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1.
Erscheinungsdatum:
20.12.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Adventslichter in einer dunklen Zeit
Zwischenüberschrift:
Dielingerstraße im Dezember 1953
Artikel:
Originaltext:
Im
Dezember
1953
waren
die
Trümmer
des
Bombenkriegs
beiseitegeräumt,
und
das
Leben
lief
wieder
in
einigermaßen
geregelten
Bahnen.
Doch
das
Wirtschaftswunder
ließ
noch
auf
sich
warten.
Osnabrück.
Dieser
Blick
in
die
Dielingerstraße
zeigt
notbehelfsmäßig
wiederaufgebaute
Fassaden,
äußerst
zurückhaltende
Reklame
und
darüber
schlichte,
tannengeschmückte
Lichterketten,
die
bei
allen
Entbehrungen
umso
größere
Vorfreude
auf
ein
friedliches
Weihnachtsfest
ausstrahlten.
Das
Licht
der
nackten
Glühbirnen
erwärmte
die
Herzen
und
stimmte
optimistisch,
so
der
Eindruck
dieser
Straßenszene,
es
brauchte
nicht
die
figürlichen
Märchendarstellungen
der
1970er-
Jahre
oder
die
ausgefeilten
Beleuchtungskonzepte
unserer
Tage,
um
die
Menschen
auf
das
Fest
einzustimmen.
Das
Licht
an
sich
wurde
geschätzt
–
was
nach
den
vielen
Jahren
des
Verdunklungszwangs
während
des
Bombenkriegs
und
der
anschließenden
Elektrizitätsbewirtschaftung
verständlich
erscheinen
mag.
Das
Kriegs-
wie
auch
das
Nachkriegsdeutschland
waren
dunkel
gewesen.
Schaufensterbeleuchtungen
und
Lichtreklamen
aller
Art
blieben
nach
dem
Krieg
zunächst
verboten.
Der
Tagesstromverbrauch
war
auf
500
Watt
je
Zähler
begrenzt,
für
jede
im
Haushalt
lebende
Person
gab
es
50
Watt
obendrauf.
Vor
dem
Krieg
1939
wurden
die
Straßen
der
Stadt
durch
1716
Gaslaternen
und
725
elektrische
Bogenlampen
erhellt.
Anfang
1948
waren
erst
110
Lampen
wieder
in
Betrieb.
Auf
der
linken
Seite
sehen
wir,
angeschnitten,
das
Haus
Nr.
16
mit
dem
Konfitürengeschäft
von
Minna
Frank.
Neben
der
„
Eszet″-
Schokoladen-
Werbung
lockt
das
aus
acht
Einzelscheiben
bestehende
„
Schaufenster″
mit
seinen
süßen
Auslagen.
Es
folgt
mit
Nr.
15
ein
unverputzter
Hausgiebel
–
typisches
Beispiel
eines
Bauwerks,
das
aus
wiederverwendeten
Backsteinen
hochgezogen
worden
war.
Die
amtlichen
Baustoffzuteilungen
reichten
bei
Weitem
nicht
aus,
um
all
die
notwendigen
Reparaturen
und
Neubauten
von
Wohnraum
zu
versorgen.
Im
Zuge
der
Enttrümmerung
hatten
Osnabrücker
Trümmerfrauen
und
-
männer
1,
8
Millionen
Ziegelsteine
geborgen
und
„
gepickt″,
also
von
Mörtelresten
befreit,
um
ein
von
der
Not
diktiertes
Recycling
zu
ermöglichen.
Die
Ziegelsteine
wurden
in
einer
Personenkette
von
Hand
zu
Hand
aus
den
Ruinen
an
den
Straßenrand
weitergereicht,
dann
mit
einem
Maurer-
oder
Putzhammer
abgeklopft
und
aufgeschichtet.
Die
Vorgabe
lautete:
16
Stück
in
einer
Fläche
(4
mal
4)
,
jeweils
zwölf
Schichten
übereinander
und
abschließend
ein
Mittelhäufchen
von
acht
Stück,
sodass
sich
standsichere
Stapel
von
200
Steinen
ergaben,
die
eine
übersichtliche
Abrechnung
der
Leistung
ermöglichten.
Der
Krieg
hatte
die
Dielingerstraße
weitgehend
geschont.
So
lässt
denn
auch
das
Foto
von
1953
keine
größeren
Baulücken
erkennen.
Die
gewachsene
kleinteilige
Parzellierung
und
die
Nutzungen
hatten
großenteils
den
Krieg
überdauert.
Schon
immer
war
die
Dielingerstraße
eine
Straße
der
Handwerker
und
Kleingewerbetreibender
gewesen.
Das
Adressbuch
1952/
53
spiegelt
die
vertretenen
Branchen
wider.
Da
waren
der
Schlosser
(Bernhard
Kreye)
,
der
Buchhändler
(Bruno
Hanckel)
,
die
Autosattlerei
und
Polsterei
(Josef
Neumann)
und
der
Kohlengroßhandel.
Aber
auch
der
Adressbuch-
Verlag
(Ludwig
Schmidt)
,
die
Böttcherei
(Johannes
Hellmann)
,
der
Bildhauer
(Fritz
Szalinski)
,
der
Bauklempner,
der
Uhrmacher
und
das
Tabakwarengeschäft.
Ebenso
wenig
fehlten
Schuhmacher,
Lithograf,
Schneidermeister,
Blumenbinder,
Linoleum-
Großhändler,
Maler,
Bestatter,
Fleischermeister,
Korsetthaus,
Feintäschner
und
eine
Reparaturwerkstatt
für
Kinderwagen
–
ja,
es
wurde
repariert
und
nicht
weggeworfen.
Die
reichlich
vorhandenen
Altbauten
und
der
schnelle,
kleinräumige
Wiederaufbau
auf
dem
alten
Grundriss
sollten
die
Stadtväter
später
vor
große
Probleme
stellen.
Die
vielfach
minderwertige
Bausubstanz
konnte
die
wachsenden
Ansprüche
an
Wohnqualität
und
an
zeitgemäße
Einzelhandelsflächen
nicht
erfüllen.
Außerdem
wurde
die
Verkehrsführung
mit
der
beginnenden
Massenmotorisierung
zunehmend
schwieriger.
Weil
Heger
Straße
und
Marienstraße
als
westliche
Zufahrten
in
die
Innenstadt
tabu
waren,
rückte
die
Dielingerstraße
in
den
Blick
der
Verkehrsplaner.
Zu
Beginn
der
1970er-
Jahre
startete
die
Stadt
ein
Flächensanierungsprogramm,
dem
im
Westabschnitt
die
südliche
Bebauung
der
Dielingerstraße
zum
Opfer
fiel
und
im
östlichen
Abschnitt
die
nördliche
Häuserreihe.
Die
alte,
enge
Gassenführung
war
nicht
mehr
wiederzuerkennen.
Der
Autoverkehr
sollte
über
die
neue
vier-
bis
fünfspurige
Erschließungsstraße
in
die
Innenstadt
und
zu
einer
Tiefgarage
rollen.
Das
rief
heftige
Bürgerproteste
hervor,
die
in
Hausbesetzungen
gipfelten.
Aber
die
breite
Verkehrsschneise
für
die
neue
Dielingerstraße
und
die
Lortzingstraße
war
geschlagen
und
nicht
mehr
rückgängig
zu
machen.
Sie
wird
heute
überwiegend
als
Bausünde
empfunden.
Bildtext:
Dies
ist
nicht
die
ganze
„
neue″
Dielingerstraße,
sondern
nur
die
nördliche
der
stadtautobahnmäßig
geteilten
Fahrbahnen.
Die
Dielingerstraße,
vom
Wall
aus
betrachtet,
mit
adventlicher
Beleuchtung
im
Dezember
1953.
Foto:
Joachim
Dierks,
Hugo
Mittelberg
Autor:
Joachim Dierks