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1.
Erscheinungsdatum:
04.11.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Abdullah räumt ab
Zwischenüberschrift:
Mobilität ist Integration: Verkehrserziehung für Flüchtlinge
Artikel:
Originaltext:
Andere
Länder,
andere
Verkehrsregeln:
Während
gute
Radler
in
Somalia
möglichst
viele
Leute
auf
einem
Rad
mitnehmen
können,
ist
das
in
Deutschland
tabu.
Eine
Stunde
Verkehrserziehung
für
Flüchtlinge
in
Osnabrück.
Osnabrück.
Manchmal
ist
es
wichtig,
die
Kurve
zu
kriegen.
Wer
könnte
das
besser
wissen,
als
die
jungen
Männer
aus
Somalia,
Afghanistan
und
dem
Sudan,
die
ihre
Heimat
verlassen
haben,
um
in
Deutschland
neu
zu
beginnen?
Für
sie
hat
Thomas
Mäster
vom
Präventionsteam
der
Polizeiinspektion
Osnabrück
einen
Fahrradparcours
aufgebaut.
Kurvekriegen
mal
anders:
Die
jungen
Männer,
alle
mit
Helm
und
Rad
ausgestattet,
starten
in
Serie
und
schlängeln
sich
um
Hütchen
und
Stangen.
„
Stopp,
stopp,
bremsen,
sonst
fährst
du
auf″,
ruft
Mäster
Jamal
hinterher.
Glück
gehabt.
Das
Hütchen
wackelt,
aber
steht.
Der
Vordermann
auch.
Der
Parcours
auf
dem
Gelände
des
Berufsfortbildungswerks
(bfw)
in
Osnabrück
ist
eine
Einheit,
bei
der
die
Flüchtlinge
im
fünfmonatigen
Kurs
„
Flow″
richtig
in
Fahrt
kommen.
Ansonsten
stehen
in
erster
Linie
Sprachkurse
und
Berufsbildung
auf
dem
Plan.
„
Wir
freuen
uns,
wenn
wir
die
Männer
–
meistens
sind
sie
geduldet,
selten
anerkannt
–
zum
Beispiel
in
Praktika
vermitteln
können″,
sagt
Stephan
von
Höfen,
Job-
Coach
beim
bfw.
„
Dafür
müssen
sie
sich
aber
sicher
im
Straßenverkehr
bewegen
können.″
Mobilität
ist
immer
auch
ein
Pedaltritt
in
Richtung
Integration.
Seit
2016
kümmert
sich
das
Präventionsteam
der
Polizei
Osnabrück
um
Verkehrserziehung
für
Flüchtlinge.
Einrichtungen,
die
Bedarf
haben,
sprechen
das
Team
direkt
an.
Die
Polizisten
waren
mit
insgesamt
20
Aktionen
zum
Beispiel
im
Flüchtlingshaus,
im
Haus
Johannes
(Flüchtlingshilfe
Rosenplatz)
,
bei
der
Jugendhilfe
Don
Bosco
oder
beim
bfw
im
Einsatz,
um
Flüchtlinge
fit
für
den
Straßenverkehr
zu
machen
–
in
Theorie
oder
Praxis.
„
Die
Teilnehmer
kommen
aus
Ländern,
in
denen
ganz
andere
Regeln
im
Verkehr
gelten″,
sagt
Thomas
Mäster
als
Verkehrssicherheitsberater.
Nicht
nur
andere
Regeln
– „
weniger
Regeln″,
betont
Bashir
Ahmed
lachend.
In
Somalia
zum
Beispiel,
einem
Land,
das
von
Anschlägen
der
Terrormiliz
Al-
Shabaab,
Bürgerkrieg
und
Dürrekatastrophen
gezeichnet
ist,
sind
alle
froh,
wenn
möglichst
viele
Kanister
mit
Wasser
auf
ein
Fahrrad
geladen
werden
können
–
völlig
egal,
ob
die
nun
am
Lenker
baumeln
oder
auf
dem
Gepäckträger
neben
zwei
Kindern
gestapelt
werden.
„
Das
ist
dort
absolut
verständlich″,
findet
Mäster.
„
In
Deutschland
ist
das
anders.″
Arabische
Filme
Auf
Augen-
und
Sattelhöhe
zeigt
Mäster,
selbst
aufs
Rad
gestiegen,
das
Basiswissen:
rechts
vor
links,
kein
Fahren
entgegengesetzt
der
Fahrtrichtung,
Radwege
nutzen,
eine
Person
pro
Rad,
Ampeln
achten,
abbiegen,
toter
Winkel.
Für
die
Theorie
nutzt
sein
Team
das
bildreiche
Grundschulmaterial
–
auf
die
Handpuppe
kann
Mäster
verzichten,
auf
einen
Dolmetscher
nicht.
Inzwischen
gibt
es
auch
mehrsprachige
Unterstützung
im
Internet:
Der
Deutsche
Verkehrssicherheitsrat
hat
mit
Unterstützung
der
Deutschen
Gesetzlichen
Unfallversicherung
die
Kampagne
„
German
Road
Safety″
an
den
Start
gebracht
–
hier
wird
per
kostenlose
App
in
kurzen
Filmen
zum
Beispiel
auf
Paschtu
oder
Farsi
erklärt,
wie
der
Verkehr
in
Deutschland
läuft
oder
steht.
Auch
die
ADAC-
Stiftung
hat
aus
dem
deutschen
Schilderwald
die
18
wichtigsten
Piktogramme
nebst
Vorfahrts-
und
Radfahrregeln
rausgezogen
und
auf
Arabisch
erklärt.
Egal,
welche
Sprache
die
Teilnehmer
sprechen,
eins
verstehen
alle
sofort:
Spaß
bringt
der
Praxistest.
Nur
wer
die
Theorie
durchzieht,
darf
bei
Mäster
in
den
Parcours.
Abdullah
hat
an
diesem
Vormittag
ein
bisschen
zu
stark
in
die
Pedale
getreten.
Er
kann
in
einer
schmalen
Gasse
aus
Holzklötzen
nicht
mehr
rechtzeitig
bremsen
und
räumt
ab.
„
Super,
Abdullah″,
johlt
die
Gruppe
und
applaudiert.
Endlich
macht
mal
einer
alle
neune.
Nach
drei
Übungsrunden
fahren
am
Ende
alle
fehlerfrei
durch
den
Parcours.
„
Ihr
habt
das
klasse
gemacht″,
lobt
Mäster.
Die
Jungs
klatschen.
Vielleicht
ist
Mäster
der
erste
Polizist,
der
sie
lobt
–
bestimmt
der
erste,
der
ihnen
Plastikhütchen
hinterherträgt.
Mästers
Verkehrserziehung
in
der
Grundschule
endet
mit
einer
Fahrradprüfung
im
richtigen
Verkehr,
die
der
Flüchtlinge
mit
der
Testfahrt
beim
bfw.
„
Wir
können
die
Teilnehmer
nicht
für
den
Realverkehr
versichern″,
erklärt
der
Polizist
das
Ende
im
Gelände.
2016
hatten
einige
deutsche
Kommunen
in
Erwägung
gezogen,
Gruppen-
Haftpflichtversicherungen
für
ihre
Flüchtlinge
abzuschließen.
„
Die
Stadt
Osnabrück
hat
das
–
wie
viele
andere
auch
–
nicht
gemacht″,
sagt
Stadt-
Sprecher
Sven
Jürgensen.
Das
Argument:
Der
Abschluss
einer
Haftpflichtversicherung
ist
in
Deutschland
freiwillig,
insgesamt
besitzen
rund
15
Prozent
der
Bürger
laut
Statistischem
Bundesamt
keine.
Für
unversicherte
Flüchtlinge
gilt,
was
für
jeden
anderen
Nicht-
Versicherten
in
Deutschland
auch
gilt:
Im
Falle
eines
Schadens
kann
der
Geschädigte
auf
seinen
Kosten
sitzen
bleiben.
Die
Versicherung
bleibt
ein
Hindernis
bei
Fahrradkursen.
Beim
Frauen-
Fahrradkurs
„
Integration
erfahren″,
den
die
Integrationslotsen
Osnabrück
anbieten,
war
die
Versicherungsfrage
auch
entscheidend,
erzählt
Organisatorin
Frauke
Barske:
„
Mit
der
Versicherung
steht
und
fällt
das
Projekt.″
Über
eine
Kooperation
mit
dem
TSV
Osnabrück
seien
die
Frauen
nun
versichert.
„
Eine
riesige
Erleichterung″,
bewertet
Barske
diesen
Schritt.
Schließlich
fahren
die
Frauen
am
Ende
auch
im
richtigen
Verkehr.
Viele
Frauen,
die
teilnehmen,
haben
–
anders
als
die
Männer
–
noch
nie
zuvor
auf
einem
Fahrrad
gesessen.
In
vielen
arabischen
Kulturkreisen
gilt
es
als
Todsünde,
wenn
Frauen
in
die
Pedale
treten.
Steigen
sie
jetzt
aufs
Rad,
dann
geht
es
um
mehr
als
um
Mobilität.
Sie
erstrampeln
sich
nicht
weniger
als
ein
Stück
neue
Freiheit.
Bildtext:
Ohne
Balance
keine
Chance:
Bashir
Ahmed
hat
den
Bogen
raus.
Kein
einziger
Plastikbecher
landet
bei
ihm
im
Fahrrad-
Parcours
auf
dem
Boden.
Jamal
(vorne)
und
die
anderen
haben
Spaß
an
der
Verkehrserziehung
auf
dem
Gelände
des
Berufsfortbildungswerks.
Thomas
Mäster
vom
Präventionsteam
der
Polizei
gibt
handfeste
Tipps,
damit
es
rundläuft
im
Straßenverkehr.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Anne Spielmeyer