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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Tempo 30 auf Osnabrücker Hauptstraßen?
 
Bald Tempo 30 auf Hauptstraßen?
Zwischenüberschrift:
Osnabrück will an Modellversuch des Landes teilnehmen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt will sich am Modellversuch des Landes beteiligen und Tempo 30 auf einigen Hauptverkehrsstraßen in Osnabrück testen. Die Verwaltung schlägt dafür die Martinistraße, den Schlosswall, den Johannistorwall und die Iburger Straße vor. Eine politische Mehrheit für den Testlauf zeichnete sich in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses ab. Nur CDU und BOB sind dagegen. Über die Wirkungen von Tempo 30 gibt es erst wenige Untersuchungen unter Realbedingungen. Im Ausschuss prallten kontroverse Meinungen aufeinander. Das Land will mit dem Modellversuch Erkenntnisse gewinnen, ob der Verkehr mit Tempo 30 besser fließt und die Belastungen sinken. Kommunen können sich um eine Teilnahme bewerben. Ob Osnabrück sich bewirbt, entscheidet der Rat am 5. Dezember.

Tempo 30 soll demnächst auch auf einigen Hauptverkehrsstraßen in Osnabrück gelten. Die Stadt wird sich voraussichtlich an einem Modellversuch beteiligen und schlägt dafür die Martinistraße, den Schlosswall, den Johannistorwall und die Iburger Straße vor.

Osnabrück. Das niedersächsische Verkehrsministerium will mit dem Großversuch in verschiedenen Städten herausfinden, wie sich die niedrigere Geschwindigkeit auf die Luftschadstoffe und die Verkehrssicherheit auswirkt. Eine weitere Frage ist, welche Akzeptanz die Autofahrer dem Tempolimit entgegenbringen.

Ob sich die Stadt Osnabrück bewirbt, entscheidet der Rat in seiner Sitzung am 5. Dezember. In den bisherigen Beratungen hat sich aber schon eine Mehrheit dafür herauskristallisiert. Nur die CDU und der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) sprechen sich gegen die Teilnahme aus.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt bezweifelte CDU-Ratsherr Marius Keite, dass Tempo 30 zur Verflüssigung des Verkehrs beitragen könnte, wie es die Befürworter des Modellversuchs geltend gemacht hatten. Mit einer besseren Ampelschaltung lasse sich mehr erreichen. Es sei verkehrspsychologisch fragwürdig″, auf einer Strecke Tempo 30 anzuordnen, die sich für höhere Geschwindigkeiten anbiete. Steffen Grüner (BOB), der dem Ausschuss als hinzugewähltes Mitglied angehört, meinte, die erwartete Lärmminderung um drei Dezibel werde kaum wahrnehmbar sein. Der Spritverbrauch werde durch die langsamere Fahrt aber zunehmen, die Leistungsfähigkeit der Straßen jedoch abnehmen.

Das Gegenteil sei der Fall, meinten Jens Meier und Michael Kopatz von den Grünen. Wenn langsamer gefahren werde, passten mehr Autos auf die Strecke, weil ein geringerer Abstand reiche. Der Bremsweg sei erheblich kürzer, und der Lärm nehme spürbar ab.

Angesichts dieser gegenteiligen Bekundungen schüttelte die Ausschussvorsitzende Anette Meyer zu Strohen (CDU) nur den Kopf. Wer Politik mache, müsse damit leben, dass es zu vielen Themen widersprüchliche Studien gebe, meinte sie.

Laut Umweltbundesamt liegen nur wenige Untersuchungen vor, die in der Praxis und nicht unter Laborbedingungen durchgeführt wurden. Die wenigen, empirischen Untersuchungen zum Thema zeigen insgesamt eine leichte Abnahme der Luftschadstoffbelastung nach Einführung von Tempo 30″, heißt es in einer Publikation des Amtes. Entscheidend sei jedoch die Qualität des Verkehrsflusses.

Das Land hat für den Modellversuch Auswahlkriterien geschaffen. Es sollen Straßen ausgewählt werden, an denen die Grenzwerte für Lärm und Luftschadstoffe überschritten werden. Der Abschnitt muss mindestens 500 Meter lang sein, Knotenpunkte haben und täglich von mindestens 5000 Fahrzeugen befahren werden. Auch Verkehrssicherheit, Unfallgeschehen und Zahl der Anwohner spielen eine Rolle bei der Auswahl der Teststrecken. Diese Kriterien erfüllen die Iburger Straße (Rosenplatz bis Pattbrede) und Martinistraße größtenteils, Schlosswall und Johannistorwall in allen Punkten.

Busverkehr langsamer

Ein Problem wäre Tempo 30 für den Busverkehr. Die Stadtwerke erwarten deutliche Nachteile bei den Fahrzeiten″, wie aus der Vorlage der Verwaltung hervorgeht. Auf der Iburger Straße wären 360 der 460 täglichen Busfahrten betroffen. Auch auf der Martinistraße würde ein Tempo-30-Test den Nahverkehr lähmen und der politisch gewollten Busbeschleunigung entgegenstehen. Dort wären 400 Fahrten am Tag betroffen.

Sollte Osnabrück in den Modellversuch aufgenommen werden, wäre dies mit einer aktiven Mitarbeit bei der Verkehrsüberwachung und Evaluation verbunden″, wie die Verwaltung mitteilt. Das würde entsprechende Sach- und Personalkosten nach sich ziehen.

Bildtexte:
Martinistraße

Schlosswall (Foto) und Johannistorwall

Iburger Straße

Tempo 30? Die Stadt will es testen.

Fotos:
Jörn Martens

Kommentare:

Pro:

Es läuft besser

Die Wahrheit ist so schlicht wie für viele Verkehrsindividualisten befremdlich: Wo zu viele Autos auf zu wenig Straße treffen, gibt es nur einen Weg, den Verkehr am Rollen zu halten: Runter vom Gas!

Und da kaum ein Autofahrer das freiwillig tut und sich etliche Verkehrsteilnehmer in der gefühlten Not auf das Lückenspringen verlegen, um sich der Illusion des Vorankommens hinzugeben, damit hinter sich aber eine Stop-and-go-Orgie auslösen, lautet die Lösung: Gerade da, wo es im wahrsten Sinne des Wortes eng wird, sollte Tempo 30 ausgewiesen werden. Damit am Ende alle schneller ans Ziel kommen.

Dass ganz nebenbei noch Zahl und Schwere der Verkehrsunfälle abnehmen und weniger Abgase ausgestoßen werden, ist ein positiver Nebeneffekt. Einen Versuch ist Tempo 30 also allemal wert.

Kontra:

Weitere Gängelung

Drohte es nicht ernst zu werden, man könnte es für einen Scherz halten: Auf vier der am besten ausgebauten Straßen in Osnabrück sollen die Autofahrer bald genauso langsam schleichen wie in Wohngebieten und vor Schulen. Für mehr Sicherheit und weniger Lärm. Heißt es. Weil dies Studien belegen. Heißt es.

Ja, es gibt solche Studien, aber die Datenbasis ist sehr gering. Eben deshalb soll der Modellversuch in Niedersachsen mehr Klarheit bringen. Das ist sinnvoll. Aber Osnabrück sollte nicht hier schreien, wenn es um die Erprobung geht.

Wegen der Neumarktsperrung sind viele Autofahrer verärgert genug. Tempo-30-Schilder auf dem Wall würden viele zu Recht als weitere Gängelung wahrnehmen. Und wer mit einem dicken Hals hinterm Steuer sitzt, trägt mit Sicherheit nicht zu mehr Sicherheit bei.
Autor:
rll. Frank Wiebrock, Hauke Petersen
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