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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Wir brauchen dringend Gewerbeflächen″
Zwischenüberschrift:
Interview mit Marina Heuermann, Chefin der Wirtschaftsförderung Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
Der Standort Osnabrück ist stark und dynamisch, hat aber ein Problem: Es gibt zu wenig Gewerbeflächen. Unternehmer, die gern bleiben würden, denken an einen Umzug ins Umland, wie Marina Heuermann, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung, im Interview sagt.

Frau Heuermann, Sie waren 19 Jahre in Essen, sind jetzt seit einem Dreivierteljahr in Osnabrück. Sie kennen inzwischen die Stadt und die Wirtschaft, nehme ich an. Was charakterisiert den Standort Osnabrück aus Ihrer Sicht?

Ich erlebe Aufbruchstimmung, Dynamik, eine starke Standortverbundenheit und ein bemerkenswertes Engagement der Unternehmen, mit anpacken und den Standort nach vorne bringen zu wollen. Und ich sehe in vielerlei Hinsicht Potenziale für Wachstum, Beschäftigung und zukunftsweisende Innovationen.

Mit dem Blick einer Externen nehme ich Osnabrück als etwas Besonderes wahr: als eine wachsende Stadt mit hoher Lebensqualität, die in den letzten Jahren deutlich auf der bundesweiten Investment-Landkarte zugelegt hat. Die Wirtschaft glaubt an den Standort. Zu Recht, wie ich finde: Mit der Universität und der Hochschule Osnabrück, vielseitigen Forschungskompetenzen und Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, einem gesunden Mix von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, einer lebendigen Gründerszene sowie exzellenten weichen Standortfaktoren″ hat Osnabrück heute sehr gute Chancen im Wettbewerb als wissensbasierter Wirtschaftsstandort sozusagen.

Ich sehe aber auch noch viel Luft nach oben. Bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Förderung von Kompetenzclustern und Start-ups zum Beispiel kann Osnabrück noch zulegen, ebenso bei der Innovations- und Technologieförderung. Auch kann das einzigartige Profil, das Wirtschaftsimage unseres Standortes, noch stärker herausgearbeitet werden, damit wir es selbstbewusst nach außen kommunizieren können.

Wie groß ist die Investitionsfreude der Unternehmen in Osnabrück?

Auffällig hoch. In den ersten Wochen in Osnabrück fiel mir besonders auf, wie viel hier investiert und gebaut wird. Und es sind insbesondere unsere Mittelständler, die derzeit investieren oder Expansionsprojekte planen. Noch bauen wir unser Reporting-System neu auf, aber wir können jetzt schon sagen, dass aktuell im Mittelstand über 152 Millionen Euro in mehr als 25 laufende oder geplante Neubauprojekte, Standorterweiterungen oder Verlagerungen investiert werden. Neben den Zahlen interessieren mich aber auch die Geschichten, die sich hinter den einzelnen Projekten verbergen. Warum wird gebaut? Wie viele Arbeitsplätze entstehen? Was genau produzieren die Unternehmen, oder welche Dienstleistungen werden angeboten? Welche Unternehmerpersönlichkeiten und Biografien stehen hinter den jeweiligen Unternehmen? Mit all diesen Geschichten können wir genauer vermitteln, was unseren Wirtschaftsstandort ausmacht zum Beispiel um weiteren Unternehmen Impulse zu bieten, sich hier anzusiedeln.

Wie hilft die Wirtschaftsförderung den Unternehmen, die sich ansiedeln oder erweitern wollen?

Wir beraten Unternehmen bei der Standortwahl, unterstützen bei der Suche nach geeigneten Grundstücken oder Bestandsimmobilien und informieren über Eckdaten zum Immobilienmarkt, die zur Entscheidungsfindung notwendig sind. Auf Wunsch begleiten wir unsere Kunden in allen Phasen der Realisierung ihrer Projekte. Beispielsweise erörtern wir bereits in der Planungsphase gemeinsam mit dem Unternehmen, welche Unterlagen und Genehmigungen benötigt werden, ob möglicherweise Probleme bei der Umsetzung bestehen und wie diese im Sinne des Unternehmens gelöst werden können. Wir kümmern uns darum, dass Ansiedlungs- und Erweiterungsvorhaben schnell umgesetzt werden, lotsen durch die Ämter und sorgen für eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Und bei komplexen Genehmigungsverfahren, bei denen mehrere Behörden beteiligt werden müssen, übernehmen wir gerne die Moderation und Koordination.

Hat Osnabrück genug Gewerbeflächen im Angebot, oder muss die Stadt zusätzliche ausweisen zum Beispiel am Stadtrand in Kooperation mit den Nachbargemeinden?

Tatsächlich hat Osnabrück aktuell zu wenig Flächen im Angebot. In vielen Fällen können wir Unternehmen nicht mehr bedienen. Es drohen leider auch Abwanderungen und Arbeitsplatzverluste von alteingesessenen Firmen, die gerne in Osnabrück bleiben würden, aber bereits im Umland Ausschau halten. Wir benötigen also dringend vermarktungsfähige Gewerbeflächen. Idealerweise werden diese bereits in der Konzeption verknüpft mit Zukunftsthemen unserer Wirtschaft das trägt wiederum zur Profilierung unseres Standortes bei.

Osnabrück ist ein traditioneller Industriestandort, aber Neuansiedlungen von Industriebetrieben hat es lange nicht gegeben. Braucht Osnabrück neue Industrieflächen?

Reine Industriestädte haben kaum Zukunft. Wir brauchen einen gesunden Mix aus Produktion, Dienstleistungen und Handel in unserer Stadt. Und wir können froh sein, dass Osnabrück anders als viele andere Städte dieses produktive Miteinander von Industrie, innovativen Dienstleistungen und Wissenschaft am Standort beheimatet. Ganz klar aber brauchen wir Raum für Wachstum vor allem für unsere Osnabrücker Unternehmen. Im Übrigen müssen wir uns unter Industrie heute keine rauchenden Schlote auf ausladenden Flächen mehr vorstellen. Die Produktion verläuft heute vielfach kleinteiliger, und in einigen Betrieben könnten Sie sogar vom Fußboden essen. Wir sollten auch ernsthaft darüber nachdenken, ob es nicht an der einen oder anderen Stelle in unserer Stadt Sinn macht, bestimmte geräusch- und emissionsarme Produktionsstätten, wie z. B. Manufakturen, Kleingewerbe und Handwerke, Stichwort urbane Produktion″, in Bürogebäude oder auch in Mischgebiete zu integrieren.

Sie haben nach Ihrem Amtsantritt angekündigt, die Aufgaben der Wirtschaftsförderung zu durchleuchten und die WFO neu aufzustellen. Wie weit sind Sie damit?

Eines unserer wichtigsten Ziele ist ja, uns zukünftig mehr Zeit für unsere Kunden nehmen zu können, den Dialog zu intensivieren, mehr Service zu bieten, Investitionsprojekte proaktiver und noch enger als zuvor zu begleiten. Dazu haben wir in den letzten Monaten interne Prozesse optimiert und insbesondere unsere Aufgabenschwerpunkte neu verteilt und priorisiert. Die ersten Weichen sind also gestellt, und wir kommen gut voran. Aber wir richten unseren Blick noch weiter nach vorn, wir wollen auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes für die nächsten Jahre und Jahrzehnte mitgestalten. Unter dem Motto Wirtschaftsstandort Osnabrück.2030″ haben wir die Entwicklung eines neuen Wirtschaftsförderungskonzeptes angeschoben, das den Standort Osnabrück in die Zukunft leitet.

Ich bin froh und dankbar, dass der VWO Verein für Wirtschaftsförderung in Osnabrück hier die Initiative ergriffen hat und das Projekt sowohl inhaltlich als auch finanziell unterstützt. Die Ergebnisse der Standort- und Wettbewerbsanalyse, der Unternehmensbefragung und Experteninterviews liegen bereits vor. Ein Save the Date″ für einen Zukunftsworkshop, der Anfang 2018 stattfinden wird und an dem sich alle relevanten Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung beteiligen werden, ist bereits verschickt. Danach wird das neue Perspektivkonzept erstellt, und ich bin schon jetzt sehr gespannt auf viele neue Ideen und inspirierende Gespräche mit allen Beteiligten. Wir haben also schon einiges erreicht aber noch eine Menge vor.

www.noz.de/ regionale-wirtschaft

Bildtext:
In Hellern wird ein neues Gewerbegebiet zwischen A 30, Blankenburg und Rekershof geplant. Osnabrück brauche dringend mehr vermarktungsfähige Gewerbeflächen, sagt Marina Heuermann.
Foto:
Gert Westdörp

Marina Heuermann

Marina Heuermann (52) ist seit April 2017 Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Osnabrück GmbH (WFO). Die gebürtige Oldenburgerin war zuvor Leiterin des Unternehmensservice der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Marina Heuermann ist gelernte Industriekauffrau und studierte nach ihrer Ausbildung Raumplanung und Sozialwissenschaften an der Universität Oldenburg.
Foto:
Westdörp
Autor:
Wilfried Hinrichs


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