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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Viele Flüchtlinge staunen, was hier geht″
Zwischenüberschrift:
Diskussion über Sexualität und Migration
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Um das Thema Migration und Sexualität Möglichkeiten und Herausforderungen einer interkulturellen Sexualaufklärung″ drehte sich eine Podiumsdiskussion an der Hochschule Osnabrück. Hauptrednerin war die Soziologin, Autorin und Publizistin Necla Kelek. Organisiert wurde die Veranstaltung von Studenten des Fachs Soziale Arbeit″.

Ein friedliches Leben das ist für viele Flüchtlinge ein Grund, sich auf den oft gefährlichen Weg nach Deutschland zu machen. Doch für manche von ihnen geht es hier mit der Unfreiheit weiter. Das betrifft vor allem Frauen, die in Deutschland nach der Tradition ihrer Herkunftsländer leben sollen, wenn es die Familie will. Und es betrifft Homosexuelle und Transgender-Menschen, die beispielsweise in Flüchtlingsheimen von anderen Flüchtlingen bedroht werden.

Starkes Familienrecht

In Deutschland aber gelten andere Regeln, herrscht eine andere Kultur. Diese zu vermitteln gehört auch zu den Aufgaben der Berater von Aids-Hilfe und Pro Familia, wie an dem Abend deutlich wurde. Zuvor hatte die Soziologin und Publizistin Necla Kelek Einblicke ins Familienrecht der muslimischen Welt gegeben. Es beruhe auf Vorgaben aus dem 11. Jahrhundert, an denen sich bis heute wenig geändert habe und die das Miteinander im Alltag bestimmten: Das Problem ist, es stellt die Frau unter den Mann″, sagte Kelek und: Es hält die Gesellschaft wie ein Korsett zusammen.″ Zudem gelte es in allen muslimisch geprägten Staaten egal ob Demokratie, Diktatur oder eine andere Staatsform –, weil das Familienrecht neben den anderen Bereichen stehe, die durch staatliche Gesetze geregelt würden, betonte die Soziologin mit türkisch-muslimischen Wurzeln.

Es gebe auch Muslime, die Liebesbeziehungen zu Männern führten. Kommt eine solche Beziehung ans Licht, werde derjenige bestraft, der den vermeintlich weiblichen″ Part in der Liebe übernommen habe, legte Kelek die Regeln dar, die sie als verlogen und paradox bezeichnete.

Für viele Flüchtlinge sei es eine Überraschung, welche Gesetze in Deutschland gelten und was hier erlaubt sei, erläuterten Andrea Bahnsen und Antonius Geers von Pro Familia sowie Badreldeen Babiker und Kristina Hesse von der Aids-Hilfe. Allein leben, schwul heiraten, keine Kinder bekommen viele Flüchtlinge staunen, was hier geht″, sagte Antonius Geers. Eine entsprechende Aufklärungsarbeit sei enorm wichtig, damit sich in den Köpfen etwas bewege, betonte Geers, verwies aber gleichzeitig darauf, dass es dafür einen langen Atem brauche. In dem Zusammenhang wies er auch auf die derzeitige Kultur in Deutschland hin und die deutsche Gesetzgebung. Beides habe sich langsam entwickelt. Vergewaltigung in der Ehe beispielsweise gilt hier erst seit 1997 als Straftat. Und bis in die 1970er-Jahre hinein durfte der Mann bestimmen, ob seine Ehefrau arbeiten darf.

Bildtext:
Zwei Welten mit zwei grundlegend verschiedenen Rechtsauffassungen offenbarte die Diskussion zum Thema Migration und Sexualität an der Hochschule Osnabrück.

Foto:
Hehmann
Autor:
mlb


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