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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ein Streifzug durch 1200 Jahre Kirchengeschichte
 
Er stellte vor 150 Jahren das Bistum wieder her
Zwischenüberschrift:
Vom Schattendasein ins Rampenlicht: Heute öffnet das neue Diözesanmuseum – „Kultureller Leuchtturm für die Region″
 
Am 20. April 1858 wurde Paulus Melchers zum Bischof geweiht – In zwei Jahren alle Gemeinden bereist
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Nach zweijähriger Bauzeit weiht Bischof Franz-Josef Bode heute Morgen das neue Diözesanmuseum in Osnabrück ein. Ab 16 Uhr ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Dann nehmen die Chöre am Dom auch ihren neuen Probensaal im ovalen Anbau in Besitz.
Osnabrück. Für den heutigen Eröffnungstag haben die Verantwortlichen ein abwechslungsreiches, kostenloses Rahmenprogramm auf die Beine gestellt mit Aktionen, Führungen, Vorträgen und viel Musik (siehe auch den gelben Kasten). Der Eintritt ins Museum ist heute und morgen frei.
Der Eröffnungstermin ist mit Bedacht gewählt. Heute vor 150 Jahren wurde in Osnabrück ein neues Domkapitel eingesetzt. Zuvor war der Bestand des ehemaligen Fürstbistums gefährdet. Einen Tag später, am 20. April 1858, wurde Paul Melchers zum Bischof geweiht (siehe den Text unten).
Das Diözesanmuseum, das einen der bedeutendsten Domschätze Deutschlands beherbergt, fristete jahrzehntelang ein Schattendasein. Der Eingang lag versteckt im Ostflügel des Kreuzgangs. Manch ein Besucher hatte Schwierigkeiten, ihn zu finden. Nun öffnet sich das Haus repräsentativ zum Domhof.
Für die bedeutende Sammlung haben Museumsdirektor Hermann Queckenstedt und seine Mitarbeiterinnen Jutta Gladen und Friederike Dorner ein neues Konzept entwickelt. Die Ausstellung bietet auf 500 Quadratmetern einen Streifzug durch 1200 Jahre Kirchen- und Kulturgeschichte der Region. Die Exponate sind nicht mehr nach Sparten wie Malerei und Skulptur, sondern chronologisch geordnet von den archäologischen Funden aus der Zeit um 800 bis in die Gegenwart. Im letzten Raum gibt ein Endlosfilm einen Einblick ins heutige Leben der Diözese.
Im Mittelpunkt aber steht der kostbare Domschatz, der, in die Ausstellung integriert, in einer Art Tresor gezeigt wird ein begehbarer Schaukasten, der auf vier Stelzen in der ehemaligen Margaretenkapelle steht. Der Offenbacher Beleuchtungsspezialist Daniel Zerlang-Rösch war in dieser Woche damit beschäftigt, die Kunstwerke mit Dutzenden von Lampen ins rechte Licht zu rücken unter anderem auch das wertvolle, über und über mit Edelsteinen besetzte Kapitelkreuz aus der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts. Bis kurz vor der Museumseröffnung waren auch mehrere Restauratoren im Einsatz, etwa Johannes Holtmann aus Münster, der der Figur des heiligen Michael neuen Glanz verliehen hat. Und erst gestern wurde im Obergeschoss der Ausstellung der 17 Quadratmeter große Wandteppich aufgehängt, den Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg in der Mitte des 17. Jahrhunderts gestiftet hatte.
Ein Hauptanliegen der Ausstellung sei es, Frömmigkeitsmodelle und Mentalitäten im Wandel der Zeit darzustellen, erklärt der Museumsdirektor. Er spricht von einem kulturellen Schatz, den das Bistum viel zu lange unter den Scheffel gestellt habe. Das Museum mitten in der Stadt sei ein kultureller Leuchtturm für Osnabrück und die Region″.
Ein Museum für Kinder
In ganz besonderer Weise ist das neue Museum auch ein Museum für Kinder. Nicht etwa weil es sich um eine Mitmach-Ausstellung handelt, sondern weil der Eintritt bis einschließlich 17 Jahre frei ist und auch die zahlreichen museumspädagogischen Angebote kostenlos sind. Kulturelle Bildung sei für junge Leute elementar. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten″, sagt Hermann Queckenstedt.
Das Interesse ist groß: Trotz der Bau- und Renovierungsarbeiten rund um den Dom in den vergangenen sieben Jahren nahmen 2006 und 2007 rund 7500 Kinder an Führungen teil. Im Herbst sind es durchschnittlich zwei bis drei Gruppen am Tag, die an Aktionen teilnehmen (aus Kindergärten ebenso wie aus Berufsschulen). Die jungen Leute setzen sich zum Beispiel zunächst theoretisch mit dem Thema Reliquien auseinander und begutachten ausgiebig die Crispin- und Crispinianschreine im Museum und basteln anschließend aus Pappkartons Schatzkisten, in die sie zu Hause wertvolle Dinge legen können. Andere Angebote drehen sich um mittelalterliche Handwerksberufe oder Stationen im Kirchenjahr. Ein eigener museumspädagogischer Raum bietet künftig genügend Platz für praktische Arbeiten. Alle Angebote beginnen übrigens im Dom. Nicht von ungefähr, denn irgendwie ist die Bischofskirche mit ihrer außergewöhnlichen Architektur und den vielen Kunstwerken das wichtigste Ausstellungsstück des neuen Diözesanmuseums.
Bildergalerie: Mehr Fotos im Internet: www.neue-oz.de

Bildtexte:
Eine vereinfacht nachgebaute Chorschranke vermittelt ein Gefühl für kirchliche Raumplanung im späten Mittelalter (auf dem Lettner Figuren des Münsteraner Bildhauers Heinrich Brabender). Im Vordergrund ist die Grabplastik Bischof Konrads aus dem 15. Jahrhundert zu sehen
Ein Modell des Osnabrücker Doms und seiner Nebengebäude zieht im ersten Ausstellungsraum die Blicke der Besucher auf sich. Gut zu erkennen ist, dass sich der kupferverkleidete, ovale Chorsaal deutlich von der historischen Architektur abhebt.
Auch nach der Reformation spielten Klöster eine große Rolle. Die Gemälde stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigen die Äbtissinnen des Klosters St. Gertrud, Barbara von Hövel (gestorben 1677) und Ernestine von Wesseler (gestorben 1751).
Repräsentativ ist der Zugang zum Forum am Dom und dem sich anschließenden Diözesanmuseum.
Mit einem ausgeklügelten Beleuchtungssystem hat Daniel Zerlang-Rösch, Diplomdesigner aus Offenbach, die Ausstellungsstücke ins rechte Licht gerückt allen voran das kostbare Kapitelkreuz aus der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts.
Fotos:
Michael Hehmann

Osnabrück. Osnabrück ist wieder im Besitze seines eigenen Bischofs, und der Stuhl des hl. Wiho wird nicht mehr leer, die älteste Diöcese im alten Sachsenlande nicht mehr verwaiset sein″, frohlockte der Autor jener Festschrift, die zur Bischofsweihe von Paulus Melchers am 20. April 1858 erschien. Über fünf Jahrzehnte banger Sorge um die Zukunft des Bistums Osnabrück gingen nun zu Ende, denn einen Tag zuvor wurde auch das Domkapitel (nach seiner Aufhebung im Zuge der Säkularisation 1802) wieder besetzt.
Der 150. Jahrestag der Weihe des Münsteraner Generalvikars Melchers am Gedenktag des heiligen Wiho ist für den heutigen Oberhirten Dr. Franz-Josef Bode Grund genug, das neue Diözesanmuseum an diesem geschichtsträchtigen Wochenende zu eröffnen und der Ereignisse des Jahres 1858 am Sonntag ab 9.45 Uhr mit einem bischöflichen Gottesdienst im Dom zu gedenken. Immerhin hatte der König von Hannover, Wilhelm V., nach langem Taktieren endlich die Zusagen zur Wiederherstellung des Bistums eingelöst, wobei das Verhandlungsgeschick Ludwig Windthorsts nachhaltig zu diesem Erfolg beigetragen hatte.
Marienhospital gegründet
Als Generalvikar und Domdechant stand dem neuen Oberhirten aus Münster mit Johannes Beckmann ein ausgewiesener Kenner der Osnabrücker Verhältnisse zur Seite. Dieser hatte nicht nur als Dompfarrer gewirkt, sondern gleichzeitig Schlüsselstellungen in der Interimsverwaltung des Bistums innegehabt. Noch bevor sie geistliche Initiativen ergriffen, errichteten Bischof und Generalvikar 1859 aufgrund der Choleraepidemie das Marienhospital, wobei sie die Krankenpflege Trierer Borromäerinnen übertrugen. Am 18. Mai 1859 gründete Bischof Melchers zudem das Priesterseminar an der Großen Domsfreiheit.
Als Seelsorger bereiste Bischof Paulus in den ersten beiden Amtsjahren alle Kirchengemeinden seines Bistums sowie der ihm ebenfalls übertragenen nordischen Missionen in Deutschland und Dänemark. Durch die neue Bistumsleitung erhielt ferner die katholische Mission in Bremerhaven einen enormen Schub. Sie war nicht nur eine zentrale katholische Insel″ im evangelischen Küstenraum, sondern eine wichtige Anlaufstation für die vielen katholischen Auswanderer, die ihr Lebensglück in der Neuen Welt suchten.
Melchers Entscheidungsfreude und Tatkraft blieb außerhalb des Bistums nicht verborgen, und so übertrug ihm der Papst am Dreikönigstag 1866 die Leitung der Erzdiözese Köln. In Osnabrück folgte ihm Johannes Heinrich Beckmann nach, der den Konsolidierungskurs erfolgreich fortsetzte. Bereits nach Köln gewechselt, vermittelte Melchers ein kostbares Geschenk in sein erstes Bistum: die Elle Karls des Großen, die das Aachener Marienstift dem Osnabrücker Dom auf seine Bitte hin 1872 übertrug. Damit dokumentierte Erzbischof Paulus erneut sein großes historisches Interesse, das ihn am Beginn seiner Osnabrücker Jahre zu Forschungsinitiativen über Bischof Franz-Wilhelm von Wartenberg (1628 bis 1661) veranlasst hatte. In ihm sah Paulus Melchers wohl ein historisches Vorbild, um die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern.
Dem neuen Erzbischof brachte der Wechsel an den Rhein den Vorsitz der Fuldaer Bischofskonferenz und damit eine wichtige Rolle im deutschen Episkopat. Im Kulturkampf vertrat der zunächst zum Juristen ausgebildete Theologe die katholische Position so energisch, dass ihm dies eine halbjährige Haftstrafe und den Gang ins Exil eintrug. Melchers starb am 14. Dezember 1895 fast 83-jährig als Kardinal in Rom und wurde im Kölner Dom begraben.

Bildtexte:
In das Figurenprogramm seines kunstvoll gearbeiteten Bischofsstabes nahm Paulus Melchers auch Karl den Großen auf.
Wegbereiter des modernen Bistums Osnabrück: Bischof Paulus Melchers.
Fotos:
Hartwig Wachsmann

Informationen
Das Diözesanmuseum (neuer Zugang vom Domhof) hat dienstags bis sonntags von 10–18 Uhr geöffnet (montags geschlossen).
Eintritt: Erwachsene zahlen 5 Euro (ermäßigt und in Gruppen 3, 50 Euro), Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei.
Führungen für maximal 20 Personen kosten 40 Euro plus Gruppeneintritt (Dauer eine Stunde, auch in Kombination mit einer Domführung buchbar). Führungen und pädagogische Angebote für Schulklassen und Kindergruppen frei (Materialkostenumlage, Geburtstagsfeiern auf Anfrage).
Programm heute:
16–23.30 Uhr, Einblicke in die Arbeit der Domchöre; 16–20 Uhr, museumspädagogisches Kinderprogramm; 17, 18 und 19 Uhr Vorträge; 18 Uhr, 22 Uhr, Nachtführung im Museum; 23.30 Uhr, Nach( t) klang″ im Dom.
Morgen: 11.30–17.30 Uhr, stündlich Führungen.
Kontakt:
Tel. 05 41/ 318-481
Autor:
Holger Jansing, Hermann Queckenstedt


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