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1.
Erscheinungsdatum:
07.02.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Unsere verpollerte Gesellschaft
Zwischenüberschrift:
Stadtrundgang durch Osnabrück: Wo ein Poller ist, ist auch ein Weg
Artikel:
Originaltext:
Der
Poller
muss
liefern.
Er
soll
schützen,
abgrenzen
und
ist
für
viele
nicht
weniger
als
eine
gut
verankerte
Beruhigungspille.
Ein
Stadtrundgang
zeigt,
wie
verpollert
Osnabrück
ist,
und
entlarvt,
warum
wir
ab
und
an
Vollpfosten
brauchen.
Osnabrück.
Es
musste
nicht
erst
ein
Lkw
in
den
Weihnachtsmarkt
an
der
Gedächtniskirche
in
Berlin
rauschen,
um
dem
Poller
Gewicht
zu
verleihen.
Er
ist
auch
in
Osnabrück
gesetzt.
Am
Sparkassen-
Parkhaus
grinst
den
Betonköpfen
sogar
ein
Poller-
Graffito
entgegen,
das
recht
freundlich
dafür
dreinschaut,
dass
es
die
Frage
aller
Fragen
berührt:
Ist
es
ausgerechnet
der
Poller,
der
unsere
bröselige
Gesellschaft
zusammenhalten
muss?
Offenbar.
Die
Poller-
Typen
Denn
zählbar
ist
er
längst
nicht
mehr,
bestätigt
Jürgen
Schmidt
vom
Fachdienst
Straßenbau
der
Stadt
Osnabrück.
Allenfalls
schätzbar.
Wer
die
Pollerbrille
aufsetzt,
kann
in
Osnabrück
in
einen
wahren
Rausch
geraten:
Dicke
aus
Sandstein,
schlanke
mit
Ösen,
herausnehmbare,
unumstößliche,
eckige,
abgerundete,
sogar
zwei
elektronisch
versenkbare
gibt
es
im
Stadtgebiet
–
an
der
Johannisfreiheit
vorm
Marienhospital.
So
viele
in
Form
und
Material
sind
es,
dass
es
frech
wäre,
sie
einfach
wegzudenken
aus
der
Stadtkulisse.
Der
Fachbereich
Straßenbau
differenziert
in
drei
Hauptgruppen:
den
Antikpoller–
ein
historisch
anmutender
Poller
mit
achteckigem
Querschnitt
und
eingelassenem
Stadtwappen,
der
etwa
800-
mal
in
die
Altstadt
gepflanzt
ist
und
hinter
dessen
alter
Fassade
das
Leichtmetall
blitzt;
den
schlanken
Stahlpoller,
der
etwa
1500-
mal
vor
allem
Wohn-
und
Verbindungswege
in
Grünanlagen
absperrt;
und
den
dumpfen
Holzpoller,
der
genauso
schnell
umgefahren
wie
aufgestellt
werden
kann
und
dessen
Stückzahl
sich
„
jeder
seriösen
Schätzung
entzieht″,
erklärt
Jürgen
Schmidt.
Die
Invasion
setzte
in
den
80er-
und
90er-
Jahren
im
Zuge
der
Umgestaltung
der
Innenstadt
ein.
Wann
welcher
Poller
wo
gepflanzt
wurde,
ist
nicht
mehr
nachvollziehbar.
Das
ist
bei
den
Pfosten
wie
bei
jeder
guten
Vegetation
auch
–
wenn
keiner
„
Stop!
″
schreit,
verselbstständigt
sie
sich
irgendwann.
Plötzlich
umpollern
kleine
Pfähle
Bäume,
Beete,
Fahrradständer,
sodass
niemand
mehr
weiß,
ob
das
nun
Teil
der
allgemeinen
Beruhigung,
Stolperfalle
oder
ästhetischer
Fingerzeig
ist.
„
Vieles
wächst
der
Not
gehorchend″,
sagt
Schmidt.
Freie
Plätze
bleiben
oft
nur
mit
freundlicher
Unterstützung
eines
Pfostens
frei
von
parkenden
Autos
oder
haltenden
Paketdiensten.
Da,
wo
Schilder
und
Markierungen
versagen,
wächst
der
Pfahl
über
sich
hinaus.
Er
bäumt
sich
auf
und
steht
je
nach
Grad
der
vorausgegangenen
Auseinandersetzung
gerade
oder
geknickt
am
Straßenrand,
soll
nicht
weniger
als
Recht
und
Revier
verteidigen
und
uns
schützen.
Wenn
es
sein
muss
auch
vor
Terror.
Größer
können
die
Erwartungen
an
einen
Pfosten
kaum
sein.
Klopf
auf
Holz,
Aluminium,
Beton
–
worauf
auch
immer.
Der
Poller
beruhigt
uns,
weil
er
etwas
regelt,
was
wir
ohne
ihn
nicht
hinbekommen?
Neben
den
offensichtlich
notwendigen
und
den
offensichtlich
überflüssigen
gibt
es
die
getarnten:
Die
unauffälligen
Steinwürfel
am
Nikolaiort
zum
Beispiel
sind
nicht
weniger
als
die
geheimen
Lotsen
des
Lieferverkehrs.
Sie
sollen
verhindern,
dass
Lkw
beim
Rangieren
die
gläsernen
Vordächer
der
Geschäfte
streifen,
erklärt
Schmidt.
Kühe
in
der
Schänke?
Wer
denkt,
es
werde
wahllos
rumgepollert
in
Osnabrück,
der
irrt.
Anders
als
die
günstigen
Holzpfosten
kann
der
Antikpoller
durchaus
Fragen
der
Stadtgestaltung
berühren
und
nicht
nur
den
Fachdienst
Straßenbau,
sondern
auch
die
Kommunalpolitik
beschäftigen.
Längst
liegen
von
diesem
Modell
20
Reserve-
Exemplare
auf
dem
Bauhof.
Niemand
würde
jemals
einen
Poller-
Notstand
riskieren.
Es
gibt
Städte,
da
behandeln
Ämter
Pfähle
wie
Kunstwerke.
„
Bei
uns
sind
es
einfach
Poller″,
nimmt
Schmidt
die
Illusion
eines
eingelassenen
künstlerischen
Gesamtkonzepts.
Aber
mit
etwas
gutem
Willen
lässt
sich
auch
in
Osnabrück
Kunst
am
Straßenbau
erkennen.
Vor
der
Marktschänke
gibt
es
Poller
in
Serie,
die
durch
eine
Kette
verbunden
sind.
Das
Einrichtungsgeschäft
gegenüber
hat
an
diesem
Tag
Balkonstühle
vor
die
Tür
gestellt
–
samt
bedruckten
Kissen.
Kühe
glotzen
von
den
Kissen
auf
die
Schänke.
Klar,
dass
hier
eine
Kette
hängen
muss.
Was,
wenn
die
Kühe
ausbrechen,
sich
an
die
Theke
schlagen
und
literweise
Bier
in
den
Pansen
spülen?
Undenkbar.
Das
darf
nicht
sein.
Allein
schon
für
das,
was
wir
uns
ausmalen,
ist
der
Poller
unverzichtbar.
Bildtexte:
Erleuchtete
Runde:
Die
Poller
am
Ledenhof
treten
gern
im
Rudel
auf.
Der
Betonkopf
hat
es
sogar
an
die
Fassade
des
Sparkassen-
Parkhauses
geschafft.
Der
Schlanke
sperrt
ab:
Etwa
1500
gibt
es
von
diesem
Modell
im
Stadtgebiet.
Klopf
auf
Holz:
Unzählbar
ist
dieser
Typ
Pfahl
–
leicht
aufgestellt,
schnell
umgefahren.
Küssende
„
Domspitzen″:
160
stehen
in
Bannweite
des
Doms.
Alles
nur
Fassade?
Beim
sogenannten
„
Antikpoller″
blättert
der
Anstrich.
Das
Aluminium
lässt
ahnen:
So
edel,
wie
er
gern
wäre,
ist
der
Pfosten
nicht.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Anne Spielmeyer