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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Beschwerde über Johannisstraße
 
„Die Johannisstraße ist am Ende″
Zwischenüberschrift:
Anlieger fordern Verbesserung der Situation zwischen Seminarstraße und Neumarkt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Kaufleute und Anwohner der oberen Johannisstraße haben sich bei der Stadt über die Situation vor Ort beschwert. Sie fordern ein stärkeres Eingreifen der Ordnungskräfte gegen ausfällig werdende Alkohol- und Drogenabhängige und warnen, dass die Straße zu verwahrlosen droht. Seit die Stadt vom Salzmarkt bis zur Johanniskirche ein Alkoholverbot verhängt hat, hat sich die Szene Richtung Neumarkt verlagert. Auch optisch mache die Straße zwischen Seminarstraße und Neumarkt keinen guten Eindruck, bemängeln die Anlieger: Schmutzige Laternen, beklebte Schaufenster, ein provisorischer Bussteig, der zur Dauerlösung geworden ist. Die Stadt macht ihnen keine Hoffnung auf eine Ausdehnung des Alkoholverbots, will aber mehr Mitarbeiter des Ordnungsaußendienstes in die Straße schicken.

Alkoholkonsum, verdreckte Haus- und Geschäftseingänge, Pöbeleien, Vandalismus, öffentliches Urinieren: Die Anwohner und Kaufleute aus der oberen Osnabrücker Johannisstraße haben sich schriftlich bei der Stadt über die Situation vor ihren Häusern beschwert.Osnabrück. Diese Straße ist am Ende″, sagt Udo Exner, seit 20 Jahren Inhaber des Optik-Geschäfts Lünetta. Wir brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit.″ Und dieser Appell richtet sich an die Stadt. Er habe Kunden, die sagten, dass sie sich nicht mehr in die Johannisstraße trauen würden, so Exner. Und auch Hotelier Stephan Meyer, dessen Großeltern 1935 den Hotelbetrieb hinter dem Landgericht gegründet haben, weiß nicht mehr weiter. Er beklagt die Respektlosigkeit der Drogen- und Alkoholabhängigen, die im Eingangsbereich seines Hotels und gegenüber herumlungerten und eben auch aggressives Verhalten zeigten.

Diese Leute haben es ja auch nicht leicht″, sagt Meyer. Doch für ihn und die Kaufleute sei die Situation eine große Belastung. Das geht an die Nerven, das geht an die Gesundheit″, sagt Exner. Emir Duratovic, Geschäftsführer des Vodafone-Shops in Hausnummer 67, wiederum fühlt sich von der Polizei im Stich gelassen. Ein bis zweimal im Monat rufe er sie wegen Schlägereien oder Bedrohungen vor seiner Tür. Durchgreifen würden die Beamten fast nie.

Im Frühstücksraum des Hotels Meyer ist die Welt noch in Ordnung, mal abgesehen vom tristen Ausblick auf das leer stehende Kachelhaus. Der Raum im ersten Stock ist urig ausgestattet mit Tischen und gepolsterten Holzstühlen aus alten Zeiten. Die 14 Zimmer sind nach hinten ausgerichtet. Wenn die Gäste erst oben seien, sei alles gut. Aber viele würden ihn fragen: Was ist denn da unten los?″, schildert Stephan Meyer.

Vor dem Durchgang zu seinem Hotel befindet sich der Bussteig, der beim Rückbau des Neumarkttunnels als Provisorium gedacht war und zur Dauerlösung geworden ist. Dorthin hat sich ein Teil der Osnabrücker Alkohol- und Obdachlosenszene verlagert, seit die Stadt Ende 2014 ein Alkoholverbot vom Salzmarkt bis zur Johanniskirche ausgesprochen hat. Schon vor zwei Jahren hatten Meyer und Optiker Exner deshalb zusammen mit dem Edeka-Kutsche-Chef Tom Kutsche die Ausdehnung des Alkoholverbots bis zum Neumarkt gefordert ohne Erfolg. Jetzt waren sie so weit, dass sie sich schriftlich beim Oberbürgermeister beschwerten, zusammen mit allen anderen Anliegern der oberen Johannisstraße. Ende September lud die Verwaltung sie zu einem ersten Gespräch ein. Polizei und Ordnungsaußendienst seien nicht mehr Herr der Lage, beklagten die Anlieger und forderten neben einem Alkoholverbot mehr Präsenz der Ordnungskräfte.

Auch optisch ist die Johannisstraße insbesondere zwischen Seminarstraße und Neumarkt seit Jahren ein Provisorium. Dadurch, dass es mit dem Bau des Einkaufszentrums nicht vorangeht, tut sich auch bei der lange geplanten Sanierung der Straße nichts. Im Frühjahr will die Stadt den Auftrag zur Sanierung von Neumarkt und Johannisstraße nun tatsächlich europaweit ausschreiben.

Kein Alkoholverbot

Doch ein Alkoholverbot ist nicht in Sicht. Die Stadt begründet dies damit, dass dafür die Voraussetzungen nicht erfüllt seien. Zwar seien zwischen Seminarstraße und Neumarkt mehr Straftaten zu beobachten als zwischen Seminarstraße und Johanniskirche. Schwerpunktmäßig handle es sich um Ladendiebstähle, mit rückläufiger Zahl. Es bestehe jedoch kein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Straftaten. Eine Veränderung der Situation ist möglicherweise durch eine größere Präsenz von Ordnungskräften erreichbar″, schreibt die Verwaltung in einer Mitteilungsvorlage. Angestrebt werde das nach der geplanten Aufstockung des Personals ab 2018.

Seit dem Gespräch mit der Stadtverwaltung habe sich die Situation bereits entspannt, der Ordnungsdienst sei präsenter, sagen Hotelier Meyer und Optiker Exner und machen damit deutlich: Sie wollen kein Ventil für ihren Frust, sie wollen eine Rettung für die Johannisstraße. Es gehe um ein vernünftiges Erscheinungsbild″, sagt Meyer. Denn sonst verwahrlost diese Straße.″

Bildtext:
Schmutzige Laternen, leer stehende Ladenlokale: Die Situation der oberen Johannisstraße ist zum Problem für die Anlieger geworden.

Foto:
Dorn

Kommentar:

Kaufleute halten

Es ist nicht nur eine Beschwerde, es ist ein Hilferuf: Die Anlieger der Johannisstraße halten die Situation vor ihren Läden und Häusern schlicht und ergreifend nicht mehr aus.

Seit Jahren harren sie geduldig aus, ohne dass sich die Lage verbessert. Für ihre Geduld mit den monatelangen Baustellen für die Zuschüttung des Neumarkttunnels und die anschließenden Kanalarbeiten werden sie nicht belohnt.

Im Gegenteil: Die Johannisstraße verkommt, zumindest ist das der Eindruck, den man im vorderen Bereich bis zur Seminarstraße bekommen muss. Das Bild dominieren ein provisorischer Bussteig, beklebte Laternen und Schaufenster, hinter denen gähnende Leere herrscht. Hinzu kommt die Verlagerung eines Teiles der Alkohol- und Drogenszene vom Salzmarkt zur vorderen Johannisstraße.

Der Frust der Anlieger richtet sich gar nicht primär gegen die Alkoholkranken, die sich vor ihren Geschäften aufhalten und die bisweilen ausfällig werden. Er richtet sich gegen die Stadt und gegen die Polizei, die aus ihrer Sicht nicht genug unternimmt, um dort für Ordnung zu sorgen. Wenn voraussichtlich ab Sommer der Neumarkt und im zweiten Bauabschnitt auch die Johannisstraße erneuert werden, steht die nächste Geduldsprobe für die Kaufleute bevor. Die Stadt sollte ihre Sorgen und Nöte endlich ernst nehmen sonst sind sie irgendwann weg, und die nächsten Leerstände werden zum Problem.
Autor:
sdo


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