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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kult-Kneipe muss Kastanie fällen
 
Im Grünen Jäger wird der Baum gefällt
Zwischenüberschrift:
Kastanien überlebte Bakterienangriff nicht
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Die Kastanie im Biergarten der Osnabrücker Kneipe Grüner Jäger″ wird gefällt. Der alte Baum, der inmitten der Kneipe steht, hat einen Bakterienbefall, der ihn sterben lässt. Die Kastanienkomplexerkrankung wurde bei einem privaten Besuch eines Mitarbeiters eines Baumfachbetriebs festgestellt, der eine Mitarbeiterin des Grünen Jägers ansprach. Schon im Frühsommer habe er nicht mehr so viele grüne Blätter getragen. Nach Befragung mehrerer Experten stand fest, dass die Kastanie gefällt werden muss. Die Kneipe wird seit über vierzig Jahren von Familie Rupp bewirtet. Mitarbeiter, Besucher und Wirt Pascal Rupp äußerten sich betroffen. Es gebe viele Erinnerungen, die mit dem Baum in Verbindung stünden. Anfang November wird der kranke Baum mithilfe eines Krans gefällt.

Der 6. November wird ein trauriger Tag für die Osnabrücker Kult-Kneipe Grüner Jäger″: Denn an diesem Tag muss die Kastanie, die in dem Biergarten steht, gefällt werden.

Osnabrück. Im Grünen Jäger steht eine Kastanie. Nicht am″ Grünen Jäger, nicht vor″ dem Grünen Jäger nein, mitten im Biergarten des Grünen Jägers. Ein Teil des Biergartens ist quasi um den Baum herumgebaut worden. Auf 150 Jahre schätzt Wirt Pascal Rupp das Alter der Kastanie. Wie alt der Baum tatsächlich ist, lässt sich erst sagen, wenn er gefällt wurde.

Dass der Baum mit einem über drei Meter großen Stammumfang unter einer Kastanienkomplexerkrankung leidet, ist einem Mitarbeiter der Firma Grüner Zweig die Baumexperten″ beim Biertrinken aufgefallen. Carolin Rupp, Tochter des Wirts, arbeitete, als der Experte zum Tresen kam und ihr die traurige Nachricht mitteilte. Dort wurde mir schon gesagt, dass der Baum gefällt werden müsse″, erinnert sie sich. Uns fiel dann auf, dass die Blätter im Frühsommer nicht grün waren. Er sah aus wie im Herbst″, erinnert sie sich. Die Nachricht, dass der Baum gefällt wird, schockierte sie und ihren Vater. Zuerst hoffte der Wirt noch, dass sich die Kastanie mit der Zeit wieder erholen würde. Wir haben zwei Expertenmeinungen eingeholt, um sicherzugehen, dass der Baum gefällt werden muss″, erklärt Pascal Rupp. Auch die Stadt Osnabrück habe sich den Baum angesehen. Aber die Diagnose änderte sich nicht.

Der Verlauf dieser Krankheit führte zu einem Absterben der Kastanie und stellt aktuell sogar deutschlandweit eine große Gefahr für alle Kastanien dar″, erläutert Oliver Tiedemann, Geschäftsführer der Firma Grüner Zweig die Baumexperten″ und Baumsachverständiger. Erstmals sei ein derartiger Bakterienbefall 2007 in Hamburg aufgetreten. Seither habe die Krankheit zu einem nennenswerten Absterben von Kastanien im gesamten Land geführt. Auch der Baum im Grünen Jäger habe in letzter Zeit schon einige Äste verloren, so Rupp, daher habe er das Dach des Biergartens geschlossen.

Am Montag, 6. November, soll die Kastanie per Autokran und Hubsteiger gefällt werden. Anschließend werden die Wurzeln gerodet. Ein neuer Baum wird nicht gepflanzt. Soweit es geht, soll der Betrieb an dem Montag geöffnet bleiben. Als Erinnerungsstück wünscht sich Rupp einen Querschnitt des Baumes zum Aufhängen.

Biertränke seit 1859

Der grüne Jäger wurde ab 1859 als Biertränke genutzt. 1974 übernahm Familie Rupp die Kultkneipe. Pascal Rupp führt sie mit seiner Schwester in der zweiten Generation. Vor über hundert Jahren wurde der Biergarten gebaut um den Baum herum, erzählt der Wirt. Eine Zeit sei dieser sogar als Vogelvoliere genutzt worden, allerdings bevor seine Familie den Grünen Jäger übernahm. Der Wirt erinnert sich daran, wie er in seiner Kindheit die Kastanien vom Boden des Biergartens gesammelt hat, um damit kleine Figuren zu basteln. Auch habe er die Früchte tütenweise zum Zoo gebracht. In den Sommern war es schön, bei geöffnetem Dach unter ihm zu sitzen″, erzählt Rupp.

Dass der Baum jetzt gefällt werden muss, sei unglaublich schade und traurig, er hat den Jäger auch mit ausgemacht. Er war eine wunderschöne Ergänzung″, sagt Tochter Carolin Rupp. Ich glaube, viele haben gar nicht so richtig gemerkt, dass da ein Baum stand, aber werden jetzt merken, was da fehlt″, vermutet der 48-jährige Wirt. Einige Osnabrücker haben sich schon nach dem Baum erkundigt, als sie erfuhren, dass dieser bald sein Ende finden wird. Ein Paar war sogar da, um sich noch einmal von der Kastanie zu verabschieden″, berichtet Rupp. Auch die Reaktionen auf Facebook zeigen, dass vielen der Baum im Jäger ans Herz gewachsen ist. Es sei schrecklich und ein trauriger Tag für den Jäger, schreiben sie. Wir müssen unbedingt noch einmal hin″ und Der Grüne Jäger ist ohne Baum unvorstellbar…

Bildtext:
Die Kastanie, die in dem Biergarten des Grünen Jägers″ in Osnabrück steht, ist von einer Bakterienart befallen, die europaweit den Bäumen schwer zusetzt.

Wirt Pascal Rupp spielte schon als Kind unter der Kastanie im Biergarten.

Fotos:
Gert Westdörp
Autor:
coa/ansk


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