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1.
Erscheinungsdatum:
26.10.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Bloß nicht wieder eine politische Person″
Zwischenüberschrift:
Anlieger des Heinrich-Röper-Wegs diskutieren mit der Verwaltung über die geplante Umbenennung
Artikel:
Originaltext:
Der
Heinrich-
Röper-
Weg
im
Osnabrücker
Stadtteil
Schölerberg
soll
umbenannt
werden.
Der
Grund:
Namensgeber
Röper
habe
das
NS-
Regime
in
verantwortlicher
Position
aktiv
unterstützt,
befand
der
städtische
Arbeitskreis
Erinnerungskultur.
Die
Verwaltung
informierte
jetzt
Anlieger
und
weitere
Interessierte
über
Gründe
und
weiteres
Verfahren.
Osnabrück.
Etwa
35
Bürger
hatten
sich
in
der
Aula
des
Graf-
Stauffenberg-
Gymnasiums
eingefunden.
Stadtrat
Wolfgang
Beckermann
räumte
zunächst
ein,
dass
Umbenennungen
bei
Bürgern
stets
unbeliebt
seien,
da
mit
Kosten
und
Laufereien
verbunden.
Außerdem
würden
sich
viele
Alteingesessene
mit
dem
Namen
und
der
an
Röpers
Person
hängenden
Geschichte
der
Hammersen-
Werkssiedlungen
identifizieren.
Aber
hier
gehe
es
um
ein
übergeordnetes
Interesse
der
Stadt,
die
sich
als
Friedensstadt
einer
aufgeklärten
Erinnerungskultur
verschrieben
habe.
Christine
Grewe
vom
städtischen
Büro
für
Friedenskultur
ergänzte,
dass
es
nicht
gut
zusammengehe,
wenn
man
Stolpersteine
für
die
Opfer
der
NS-
Gewaltherrschaft
verlege,
und
ein
paar
Straßen
weiter
würden
Unterstützer
dieser
Gewaltherrschaft
nach
wie
vor
durch
einen
Straßennamen
geadelt.
„
Wir
wollen
die
Person
Röper
nicht
verunglimpfen
und
ihre
Leistungen
auf
anderen
Gebieten
nicht
missachten.
Wir
sehen
sehr
wohl,
dass
er
als
Prokurist
der
Weberei
Hammersen
wahrscheinlich
viel
Gutes
für
die
Belegschaft
bewirkt
hat″,
sagte
Grewe.
Aber
das
dürfe
nicht
mit
seiner
Rolle
im
NS-
Staat
verrechnet
werden.
Eine
Straßennamens-
Patronage
und
eine
aktive
Rolle
im
NS-
Staat
gingen
nun
einmal
nicht
zusammen,
egal,
was
der
Mann
ansonsten
geleistet
habe.
Der
Historiker
Sebastian
Weitkamp
(Gedenkstätte
Esterwegen/
Universität
Osnabrück)
referierte
die
im
Auftrag
der
Stadt
erarbeitete
NS-
Biografie
von
Heinrich
Röper.
1885
geboren,
erhielt
er
demnach
als
Kämpfer
im
Ersten
Weltkrieg
Tapferkeitsauszeichnungen.
1920
begann
er
als
Prokurist
bei
Hammersen.
Er
stand
der
Buchhaltung
und
der
Personalabteilung
vor
und
blieb
der
Firma
bis
zu
seinem
frühen
Tod
1938
treu.
In
der
Freizeit
engagierte
er
sich
ab
1921
im
„
Stahlhelm″,
einem
Bund
der
Frontsoldaten,
der
sich
zu
einem
Sammelbecken
antidemokratischer
Kräfte
entwickelte.
Röper
war
Ortsgruppenführer
von
etwa
400
Osnabrücker
„
Stahlhelm″-
Mitgliedern.
1924
überfielen
Personen
aus
diesem
Kreis
das
Osnabrücker
Gewerkschaftshaus
am
Kollegienwall.
1934
wechselte
Röper
zur
Sturmabteilung
(SA)
und
brachte
es
dort
bis
zum
Obersturmbannführer.
1937
trat
er
der
NSDAP
bei.
Nach
seinem
Tod
fasste
die
Stadt
im
März
1939
den
Beschluss,
die
Erschließungsstraße
für
die
entstehende
Werkssiedlung
nach
Heinrich
Röper
zu
benennen.
Nach
der
Befreiung
vom
Nationalsozialismus
ergab
sich
1948
eine
Mehrheit
im
Stadtrat
für
die
Umbenennung
in
„
Glie-
Esch″.
Dieser
Name
hielt
sich
bis
1954.
Doch
auf
Betreiben
der
Hammersen-
Siedler
kam
es
aus
Hochachtung
gegenüber
ihrem
früheren
Chef
zu
einem
Rückbenennungsverfahren.
Mit
16
zu
13
Stimmen
bei
4
Enthaltungen
entschied
der
Stadtrat
für
eine
Renaissance
des
Heinrich-
Röper-
Wegs.
In
der
allgemeinen
Aussprache
warf
ein
Vertreter
einer
Anwohner-
Initiative,
die
sich
gegen
die
Umbenennung
ausgesprochen
hatte,
der
Stadt
„
Einäugigkeit″
vor.
Die
militaristischen
Namen
am
Westerberg
(Barbara,
Artillerie,
Roon,
Moltke,
Goeben,
Bismarck
etc.)
lasse
man
ungeschoren,
aber
auf
Röper,
der
keinem
Mitbürger
ein
Leid
zugefügt
habe,
werde
sich
eingeschossen.
Röper
sei
quasi
automatisch
in
der
SA-
Reserve
gelandet,
nachdem
Hitler
den
„
Stahlhelm″
aufgelöst
habe.
Dem
widersprach
Weitkamp.
Röper
habe
sich
im
Jahr
vor
der
„
Gleichschaltung″
des
„
Stahlhelms″
aktiv
um
die
Aufnahme
in
die
SA
beworben.
Stets
sei
Röper
freiwillig
in
die
NS-
Organisationen
eingetreten
und
habe
dort
Führungspositionen
angestrebt,
niemand
habe
ihn
dazu
gezwungen.
„
Röper
war
keine
Karteileiche″,
unterstrich
er.
Neben
Umbenennungskritikern
meldeten
sich
auch
–
zumeist
später
zugezogene
–
Anwohnerinnen
mit
der
klaren
Ansage
zu
Wort:
„
Ich
möchte
nicht
in
einer
Straße
wohnen,
die
nach
einem
Nazi
benannt
ist.″
Ein
Vorschlag
lautete,
der
Straße
den
Namen
einer
Frau
zu
geben,
die
sich
als
NS-
Gegnerin
hervorgetan
habe,
wie
beispielsweise
die
Sozialdemokratin
Alwine
Wellmann.
Dagegen
regte
sich
sofort
aber
Widerspruch
nach
dem
Motto:
Bloß
nicht
wieder
eine
politische
Person!
Wenn
demnächst
ein
Historiker
herausfindet,
dass
sie
Stalin
toll
fand,
dann
sitzen
wir
in
fünf
Jahren
hier
wieder
zusammen!
″
Weitere
Namensvorschläge
aus
dem
Plenum:
Glie
Esch,
der
alte
Straßenname
aus
der
Zeit
1948
bis
1954
(dagegen
spricht,
dass
man
ihn
Fremden
gegenüber
stets
buchstabieren
müsste)
;
Fritz-
Wolf-
Straße
(dagegen
spricht,
dass
es
einen
Fritz-
Wolf-
Platz
schon
gibt)
,
An
der
Berningshöhe
(dagegen
spricht
die
Verwechslungsgefahr
mit
der
Berningstraße)
.
Gefragt,
ob
die
Verwaltung
selbst
auch
einen
Vorschlag
habe,
nannte
Christine
Grewe
„
Färberstraße″
oder
„
Färberweg″.
Damit
werde
der
besonderen
Beziehung
zu
Hammersen
Rechnung
getragen.
Das
Einfärben
der
hergestellten
Textilien
habe
stets
eine
wichtige
Rolle
gespielt.
Andere
Namen
mit
Bezug
zum
Tätigkeitsbereich
der
Firma
wie
Baumwollweg,
Spinnereiweg
und
Leggeweg
gebe
es
bereits.
Eine
unverbindliche
Probeabstimmung
ergab,
dass
keiner
der
Anwesenden
etwas
gegen
eine
„
Färberstraße″
einzuwenden
hätte,
wenn
die
Umbenennung
denn
schon
sein
müsse,
während
etwa
die
Hälfte
der
Anwesenden
sich
nicht
mit
einer
„
Alwine-
Wellmann-
Straße″
abfinden
könnte.
Stadtrat
Beckermann
wies
darauf
hin,
dass
weitere
Namensvorschläge
jederzeit
schriftlich
nachgereicht
werden
können.
Zur
technischen
Seite
einer
Straßenumbenennung
erklärte
er,
dass
die
notwendigen
Änderungen
in
Personalausweis
und
Kfz-
Schein
für
die
betroffenen
Anwohner
kostenlos
durchgeführt
werden.
Für
sonstige
Änderungen
beispielsweise
bei
Briefbögen,
Stempeln
oder
Visitenkarten
gebe
es
hingegen
keine
pauschalen
Erstattungen.
Hier
müsse
jeder
individuell
seine
Aufwendungen
glaubhaft
machen.
Bildtexte:
Dieses
Straßenschild
soll
bald
verschwinden
–
Namenspatron
Heinrich
Röper
war
nach
Ansicht
des
Arbeitskreises
Erinnerungskultur
viel
zu
tief
in
den
NS-
Staat
verstrickt,
um
diese
Ehre
weiter
verdient
zu
haben.
Mögliche
neue
Namensgeberin:
die
Osnabrücker
Sozialdemokratin
Alwine
Wellmann
(„
die
rote
Alwine″,
1891–1966)
.
Fotos:
Archiv/
Jörn
Martens,
NOZ-
Archiv
Umbenennung
von
drei
Straßen
in
Osnabrück
Am
30.
Mai
hat
der
Rat
der
Stadt
beschlossen,
das
Verfahren
für
die
Umbenennung
von
drei
Straßen
in
Osnabrück
zu
eröffnen.
Er
folgte
dabei
Empfehlungen
des
Arbeitskreises
Erinnerungskultur.
In
ihm
sitzen
Vertreter
von
Vereinen
und
Initiativen
aus
dem
Bereich
Erinnerungskultur,
Schulen
und
der
Universität
sowie
von
Kirchen
und
Gewerkschaften.
Dem
voraus
ging
2012
ein
Auftrag
des
Rates
an
die
Verwaltung,
Straßen
und
Plätze
auf
jene
Namensgeber
abzuklopfen,
die
einer
aufgeklärten
historisch-
politischen
Bildung
entgegenstehen.
Der
Arbeitskreis
Erinnerungskultur
identifizierte
schließlich
drei
Namensgeber
von
Osnabrücker
Straßen:
Giesbert
Bergerhoff
(Atter)
,
Heinrich
Röper
(Schölerberg)
und
Carl
Diem
(Wüste)
.
Alle
drei
hätten
das
nationalsozialistische
Regime
aktiv
gestützt
und
getragen.
Nach
den
Bürger-
Informationsveranstaltungen
zu
Bergerhoff
und
Röper
wird
abschließend
am
2.
November
um
19.30
Uhr
die
Veranstaltung
zur
Carl-
Diem-
Straße
in
der
Aula
des
Gymnasiums
„
In
der
Wüste″
stattfinden.
Ergebnisse
der
Bürgeranhörungen
wird
die
Verwaltung
im
Anschluss
dem
Rat
unterbreiten.
Erst
auf
dieser
Grundlage
treffen
dann
die
Ratsmitglieder
voraussichtlich
im
Frühjahr
2018
die
endgültige
Entscheidung
über
die
Umbenennungen.
Autor:
Joachim Dierks