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1
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1.
Erscheinungsdatum:
16.09.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Mit Schürze und Herzblut – ein Tag bei der Tafel
Zwischenüberschrift:
Zum deutschen Tafel-Tag hat unsere Reporterin Louisa Riepe bei der Osnabrücker Tafel mitgeholfen
Artikel:
Originaltext:
Am
16.
September
ist
Deutscher
Tafel-
Tag.
Bereits
zum
elften
Mal
wollen
damit
rund
60000
Helfer
im
ganzen
Land
ein
Zeichen
gegen
Lebensmittelverschwendung
und
Armut
setzen.
Aus
diesem
Anlass
hat
unsere
Reporterin
Louisa
Riepe
für
einige
Stunden
bei
der
Osnabrücker
Tafel
mitgearbeitet
–
und
dabei
tatsächlich
einen
ganz
neuen
Blick
auf
schrumpelige
Paprika
und
bedürftige
Mitmenschen
bekommen.
Osnabrück.
Ein
lilafarbenes
Stückchen
Papier
ist
das
Erste,
was
ich
von
der
Osnabrücker
Tafel
zu
sehen
bekomme.
Darauf
steht
eine
Nummer,
sie
bestimmt
die
Reihenfolge
für
alle,
die
im
Regen
vor
dem
Gebäude
auf
die
Ausgabe
warten.
Aber
ich
will
hier
keine
Lebensmittel
abholen,
ich
will
selbst
welche
ausgeben.
Also
reiche
ich
dem
Herrn
an
der
Tür
das
Zettelchen
wieder
zurück
und
stelle
mich
vor.
Mit
einem
Lächeln
bittet
er
mich
hinein.
Mehr
als
300
Ehrenamtliche
arbeiten
für
die
Osnabrücker
Tafel.
Dazu
kommen
einige
Festangestellte,
Ein-
Euro-
Jobber,
Praktikanten
und
Jugendliche,
die
Freiwilligendienst
leisten.
An
einem
Freitagmittag
mische
ich
mich
unter
sie.
Ich
bin
gespannt:
auf
die
Arbeit
und
die
Kollegen,
aber
vor
allem
auf
die
Kunden.
In
meinem
Alltag
im
Büro,
im
Freundeskreis
oder
beim
Sport
treffe
ich
nur
sehr
selten
Menschen
wie
sie.
Menschen,
die
von
Arbeitslosengeld
und
Sozialhilfe
leben
oder
deren
Einkommen
nicht
reicht,
um
sich
zu
ernähren.
Aber
zuerst
lerne
ich
in
der
Warenannahme
etwas
über
unsere
Wohlstandsgesellschaft.
Hier
stehen
Berge
von
Lebensmitteln,
die
Supermärkte,
Discounter
oder
Bioläden
der
Tafel
gespendet
haben
–
meistens,
weil
sich
das
Ablaufdatum
nähert.
Rund
sieben
Tonnen
davon
sammeln
die
fünf
Transporter
der
Tafel
täglich
ein.
Brot
und
Kuchen,
Milch
und
Käse,
Aufschnitt
und
Fleisch,
aber
vor
allem:
Obst
und
Gemüse.
Und
ich
soll
jetzt
sortieren,
was
noch
essbar
ist
und
was
Müll.
„
Orientier
dich
daran,
was
du
selbst
noch
essen
würdest″,
rät
mit
Lilly
Thüner,
eine
der
Festangestellten.
Einen
Apfel
mit
Druckstelle
oder
eine
überreife
Banane
würde
ich
bei
meinem
Einkauf
im
Supermarktregal
liegen
lassen.
Hier
muss
ich
andere
Maßstäbe
ansetzen.
Denn
alles,
was
ich
wegwerfe,
fehlt
den
Leuten
in
der
Schlange
vielleicht
später
auf
dem
Teller.
Also
suche
ich
aus
einer
Schale
Brombeeren
die
schimmeligen
Früchte
heraus,
breche
bei
einem
Bund
Rüben
die
gelben
Blätter
ab
und
lege
auch
eine
schrumpelige
Paprika
in
die
Kiste
für
die
Ausgabe.
Lilly
und
die
anderen
wundern
sich
manchmal,
was
die
Supermärkte
ihnen
schicken:
In
dieser
Woche
sind
es
zum
Beispiel
kistenweise
Lauchzwiebeln.
„
Das
sieht
in
ein
paar
Wochen
schon
wieder
ganz
anders
aus,
dann
bekommen
wir
nur
Kürbis″,
meint
eine
Kollegin.
In
einer
anderen
Kiste
finden
wir
halbierte
Pampelmusen,
feinsäuberlich
umwickelt
mich
Frischhaltefolie.
„
Die
kommen
sicher
aus
einem
Biomarkt″,
sagt
Lilly.
Gerade
für
ältere
Kunden
sei
so
eine
halbe
Frucht
oft
schon
genug.
Wir
müssen
sie
trotzdem
wegwerfen,
wegen
möglicher
Keime.
Eine
Kiste
sorgt
bei
meinen
Kolleginnen
heute
für
besonders
viel
Kopfschütteln.
Gurke-
Kohlrabi-
Salat
im
Plastikbecher.
Das
Preisschild
ist
noch
dran:
2,
69
Euro
sollte
die
winzige
Portion
im
Laden
kosten.
„
Wer
so
einen
teuren
Quatsch
produziert,
braucht
sich
nicht
wundern,
wenn
es
keiner
kauft″,
raunt
mir
eine
Kollegin
zu.
Ich
mag
keinen
Kohlrabi,
also
enthalte
ich
mich
des
Urteils.
Stattdessen
trage
ich
eine
Kiste
mit
Feldsalat
von
der
Annahme
in
die
Ausgabe.
Hier
ist
richtig
viel
los:
Etwa
250
Kunden
bedient
die
Tafel
an
einem
Freitag.
Vor
dem
Wochenende
sei
der
Andrang
besonders
groß,
erklären
mir
meine
Kolleginnen.
Sie
können
eine
helfende
Hand
gut
gebrauchen
und
so
bleibe
ich
gleich
hier.
Bei
Anni
Badeda
schaue
ich
mir
ab,
was
ich
tun
muss.
Über
den
Tresen
reichen
ihr
die
Kunden
eine
Marke.
„
2E,
1K″
steht
darauf,
zusammen
mit
dem
Namen
und
der
Uhrzeit.
Dieser
Mann
will
also
Lebensmittel
für
zwei
Erwachsene
und
ein
Kind
abholen,
erklärt
Anni
mir.
Sie
nimmt
sich
ein
Körbchen
und
stellt
eine
Portion
nach
Augenmaß
zusammen:
Bananen,
Kartoffeln,
Tomaten
und
Paprika
gehen
immer.
Dazu
Obst
wie
Weintrauben
und
Nektarinen.
Äpfel
sind
heute
knapp,
deshalb
gibt
es
für
diese
Familie
nur
einen.
Bei
Salat,
Brokkoli
oder
Porree
fragt
Anni
extra
nach.
Die
will
nicht
jeder.
Von
den
anderen
Ehrenamtlichen
bekommt
der
Mann
zum
Gemüse
noch
Gebäck,
Fleisch
und
Milchprodukte.
Dann
verlässt
er
mit
vollen
Taschen
und
einem
„
Dankeschön″
die
Tafel.
So
unkompliziert
und
bescheiden
sind
längst
nicht
alle
Kunden,
das
merke
ich
schnell.
Manche
haben
Vorlieben,
nehmen
fast
kein
Gemüse
mit.
Viele
fragen
nach
Zwiebeln
und
Knoblauch
und
sind
enttäuscht,
dass
ich
keine
habe.
Andere
wollen
immer
noch
mehr.
Und
ich
mache
mit
und
lege
ihnen
gerne
noch
ein
paar
zusätzliche
Tomaten
hin.
Es
sind
nur
kurze
Momente,
die
ich
mit
den
Kunden
habe.
Und
doch
lässt
mich
das
wenige,
was
sie
über
sich
preisgeben,
grübeln:
Da
ist
der
junge
Mann,
der
kein
rohes
Gemüse
möchte:
„
Nichts
zum
Kochen,
lieber
Bananen
und
Äpfel″,
sagt
er.
Oder
die
Frau,
die
ein
Namensschild
am
T-
Shirt
als
Mitarbeiterin
in
einem
Altenpflegezentrum
ausweist.
Sie
besorgt
hier
Lebensmittel
für
sich
und
ihre
zwei
Kinder.
Da
sind
zwei
Teenager,
die
in
großen
Plastiktüten
den
Einkauf
für
sieben
Erwachsene
nach
Hause
schleppen.
Ein
Mann
fragt
gezielt
nach
einer
Ingwer-
Knolle.
„
Meine
Frau
ist
schwanger″,
und
sie
kaue
das
gelbe
Fasergewebe
gegen
die
Übelkeit.
Doch
das
Grübeln
muss
warten.
Kaum
hat
der
letzte
Kunde
den
Inhalt
seines
Körbchens
verpackt,
steht
schon
der
nächste
vor
mir.
So
langsam
verliere
ich
den
Überblick:
Habe
ich
dieser
Mutter
schon
Kartoffeln
gegeben?
Für
wie
viele
Personen
wollte
dieser
Mann
noch
mal
Äpfel
haben?
Und
wo
steht
die
Kiste
mit
den
Zucchini?
Während
ich
mit
mir
kämpfe,
schält
Marion
Haupt
seelenruhig
eine
Rübe.
„
Die
sind
so
lecker,
aber
die
Leute
wollen
sie
nicht
haben″,
sagt
sie.
Deshalb
stellt
sie
ein
kleines
Tellerchen
zum
Probieren
hin.
Wenn
die
Kunden
auf
den
Geschmack
kommen,
hofft
sie,
nehmen
sie
vielleicht
doch
das
ein
oder
andere
Bund
mit.
Ich
nehme
mir
ein
Beispiel
an
so
viel
Service
und
erkläre
einem
Kunden,
dass
der
„
weiße
Brokkoli″
in
Deutschland
Blumenkohl
heißt.
Blu-
men-
kohl.
So
wie
die
Blume,
wegen
der
Röschen.
Er
lächelt
und
nickt.
Ob
er
auch
verstanden
hat,
erfahren
die
Kollegen
nächste
Woche.
Nach
drei
Stunden
ziehe
ich
mir
die
Handschuhe
aus
und
gebe
die
Schürze
ab.
So
halten
es
die
meisten
der
Ehrenamtlichen.
Sie
lösen
sich
in
Schichten
gegenseitig
ab,
schließlich
ist
ein
Großteil
von
ihnen
längst
im
Rentenalter.
Und
obwohl
die
Tafel
offiziell
um
16.30
Uhr
schließt,
dauert
die
Ausgabe
nicht
selten
bis
18
Uhr.
Heute
ist
es
relativ
ruhig,
sagen
mir
meine
Kolleginnen
zum
Abschied.
Es
liegt
wohl
am
Wetter.
Aber
als
ich
mir
meine
Regenjacke
zuknöpfe
und
zum
Ausgang
gehe,
sehe
ich
noch
viele
Kunden
auf
der
Wartebank.
Mein
Eindruck
ist:
Lilly,
Anni,
Marion
und
die
anderen
haben
hier
enorm
viel
zu
tun.
Bildtext:
Sortieren,
zusammenstellen,
ausgeben:
Eine
Schicht
in
der
Osnabrücker
Tafel
umfasst
viele
Aufgaben
und
fordert
Empathie
und
Konzentration.
Sortieren,
zusammenstellen,
ausgeben:
Eine
Schicht
in
der
Osnabrücker
Tafel
umfasst
viele
Aufgaben
und
fordert
Empathie
und
Konzentration.
Fotos:
David
Ebener
Die
Osnabrücker
Tafel
Die
Hilfe
der
Osnabrücker
Tafel
kann
in
Anspruch
nehmen,
wen
den
sogenannten
„
Osnabrück-
Pass″
besitzt.
Er
wird
vom
städtischen
Fachbereich
für
Soziales
und
Gesundheit
ausgestellt.
Berechtigt
sind
Osnabrücker
Bürger,
die
beispielsweise
Sozialhilfe,
Grundsicherung
oder
Arbeitslosengeld
bekommen.
Zuständig
ist
die
Auskunftsstelle
des
Fachbereichs
im
Foyer
des
Stadthauses
2
am
Natruper-
Tor-
Wall
5,
erreichbar
auch
unter
der
Telefonnummer
05
41/
3
23
22
00
an
jedem
Montag,
Mittwoch
und
Freitag,
von
8.30
bis
12
Uhr
und
donnerstags
von
14
bis
17.30
Uhr.
Die
Öffnungszeiten
der
Osnabrücker
Tafel
an
der
Schlachthofstraße
1
sind
immer
montags,
dienstags,
donnerstags
und
freitags
von
12.30
bis
16.30
Uhr
und
mittwochs
von
13
bis
16
Uhr.
Neben
der
Hauptstelle
in
der
Osnabrücker
Innenstadt
betreibt
die
Osnabrücker
Tafel
noch
sieben
Außenstellen:
in
der
Dodesheide,
in
Eversburg,
Belm,
Bramsche,
Dissen,
Georgsmarienhütte
und
Wallenhorst-
Hollage.
Die
jeweiligen
Öffnungszeiten
und
Ansprechpartner
finden
sich
auf
der
Internetseite
der
Tafel.
Für
etwa
120
Kunden,
die
aufgrund
gesundheitlicher
Probleme
nicht
persönlich
zur
Tafel
kommen
können,
haben
die
Osnabrücker
Ehrenamtlichen
einen
Bringdienst
eingerichtet.
Außerdem
gibt
es
die
Kindertafel,
die
19
Schulen
und
damit
rund
400
Kinder
mit
Frühstückspaketen
und
Zutaten
für
das
Mittagessen
beliefert.
Wer
die
Osnabrücker
Tafel
unterstützen
möchte,
hat
dazu
verschiedene
Möglichkeiten:
zum
Beispiel,
indem
er
Mitglied
im
Verein
wird
und
die
Arbeit
mit
einem
monatlichen
Beitrag
von
3
Euro
fördert.
Außerdem
ist
die
Tafel
immer
auf
der
Suche
nach
Ehrenamtlichen,
die
als
Fahrer,
beim
Sortieren
und
Ausgeben
der
Lebensmittel
mithelfen.
Es
ist
auch
möglich,
Lebensmittel
oder
Geld
zu
spenden.
Der
Vorstand
der
Tafel
informiert
darüber
auf
seiner
Internetseite
oder
unter
der
Telefonnummer
05
41/
2
21
12.
Autor:
Louisa Riepe