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1.
Erscheinungsdatum:
28.03.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Im Schatten des Vergessens
Domizil für die Verfolgten
Zwischenüberschrift:
Literaturgeschichte als Parforceritt: Volker Weidermanns „Buch der verbrannten Bücher″
Museum Baden in Solingen erinnert an Schriftsteller
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
107
Autoren
auf
215
Seiten
–
kann
das
gutgehen?
Volker
Weidermann
presst
in
seiner
neuen
Literaturgeschichte
Autorenviten
mal
wieder
so
dünn
wie
Blätter
im
Herbarium.
„
Lichtjahre″
hieß
das
Buch,
in
dem
Volker
Weidermann
die
Geschichte
der
deutschen
Literatur
nach
1945
mit
Lichtgeschwindigkeit
durcheilte.
Nach
dem
2006
veröffentlichten
Parforceritt
legt
der
Feuilletonchef
der
„
Frankfurter
Allgemeinen
Sonntagszeitung″
nun
nach:
Sein
„
Buch
der
verbrannten
Bücher″
versammelt
pünktlich
zum
75.
Jahrestag
der
Bücherverbrennung
am
10.
Mai
1933
alle
Autoren,
deren
Namen
auf
der
Liste
standen,
die
diesem
Autodafé
zugrunde
gelegt
wurde.
Rudolf
Geist
neben
Bertolt
Brecht,
Gina
Kaus
neben
Kurt
Tucholsky
–
mit
der
unvermittelten
Konfrontation
von
großen
Namen
der
Literatur
und
ihren
inzwischen
vergessenen
Kollegen
wird
nicht
nur
der
vertraute
Bücherkanon
gründlich
durcheinandergewirbelt.
Die
denkbar
unsortierte
Namensliste
vermittelt
auch
einen
Eindruck
von
der
Blindwütigkeit,
mit
der
die
Nationalsozialisten
in
der
Literaturszene
wüteten.
Weidermanns
Buchprojekt
ist
ehrenwert,
weil
es
dem
Versuch
der
Nazis,
Literatur
einfach
auszulöschen,
aktive
Erinnerungsarbeit
entgegensetzt
und
damit
ein
Anliegen
wieder
aufnimmt,
dass
der
damalige
„
Stern″-
Reporter
Jürgen
Serke
1977
mit
seiner
Recherche
nach
den
„
verbrannten
Dichtern″
erstmals
in
eine
breitere
Öffentlichkeit
getragen
hatte.
Doch
das
ist
auch
schon
der
einzige
Vorzug
dieses
Buches.
Denn
Weidermann
erweckt
mit
seiner
Liste
–
zumindest
beim
eiligen
Leser
–
den
Eindruck,
andere
Autoren
seien
nicht
verfolgt
gewesen.
So
finden
sich
etwa
Mascha
Kaleko
und
Else
Lasker-
Schüler
nur
deshalb
nicht
in
dem
Buch,
weil
sie
nicht
auf
der
unseligen
Aufstellung
des
Bibliothekars
Wolfgang
Herrmann
standen.
Waren
sie
damit
keine
verfemten
Autorinnen?
Zudem
verlässt
sich
Weidermann
wieder
auf
das
aus
„
Lichtjahre″
gewohnte
Stakkato
der
Schnellsturteile
und
der
auf
Kolumnenformat
komprimierten
Lebensgeschichten.
Das
Ergebnis
ist
ein
rasanter
Ritt,
der
genau
das
ausschließt,
was
das
sensible
Thema
erfordern
würde:
den
ruhigen
Blick
auf
Autoren
und
ihre
Werke,
die
so
gründlich
vergessen
sind,
dass
sich
heute
nicht
einmal
mehr
Spezialisten
an
sie
erinnern.
Brauchen
wir
ein
solches
Standgericht
der
Literaturkritik
–
erst
recht
dann,
wenn
es
um
die
Bücherverbrennung
geht?
Weidermann
gelingen
zwar
hier
und
da
funkelnde
Feuilletons,
die
das
Drama
einer
dunklen
Zeit
packend
schildern
–
etwa
in
der
Konfrontation
von
Joseph
Roth
und
Stefan
Zweig
und
ihrer
gegensätzlichen
Einschätzung
von
Exil
und
Verfolgung.
Und
natürlich
erweist
er
sich
als
Meister
der
Miniatur
dort,
wo
es
um
vertrackte
Schicksale
wie
um
das
von
Hanns
Heinz
Ewers
geht,
der
sich
den
Nazis
andiente
und
dessen
Bücher
dennoch
auf
dem
Scheiterhaufen
landeten.
Doch
ausgerechnet
bei
den
Prominenten
auf
seiner
Liste,
vor
allem
bei
den
Schriftstellern
Bertolt
Brecht
und
Heinrich
Mann,
unterlaufen
ihm
seltsam
missglückte
Einschätzungen,
die
eher
von
unreflektierter
Ablehnung
denn
von
dem
Bemühen
um
historische
Gerechtigkeit
zeugen.
Das
alles
wäre
zu
vernachlässigen,
würde
Weidermann
nicht
mit
dem
Hang
zu
personalisierter
Darstellung
sein
wichtiges
Thema
unzulässig
verkürzen.
Auch
wenn
Texthappen
im
Trend
hastiger
Medienwahrnehmung
liegen
–
wer
Historie
auf
Human
Interest
verknappt,
bekommt
Wirkungen
und
Ursachen
nicht
mehr
in
den
Blick.
So
dient
das
Phänomen
der
Bücherverbrennung
letztlich
nur
als
dramatische
Kulisse,
vor
der
sich
ein
Reigen
unglaublicher
Schicksale
in
der
Form
zugespitzter
Kürzestgeschichten
bestens
in
Szene
setzen
lässt.
Bei
solchem
Erzählgalopp
ist
nur
eines
gewiss:
Am
Ende
hechelt
der
Leser
nach
Luft.
Volker
Weidermann:
„
Das
Buch
der
verbrannten
Bücher″.
Verlag
Kiepenheuer
&
Witsch.
253
Seiten.
18,
95
Euro.
Bildtext:
JUbelkulisse
für
die
Kulturbarbarei:
Die
Ausnahme
zeigt
die
Bücherverbrennung
am
10.
Mai
1933
auf
dem
Berliner
Opernplatz.
Foto:
AP
Solingen.
Vor
genau
75
Jahren,
im
Mai
1933,
loderten
Scheiterhaufen
in
vielen
deutschen
Städten.
Eine
johlende
Menge
verbrannte
die
Bücher
von
Freud
und
Kafka,
von
Brecht,
Benjamin
und
vielen
anderen:
Die
dem
Nazi-
Wahn
verfallene
Nation
entledigte
sich
ihrer
Literatur.
Erst
mit
seinem
1977
erschienenen
Buch
„
Die
verbrannten
Dichter″
hat
der
Hamburger
Publizist
Jürgen
Serke
Deutschland
wieder
mit
den
NS-
verfemten
Schriftstellern
bekanntgemacht
und
einer
ganzen
literarischen
Gattung
einen
einprägsamen
Namen
gegeben.
Nun
bekommen
Dutzende
der
Verfolgten
und
„
Vergessenen″
wie
der
Dramatiker
Ernst
Toller
oder
die
Lyrikerinnen
Else
Lasker-
Schüler
und
Mascha
Kaleko
endlich
ein
sicheres
Domizil:
Das
Museum
Baden
in
Solingen
zeigt
ab
Sonntag
als
Dauerausstellung
mit
Erstausgaben,
Manuskripten,
Briefen
und
Fotos
den
Kern
der
bedeutenden
Sammlung,
die
Serke
über
viele
Jahre
zusammengetragen
hat.
Ergänzt
wird
die
Solinger
Literatur-
Dokumentation
von
Gemälden
und
Grafiken
„
entarteter″
und
teils
ermordeter
Künstler
als
Auswahl
aus
der
über
2000
Werke
umfassenden
Sammlung
Gerhard
Scheider.
Damit
wird
das
Museum
zum
überfälligen
und
einzigartigen
Gedächtnisort
für
eine
verlorene
Generation
Intellektueller.
Ganze
„
Erzählungen″
füllen
die
geschickt
eingerichteten
Vitrinen:
Ernst
Tollers
Kriegsdrama
„
Hinkemann″
(1923)
steht
in
enger
Beziehung
zu
Wolfgang
Borcherts
„
Draußen
vor
der
Tür″
(1947)
als
literarische
Aufarbeitung
des
Krieges.
In
einem
Brief
von
1934
teilt
Toller
nicht
ohne
Stolz
mit,
dass
er
zwanzig
Autoren
gewonnen
habe,
um
die
Frau
des
KZ-
inhaftierten
Publizisten
Carl
von
Ossietzky
zu
unterstützen.
Zu
den
Vergessenen
zählen
der
jüdische
Bauernsohn
und
Auschwitz-
Überlebende
Hugo
Sonnenschein
oder
der
Lyriker
und
Willy-
Brandt-
Gefährte
Karl
Gerold.
Autor:
Stefan Lüddemann, dpa