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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Einigen fehlt einfach das Unternehmer-Gen″
Zwischenüberschrift:
Interview mit Ulrich Hoefner vom Gesamtverband Verkehrsgewerbe zum Wettbewerb der Taxen und Mietwagen in Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Seit zehn Jahren liefern sich Taxen und Mietwagen in Osnabrück einen harten Wettbewerb. Ulrich Hoefner vom Gesamtverband Verkehrsgewerbe versucht, die unterschiedlichen Interessen zusammenzubringen. Wir haben mit ihm über illegale Geschäftspraktiken, zu hohe Tarife und mögliche Lösungswege gesprochen.

Herr Hoefner, warum sind Mietwagen so attraktiv für die Osnabrücker Kunden?

Sie sind im Regelfall minimal günstiger, und sie haben ein einheitliches Erscheinungsbild. Der Kunde weiß genau, was da für ein Auto kommt. Das ist beim Taxi anders, da weiß man nicht, kommt ein 15 Jahre alter Daimler, ein neuer Dacia oder Passat, ein Kleinstauto, verbeult, verrostet oder völlig versifft? Außerdem sind die Mietwagenzentralen in der Vergangenheit zuverlässiger gewesen. Vereinfacht gesagt: Die haben besser gearbeitet, deshalb haben sie seit 30 Jahren einen festen Platz in Osnabrück.

Aber es gibt ja auch immer wieder Beschwerden ...

Mache Mietwagen nehmen die sogenannten Einsteiger mit. Das ist eigentlich nicht erlaubt. Es hat deshalb vor einigen Jahren extrem viele Anzeigen bei der Stadt Osnabrück gegeben. Aber es ist fast nichts dabei rumgekommen, weil die Mietwagenfahrer in fast allen Fällen nachweisen konnten, dass es Aufträge gegeben hat. Also war es legal. Weil nichts passiert ist, wurde der Streit jetzt wieder angefacht, dieses Mal über Abmahnerklärungen.

Wie beurteilen Sie das?

Ich finde den Weg ganz schrecklich, weil man auch Unternehmer getroffen hat, die aus meiner Sicht über jeden Zweifel erhaben sind. Die sind teilweise hereingelegt und falsch beschuldigt worden. Das betrifft vor allem Taxen aus dem Landkreis. Das heißt, der Streit wird sich jetzt auf den Landkreis ausdehnen. Da droht die nächste Klagewelle. Anwälte übernehmen die Aufgaben einer Ordnungsbehörde das ist, was mir daran nicht gefällt.

Manche Taxifahrer fordern jetzt eine Taxiordnung für Osnabrück ...

... wie in anderen Städten, in denen zum Beispiel steht, dass man nachts halten darf, wo Bedarf besteht. Ich setze mich dafür ein, aber solche Ordnungen beinhalten nicht nur Rechte, da stehen auch eine ganze Menge Pflichten drin. Zum Beispiel, dass man Menschen hilft, das Gepäck in den Kofferraum zu legen. Dass man auch Kurzfahrten machen muss. Dass Autos gepflegt sein müssen und dass darin nicht geraucht wird. Das sind alles Selbstverständlichkeiten, aber stellen Sie sich zum Beispiel mal an den Bahnhof und beobachten, ob dort so was passiert.

Wie sieht die Realität aus?

Da kloppen sich teilweise Fahrer um die Kunden, zerren Leute aus dem Auto heraus, weil sie sagen: Der muss in das erste Taxi einsteigen.′ Gleichzeitig weiß ich von vielen Fällen, wo sich Fahrer geweigert haben, vom Bahnhof zur IHK zu fahren. Das ist denen zu kurz. Und wenn eine Oma mit Rollator kommt und will nur zum Marienhospital, dann sagen sie: Ich bin gerade zum Neumarkt gerufen worden′, fahren einmal um den Block und stellen sich hinten wieder an.

Wie sieht es in der Innenstadt aus?

Man braucht, da bin ich ganz bei den Unternehmern und bei der Stadt, im Innenstadtbereich und an den markanten Punkten Stellplätze, die sichtbar und gut zu erreichen sind. Es hat immer das Angebot gegeben, darüber zu sprechen. Aber wenn Unternehmer nicht mit mir reden, sondern jeder wendet sich einzeln an die Stadt, dann passiert nichts. Manche Forderungen sind geradezu absurd. Einige haben gesagt: Wir haben 135 Taxen in der Stadt, also brauchen wir 135 Stellplätze.

Würde eine Tariferhöhung helfen?

Das wollen die Taxiunternehmer nicht, die wollen, dass der Tarif gesenkt wird. Aber nicht, weil sie sich dadurch neue Kunden erhoffen. Sie wollen die Mietwagen ruinieren. Sie glauben, dass man die Mietwagen dadurch aus dem Wettbewerb schießen kann. Aber ein Mietwagen ist pro Kilometer im Schnitt bis zu zehn Cent günstiger.

Manche sagen, das Personenbeförderungsgesetz als solches sei renovierungsbedürftig ...

Das ist unstrittig. Das Erste, was man überlegen müsste, ist, ob die Trennung von Taxi und Mietwagen überhaupt noch zeitgemäß ist. Aber die Liberalisierung sehen wir skeptisch: Denn das würde bedeuten, dass jeder, der Personenbeförderung machen will, sich eine Genehmigung holen kann. Es gäbe auch keine Tarife mehr. Das wird zu einem ruinösen Wettbewerb führen. Uber hat es in Kalifornien vorgemacht: Dann kostet eine Taxifahrt nur noch ein Drittel, aber der Fahrer verdient auch nichts mehr. Das ist das Ende des Taxis.

Wie kann man dem Streit dann entgegenwirken?

Man kriegt das nicht über den Preis hin, nicht über gegenseitiges Anzeigen und Verklagen, sondern darüber, dass man miteinander redet und in einem vernünftigen Wettbewerb miteinander steht. Es wird derjenige das Geschäft machen, der die besten Leistungen anbietet. Es ist das Fahrzeug, es ist die Freundlichkeit, es ist der Service drum herum, die Erreichbarkeit der Zentrale. Die Taxiunternehmer müssen sich diesem Wettbewerb einfach stellen. Sie müssen besser werden. Aber einigen fehlt
da einfach das Unternehmer-Gen.

Bildtext:
2007 ist diese Karikatur entstanden. So lange dauert der Streit zwischen Taxi- und Mietwagenfahrern. Illustration: Olaf Thielsch

Ulrich Hoefner ist Geschäftsführer des Bezirksverbandes Osnabrück-Emsland des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen. Er vertritt Mietwagen und Taxen.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Louisa Riepe


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