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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
EU will Plastik-Recycling profitabler machen
 
EU geht gegen Plastikmüll-Flut vor
Zwischenüberschrift:
Kommission will Recycling profitabler machen – Abfallannahmestellen in Häfen geplant
Artikel:
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Originaltext:
Brüssel. Bessere Kunststoffe, mehr Recycling, weniger Abfall: Mit einer umfassenden Strategie gegen Plastikmüll will die EU-Kommission Menschen und Umwelt besser schützen und gleichzeitig der Verwerterbranche in Europa zum Aufschwung verhelfen. Bis 2030 sollen sämtliche Plastikverpackungen wiederverwertbar werden.

Der Verband kommunaler Unternehmen begrüßte die Initiative der Kommission. Je sortenreiner die verwendeten Kunststoffe sind, umso besser ist die Qualität der recycelten Stoffe.″ Positives Echo kam auch von Umweltverbänden wie Nabu oder BUND. Der WWF erklärte aber: Die EU muss schneller und deutlicher konkreter handeln, um unseren Anteil an der weltweiten Plastikflut zu stoppen.″

Die Linkspartei kritisierte die Pläne der EU als unzureichend: Um den wachsenden Müllbergen noch irgendwie beizukommen, reicht es nicht, an Stellschrauben zu drehen. Wir müssen umdenken.″

Sämtliche Plastikverpackungen in Europa sollen bis 2030 wiederverwertbar werden. Das ist Teil einer EU-Strategie, um Plastikabfälle zu verringern, das Recycling voranzubringen und Menschen, Meere und Umwelt besser zu schützen.

Strassburg. Frans Timmermans ist begeistert vom Lernerfolg seiner vier Kinder. Nur ein einziges Mal habe er ihnen erklärt, wie schädlich Plastikstrohhalme für die Umwelt sind. Jetzt halten sie nach Papierstrohhalmen Ausschau oder nutzen gar keine″, sagte der Vizechef der EU-Kommission und wünscht sich solchen Erfolg auch für seine am Dienstag vorgestellte Strategie gegen Plastikmüll in Europa. Denn Timmermans ist sich sicher: Wir werden im Plastik ersticken, wenn wir nichts dagegen tun.″

Den Zahlen der EU-Kommission zufolge fallen in Europa jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Nur knapp 30 Prozent davon werden zur Wiederverwertung gesammelt, die übrigen 70 Prozent landen auf Müllkippen, in Verbrennungsanlagen oder in der Umwelt, vor allem in den Meeren.

Mit 37, 4 Kilo pro Einwohner produziert Deutschland gut sechs Kilo mehr Plastikmüll als der Durchschnitt in der Union. Bislang exportieren die Mitgliedstaaten rund die Hälfte des eingesammelten und sortierten Plastikmülls ins Ausland, 85 Prozent davon nach China. Die Volksrepublik hat den Import von Plastikmüll zum Jahresanfang nun jedoch fast vollständig eingestellt. Die EU bleibt also auf einem Großteil ihres Abfalls sitzen und sieht sich gezwungen gegenzusteuern.

In ihrer nun vorgestellten Anti-Plastik-Strategie setzt die EU-Kommission auf einen Mix aus wirtschaftlichen, freiwilligen und unterstützenden Maßnahmen.

Brüssel hat bereits 250 Millionen Euro gegeben und verspricht bis 2020 weitere 100 Millionen für die Forschung, um die Stoffe entsprechend weiterzuentwickeln. Abfallannahmestellen in Häfen sollen verhindern, dass der Müll über Bord gekippt wird. An Land will die Kommission EU-weit eine sortenreinere Sammlung von Kunststoffen voranbringen, denn damit wird die Verwertung einfacher und billiger.

Die Behörde schätzt, dass sich die Recyclingkosten um rund 100 Euro pro Tonne senken lassen. Das soll die Pläne auch der Plastikbranche schmackhaft machen, die europaweit 1, 5 Millionen Menschen beschäftigt und 2015 rund 340 Milliarden Euro umsetzte. Das Beimengen von Mikroplastikpartikeln in Kosmetika und Waschmitteln soll künftig unterbunden werden.

Zudem will die Kommission noch 2018 neue Regeln zur Vermeidung von Einmalgegenständen aus Plastik vorschlagen, also zum Beispiel Strohhalme, Einwegbesteck oder Deckel für Kaffeebecher. Es dauert fünf Sekunden, das zu produzieren, fünf Minuten, es zu nutzen, und etwa 500 Jahre, es wieder abzubauen″, sagte Kommissionsvize Timmermans und warnte: 24 Stunden am Tag enden in jeder Sekunde rund 700 Kilogramm Plastik in der Meeresumwelt″. Insgesamt sollen bis zu 142 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren treiben.

Als besonders riskant gelten Plastikpartikel nicht nur für Meereslebewesen, sondern auch für die menschliche Nahrungskette. Sie wurden inzwischen in Lunge und Blutbahn nachgewiesen.

Kann die Strategie der EU funktionieren? Es muss″, sagt Patrick Hasenkamp vom Verband Kommunaler Unternehmen, der auch für die örtlichen Müllabfuhren steht: Die Kunststoffmengen sind einfach viel zu groß, als dass wir das tatenlos weiterlaufen lassen könnten.″

Von einer Plastiksteuer, wie sie jüngst EU-Finanzkommissar Günther Oettinger ins Spiel gebracht hatte, ist im jetzt vorgelegten Aktionsplan keine Rede.

Bildtext:
Müllsortierer in Shenyang: Ein Großteil europäischen Plastikmülls landete bislang in China. Damit ist nun Schluss.
Foto:
dpa

Kommentar
Das Kaufverhalten dringend ändern

Der Slogan Jute statt Plastik″ samt Beutel ist noch in Erinnerung. Aus dem Vokabular politisierter Jugendlicher und Dritte-Welt-bewegter Christen war er in den 80er-Jahren nicht wegzudenken. Jute als Statement und Aufforderung ein Stoff, aus dem die Träume waren. Dennoch, trotz aller Konsumkritik verstärkte sich die Lust an der Wegwerfgesellschaft. Allein der private Verbrauch von Plastiktüten und - folien hat sich seit Anfang der 90er bis heute verdoppelt. Unsere auf Wachstum fixierte Gesellschaft konsumiert nach dem Motto: Nach uns die Sintflut. Tatsächlich ist die längst da in Form von Plastikmüll, der Meere und Müllkippen überschwemmt. Das Problem ist so drängend, dass der politische Eingriff Brüssels gerechtfertigt ist. Wann, wenn nicht jetzt? Plastikmüll gefährdet zunehmend Grundlagen unserer Existenz zum Beispiel durch Mikropartikel im Nahrungskreislauf.

Richtig gesetzte Anreize können Handel und Industrie helfen, Müll zu vermeiden und alternative Verpackungen voranzutreiben. Seit 2016 verpflichtet eine EU-Richtlinie die Staaten zu weniger Plastiktüten mit Erfolg. Wo Selbstverpflichtung lahmt, muss die Politik nachhelfen. Am Ende aber hat es der Verbraucher in der Hand. Also: Im Laden lieber an der Wursttheke bestellen, anstatt zur eingeschweißten Salami zu greifen. Und auch ein Frischeeinkauf auf dem Markt ist mehr Lust als Last.
Autor:
dpa, AFP, Thomas Ludwig


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