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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ganz in Weiß
Zwischenüberschrift:
Christus-König-Kirche in Haste überrascht mit neuer Raumwirkung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die katholische Pfarrkirche Christus König in Haste wird im Innern einer umfassenden Renovierung unterzogen. Die seit dem 10. März laufenden Arbeiten stehen vor dem Abschluss, am 23. September wird Bischof Bode mit der Gemeinde die Wiederweihe zelebrieren.

Osnabrück. Erster Eindruck beim Betreten des renovierten Kirchraums: Alles ist viel heller. Die vorher beige-grauen Wände erstrahlen jetzt in klarem Weiß. Die rosafarbenen Absetzungen, die stets umstritten″ waren, wie das für Baufragen zuständige Kirchenvorstandsmitglied Jörg Wallenhorst berichtet, gehören damit auch der Vergangenheit an. Wir mussten da was machen″, verdeutlicht Christ-König-Pfarrer und Stadtdechant Bernhard Stecker, denn es ist in den letzten Jahrzehnten oft farblich eingegriffen worden, und das war nicht immer glücklich″. Ziel sei es gewesen, mehr Ordnung und Ruhe″ in den Raum hineinzubringen und ihn gleichzeitig flexibler zu gestalten, sodass er unterschiedlichste Formen von Gottesdienst zulässt. So ist der Bereich um den Taufstein jetzt mit Hockern ausgestattet, die je nach Bedarf für kleine Taufgesellschaften, für Andachten mit Kita-Kindern oder auch als Zusatzbestuhlung für die heilige Messe eingesetzt werden können.

Die bauleitenden Architekten Tobias Klodwig und Anne Elshof aus Münster schlugen der Gemeinde vor, es nicht bei den strahlend ariel-weißen″ Wänden zu belassen, sondern im Deckenbereich einen kräftigen Farbakzent zu setzen. Erst zuckten viele von uns zusammen, als Herr Klodwig ein klares Ultramarin-Blau vorschlug. Es gab Diskussionen. Aber als die Farbe dann aufgetragen war, verstummte die Kritik″, weiß Wallenhorst zu berichten.

Wichtiger Bestandteil der Neugestaltung ist das Gedenken des in Haste hochverehrten Lübecker Märtyrers Johannes Prassek. Er zelebrierte 1937 in der Christus-König-Kirche seine erste heilige Messe als Priester, die Primiz. Dies kam dadurch zustande, dass er eine Zeit lang bei seinem Studienfreund Adolph Grothaus auf dem benachbarten Hof wohnte. 1943 wurde er als Kaplan in Lübeck von der Gestapo verhaftet, wegen regimekritischer Äußerungen zum Tode verurteilt und zusammen mit den katholischen Priestern Hermann Lange und Eduard Müller sowie dem evangelischen Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink hingerichtet. 2011 wurde Prassek seliggesprochen. Die Christus-König-Gemeinde nennt ihr 2005 eingeweihtes Gemeindezentrum Johannes-Prassek-Haus.

Nun gibt es auch in der Kirche selbst Erinnerungsorte, die von der Künstlerin Madeleine Dietz aus Landau/ Pfalz entworfen wurden. Im Eingangsbereich sieht man Johannes Prassek zwischen Stahl, gerissener Tonerde und gelbem Glas auf einem Schwarz-Weiß-Foto eingerahmt. Dietz wählte eine Art der Kreuzesgestalt, die an das leidvolle Ende der Lübecker Märtyrer erinnern soll und gleichzeitig deren Hoffnung und Sehnsucht auf das ewige Leben symbolisiert. Im Altarraum installierte Dietz eine Bodenarbeit aus acht quadratischen Stahlplatten, einem gelb leuchtenden Opakglasfeld in der Mitte und einer weiteren Stahlplatte, die an der Chorwand lehnt. Sie trägt in Schreibschrift ein Zitat, das Prassek im Gefängnis auf die erste Seite seines Neuen Testaments geschrieben hatte: Wer sterben kann, wer will den zwingen?″.

Ein dritter Gedenkort im Eingangsbereich gilt allen vier Lübecker Märtyrern, deren Porträts auf hinterleuchtetem Gelbglas zu sehen sind. Gelb leuchtendes Glas versteht die Künstlerin als positives Zeichen der Hoffnung. Überhaupt will sie die Erinnerungsmale nicht in erster Linie als Aufforderung zum Nachtrauern verstanden wissen, sondern als Orte der Hoffnung.

Eine bedeutsame Änderung betrifft die Anordnung der Sitzbänke. Aus zwei parallel angeordneten Sitzblöcken wurden jetzt drei, wobei die äußeren Sitzblöcke leicht gedreht sind und einen zum Altar hin offenen Halbkreis andeuten. Wir möchten damit das Gefühl von Gemeinschaft der um den Altar versammelten Gemeinde stärken″, erläutert Pfarrer Stecker. Dem gleichen Ziel dient die Versetzung des Altars. Er stand zuvor im leicht erhöhten Chor und ist von dort jetzt heruntergeholt″ und näher an die Gemeinde gerückt worden. Aus liturgischen Gründen haben Tabernakel, Marienfigur und Lesepult (Ambo) ebenfalls andere Plätze zugewiesen bekommen.

Vor einigen Wochen wurde ein Baustellen-Gottesdienst″ gefeiert. Auch sonst haben immer mal wieder Gemeindeglieder hereingeschaut und sich ein Bild von der Neugestaltung gemacht. Alle sind begeistert von der neuen Helligkeit″, berichtet Pfarrer Stecker. Dazu habe auch beigetragen, dass die Schutzgitter außen vor den kunstverglasten Fenstern entfernt sind. Die mussten früher sein, weil die Pfarrjugend auf dem Hof davor Fußball gespielt hat. Das geht jetzt sowieso nicht mehr, deshalb konnten wir auf die Gitter verzichten und gleichzeitig die Verglasungen grundreinigen. Das hat richtig was gebracht″, so Stecker. Viel Lob habe es auch für die neue Alleinstellung″ der Christ-König-Figur von Ludwig Nolde an der Chorwand gegeben. Bislang war er von 13 Aposteln als Wandmosaik umgeben. Das Mosaik hat man wegen seines künstlerischen Wertes nicht zerstört, sondern hinter Leichtbauwänden verschwinden lassen. Uns war es zum jetzigen Zeitpunkt wichtiger, den Christkönig alleingestellt vor weißem Hintergrund hervorzuheben. Wenn zukünftige Generationen das anders sehen, können sie das Mosaik wieder hervorholen″, erläutert Wallenhorst.

Eine ganze Reihe weiterer Arbeiten ist so gut wie abgeschlossen: Tonanlage, Elektrik und Beleuchtung sind erneuert, die Orgel ist gereinigt und wird derzeit neu intoniert, der Seiteneingang ist barrierefrei gestaltet, der Parkettboden wurde abgeschliffen und ergänzt. Angesichts des Volumens aller Arbeiten erscheint die veranschlagte Bausumme von 680 000 Euro eher niedrig. Eine Hälfte davon übernimmt das Bistum, die andere Hälfte muss aus Rücklagen der Gemeinde und aus hoffentlich noch weiter eingehenden Spenden″ bezahlt werde.

Eigenleistungen von Gemeindegliedern etwa beim Ausräumen der Kirche oder beim Aufnehmen von Bodenplatten hätten dazu beigetragen, mit dem engen Budget hinzukommen. Eine kleine Panne ist kürzlich zutage getreten: Die Versiegelung des Parkettbodens haftet nicht und löst sich wieder ab. Jetzt muss noch einmal das Gestühl raus, die Orgel staubgeschützt und der Boden abgeschliffen werden. Aber unser Zeitplan gerät dadurch nicht aus den Fugen″, beruhigt Jörg Wallenhorst, der Termin für die Wiederweihe 23. September steht!

Bildtexte:
Im Altarraum installierte Künstlerin Madeleine Dietz eine Arbeit aus Stahlplatten.

Auf einer Stahlplatte, die an der Chorwand lehnt, steht ein Zitat von Johannes Prassek.
Autor:
Joachim Dierks


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