User Online: 2 |
Timeout: 23:46Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Themenauswahllisten
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
07.11.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Zu schlecht bezahlt: Uni-Dozent wirft hin
Hartz IV trotz Lehrauftrags
Zwischenüberschrift:
1000 Euro für drei Monate Arbeit: Ein Osnabrücker Uni-Dozent gibt auf
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mit
großem
Einsatz
hat
Alexander
Wiehart
(54)
den
Studenten
an
der
Uni
Osnabrück
politische
Theorie
vermittelt.
Jetzt
gab
der
Doktor
der
Philosophie
auf,
weil
er
von
seiner
Arbeit
als
Lehrbeauftragter
nicht
leben
kann.
Seine
Seminare
waren
beliebt,
er
arbeitete
gerne
mit
Studenten.
Trotzdem
hat
Alexander
Wiehart
seinen
Lehrauftrag
an
der
Uni
Osnabrück
jetzt
an
den
Nagel
gehängt.
Denn
zuletzt
bekam
der
Freiberufler
für
sein
Seminar
zur
politischen
Theorie
gerade
einmal
1000
Euro.
Und
damit
steht
er
nicht
alleine
da.
Osnabrück.
Was
Franz
Kafka
und
Immanuel
Kant
mit
aktuellen
Spielfilmen
wie
„
Blade
Runner
2049″
oder
„
Superman
vs
Batman″
zu
tun
haben?
Alexander
Wiehart
kann
es
erklären.
Und
noch
im
vorigen
Wintersemester
hat
er
es
an
der
Uni
Osnabrück
getan.
Mit
seinen
Studenten
versuchte
der
promovierte
Philosoph,
politische
Theorie
auf
Blockbuster
und
Serien
anzuwenden.
Damit
ist
jetzt
Schluss,
Wiehart
hat
seine
Tätigkeit
als
Lehrbeauftragter
beendet.
Der
Grund:
die
schlechte
Bezahlung
seiner
Arbeit.
Lehrauftrag
ist
Freiberuf
Anders
als
Professoren
und
wissenschaftliche
Mitarbeiter
bieten
Lehrbeauftragte
ihre
Tätigkeit
freiberuflich
an.
Entlohnt
werden
sie
dafür
laut
Richtlinie
der
Universität
Osnabrück
mit
einem
Stundensatz
von
bis
zu
37
Euro.
Angerechnet
wird
nur
die
Zeit
im
Hörsaal.
Bei
Wiehart
waren
es
im
Wintersemester
2016/
17
28
Einzelstunden
à
35
Euro.
Er
hielt
sie
in
zwei
Blöcken
ab
und
bekam
dafür
insgesamt
980
Euro
plus
200
Euro
Reisekosten.
Viel
zu
wenig,
befand
der
Dozent
und
teilte
seine
Unzufriedenheit
in
einer
E-
Mail
mit
seinen
Studenten:
„
Wer
seinen
Lehrauftrag
ernst
nimmt,
wird
dafür
mindestens
drei
Monate
Arbeit
aufwenden
müssen.
[. . .]
Selbst
wer
äußerst
sparsam
lebt,
muss
mindestens
zwei
davon
selbst
finanzieren.
[. . .]
Von
den
Lehrbeauftragten
wird
faktisch
verlangt,
mindestens
2000
Euro
einzusetzen.″
Zuschussgeschäft
Lehre
Auf
seinen
Arbeitsaufwand
angesprochen,
erklärt
Alexander
Wiehart,
warum
Universitätslehre
für
ihn
ein
Zuschussgeschäft
ist:
„
Politische
Theorie
ist
nicht
leicht
vermittelbar.
Wenn
man
sie
studierendenfreundlich
aufbereiten
will,
muss
man
Zeit
investieren.″
Konkret
bedeute
das,
sich
einzulesen,
Literatur
auszuwählen,
Referats-
und
Hausarbeitsthemen
anzubieten.
Für
jedes
Seminar
wählte
Wiehart
Filmszenen
aus,
um
sie
mit
den
Studenten
zu
analysieren.
Im
Anschluss
betreute
er
bis
zu
zehn
Hausarbeiten.
Insgesamt,
schätzt
Wiehart,
würde
ihn
das
bei
einer
35-
Stunden-
Woche
drei
Monate
Zeit
kosten.
Tatsächlich,
so
sagt
er,
arbeitet
er
eher
60
bis
70
Stunden,
und
häufig
auch
am
Wochenende.
Sonst
könne
er
von
Lehraufträgen
wie
an
der
Uni
Osnabrück
oder
an
der
Hochschule
für
bildende
Künste
in
Dresden
nicht
leben.
Daneben
arbeitet
Wiehart
von
Berlin
aus
als
Erwachsenenbildner,
Redner
und
Kurator.
Und
trotzdem
reichten
seine
Einkünfte
manchmal
nur,
um
das
Arbeitslosengeld
aufzustocken.
Dass
die
Lehrbeauftragten
von
den
Honoraren
der
Hochschulen
ihren
Lebenunterhalt
bestreiten,
ist
eigentlich
nicht
im
Sinne
des
Konzepts.
Ursprünglich
handelte
es
sich
um
Jobs
für
Musiker,
Ärzte
oder
Architekten,
die
„
externe
Expertise
in
die
Studiengänge
einbringen
oder
helfen
sollten,
hohe
Studierendenzahlen
in
den
Griff
zu
bekommen″,
sagt
Sabine
Kiel
von
der
Gewerkschaft
Erziehung
und
Wissenschaft.
Dass
dieses
Ideal
längst
nicht
mehr
der
Realität
entspricht,
zeigt
die
Antwort
der
niedersächsischen
Landesregierung
auf
eine
Kleine
Anfrage
der
FDP.
Demnach
hat
die
Universität
Osnabrück
im
Sommersemester
2016
319
Lehraufträge
vergeben.
Spitzenreiter
der
Statistik
ist
die
Universität
Hannover,
die
insgesamt
auf
1005
Lehraufträge
kommt.
6200
Lehrbeauftragte
Ein
Lehrauftrag
kann
dabei
unterschiedlich
viele
Veranstaltungen
beinhalten,
die
wiederum
unterschiedlich
viele
Stunden
umfassen.
Die
Hochschule
Osnabrück
rechnet
nach
Auskunft
der
Regierung
gar
nicht
in
Lehraufträgen,
sondern
nur
in
einzelnen
Stunden.
Insgesamt
gab
es
2016
laut
Statistischem
Bundesamt
rund
6200
Lehrbeauftragte
in
Niedersachsen
–
und
nur
halb
so
viele
Professoren.
Sabine
Kiel
sieht
diesen
Zustand
insbesondere
vor
dem
Hintergrund
der
schlechten
Bezahlung
kritisch:
„
Wenn
Lehrbeauftragte
zu
umfangreich
eingesetzt
werden,
mindert
das
die
Qualität
der
Studiengänge,
weil
dann
einfach
nur
noch
abgearbeitet
wird.″
Ihre
Gewerkschaft
setzt
sich
dafür
ein,
dass
die
Hochschulen
mehr
Professoren
und
wissenschaftliche
Mitarbeiter
fest
einstellen.
Gleichzeitig
wünscht
sie
sich,
dass
ihnen
von
Land,
Bund
und
EU
mehr
finanzielle
Mittel
zur
Verfügung
gestellt
werden,
um
auch
die
Lehrbeauftragten
vernünftig
zu
bezahlen.
Insbesondere
in
den
Geisteswissenschaften
bestehe
sonst
die
Gefahr,
dass
externe
Dozenten
ausgenutzt
würden.
Auch
die
Universität
Osnabrück
weiß
um
das
Problem.
Auf
Anfrage
teilte
Sprecher
Utz
Lederbogen
mit:
„
Es
ist
allgemein
bekannt,
dass
die
Sätze
für
Lehrbeauftragte
zu
gering
sind.
Die
Bezahlung
wird
natürlich
auch
an
unserer
Universität
diskutiert.″
Die
Möglichkeit,
ganz
auf
die
Tätigkeit
der
Lehrbeauftragten
zu
verzichten,
bezeichnete
er
als
formal:
„
In
der
Realität
würde
die
Qualität
der
Studiengänge
leiden,
da
gerade
die
angewandten,
berufsorientierten
Veranstaltungen
von
Lehrbeauftragten
übernommen
werden.″
Wenig
Jobperspektiven
Alexander
Wiehart
war
seinerseits
bisher
auf
die
Honorare
der
Universität
angewiesen.
„
Als
Philosoph
hat
man
nicht
so
viele
Jobperspektiven″,
formuliert
er
vorsichtig.
Gerade
jüngere
Kollegen
würden
wohl
hoffen,
durch
die
freiberufliche
Tätigkeit
irgendwann
doch
als
wissenschaftlicher
Mitarbeiter
oder
vielleicht
sogar
als
Professor
unterzukommen.
Diese
Illusion
ist
Wiehart
mit
seinen
52
Jahren
abhandengekommen.
Er
sucht
nach
einer
neuen
Beschäftigung.
In
welche
Richtung
es
geht,
will
er
noch
nicht
verraten.
Nur
so
viel:
„
Ich
werde
jetzt
erst
mal
vom
Lehrenden
zum
Lernenden.″
Kommentar:
Bezahlung
hoch
oder
Belastung
runter
Blockveranstaltungen
von
externen
Lehrbeauftragten
an
der
Uni
waren
schon
zu
meiner
Studienzeit
wahre
Wundertüten:
Sie
endeten
früher
als
geplant
oder
fanden
gar
nicht
erst
statt,
weil
der
Dozent
kurzfristig
absagte.
Lehrinhalt
waren
endlose
Referate
oder
uninspirierte
Gruppenarbeiten.
Und
am
Ende
bekamen
alle
Seminarteilnehmer
auf
wundersame
Weise
die
gleiche
Note.
All
das
erscheint
–
vor
dem
Hintergrund
des
Beispiels
Alexander
Wiehart
–
als
Symptom
der
Unterbezahlung
von
Lehrbeauftragten
an
deutschen
Hochschulen.
Es
ist
ja
fast
verständlich,
dass
die
Dozenten
ihren
Arbeitsaufwand
so
gering
wie
möglich
halten,
wenn
sie
dafür
nur
einen
Hungerlohn
bekommen.
Engagierte
Vor-
und
Nachbereitung,
didaktische
Konzepte
und
persönliche
Betreuung
werden
nicht
honoriert.
Klar
ist:
Hochwertige
Lehre
kann
unter
solchen
Voraussetzungen
nicht
stattfinden.
Aber
ohne
externe
Dozenten
würde
die
Qualität
der
Lehre
ebenfalls
leiden,
sagt
die
Uni
Osnabrück.
Im
Sinne
der
Lehrbeauftragten
und
im
Sinne
der
Studenten
muss
also
dringend
eine
Lösung
her.
Entweder
geht
die
Bezahlung
hoch
oder
die
Belastung
runter.
Autor:
lori