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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Rechnet sich der Solarstrom vom Dach?
Zwischenüberschrift:
Ein Betreiber und seine Zweifel
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Mit dem Renditerechner der Stadt Osnabrück können Hauseigentümer kalkulieren, was ihnen der Bau einer Fotovoltaikanlage einbringt. Andreas Sangmeister ist nach eigenen Erfahrungen skeptisch, ob die Rechnung so aufgeht. Wir haben ihn und die Fachleute an einen Tisch gebeten.

Osnabrück. Seit 2012 liefert die Fotovoltaikanlage von Andreas Sangmeister Strom. Der selbstständige Mediengestalter und Industriemeister hat sich vor allem aus Idealismus und Technikbegeisterung entschieden, das Dach seines Hauses in Sutthausen mit Solarzellen zu pflastern. Und er ist, wie er sagt, keineswegs unzufrieden mit dem Ertrag. Allerdings könnte mehr dabei herausspringen, wie er meint.

Joachim Riesenbeck von den Stadtwerken widerspricht: Sangmeisters Anlage produziere mehr Strom als vorhergesagt. Bei einer installierten Leistung von 4, 3 kW stelle der Solarrechner etwa 3500 Kilowattstunden pro Jahr in Aussicht. Mit der Sonne über Sutthausen habe der Betreiber aber sogar bis zu 3800 und mehr Kilowattstunden eingefahren.

Ärgerlich findet Andreas Sangmeister eine Regelung, die in das Erneuerbare-Energien-Gesetz eingefügt wurde, um Überkapazitäten im Netz zu vermeiden. Bei der Inbetriebnahme musste er zustimmen, dass die Leistung in solchen Fällen um 30 Prozent gemindert werden kann. Es geht ihm gegen den Strich, dass dann ein Teil seines sauberen Solarstroms nicht ins Netz eingespeist und damit auch nicht vergütet wird.

Das falsche Pferd

Seiner Annahme, dass ihm dadurch relevante Ausfälle drohen, widerspricht jedoch Marcus Bergmann, Spezialist für Elektro-Dienstleistungen bei den Stadtwerken. Das Fraunhofer-Institut gehe von etwa 15 Tagen im Jahr aus, an denen auf die Bremse getreten werde. So ärgerlich das sei unter dem Strich gehe die Stromausbeute dadurch lediglich um zwei bis fünf Prozent zurück.

Da habe ich aufs falsche Pferd gesetzt″, sagt Andreas Sangmeister zu seiner Entscheidung, eine Leistungsbegrenzung in Kauf zu nehmen, wie es ihm seinerzeit der Installateur geraten hatte. Alternativ dazu hätte er nämlich auch eine Rundsteuerung wählen können. Damit könnten die Stadtwerke seine Anlage bei eventuellen Überkapazitäten im Netz abschalten. In der Praxis würde das beim Strom vom Dach wohl kaum geschehen, klang im Gespräch mit den Experten heraus. Bei den leistungsfähigen Windrotoren sei das etwas anderes. Und falls es doch einmal zur Abschaltung kommen würde, müsste der Netzbetreiber Schadenersatz für die entgangene Strommenge zahlen.

Es gibt noch ein paar Punkte, die dem Solarstromerzeuger aus Sutthausen nicht schmecken. Dass er für seine Kleinanlage eine Versicherung abschließen und außerdem ein Gewerbe anmelden musste, zum Beispiel. Dass er seine eingespeisten Euros in der Steuererklärung angeben muss. Und dass er nicht weiß, ob es nach 2032 überhaupt noch Geld für die Einspeisung ins Netz gibt.

Die Fachleute räumen ein, dass es lange dauern kann, bis alle Kosten wieder eingespielt sind. Allerdings gehe es ja nicht so sehr um den Profit, sondern auch um das gute Gefühl, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ute Fritsch-Riepe, Energiespezialistin bei der Stadt Osnabrück, rechnet aber weiterhin mit günstigen Renditen für Fotovoltaikanlagen. Zum einen seien die Modulpreise gegenüber 2012 deutlich gesunken, zum anderen böten sich neue Perspektiven durch einen höheren Eigenstromverbrauch. Wer es geschickt einfädele, könne 30 Prozent seines Strombedarfs mit der Solaranlage decken und so auch ohne Speicher einen guten Schnitt machen.

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Bildtext:
Läuft gut: Die Fotovoltaikanlage von Andreas Sangmeister liefert mehr Strom, als ihm prophezeit wurde. Aber es fuchst ihn, dass er mit seinem kleinen Dachkraftwerk einige Verpflichtungen eingehen musste, von denen er anfangs nichts wusste.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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