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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sollen Politiker Karmann helfen?
 
Soll sich die Politik einmischen?
Zwischenüberschrift:
Wie Autoexperten den Fall Karmann sehen
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Sollten sich Politiker wie Christian Wulff beim Osnabrücker Autobauer Karmann bei der Lösung der derzeit angespannten Lage einmischen? Wir fragten zwei Automobilexperten nach ihrer Meinung.

Osnabrück. Die aktuelle Lage beim Osnabrücker Autobauer Karmann beschäftigt nicht nur die Menschen in der Region, auch anerkannte Experten der Automobilbranche beobachten aufmerksam die Situation des traditionsreichen Herstellers aus der Hasestadt. Dabei taucht immer wieder die Frage auf, wie weit sich die Politik in dieses Thema einmischen sollte. Und hier gehen die Meinungen durchaus auseinander.

So sieht Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen, ganz klar die Landesregierung am Zuge. Ministerpräsident Christian Wulff müsse, zumal als gebürtiger Osnabrücker, jetzt in doppelter Weise seine VW-Aktien nutzen″.
Sein Kollege Professor Dr. Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen, ist da anderer Meinung. Er sagt, Politiker sollten sich aus derartigen Situationen heraushalten, sie hätten mit ihren Problemen genug zu tun″. Wulff könne zwar ein Gespräch zwischen den Beteiligten wie Karmann und etwa Porsche oder VW anregen und auch moderierend eingreifen, aber letztlich zähle die industrielle Logik und nicht die politische″. Eine Einmischung könne für Politiker zum Bumerang werden, warnte der Professor für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen.
Dudenhöffer plädiert dagegen für einen Verkauf der gut 20-prozentigen Beteiligung des Landes Niedersachsen am VW-Konzern. Das bringe bei einem Aktienkurs von rund 180 Euro nicht nur viel Geld in die Landeskasse, sondern ermögliche vor einem solchen Schritt auch eine günstige Verhandlungsposition gegenüber dem Hauptaktionär Porsche. Durch geschickte Gespräche könne für Karmann ein Fertigungsauftrag herausspringen, der den Osnabrücker Autobauer für die nächsten fünf Jahre absichere. Wenn der Karmann-Fahrzeugbau diese Zeit überbrücken könne, hätte er gute Chancen, sich langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen″.
Im Moment glaube er, in Hannover habe man Karmann abgeschrieben. Es scheint nur noch um die Ausgestaltung des Begräbnisses zu gehen″, schildert Dudenhöffer seinen Eindruck.
Der Professor aus Gelsenkirchen vermisst Mut und Visionen bei der Führung des Landes und der oberen Karmann-Etage: Mit Mut und einer Vision habe Wilhelm Karmann vor gut 50 Jahren zusammen mit der italienischen Karosserieschmiede Ghia die Firma wieder nach vorn gebracht dieses klare Ziel fehle der aktuellen Karmann-Führungsriege. Und Ministerpräsident Wulff taktiert eher, will sich keine blutige Nase holen″.
Einig sind sich die beiden Professoren, dass es nach einer Durststrecke für die unabhängigen Fahrzeugfertiger wie Magna Steyr (Österreich), Bertone und Pininfarina (Italien) oder Heuliez (Frankreich) ab 2010/ 2011 wieder Aufträge der Automobilfirmen für die Fertigung ganzer Fahrzeuge geben werde. Bis dahin sind bei großen Konzernen wie VW oder Daimler Beschäftigungsgarantien für deren Mitarbeiter vereinbart.
Aber nicht nur durch das Auslaufen dieser Pakte entstünden Chancen für die Kleinen″ in den nächsten Jahren werde es immer mehr Versionen in den einzelnen Baureihen geben. So kann sich Willi Diez durchaus auch Cabriolet-Varianten der neuen Mercedes-A- bzw. - B-Klasse vorstellen, Ähnliches sei auch bei VW möglich. In diesem Zusammenhang gibt es ein Lob nach Osnabrück: Karmann habe mit der Präsentation der Cabriostudie eines VW Polo auf der IAA in Frankfurt in die richtige Richtung gezeigt. Diez rechnet mit Chancen für neue Cabriolets gerade auch in dieser Fahrzeugklasse, denn mit dem Wegfall des Golf-Cabrios ist hier eine Lücke entstanden″.
Die Risikoposition″ der Unternehmen sei hier relativ hoch, weiß der ausgewiesene Autofachmann. Karmann habe mit seinem Team und den Unternehmensbereichen wie Technischer Entwicklung, Betriebsmittelbau und Komplettfertigung allerdings ein hohes technologisches Know-how.
Aber die Automobilwelt werde sich massiv verändern. Bedingt durch die weltweite CO2 - Diskussion, verschöben sich in Zukunft die Budgets der Konzerne. Das heißt: In Zukunft wird noch mehr Geld für Technologien zur Verringerung des Spritverbrauches benötigt, da könnte die Fremdvergabe von Aufträgen wieder günstiger sein als im Moment.

Bildtext:
Pro und contra Einmischung: Die Autoxperten Ferdinand Dudenhöffer (links) und Willi Diez haben verschiedene Auffassungen.
Autor:
Gerhard Placke


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