
den
Denkanstoß
von
Kommunalberater
Richter
nachhaltig
ändern
könnte,
ist
die
Art
der
Diskussion
über
Bedürfnisse
der
Feuerwehren
–
vor
allem
der
Freiwilligen
Feuerwehren
in
kleineren
Kommunen.
Manche
Gemeinde,
auch
im
Umland
von
Osnabrück,
leistet
sich
ein
Feuerwehrwesen,
das
durchaus
als
luxuriös
gelten
kann.
Braucht
wirklich
jeder
Orts-
und
Stadtteil
eine
eigene
Wehr,
ein
eigenes
Gerätehaus?
Oder
wäre
es
nicht
effizienter,
zugunsten
einer
zentralen
Wache
Standorte
aufzugeben
und
Mehrfachstrukturen
abzubauen?
Kommunalpolitiker,
die
solche
Fragen
aufwerfen,
machen
sich
die
starke
Feuerwehr-
Lobby
zum
Gegner
und
müssen
den
immer
gleichen
Vorwurf
ertragen,
sie
setzten
leichtfertig
Menschenleben
aufs
Spiel.
Wie
sollen
ehrenamtliche
Ratsmitglieder
das
richtige
Maß
finden?
Das
können
sie
nicht
allein.
Das
können
sie
nur
im
Schulterschluss
mit
Feuerwehrchefs,
die
Augenmaß
bewahren
und
deren
Ehrgeiz
nicht
darin
besteht,
mit
der
besten
Ausrüstung
zu
prahlen.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, sdo, Wilfried Hinrichs