User Online: 2 | Timeout: 01:57Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Digitalisierung als Jobkiller?
 
Millionen von Verlierern
 
„Wir müssen uns nicht verkaufen″
Zwischenüberschrift:
Studenten diskutieren beim Demokratieforum der Hochschule über Digitalisierung
 
Tagesschau-Chef Kai Gniffke über Privilegien und Lügenpresse
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ein düsteres Bild der Digitalisierung zeichnete Wirtschaftsprofessor Volker Lüdemann beim Demokratieforum der Hochschule Osnabrück. Millionen Menschen würden mit fortschreitender Entwicklung ihren Job verlieren.

Wie verändert sich unser politisches System durch die Digitalisierung? Dieser Frage sind Studenten der Hochschule Osnabrück nachgegangen. Beim fünften Demokratieforum diskutierten sie darüber mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Medien.

Osnabrück. Eigentlich sollte er den wichtigsten Vortrag des Tages halten: Kai Gniffke, Chefredakteur von Tagesschau und Tagesthemen und einer der einflussreichsten Politik-Journalisten Deutschlands″. So war es zumindest von Hermann Heußner, Organisator des Demokratieforums und seines Zeichens Professor für öffentliches Recht, angekündigt worden. Doch dann überzog einer der Vorredner die vorgegebene Sprechzeit und Gniffke musste warten.

Derjenige, der sich so gar nicht an das Programm halten wollte, war Volker Lüdemann. Als Professor für Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht steht er eigentlich ohnehin regelmäßig vor den Studenten. Und trotzdem ließen sie ihn nach seinem Vortrag und einem tosenden Applaus nicht aus dem Saal. Zu viele Fragen hatten sie zu seinem Vortrag. Lüdemann hatte darüber referiert, wie das selbstfahrende Auto die Demokratie gefährdet.

Eigentlich ist so ein Thema unter der Überschrift Demokratieforum″ nicht unbedingt naheliegend. Die anderen Redner des Tages, Oliver Rudolf, der Landeswahlleiter für Hamburg, und Barbara Thiel, Landesbeauftragte für Datenschutz in Niedersachsen, hatten über ganz andere Dinge gesprochen. Über die Chancen und Risiken von elektronischen Wahlen zum Beispiel und die Rolle des Datenschutzes in Zeiten der Digitalisierung. Gniffke würde zum Abschluss den Qualitätsjournalismus gegen Fake News und Hasskommentare abgrenzen. Lüdemann malte dagegen ein düsteres Bild: Wir werden bald nicht nur ein paar Wilde im Internet haben, sonder ein paar Millionen Digitalisierungsverlierer.″ Damit meint er Menschen, die durch die Digitalisierung ihre Jobs verlieren. Und die werden, so prognostiziert Lüdemann, ihren Unmut über diese Entwicklung auch in Wahlen zum Ausdruck bringen. Ich vermute, ein Teil der Unzufriedenheit, die jetzt schon herrscht, geht bereits darauf zurück. Das betrifft den Kern unserer Gesellschaft.″ Denn anders als bei anderen Strukturveränderungen sieht der Wirtschaftswissenschaftler dieses Mal keine Möglichkeit für die Arbeitnehmer, sich andere Jobs zu suchen. In der Digitalisierung ist nicht mehr viel Platz.″ Das autonome Fahren ist für ihn ein weiterer Schritt in diese Richtung, und dieses Mal betrifft es uns alle″.

Kein Wunder, dass die Studenten bei solchen Thesen Diskussionsbedarf hatten. Schließlich erklärte hier jemand, dass die Digitalisierung zum Ende der Demokratie führen könnte. Und so konnte Kai Gniffke erst mit einer Dreiviertelstunde Verspätung ans Rednerpult treten. Wir glauben an eine klare Trennung zwischen Nachricht und Meinung″, begann er seinen Vortrag. Dabei wollte er Osnabrück eigentlich schnell wieder gen Norden verlassen. Gniffke befürchtete Schnee auf dem Heimweg.

Bildtext:
Durfte mit etwas Verspätung doch noch ans Rednerpult: Kai Gniffke, Chefredakteur von Tagesschau und Tagesthemen, hielt einen Vortrag beim 5. Osnabrücker Demokratieforum an der Hochschule Osnabrück.

Foto:
David Ebener

Steht die Tageschau in Konkurrenz zu Videos, Blogs und Tweets?

Wir stehen nicht in Konkurrenz. Wir haben ja das Privileg, dass wir unsere Inhalte nicht verkaufen müssen. Wir sind nicht auf Klicks und Quote angewiesen. Deshalb können wir auch ein bestimmtes Programm anbieten. In der Tagesschau″ gibt es ja wirklich nur das harte Holz nichts Lustiges, wenig Sport, wenig Börse. Gleichzeitig ist das Internet natürlich eine tolle Informationsquelle. Ich weiß heute Sachen, die ich früher nie erfahren hätte.

Wie rechtfertigen Sie öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Zeiten, in denen Informationen überall verfügbar sind?

Ich finde, gerade in diesen bewegten Zeiten sollte es mindestens ein öffentlich-rechtliches Medium geben, dass nicht von politischen oder wirtschaftlichen Interessen geleitet ist. Unsere Zuschauer, Zuhörer und Nutzer nehmen das auch durchaus so wahr. Die Tagesschau″ hat in diesem Jahr zehn Millionen Menschen am Abend erreicht. Das ist das beste Ergebnis in unserer 65-jährigen Geschichte.

Was lernen Sie aus den Lügenpresse″-Vorwürfen?

Wir lernen vor allem, was in der Gesellschaft gerade passiert. Jeder kann sich seine Informationen im Netz selbst suchen. Und alles, was diesem Bild nicht entspricht, wird als Lüge bezeichnet. Deshalb dürfen wir die Diskussion mit den Menschen nicht abreißen lassen. Wir haben dafür das Format Sag′s mir ins Gesicht″. Darin laden wir die Verfasser von Hasskommentaren zu einem Live-Chat ein. Und in dem Moment, wo man einander sieht, wird der Dialog gleich ein ganz anderer.
Autor:
lori


Anfang der Liste Ende der Liste