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1.
Erscheinungsdatum:
04.11.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Vergangenheit hin oder her″
Zwischenüberschrift:
Viele Anlieger der Carl-Diem-Straße wollen Straßennamen behalten
Artikel:
Originaltext:
Für
eine
Umbenennung
der
Carl-
Diem-
Straße
hat
sich
der
Rat
der
Stadt
ausgesprochen.
Die
Anwohner
der
betroffenen
Straße
sind
teilweise
anderer
Meinung,
wie
nun
bei
einer
Informationsveranstaltung
deutlich
wurde.
Osnabrück.
Christine
Grewe
vom
Büro
für
Friedenskultur
erklärte
zu
Beginn
kurz
die
Straßenhistorie:
1967,
fünf
Jahre
nach
Diems
Tod
in
Köln,
benannte
der
Rat
die
Straße
„
Am
Schwanenbach″
in
„
Carl-
Diem-
Straße″
um.
„
Ich
vermute,
das
stand
im
Zusammenhang
mit
der
Ansiedlung
des
OSC.″
2002
und
2012
gab
es
bereits
Initiativen,
die
Straße
umzubenennen.
Das
scheiterte
jedes
Mal
an
der
Ablehnung
mehrerer
Anwohner.
2012
erfolgte
aber
auch
ein
Auftrag
des
Rates
an
die
Verwaltung,
Straßen
und
Plätze
in
Osnabrück
auf
bedenkliche
Namensgeber
abzuklopfen.
Eingesetzt
wurde
ein
Arbeitskreis,
dem
Vereine
und
Initiativen
aus
dem
Bereich
Erinnerungskultur,
Schulen
und
die
Universität,
sowie
Kirchen
und
Gewerkschaften
angehören.
Der
Arbeitskreis
identifizierte
schließlich
neben
den
Osnabrückern
Giesbert
Bergerhoff
(Atter)
und
Heinrich
Röper
(Schölerberg)
auch
den
in
Würzburg
geborenen
Carl
Diem
als
einen
Mann,
der
aktiv
und
freiwillig
im
Dienst
des
Nationalsozialismus
gestanden
habe
und
somit
als
Namenspatron
ungeeignet
erscheint.
Was
hat
Diem
getan?
Das
städtische
Büro
für
Friedenskultur
bat
den
Sporthistoriker
Lorenz
Peiffer
aus
Hannover
um
Aufklärung.
Carl
Diem
war
seinen
Recherchen
zufolge
ein
Mann
gewesen,
der
zeitlebens
mit
dem
Sport
verbunden
war.
1882
geboren,
gründete
Diem
mit
17
Jahren
einen
Sportverein.
Es
folgte
noch
vor
dem
Ersten
Weltkrieg
ein
führender
Posten
beim
Reichsausschuss
für
Olympische
Spiele.
Diem
gründete
das
Deutsche
Sportabzeichen
und
initiierte
die
Reichsjugendwettkämpfe,
den
Vorläufer
der
heutigen
Bundesjugendspiele,
zählte
Lorenz
Peiffer
in
der
Aula
des
Gymnasiums
„
In
der
Wüste″
auf.
Zur
Zeit
der
Weimarer
Republik
war
Diem
dann
Missionschef
der
deutschen
Olympiamannschaft
für
die
Spiele
in
Amsterdam
und
Los
Angeles.
„
1933
wird
er
als
Prorektor
der
Berliner
Hochschule
für
Leibesübungen
entlassen″,
so
Pfeiffer.
Zuvor
habe
es
vom
nationalsozialistischen
Propagandablatt
„
Völkischer
Beobachter″
zahlreiche
Angriffe
gegen
Diem
gegeben.
Ein
jüdischer
Großvater
seiner
Ehefrau
war
der
Grund
für
die
Anfeindungen.
Die
Vorwürfe
wurden
gestoppt,
und
Diem
entwickelte
Eigeninitiative.
Er
bewarb
sich
um
das
Amt
des
Reichssportkommissars.
Diem
wurde
zwar
nicht
genommen,
aber
eingebunden,
indem
er
zum
Generalsekretär
des
Organisationskomitees
für
die
Olympischen
Spiele
1936
in
Berlin
avancierte.
Darüber
hinaus
wurde
er
publizistisch
tätig,
im
„
Völkischen
Beobachter″
und
im
„
Reichssportblatt″.
Darin
umjubelte
er
etwa
den
„
Sturmlauf″
der
Wehrmacht
durch
Frankreich.
Und
er
hielt
1945
in
Berlin,
knapp
zwei
Monate
vor
der
Befreiung,
eine
Durchhalterede
vor
Hitlerjugend
und
„
Volkssturm″.
Diem
rief
dabei
zum
finalen
Opfergang
für
Führer
und
Vaterland
auf,
zitierte
der
Historiker.
Nach
dem
Krieg
stellte
Diem
ehemaligen
NS-
Funktionären
und
-
Sympathisanten
zahlreiche
Gutachten
(sogenannte
Persilscheine)
aus.
1947
wurde
er
erster
Direktor
der
Sporthochschule
in
Köln,
später
Sportreferent
im
Bundesinnenministerium.
Das
Resümee
von
Sporthistoriker
Peiffer:
„
Diem
war
kein
Mitglied
der
NSDAP
und
kein
antisemitischer
Hetzer.
Aber
er
hat
sich
sehr
klar
gegen
Juden
geäußert
und
von
Juden
distanziert.″
Er
sei
zum
Mittäter
geworden,
indem
er
bei
der
Umwandlung
des
gesellschaftlichen
Systems
1933/
34
mitgeholfen
und
dazu
beigetragen
habe,
den
Sport
dem
NS-
Regime
nutzbar
zu
machen,
so
Peiffer
weiter.
Und:
In
der
Phase
der
Radikalisierung
des
Systems,
durch
die
Millionen
Menschen
ihr
Leben
verloren,
habe
Carl
Diem
das
Nazi-
Regime
gestützt
und
stabilisiert.
Einwand
aus
dem
Kreis
der
knapp
40
Veranstaltungsteilnehmer:
Was
hätte
Diem
denn
damals
anders
machen
sollen?
„
Wir
können
nicht
immer
mit
einer
Zeitgebundenheit
argumentieren
und
fragen,
was
hätten
denn
wir
in
einer
solchen
Zeit
gemacht″,
antwortete
Lorenz
Peiffer
darauf.
„
Dann
müssen
Sie
sich
bitte
auch
fragen:
Was
haben
die
Leute
gemacht,
die
Widerstand
gegen
die
Nazis
geleistet
haben?
″
Andere
Besucher
zeigten
sich
resistent
gegen
die
historische
Argumentation.
„
Vergangenheit
hin
oder
her:
Damit
müssen
wir
leben.
Ich
wohne
seit
35
Jahren
in
der
Straße
und
will
keine
Umbenennung.
Mir
tut
das
weh,
denn
ich
bin
mit
diesem
Namen
emotional
verbunden.
Aber
nicht
mit
Carl
Diem,
denn
der
interessiert
mich
nicht
die
Bohne″,
sagte
ein
Mann
unter
Beifall.
In
der
Minderheit
waren
die
Befürworter
einer
Umbenennung.
„
Damit
lässt
sich
verdeckter
Rassismus
beseitigen″,
lautete
etwa
eine
Meinung.
Eine
nicht
repräsentative
Abstimmung
ergab:
Die
Mehrheit
lehnt
die
Änderung
des
Namens
ab.
Konsens
herrschte
dafür
bei
diesem
Wunsch:
Sollte
es
zu
einer
Umbenennung
kommen,
sollte
bitte
auf
einen
Personennamen
verzichtet
werden.
Ähnlich
hatten
sich
zuletzt
auch
schon
die
Anlieger
des
Heinrich-
Röper-
Wegs
geäußert.
Argumente,
dass
die
Umbenennung
Geld
und
Lauferei
beschere,
konnte
die
Stadtverwaltung
teilweise
entkräften.
Die
notwendigen
Änderungen
in
Personalausweis
und
Fahrzeugpapieren
würden
kostenlos
durchgeführt.
Wie
geht
es
nun
weiter?
Stadtrat
Wolfgang
Beckermann
wies
auf
das
Bürgerforum
Kalkhügel/
Wüste
am
Mittwoch,
8.
November,
hin,
das
ab
19.30
Uhr
ebenfalls
im
Gymnasium
„
In
der
Wüste″
stattfindet.
Dort
könnten
Namensvorschläge
gesammelt
werden.
Anfang
2018
sollen
dann
alle
Ergebnisse
mit
Alternativvorschlägen
an
den
Kulturausschuss
gehen.
Bildtext:
Carl
Diem
galt
als
herausragende
Persönlichkeit
des
deutschen
Sports
–
1968
gab
die
Deutsche
Bundespost
zu
seinen
Ehren
eine
Sonderbriefmarke
heraus.
Die
Nazi-
Vergangenheit
des
Funktionärs
war
da
noch
kein
Thema.
Foto:
imago/
imagebroker
Autor:
Stefan Buchholz