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1.
Erscheinungsdatum:
26.09.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Frauen an die Werkbank
Zwischenüberschrift:
September 1917: Mehr Granaten, weniger Kartoffeln, fehlende Windeln
Artikel:
Originaltext:
Im
Osten
mal
etwas
Neues:
Die
russische
Livland-
Front
wackelt.
Am
5.
September
1917
gelingt
General
Erich
Ludendorff
mit
der
8.
Armee
die
Einnahme
Rigas.
Nach
vielen
Monaten
ohne
fassbare
Erfolge
greift
die
Propaganda
diesen
militärischen
Sieg
dankbar
auf.
Osnabrück.
Auch
die
„
Osnabrücker
Zeitung/
Kislings
Osnabrückische
Anzeigen″
stimmt
freudig
ein:
„
Fahnen
heraus!
Die
Einnahme
von
Riga
gibt
Anlass
zu
allgemeiner
Beflaggung.
Der
Unterricht
in
den
Schulen
fällt
aus
Anlass
dieses
freudigen
Ereignisses
aus.″
Für
die
Deutschbalten
bedeute
der
„
Meisterstreich
von
Riga″
eine
„
Befreiung
von
russischer
Niedertracht″,
eine
„
Erlösung
aus
moskowitischen
Fesseln″.
Die
Gesamtlage
bietet
aber
natürlich
keinerlei
Anlass
zum
Jubel.
Der
„
Kriegsausschuss
für
Konsumenteninteressen″
–
immerhin
gibt
es
Derartiges,
was
später
im
Zweiten
Weltkrieg
undenkbar
gewesen
wäre
–
tagt
im
Weißen
Saal
der
Stadthalle
am
Kollegienwall
und
fährt
schweres
Geschütz
in
der
„
Kartoffelfrage″
auf.
Scharf
wird
gegen
die
Preiserhöhung
bei
Kartoffeln
von
fünf
auf
sechs
Mark
pro
Zentner
und
den
Anfuhrlohn
von
fünf
Pfennig
pro
Zentner
und
Kilometer
protestiert.
Unerhört
sei
es,
dass
trotz
der
in
Aussicht
stehenden
„
überaus
guten″
Kartoffelernte
der
Preis
für
Kartoffeln
– „
das
Brot
der
Armen
und
Ärmsten″
–
gegen
das
Vorjahr
um
mehr
als
50
Prozent
und
gegenüber
dem
Friedenspreis
um
mehr
als
200
Prozent
verteuert
werden
soll.
Ist
es
Unkenntnis
der
Lage
oder
schnöde
Gewinnsucht?
Postsekretär
Mörker
wettert
gegen
den
Großgrundbesitz,
der
die
Mengen
verknappe,
indem
er
in
seinen
Fabriken
Kartoffelflocken,
Stärke
und
Spiritus
herstelle,
weil
sich
damit
höhere
Gewinne
erzielen
ließen.
Protest
erhebt
sich
auch
gegen
Einschränkungen
der
Kohle-
und
Gasversorgung.
Bürgervorsteher
Vesper
rügt,
dass
Deutschland
über
ungeheuren
Kohlenreichtum
verfüge
und
trotzdem
Kohlennot
herrsche.
Das
Militär
müsse
Bergleute
freigeben,
damit
die
Förderung
wieder
steige.
Außerdem
sei
private
Hamsterei
„
maßgeblicher
Persönlichkeiten
der
Stadt″
ein
Skandal.
Die
Geschäftsbücher
einiger
bevorzugter
Kohlenhändler
gehörten
nachgeprüft.
Genossenschaften
und
Kleinhändler
würden
hingegen
nur
ungenügend
beliefert.
Mängel
in
der
Gasversorgung
gehen
darauf
zurück,
dass
die
Städtische
Gasanstalt
nicht
genügend
Gaskohle
erhält.
Das
wiederum
liegt
daran,
dass
die
Zechen
lieber
selber
verkoken,
weil
sie
für
Benzol
und
andere
Veredlungsprodukte
höhere
Gewinne
erzielen.
Es
sei
unverschämt
und
ein
„
reines
Produkt
der
Schreibstubenpolitik″,
stattdessen
die
Kleinverbraucher
zu
weiteren
Einschränkungen
zu
zwingen,
schimpft
Vesper.
Die
Großverbraucher
sollten
eingeschränkt
werden!
So
sollten
zum
Beispiel
„
die
Luxusgeschäfte″
beim
Dunkelwerden
schließen.
Überhaupt
sei
die
Beleuchtung
der
Schaufenster
einzuschränken.
Gas
sei
in
diesem
Frühjahr
um
33
Prozent
teurer,
aber
dafür
schlechter
geworden.
Direktor
Schwers
vom
Städtischen
Kohlenamt
wird
gefragt,
ob
er
die
Verantwortung
auf
sich
nehmen
möchte,
wenn
infolge
der
schlechten
Gasbeschaffenheit
Explosionen
entstehen…
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
fühlt
sich
durch
den
Vorwurf
der
Privathamsterei
direkt
angegriffen
und
sieht
sich
zu
einer
Richtigstellung
genötigt.
Er
erklärt
am
folgenden
Tage:
„
Am
5.
Mai
sind
28
Zentner
Kohlen
während
meiner
Abwesenheit
in
das
Haus
gebracht
worden,
welche
unsere
Köchin
telephonisch
ohne
mein
Wissen
bestellt
hatte.
Meine
Frau
war
verreist.
Einige
Tage
später,
am
7.
Mai,
ist
in
der
Nähe
meines
Hauses
Koks
abgeladen
worden.
Der
Fuhrmann
ist
in
mein
Haus
gekommen
und
hat
die
Köchin
gefragt,
ob
wir
auch
Koks
haben
wollten,
was
diese
bejaht
hat.
Darauf
sind
91
Zentner
Zentralheizungskoks
während
meiner
Abwesenheit
in
das
Haus
gebracht
worden.
Auch
diese
Bestellung
ist
durchaus
ohne
mein
Wissen
erfolgt.
Das
gelieferte
Brennmaterial
ist
erheblich
unter
der
Menge,
die
mir
nach
der
Städtischen
Kohlenordnung
zusteht,
und
wird
selbstverständlich
auf
diese
Menge
angerechnet.″
Die
„
Osnabrücker
Zeitung″
druckt
zum
wiederholten
Male
einen
Aufruf
ab,
der
„
Frauen
an
die
Werkbank″
ruft.
Insbesondere
Betriebe,
die
dem
Waffen-
und
Munitionsamt
unterstellt
sind,
litten
unter
Arbeitskräftemangel,
weil
die
geforderten
Produktionsmengen
ständig
stiegen.
„
Wer
irgend
abkömmlich
ist,
der
kann
hier
den
Sieg
mit
erringen
helfen″,
schreibt
das
Blatt.
Um
Frauenkraft
zu
schonen,
werden
„
Wechselschichten″
für
Frauen
und
Mädchen
ermöglicht,
die
die
körperliche
Arbeit
nicht
gewohnt
sind,
sie
können
jeden
zweiten
Tag
freinehmen.
Müttern
wird
die
Arbeitsaufnahme
erleichtert,
indem
„
Kinderschulen
und
Horte″
erweitert
werden.
Die
Kinderschulen
nehmen
die
Kleinen
schon
um
6
Uhr
morgens
auf,
und
die
Schulpflichtigen
können
im
Hort
unter
Aufsicht
ein
warmes
Mittagsbrot
erhalten.
–
Anzeige
des
Osnabrücker
Kupfer-
und
Drahtwerks:
„
Etwa
hundert
gesunde
Frauen
und
Mädchen
werden
für
dauernde
Beschäftigung
eingestellt.
OKD.″
Gleichzeitig
fehlen
Hortnerinnen.
Ein
„
Wanderkurs
für
Kinderhortarbeit″
bietet
eine
Schnellausbildung
an
und
macht
in
Osnabrück
Station.
„
In
den
Räumen
des
Großen
Klubs
entfaltet
sich
ein
ungewohntes
Leben″,
schreibt
die
Zeitung,
„
die
Säle,
die
zu
anderen
Zeiten
sich
für
Feste
öffnen,
sind
in
dieser
Woche
in
Arbeitsstätten
verwandelt.
Drei
Lehrerinnen
aus
Berlin
machen
die
zahlreichen
Teilnehmerinnen
mit
den
mannigfachen
Beschäftigungsarten
und
Spielen,
mit
denen
die
Kinder
in
erziehlicher
Weise
unterhalten
werden
können,
bekannt.
Niedliche
Sachen
für
den
Hausgebrauch
aus
geringwertigem
Material
wie
Zigarrenkistchen,
Pappe
und
Buntpapier
entstehen.
Da
wird
gesägt,
geschreinert,
geschnitten,
und
geklebt,
daß
es
eine
Freude
ist.″
Infolge
der
langen
Kriegsdauer
fehlt
es
an
Windeln.
„
In
den
Geschäften
sind
sie
nicht
mehr
zu
haben,
in
den
Familien
der
Minderbemittelten
gehen
sie
auf
die
Neige.
Der
Vaterländische
Frauenverein
bittet
alle
Haushaltungen,
in
denen
noch
Kindertücher,
Bett-
und
Tischwäsche,
alte
Leinengardinen
usw.
vorhanden
und
entbehrlich
sind,
um
Hergabe″,
liest
man
in
der
Zeitung.
Die
Textilien
können
im
Vereinshaus
Bierstraße
17
(Agnes-
Schoeller-
Haus)
abgegeben
werden.
Die
Bekleidungssammelstelle
Turmstraße
25
übernimmt
dann
die
Herrichtung
und
Verteilung.
Die
Stadtgeschichte
im
Blick:
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mehr
auf
www.noz.de
/
historisch-
os
Bildtext:
Das
Stahlwerk
möchte
eingezogene
männliche
Arbeitskräfte
durch
Frauen,
hier
in
der
Granatenproduktion,
ersetzen.
Nach
einer
ersten
Anwerbungswelle
1915
werden
die
Appelle
1917
eindringlich
wiederholt.
Foto:
Archiv
des
Museums
Industriekultur/
Alois
Wurm
Autor:
Joachim Dierks