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1.
Erscheinungsdatum:
25.01.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Jahreswechsel ohne Punsch und Grog
Zwischenüberschrift:
Januar 1918: Empörung am Bahnsteig, Preissturz im Schleichhandel, Kampf dem Tripper
Artikel:
Originaltext:
Zum
letzten
Mal
im
Kaiserreich
läuteten
die
wenigen
den
Osnabrücker
Kirchen
verbliebenen
Glocken
am
1.
Januar
1918
das
neue
Jahr
ein.
Kriegsmüdigkeit
und
Mangel
allerorten
ließen
aber
keine
Feierstimmung
aufkommen.
Osnabrück.
Die
Neujahrsnacht
verlief
ruhig,
meldet
denn
auch
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″.
Die
meisten
Gasthäuser
hätten
bereits
um
11
Uhr
abends
geschlossen,
ganz
so,
wie
es
die
Polizeistunde
an
normalen
Tagen
gebot.
Nur
wenige
unter
ihnen
machten
von
der
an
Silvester
auf
12
Uhr
verlängerten
Sperrfrist
Gebrauch.
„
Die
Aussichten
auf
Punsch
oder
Grog,
mit
denen
sonst
Sylvester
begangen
zu
werden
pflegt,
waren
ja
auch
angesichts
des
Mangels
an
den
bekannten
Grundstoffen
–
gar
nicht
zu
reden
von
den
Preisen
–
so
wenig
verlockend,
daß
es
die
Menschen
vorzogen,
sich
zuhause
an
irgendeinem
warmen
Getränk
zu
ergötzen
oder
sich
in
Morpheus′
Armen
vom
alten
ins
neue
Jahr
hinübertragen
zu
lassen″,
ist
in
der
Zeitung
zu
lesen.
Auch
auf
den
Straßen
war
um
Mitternacht
nichts
los:
„
Die
Prosit-
Neujahr-
Rufe
erklangen
ziemlich
spärlich
in
der
Winternacht.″
Sängerin
an
die
Front
Zur
Aufmunterung
der
Soldaten
ist
erstmals
eine
„
bewährte
Kraft
aus
dem
hiesigen
Theater″
an
die
Front
gereist,
die
Sängerin
Hedwig
Rode.
Sie
trat
in
Lazaretten
und
Soldatenheimen
im
Abschnitt
Cambrai
„
teilweise
unter
Geschützdonner″
auf.
Männliche
Gesangssolisten
aus
Osnabrück
seien
schon
häufiger
„
zur
Erbauung
und
geistigen
Erholung″
der
Feldgrauen
im
Einsatz
gewesen,
aber
mit
Fräulein
Rode
habe
erstmals
eine
Frau
die
Reisestrapazen
und
Gefahren
auf
sich
genommen.
Empörung
in
Eversburg
Zahlreiche
Eversburger
–
Hilfsdienstpflichtige,
Gewerbetreibende,
junge
Mädchen,
Schüler
und
andere
–
müssen
mal
wieder
eine
schmerzliche
Erfahrung
machen.
Sie
wollen
mit
dem
Halb-
acht-
Zug
zur
Stadt.
Sie
kommen
in
dem
Augenblick
in
die
Bahnhofshalle,
als
der
Zug
gerade
einläuft.
Hier
wird
ihnen,
obwohl
alle
mit
Fahrkarten
versehen
sind,
die
Tür
zum
Bahnsteig
vor
der
Nase
zugeschlossen.
Sie
dürfen
nun
durch
das
Fenster
den
noch
etwa
zwei
Minuten
lang
haltenden
Zug
betrachten,
den
sie
mit
wenigen
Schritten
hätten
erreichen
können.
Das
„
Tageblatt″
ergreift
Partei:
„
Man
war
mit
Recht
allgemein
empört
über
ein
solches,
wenig
rücksichtsvolles
Verfahren
dem
reisenden
Publikum
gegenüber.
Jeder
weiß,
daß
besonders
die
Oldenburger
Züge
fast
mit
regelmäßiger
Verspätung
verkehren.
Wenn
nun
mal
ein
Zug
pünktlich
einläuft,
so
ist
durch
diese
Tatsache
noch
lange
nicht
ein
so
schneidiges
Verfahren
gerechtfertigt.
Auch
würde
der
Stationsaufenthalt
des
Zuges
durch
diese
Spätkommenden
nicht
verlängert
worden
sein,
da
er
wegen
Post-
und
Gepäckabfertigung
noch
halten
mußte.″
Krise
im
Schattenhandel
Aus
den
östlichen
Landesteilen
wird
eine
Entwicklung
berichtet,
die
sich
vielleicht
auch
bald
schon
in
Osnabrück
auswirken
könnte:
Die
Preise
im
„
Schleichhandel″
(illegale
Geschäfte
unter
Umgehung
von
gesetzlichen
Beschränkungen,
Kontingentierungen,
Meldepflichten,
Preisverordnungen)
und
teilweise
auch
im
offenen
Handel
brechen
ein.
So
sinken
etwa
die
„
Phantasiepreise″
für
Gänse
von
6
Mark
das
Pfund
auf
nur
noch
4
Mark,
Tee
von
30
Mark
das
Pfund
auf
15
Mark.
Preisstürze
werden
auch
bei
Pelzwaren
beobachtet.
Als
Folge
des
Waffenstillstandes
an
der
Ostfront
(15.
Dezember
1917)
und
der
angelaufenen
Friedensverhandlungen
in
Brest-
Litowsk
macht
sich
sowohl
in
Polen
als
auch
in
Oberschlesien
ein
bedeutendes
Sinken
der
Preise
bemerkbar.
Die
Angst
vor
der
Wiederaufnahme
des
Handelsverkehrs
mit
Russland
wirke
entmutigend
auf
den
Wucher
und
den
Schleichhandel,
vermutet
die
Zeitung.
Rotkohl,
Weißkohl
und
Obst
sind
plötzlich
wieder
zu
haben.
Das
gilt
ebenso
für
Maschinengarn,
Schuhsenkel
und
Seife.
In
Warschau
taucht
bereits
wieder
gute
Schokolade
auf,
die
nicht
mehr
170
deutsche
Reichsmark
das
Kilo
kostet,
sondern
nur
noch
100.
„
Fieberhaft
sind
die
geheimen
Händler
bestrebt,
größere
gehortete
Bestände
zu
veräußern.″
Der
bevorstehende
Separatfrieden
mit
Russland
hat
auch
schon
in
Osnabrück
eine
direkte
Auswirkung:
Auf
höheren
Befehl
hin
wird
den
im
Offiziersgefangenenlager
der
Artilleriekaserne
befindlichen
russischen
Offizieren
von
jetzt
ab
der
Besuch
des
Stadttheaters
gestattet.
Jeglicher
persönlicher
Verkehr
mit
dem
sonstigen
Publikum
ist
ihnen
aber
verboten.
Der
Lagerkommandant
bittet
das
Publikum,
auch
seinerseits
jegliche
Annäherung
an
die
Offiziere
zu
vermeiden.
Abgestumpft
Als
heutiger
Leser
gewinnt
man
den
Eindruck,
dass
die
enormen
Opferzahlen
an
den
Fronten
die
Öffentlichkeit
auch
gegenüber
zivilen
Opfern
abstumpfen
lassen.
Fast
jede
Woche
ist
von
tödlichen
Unfällen
im
Eisenbahnverkehr
zu
lesen,
die
anscheinend
schicksalhaft
hingenommen
werden,
ohne
dass
den
Ursachen
oder
möglichen
vorbeugenden
Maßnahmen
zur
künftigen
Vermeidung
nachgegangen
wird.
So
ist
ein
Zugzusammenstoß
in
der
Pfalz
zwischen
Homburg
und
Kaiserslautern
mit
30
Toten
und
mehr
als
100
Verletzten
dem
„
Osnabrücker
Tageblatt″
einspaltig
fünf
Zeilen
wert.
„
Der
Schaden
ist
bedeutend″,
heißt
es
lapidar.
Ausführlich
wird
andererseits
die
häufig
mangelhafte
„
Bezettelung″
der
Eisenbahngüterwagen
beklagt.
Wagenumlauf
und
glatte
Betriebsabwicklung
würden
häufig
durch
„
unanbringliche″
Wagen
sehr
erschwert,
hervorgerufen
durch
schlechte
Anbringung
der
Beklebezettel
seitens
der
Absender.
Ursache:
der
dunkle
Klebstoff,
der
nicht
wetterfest
ist.
Die
Eisenbahn
verlangt
daher
die
Anwendung
des
besser
geeigneten
weißen
Klebstoffs.
Wagen,
bei
denen
dunkler
Klebstoff
verwendet
wurde,
können
zukünftig
zurückgewiesen
werden.
Auf
jeden
Fall
sollte
man
die
Zettel
mit
Rotstift
beschreiben,
weil
die
rote
Schrift
beim
Durchschlagen
des
Kleisters
noch
am
längsten
lesbar
bleibt.
Ferner
verlangt
die
Eisenbahn
die
Anbringung
von
Anhängeschildern
mittels
Draht
an
den
Seitentüren
oder
Seitenrungen,
auf
dem
die
Versand-
und
die
Empfangsstation
sowie
die
Namen
von
Versender
und
Empfänger
vermerkt
sind.
Peinliches
Thema
Mit
offenem
Visier
gegen
die
Geschlechtskrankheiten:
„
Mitten
im
Kriegsgetümmel
haben
die
deutschen
Landesversicherungsanstalten
mobil
gemacht
gegen
einen
Feind,
der,
während
der
langen
Kriegsdauer
mehr
und
mehr
erstarkend,
am
Marke
unseres
Volkes
schleichend
nagt,
dessen
Unschädlichmachung
aber
das
Wohl
des
Erkrankten
selbst,
das
Wohl
seiner
Familie
und
des
ganzen
Volkes,
wie
auch
die
Sorge
um
unseren
Nachwuchs
gebieterisch
erheischt.″
So
leitet
das
„
Tageblatt″
einen
Beitrag
ein,
der
falscher
Scham
entgegenwirken
soll.
Im
ganzen
Reich,
und
so
auch
in
Osnabrück,
sind
Beratungsstellen
eingerichtet
worden.
Behandlungen
sind
kostenlos
und
streng
vertraulich.
„
Der
tiefe
Ernst
der
Zeit
und
die
Tatsache,
dass
die
erwähnten
Erkrankungen
durch
ihre
unheimliche,
lang
anhaltende
Ansteckungsfähigkeit
mehr
und
mehr
an
Boden
gewinnen,
machen
es
zur
vaterländischen
Pflicht
eines
jeden
Mannes
und
einer
jeden
Frau,
mit
der
landläufigen
Sitte
zu
brechen,
schon
beim
allgemeinen
Erwähnen
der
Geschlechtskrankheiten
verletzt,
in
verkehrter
Prüderie
sich
in
eisige
Unnahbarkeit
zu
hüllen.
Der
schwere
Weltkrieg
zwingt,
mit
veralteten
Anschauungen
aufzuräumen
und
den
Mut
zu
finden,
sich
verständnisvoll
über
die
drohenden
Gefahren
zu
unterrichten.
Nur
ein
aufgeklärtes,
willensstarkes
Volk,
das
diesen
schleichenden
Feind
in
seiner
ganzen
Furchtbarkeit
erkennt,
kann
sich
gegen
ihn
schützen.
Mag
er
an
seiner
Krankheit
schuldig
oder
nicht
schuldig
sein,
ein
jeder
hat
Anspruch
auf
Hülfe.″
Die
Stadtgeschichte
im
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historisch-
os
Bildtexte:
Der
Eversburger
Bahnhof,
wie
ihn
der
Reisende
in
der
Kaiserzeit
vom
Gleis
aus
wahrnahm.
Am
Eversburger
Bahnhof
halten
längst
keine
Züge
mehr.
Dafür
kann
man
dort
Fisch
essen.
Fotos:
Sammlung
Lothar
Hülsmann,
Archiv/
David
Ebener
Autor:
Joachim Dierks