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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Energiepflanze als Bienenweide
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Imkerchef rät Landwirten zur Durchwachsenen Silphie
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wer genau hinschaut, kann sie hin und wieder sehen in Blühstreifen an Ackersäumen, nur selten blüht ein ganzer Schlag, aber auch im heimischen Garten gedeiht die Durchwachsene Silphie gut. Das zeigt Ansgar Erpenbeck hinter seinem Haus. Dort reckt die Pflanze ihre gelben Blüten wie kleine Sonnen in die Höhe. Sie blüht von Juli bis September.

Osnabrück. Das ist die Zeit, in der unsere heimischen Bienen bislang für jeden Tropfen Nektar weit fliegen müssen. Die Durchwachsene Silphie könnte eine reiche Bienenweide für die kleinen Honigsammler bilden und damit für eine optimale Bestäubung in der Natur sorgen. Erpenbeck, Vorsitzender des Imkervereins Osnabrück mit 200 Mitgliedern, die rund 1100 Bienenvölker halten, plädiert deshalb an Landwirte im Osnabrücker Land, sich dem Anbau der Durchwachsenen Silphie zuzuwenden. Sie könne als Energiepflanze den Mais in Biogasanlagen ergänzen. Sie kann zehn Jahre ohne große Pflege geerntet werden, nur im ersten Jahr gebe es einen erhöhten mechanischen Pflegeaufwand, um den Unkrautdruck abzuwehren, weiß Biologe Erpenbeck.

Seit zwanzig Jahren ist der Experte für soziale Insekten, wozu neben Bienen u. a. auch Ameisen und Wespen zählen, auch Honiggärtner. Zwei Völker stehen in den Stöcken in seinem Siedlungsgarten, die Nachbarn wissen Bescheid. Nicht wegen der Gefahr eines Bienenstichs am Kaffeetisch, sondern wegen gutnachbarschaftlicher Beziehungen. Dass Erpenbecks Carnicabienen mit Sanftmut auf Besucher reagieren, liegt an ihrer Art: Die sind nicht aggressiv″, erklärt der Imker. Hektische Bewegungen sollten aber vermieden werden.

Auch beim Öffnen eines Bienenstocks und Herausnahme einer Wabe gibt′s im Volk keine Empörung Erpenbeck geht mit bloßen Händen zur Sache, trägt keinen Schutzschleier, hat lediglich qualmenden Bienentabak aus dem Smoker am Bienenstock verpufft. Erpenbeck erntet seinen Honig im Juli, aber es gebe auch Kollegen, die überließen die Jahresernte dem Volk als Winternahrung. Wer Honig erntet, füttert im Winter Zuckerlösungen.

Während die Nektarsammler umherfliegen, schwärmt Erpenbeck von den faszinierenden Insekten, die als Bestäuber dafür sorgen, dass Pflanzen gedeihen, Früchte tragen und deshalb für unser Wohlergehen unersetzlich sind. Bienen fliegen auch noch zu Futterquellen, die drei Kilometer entfernt sind, kehren nach dem Nektarsammeln zielgenau in ihren Stock zurück und teilen dort den Kollegen durch Tänzelbewegungen mit, wo sich die Futterquelle befindet. Diese Arbeitsbienen sammeln etwa sechs Wochen lang, dann sterben sie. Nach dem Schlüpfen sind sie im Stock bei der Königin- und Brutpflege tätig. Im Sozialstaat Bienenstock erfüllt jeder seine Aufgabe. Die männlichen Drohnen dienen ausschließlich der Fortpflanzung.

Die Königin verlässt nur einmal den Bienenstock. Während des Hochzeitsfluges wird sie von 20 bis 30 Drohnen befruchtet. Das reicht für ihr ganzes Leben″, erläutert Experte Erpenbeck. Bis zu 2000 Eier legt sie pro Tag. Mehr als das eigene Körpergewicht″, macht er klar. Zwei bis drei Jahre ist sie zu dieser erstaunlichen Höchstleistung fähig.

Die Biene ist ein faszinierendes Wesen mit einem hochkomplexen Organismus und einem erstaunlichen Orientierungssinn in ihrem nicht einmal stecknadelkopfgroßen Hirn. Doch zwei Feinde bedrohen ihre Existenz. Einmal ist es die Varroa-Milbe, die sich von der Körperflüssigkeit der Bienen ernährt, Krankheiten überträgt und auf diese Weise ganze Völker vernichten kann. Spritzmittel sind von Januar bis Juli nicht zulässig, danach gehen die Imker mit Ameisensäure und Oxalsäure gegen die Blutsauger vor.

Bedroht werden die Nektarsammler aber auch durch Pflanzenschutzmittel, die gegen Krankheiten und Schädlingsbefall von Kulturpflanzen eingesetzt werden. Die Pestizide enthielten in der Regel Nervengifte, die den Bienen schadeten, sagt Biologe Erpenbeck. Das zeigt sich auch an der Honigleistung. Während im Stadtbereich mit vielen Gärten bis zu 50 Kilo Honig geerntet werden könnten, sind es im ländlichen Raum in der Regel deutlich weniger. Für Erpenbeck auch ein deutliches Zeichen für das geringere Nahrungsangebot für die Nektarsammler.

Nektarsammler und Bestäuber: Stadtbienen, wie die von Ansgar Erpenbeck, liefern rund 50 Kilo Honig im Jahr, Landbienen nur die Hälfte.

Foto:
Harald Preuin
Autor:
Harald Preuin


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