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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie ist die Situation auf dem Limberg heute?
Zwischenüberschrift:
272 Männer leben in der Flüchtlingsunterkunft – Zwischen Sprachkursen, Arbeit, Langeweile und Streit
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In diesem Sommer häuften sich Beschwerden über die Zustände in der Osnabrücker Flüchtlingsunterkunft auf dem Limberg. Sie kamen von einem Teil der Bewohner und von den Anti-Abschiebungsaktivisten von No Lager″. Was hat sich seitdem getan?

Osnabrück. Es regnet seit Stunden, und es ist kalt, als eine Handvoll Mitglieder des Sozialausschusses zügig über das Kasernengelände zu Haus Nummer 99 geht, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Ist die ebenso trist wie das Novemberwetter? Für manch einen Bewohner ist es schon der zweite Winter, den er auf dem ehemaligen Kasernengelände verbringt, weil er keine Wohnung findet teils wegen des derzeitigen Mangels an günstigen Mietwohnungen, teils wegen eines negativen Images der Limberg-Bewohner.

Einige der aktuell 272 Geflüchteten allesamt Männer aus dem Sudan, aus Eritrea und Zimbabwe leben schon seit einem Jahr in der Gemeinschaftsunterkunft, sagt Anette Thanheiser von der Johanniter-Unfallhilfe. Im Herbst 2016 hatte die Stadt die von den britischen Streitkräften verlassenen Baracken zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Die Johanniter bekamen den Zuschlag für die Betreuung, in Baracke Nummer 99 haben sie ihr Büro, hier befinden sich auch die Gemeinschaftsräume, die die Bewohner tagsüber von 8 bis 19 Uhr nutzen können.

Im Sommer wurde Kritik an der Unterbringung laut. Zum einen an der Umzäunung, die die Grundstückseigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), aus versicherungstechnischen Gründen angeordnet hatte, zum anderen an dem Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten. (Weiterlesen: Wie leben die Flüchtlinge auf dem Limberg?)

Mittlerweile gibt es zwei Deutschkurse für die Geflüchteten, und zum Hauptgebäude haben die Johanniter einen Internetzugang legen lassen, den die Bewohner kostenlos nutzen können, allerdings mit geringer Bandbreite. Die Wände eines Gemeinschaftsraumes, in dem einige Bewohner an diesem Vormittag Billard spielen, hat ein sudanesischer Künstler bemalt und dem Raum damit die Tristesse genommen. In einem anderen überheizten Raum sitzt ein Bewohner vor einem Fernseher, den es im Sommer ebenfalls noch nicht gab, und schaut Nachrichten aus seiner Heimat. Viel Betrieb herrscht in der ehrenamtlich geführten Fahrradwerkstatt. Außerdem organisieren Bundesfreiwilligendienstler jetzt einmal wöchentlich einen Spielenachmittag.

Probleme gibt es trotzdem, übersetzt ein Dolmetscher. Alkohol, Drogen, viele verrückte Leute″, erzählt ein Bewohner den Mitgliedern des Sozialausschusses. Ein anderer klagt, dass seine beiden Mitbewohner nachts zu laut seien und er brauche seinen Schlaf, da er Arbeit gefunden habe. Immer drei Bewohner leben in einem Zimmer. Wir haben auch Einzelzimmer″, sagt Anette Thanheiser, die sind aber sehr rar.″

Die Johanniter-Mitarbeiterin betont: Jeder einzelne Bewohner kann bei Problemen zu uns kommen.″ Manchmal hätten aber auch sie und ihre Kollegen keine Lösung. Das muss man dann auch akzeptieren″, formuliert sie vorsichtig und lässt damit durchblicken, dass die Sozialarbeiter einiges an Frust abbekommen. Bis Ende des Jahres sollen die Bewohner der acht Häuser je zwei Vertreter wählen. Auch so hoffen die Johanniter, die Konflikte zu lösen, die sich ergeben, wenn so viele Männer auf engem Raum leben. Darunter sei ebenso ein Chemiker mit Doktortitel wie einer, der nie eine Schule besucht habe, sagt Thanheiser.

Mitte November haben die Johanniter Workshops mit den Bewohnern durchgeführt. Die Plakate mit Wünschen und Beschwerden hängen im Flur an den Wänden. Auf einem haben auch die Johanniter aufgezählt, was sie von den Bewohnern erwarten. „!!! Respekt!!!″ steht da, Sauberkeit″, „, Nein′ akzeptieren″ und keine Gewalt androhen″. Unter den Wünschen und Beschwerden der Bewohner finden sich etwa Internet in allen Räumen″ oder Haus wird nicht jeden Tag gereinigt″. Für die Sauberkeit in den gemeinschaftlich genutzten Küchen und Badezimmern sind sie selbst verantwortlich, pro Haus sind zwei Bewohner als Ein-Euro-Jobber zum Putzen verpflichtet.

Wir finden auch, dass die Unterkunft zu groß ist und zu weit weg von der Stadt″, sagt Anke Jacobsen (Grüne), Vorsitzende des Sozialausschusses. Seda Rass-Turgut, Integrationsbeauftragte der Stadt, betont, dass es in der Stadt viele Angebote für die Flüchtlinge gibt, allein schon durch den Verein Exil oder das Café Mandela. Im Flur hängt eine bunte Übersicht aktiv werden müssen die Bewohner selbst.

Bildtext:
Viele Bewohner haben mittlerweile einen Aufenthaltsstatus, finden aber keine eigene Wohnung.

Die Wände im Billardzimmer waren im Sommer noch kahl. Ein Bewohner aus dem Sudan hat sie inzwischen bemalt.

Auch neu: Im Hauptgebäude gibt es jetzt W-Lan allerdings auch nur dort und mit geringen Übertragungsraten.

Fotos:
David Ebener
Autor:
Sandra Dorn


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