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1.
Erscheinungsdatum:
15.11.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Schnaps aus der Ruine
Zwischenüberschrift:
Die Gosling-Fabrik am Neumarkt
Artikel:
Originaltext:
Mit
dem
Namen
Gosling
dürfte
heutzutage
eine
Mehrheit
der
Osnabrücker
den
kanadischen
Schauspieler
Ryan
Gosling
verbinden.
Früher
war
das
anders.
Da
stand
Gosling
für
eine
Palette
beliebter
geistiger
Getränke.
Die
Produktionsstätte
am
Neumarkt
war
allerdings
keine
Zier.
Osnabrück.
„
Wann
verschwindet
denn
endlich
die
Gosling′sche
Ruine
am
Neumarkt?
″,
war
eine
häufig
gestellte
Frage
im
Osnabrück
der
1950er-
Jahre.
In
den
Wirtschaftswunderjahren
hatte
sich
die
Stadt
an
vielen
Stellen
modern
und
repräsentativ
herausgeputzt,
so
etwa
mit
dem
Kaufhaus
Merkur,
dem
Post-
Neubau
und
der
gegenüberliegenden
Stadtsparkasse
an
der
Wittekindstraße
oder
mit
Kreishaus,
DGB-
Haus
und
Industrie-
und
Handelskammer
am
Neuen
Graben.
Nur
Osnabrücks
Stadtmittelpunkt
und
Verkehrsknoten
Nummer
eins,
der
Neumarkt,
„
glänzte″
mit
eingeschossigen
Behelfsbauten,
Parkflächen
auf
abgeräumten
Trümmergrundstücken
und
eben
der
Gosling-
Ruine.
Streng
genommen
war
es
aber
gar
keine
Ruine,
sondern
ein
produzierender
Wirtschaftsbetrieb.
Kurz
vor
Kriegsende,
im
März
1945,
war
er
zu
85
Prozent
zerstört
und
danach
nur
in
für
den
Betriebsablauf
unabdingbaren
Teilen
repariert
worden.
Dabei
hatte
man
keinerlei
Wert
auf
ein
ansprechendes
Äußeres
gelegt,
sondern
die
grob
geflickte
und
mit
Kriegsnarben
übersäte
Fassade
so
belassen,
wie
sie
eben
war.
Die
Mittel
und
die
Gesinnung,
ein
Architekturzeugnis
des
19.
Jahrhunderts
denkmalpflegerisch
zu
konservieren,
hatte
man
1962
nicht.
Dies
wohl
auch
vor
dem
Hintergrund,
dass
seit
1946
schon
Auslagerungspläne
verfolgt
wurden.
Der
Gosling-
Komplex
erinnert
mit
den
Krangiebeln
ein
wenig
an
die
Lagergebäude
der
Hamburger
Speicherstadt.
Durch
die
tiefen
Ladetore
wurden
Getreide
als
Ausgangsprodukt
der
Branntweinherstellung
und
andere
Sackware
in
die
oberen
Gebäudeebenen
verfrachtet.
Der
Schornstein
verrät,
dass
eine
Dampfmaschine
die
Energie
zum
Schroten
des
Korns
lieferte.
Zu
beiden
Seiten
der
Schnapsfabrik
stehen
eingeschossige
Nachkriegsbauten,
die
mit
geringem
Aufwand
auf
den
Fundamenten
der
kriegszerstörten
Vorgängergebäude
errichtet
wurden.
Sie
bestanden
meist
aus
Ziegelsteinen
in
Zweitverwendung,
die
man
von
alten
Mörtelresten
befreit
hatte.
Vorne
ist
es
die
Gaststätte
Ellerbrake,
weiter
hinten
schlossen
sich
das
Radiogeschäft
W.
Brüggen,
der
Zigarrenladen
Krüger
&
Oberbeck,
Piano
Bössmann,
Elles-
Blusen,
die
Drogerie
Smits
und
die
„
Stadtschänke″
an.
Das
heute
so
heftig
geschmähte
grüne
Kachelhaus
an
der
Ecke
zur
Johannisstraße
entstand
erst
1966.
Bei
der
Datierung
des
alten
Fotos
hilft
mal
wieder
der
ÖPNV:
Die
Straßenbahnschienen
sind
bereits
entfernt,
nach
November
1958
fuhr
keine
Bahn
mehr
über
den
Neuen
Graben.
Die
Oberleitungen
für
den
Obusverkehr
sind
schon
gespannt,
der
abgebildete
Eineinhalbdecker-
Bus
ist
aber
wohl
ein
Diesel-
Bus.
Das
Foto
muss
also
zwischen
Ende
1958
und
Ende
1962,
dem
Beginn
des
Gosling-
Abbruchs,
entstanden
sein.
Der
Name
Gösling/
Gosling
hatte
in
Osnabrück
einen
guten
Klang,
nicht
nur
bei
den
Freunden
des
eisgekühlten
„
Alten
Gosling′schen″,
des
„
Excelsior″
oder
der
„
Hausmarke″.
Seit
dem
17.
Jahrhundert
produziert
und
handelt
die
Patrizierfamilie
in
Osnabrück,
anfangs
mit
Salz
und
Tuch,
Seife
und
Ziegelsteinen.
Seit
1821
brennt
Bernhard
Gosling
(1772–1829)
in
der
Großen
Straße
55
Schnaps
und
mischt
Liköre,
alles
unter
sehr
beengten
Verhältnissen.
Nach
dem
Tod
des
Vaters
erwirbt
Sohn
Carl
Gosling
(1798–1876)
den
Schele′schen
Adelshof
am
Neumarkt
und
verlegt
den
Betrieb
dorthin.
Nun
ist
endlich
Platz
für
ein
großes
Fasslager.
Denn
die
Feinkornmarke
„
Excelsior″
muss
mindestens
fünf
Jahre
auf
Holzfässern
reifen.
Ein
Außenlager
an
kuriosem
Ort
kann
aufgelöst
werden,
nämlich
das
im
Keller
des
alten
Ratsgymnasiums
am
Domhof.
Über
die
Art
der
Sicherungssysteme
zwischen
Schulräumen
und
Schnapslager
ist
nichts
überliefert.
Am
Neuen
Graben
finden
nun
auch
umfangreiche
Stallungen
Platz.
Man
hält
stets
50
bis
60
Rinder,
die
die
beim
Brand
anfallende
Schlempe
mit
Genuss
verzehren.
Milch-
und
Schinkenverkauf
ergänzen
dadurch
das
Sortiment.
Aufgeschlossen
gegenüber
der
neuen
Technik,
installiert
Carl
Gosling
eine
der
ersten
Dampfmaschinen
in
Osnabrück.
Anfangs
soll
sie
nur
den
für
die
Destillation
benötigten
Roggen
schroten,
später
wird
ein
allgemeiner
Mühlenbetrieb
als
weiterer
Geschäftszweig
daraus.
Die
Balanciermaschine,
die
bei
Gosling
von
1850
bis
1878
im
Einsatz
war,
stand
lange
Jahre
als
Industriedenkmal
vor
dem
Museum
am
Heger-
Tor-
Wall.
Jetzt
ist
sie
im
Museum
Industriekultur
zu
bewundern.
Bei
Kriegsende
fielen
Plünderer
in
die
von
Bomben
zerstörten
Betriebsräume
zwischen
Neuem
Graben
und
Seminarstraße
ein.
Britische
Soldaten
hatten
in
die
Tanks
geschossen.
Beim
Versuch,
das
Hochprozentige
aufzufangen,
kam
es
zu
einer
Explosion.
Mehrere
Plünderer
erlagen
ihren
Brandverletzungen.
Seit
1958
stand
fest,
dass
der
Betrieb
verlegt
wird.
Die
Inhaber
ließen
eine
neue
Fabrikationsstätte
an
der
Hannoverschen
Straße
45,
Ecke
Großer
Fledderweg,
bauen,
dort,
wo
heute
das
Schnellrestaurant
McDonald′s
steht.
Am
15.
November
1962
lief
dort
die
Produktion
an.
Gleichzeitig
begann
der
Abriss
der
Ruine
am
Neumarkt.
Über
die
Sprengung
des
37
Meter
hohen
Schornsteins
am
12.
Januar
1963
berichtete
die
„
Nordschau″
des
regionalen
Fernsehens.
Bildtext:
Optischer
Anker
beim
Vergleich
„
gestern
–
heute″
ist
das
Justizgebäude
am
Neumarkt
links
im
Bildhintergrund,
das
seit
1878
die
südöstliche
Platzkante
des
Neumarkts
bildet.
Alle
anderen
Gebäude
sind
neuer.
Industrie
am
Neumarkt:
Bis
1962
brannte
die
Firma
Gosling
dort
Schnaps,
wo
später
das
Kaufhaus
Hertie
entstand.
Zu
beiden
Seiten
der
nach
dem
Krieg
nur
behelfsmäßig
zusammengeflickten
Fabrik
herrschen
noch
eingeschossige
Notbauten
vor.
Das
um
1960
entstandene
Foto
ist
mit
freundlicher
Genehmigung
dem
Buch
„
Osnabrück
1949
bis
1979″
von
Matthias
Rickling,
Sutton-
Verlag
2013,
entnommen.
Foto:
Gert
Westdörp
Autor:
Joachim Dierks