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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Rückkehr der Sirenen?
 
Kommen die Sirenen zurück nach Osnabrück?
Zwischenüberschrift:
Stadtrat entscheidet am Dienstag über Anschaffung eines Warnsystems für 300 000 Euro
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Osnabrücker Stadtrat entscheidet in seiner Sitzung am kommenden Dienstag über die Anschaffung neuer Sirenen für rund 300 000 Euro. Seit knapp 25 Jahren ist Osnabrück ohne flächendeckendes Warnsystem.

Knapp 25 Jahre nach dem flächendeckenden Abbau von Alarmsirenen in der Stadt Osnabrück erfahren die großen Heuler womöglich schon bald ein unerwartetes Comeback: Die Stadt will 300 000 Euro für ein neues Warnsystem ausgeben.

Osnabrück. Vielen jungen Osnabrückern dürfte das ohrenbetäubende Geheul von Alarmsirenen fremd sein, ältere Generationen dagegen verbinden es mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. In vielen ländlichen Regionen gehören die Signalgeber und die damit einhergehenden Probealarme jedoch bis heute zur Normalität und auch in Osnabrück könnten sie bald wieder den Ton angeben. Am kommenden Dienstag, 7. November, entscheidet der Osnabrücker Stadtrat darüber, ob Alarmsirenen nach rund einem Vierteljahrhundert ein für viele unerwartetes Comeback feiern.

Sirenen seit 1993 weg

Fakt ist: Den Kommunen obliegt laut Niedersächsischem Katastrophenschutzgesetz (NKatSG) die Warnung der Bevölkerung bei Katastrophenfällen wie Bränden, Überschwemmungen oder folgenschweren Störfällen in Kernkraftwerken. Flächendeckend und vor allem zu Nachtzeiten wenn die Menschen schnell aus den Betten geholt werden müssen ist das nach Ansicht der Verwaltung nur mittels Sirenen möglich. Das Problem: Der Bund entschied sich im Jahr 1993 dafür, sein in die Jahre gekommenes Sirenennetz zu demontieren. Selbiges sollte in erster Linie im Verteidigungsfall zum Einsatz kommen, konnte allerdings auch bei Naturkatastrophen genutzt werden.

Diese Möglichkeit fiel weg, als der Bund angesichts der veränderten politischen Lage einen vorläufigen Schlussstrich unter die Geschichte der Sirenen zog. Zwei Drittel der ursprünglich 99 Anlagen in Osnabrück wurden seinerzeit der Stadtverwaltung zur Übernahme angeboten. Die Stadt schlug jedoch das nicht gerade übermäßig attraktive Angebot des Bundes aus. Zu teuer wäre ein Weiterbetrieb gewesen, Mietverträge mit den Eigentümern der Sirenenstandorte hätten neu verhandelt und die Technik zur Ansteuerung der Sirenen ausgetauscht werden müssen. Letztlich blieben lediglich zwei solitäre Sirenen in Voxtrup und Sutthausen, die zur Alarmierung der örtlichen Freiwilligen Feuerwehren dienen.

Nur eine mobile Sirene

Freilich: Auch nach dem Wegfall der Sirenen war und ist die Warnung der Bevölkerung eine Pflichtaufgabe der Katastrophenschutzbehörde. Dennoch passierte in Osnabrück über eine lange Zeit herzlich wenig Erfüllendes. Zwar war in den 1990ern die Beschaffung dreier mobiler Sirenen angedacht, doch erst im Jahr 2013 kaufte die Stadt ein Fahrzeug mit Sirenen- und Sprechanlage immerhin 20 Jahre war Osnabrück zu diesem Zeitpunkt schon ohne flächendeckendes Warnsystem.

Das soll sich nach Ansicht der Verwaltung nun schnell ändern. In einer Beschlussvorlage für den Osnabrücker Stadtrat sind Investitionen von 300 000 Euro für die Anschaffung und Installation von 14 Sirenen vorgesehen. Die Anlagen sollen auf Schuldächern, also städtischen Gebäuden errichtet werden und durch ihre Anordnung im Stadtgebiet bis auf wenige Ausnahmen alle Bürger akustisch erreichen können. Durch Verschiebung anderer Investitionen soll der laufende Haushalt der Stadt nicht belastet werden.

Allenfalls als Ergänzung sieht die Verwaltung den Einsatz von Smartphone-Warn-Apps wie Katwarn″, das vom Landkreis Osnabrück genutzt wird. Lediglich rund zehn Prozent der Bevölkerung würden im Ernstfall mittels eines solchen Systems erreicht werden viel zu wenig für eine flächendeckende Alarmierung. Durch die geringere Technik-Affinität würden vor allem ältere Personen von der Warnung ausgeschlossen werden. Nicht zuletzt sei eine Alarmierung auch abhängig von der Stabilität des Mobilfunknetzes. Durch die gravierenden Auswirkungen von Naturkatastrophen sei es jedoch nicht unwahrscheinlich, dass Warnungen gerade dann abgegeben werden müssen, wenn das Mobilfunknetz nicht verfügbar ist, heißt es in der Beschlussvorlage.

Einen Schritt weiter

Zum Einsatz kommen sollen übrigens nicht mehr die charakteristischen pilzförmigen Geräte früherer Tage, sondern elektronische Hochleistungssirenen mit mehreren Schalltrichtern und einer deutlich höheren Reichweite. Weiterer Vorteil: Die Sirenen besitzen eine Sprachausgabe, somit können Band- und Liveansagen über die Lautsprecher gesendet werden.

Osnabrück ist mit der Überlegung übrigens nicht alleine, den Sirenen ein Comeback zu verschaffen. Unter anderem in Nordrhein-Westfalen sind viele Städte schon einen Schritt weiter. 78 Anlagen werden beispielsweise bis Ende 2018 auf kommunalen Dächern Münsters installiert, auch in Dortmund hat der Aufbau eines Sirenennetzes bereits begonnen.

Bildtexte:

So sahen die Sirenen aus, die bis Anfang 1993 auf vielen Osnabrücker Dächern standen hier auf dem Stadthaus. Die pilzförmigen Anlagen verschwanden jedoch, als der Bund sein Sirenennetz demontierte.

Mehr Leistung, aber kleiner: So sehen Sirenen heute aus.

Fotos:
NOZ-Archiv, dpa

Kommentar:

Höchste Zeit

War es der Euphorie nach dem Ende des Kalten Krieges geschuldet oder einfach ein Instrument der Kostenminimierung? So oder so: Der flächendeckende Abbau der Sirenenanlagen in praktisch allen deutschen Großstädten war keine gute Idee.

Knapp 25 Jahre später sollen die Sirenen nun zurückkehren und das ist eine richtige Entscheidung. Dabei geht es nicht darum, wie wahrscheinlich ein katastrophales Ereignis ist. Vielmehr muss man in Osnabrück froh sein, dass in den vergangenen 25 Jahren nichts passiert ist, was angesichts der fehlenden Sirenen zu einer dramatischen Situation hätte führen können. Bei einem Unglück mit einem Gefahrgut-Güterzug mitten im Stadtgebiet oder noch schlimmer einem Störfall im Atomkraftwerk Lingen kommt es auf Minuten an. Höchste Zeit also, das Problem anzupacken.

Keine Lösung sind zum jetzigen Zeitpunkt Warn-Apps wie Katwarn oder Nina. Sie sind zwar modern und praktisch, erfüllen ihren Zweck aber nur sehr unzureichend, weil sie einen großen Teil der Menschen ausschließen und störungsanfällig sind. Osnabrück sollte daher dem Beispiel Münsters folgen und die gute alte Sirene zurückholen.
Autor:
sph


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