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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Riesiger Wintergarten auf dem Dach?
Zwischenüberschrift:
Wie das Museum am Schölerberg in Zukunft aussehen soll
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wer derzeit das Museum am Schölerberg besucht, könnte den Eindruck erhalten, sich in einem Heimatkunde-Museum aufzuhalten viele Ausstellungsbereiche des Museums für Natur und Umwelt sind doch sehr in die Jahre gekommen und müssen dringend überholt werden. Das Museum plant einen großen Wurf.

Osnabrück. Wie angestaubt die Dauerausstellung mittlerweile ist, wird besonders auf der Fläche Lebensraum Stadt Stadtökologie in Osnabrück″ deutlich: Eine gelbe Telefonzelle steht in der Mitte des Raums, darauf das Logo Ruf doch mal an″, daneben ein Nachbau eines Teils der Altstadt samt kleiner Rampe, die von Generationen von Kindern, die hier schon hoch- und heruntergerannt sind, schon ganz abgetreten ist. Museumsleiter Norbert Niedernostheide sieht sich um und nickt. Ja, das wird sicher Diskussionen geben″, sagt er und meint: Dieser Bereich ist sehr beliebt. Es wird manch einem Museumsbesucher wehtun, wenn er verschwindet. Wenn er Platz machen muss für eine neue Ausstellung, für eine Vision, die derzeit als Modell im Büro des Museumsleiters steht. Man muss sich aber auch fragen, was das hier inhaltlich vermittelt″, sagt Niedernostheide, geht zügig ein paar Schritte weiter und steht plötzlich im Wald. Eine Familie mit zwei Kindern bewundert ein ausgestopftes Wildschwein. Stadt und Wald beides kann man draußen eigentlich besser erleben. Der Schölerberg liegt direkt vor unserer Haustür. Sicher, er ist vielleicht mehr ein Park als ein Wald, aber dennoch reicht er für einen ersten Eindruck: die Feuchtigkeit, den Geruch, das Blätterrauschen″, sagt Niedernostheide.

Als die Dauerausstellung 1988 eröffnete, galt sie als einzigartig und wurde bundesweit gelobt. Aber diesen Ausstellungen wird generell eine Haltbarkeit von zehn bis 15 Jahren bescheinigt; mit 30 Jahren liegt das Museum am Schölerberg deutlich darüber. Als Museum mit einem Schwerpunkt auf Natur und Umwelt thematisiert es die Probleme seiner Zeit der damaligen Zeit. Waldsterben und saurer Regen. Wie wir hier den Dümmer darstellen, stimmt einfach nicht mehr. Wir zeigen den Dümmer der 80er-Jahre″, sagt Norbert Niedernostheide. Und das historisch anmutende Fässchen, das zum Thema Gülle und Mais aus einer Wand ragt, verniedliche die Thematik angesichts der riesigen Tanks, in denen heute Gülle transportiert werde.

In der Ratssitzung Anfang September stand das Museum am Schölerberg bereits einmal auf der Tagesordnung. Der Stadtrat stellte 50 000 Euro außerplanmäßig für eine konzeptionelle Vorstudie zu einem möglichen Umbau zur Verfügung. Ein Museum umzubauen und attraktiv zu gestalten ist nicht billig. Die Zahl von sechs Millionen Euro steht im Raum. Einen ersten Antrag für Drittmittel hat das Museum bereits an die landeseigene N-Bank gestellt, um so an Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zu kommen. Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hoffe man für das Projekt zu gewinnen, teilt in der damaligen Sitzung Kultusdezernent Wolfgang Beckermann mit. Und was ist, wenn keine Mittel kommen? Wenn es nicht klappt mit der Finanzierung. Nein, über einen Plan B möchte sich Nobert Niedernostheide an diesem Punkt keine Gedanken machen. Aber eins ist klar″, sagt er, So wie es jetzt ist, hat das Museum keine Zukunft.″

Das Modell, das im Büro von Norbert Niedernostheide steht, ist nicht ganz neu. Seit fünf, sechs Jahren arbeitet das Museum an Ideen, wie man die rund 1500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche anders nutzen könnte. Was die Planung verzögerte, waren lange Diskussionen darüber, ob Museum und Zoo organisatorisch zusammengeführt werden, ob am Ende eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) gegründet werden solle. Dieser jahrelang währende Prozess ist auch der Grund dafür, dass Niedernostheide seit drei Jahren den Titel kommissarischer Direktor″ führt. Doch nun scheinen diese Überlegungen vom Tisch. Auf dem steht nun das Holzmodell. Der Biologe nimmt das fächerförmige Dach ab: Das Schwierige an unserem Museum ist, dass es kaum rechte Winkel hat.″ Dafür viele Höhenunterschiede, Stufen und enge Gänge. Die Spielräume sind eng, doch einen besonderen Clou hat sich das Museum einfallen lassen. Denn auch wenn viele Besucher achtlos an ihr vorbeigehen mögen das absolute Schätzchen″ des Museums, wie Niedernostheide sie nennt, ist die 300 Jahre alte und knapp fünf Tonnen schwere Siegelbaumwurzel, die derzeit im Eingangsbereich steht.

Ein Sprengmeister hatte sie 1886 im Piesberg entdeckt. Experten des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt dem größten Naturkundemuseum in Deutschland ließen von der Wurzel extra einen Abdruck machen. Aber bei uns wird sie kaum wahrgenommen″, sagt der Museumsleiter. Das soll künftig anders werden: Das Modell sieht einen großen Wintergarten vor auf dem Dach des Museums. Die Wurzel soll nicht nur ausgestellt, sondern komplette Siegelbäume nachgebaut werden. Und wenn man vom Umfang der Wurzel ausgeht, müssten diese Bäume zwischen 17 und 30 Meter hoch gewesen sein. Ja, das wäre sicherlich ein Hingucker. Das Modell sieht aber auch eine kostengünstigere, deutlich weniger spektakuläre Variante vor. Dann eben ohne Wintergarten. Insgesamt soll die neue Ausstellung unter dem Motto Die Spur des Lebens″ stehen. Der neue Rundgang würde am Planetarium mit der Entstehung des Universums, der Galaxien, Sterne und Planeten starten. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit dem Thema Wasser. Für Kinder soll es an der Stelle, an der derzeit noch ein künstlich herangezüchtetes Moor steht, Wasserspiele geben. An der Stelle der derzeit vielen kleineren Aquarien soll ein großes Aquarium stehen. Weiter geht es an Land mit dem Bereich Mensch und Umwelt″ hier sollen dann auch die Siegelbäume stehen. Den Abschluss soll ein Blick in die Zukunft bilden: Mensch und Zukunft″. Wie werden Stadt und Land in Zukunft aussehen, wie werden die Mobilität und die Kommunikation der Zukunft aussehen? Diese Fragen sollen hier aufgegriffen werden. So weit die grobe Planung. Denn auch der Umbau des Museums am Schölerberg ist noch Zukunftsmusik. Als Termin zur Eröffnung der neuen Ausstellung ist derzeit Herbst 2022 anvisiert.

Bildtext:
Ruf doch mal an″: Viele Schüler dürften die Telefonzelle im Museum am Schölerberg eher putzig finden. Viele Bereiche der Dauerausstellungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

Das Modell des umgebauten Museums sieht derzeit einen Wintergarten auf dem Dach vor.

Auch den Wald erlebt man besser in der Natur als im Museum, findet Norbert Niedernostheide.

Das künstlich erzeugte Moor im Museum ist ein Energiefresser und im neuen Konzept nicht mehr vorgesehen.

Dieses Fässchen zum Thema Gülle? Das verniedliche die Thematik, meint der Museumsleiter.

Fotos:
Swaantje Hehmann
Autor:
Cornelia Achenbach


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