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1.
Erscheinungsdatum:
04.09.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Mutter-Kind-Haus in der Kritik
Zwischenüberschrift:
Bewohnerinnen des Osnabrücker St.-Anna-Stifts fühlen sich schikaniert – Einrichtung widerspricht
Artikel:
Originaltext:
Im
Mutter-
Kind-
Haus
St.
Anna
an
der
Lohstraße
in
Osnabrück
leben
Eltern,
die
alleine
nicht
für
ihre
Kinder
sorgen
können.
Mehrere
Bewohner
haben
sich
bei
unserer
Redaktion
gemeldet,
um
über
die
angespannte
Situation
vor
Ort
zu
berichten.
Osnabrück.
„
Nehmt
sie
mit,
bevor
noch
etwas
Schlimmeres
passiert.″
Mit
diesem
Satz
fing
für
Maria
Schmidt
(Name
von
der
Redaktion
geändert)
alles
an.
Als
Kind
von
der
Mutter
geschlagen,
mit
16
Jahren
zwangsverheiratet
und
unter
psychischen
Problemen
leidend,
bekam
sie
mit
21
Jahren
Zwillinge.
Und
war,
wie
sie
selbst
im
Rückblick
feststellt,
vollkommen
überfordert.
Der
verhängnisvolle
Satz
fiel,
als
sie
ihre
Kinder
in
die
Obhut
des
Jugendamtes
gab.
Auch
ein
drittes,
das
zwei
Jahre
später
geboren
wurde,
lebt
heute
in
einer
Pflegefamilie.
Erst
bei
der
vierten
Schwangerschaft
ergriff
Maria
Schmidt
die
Initiative
und
ging
selbst
zum
Jugendamt.
Die
Behörde
ließ
ihr
das
Kind
nur
unter
einer
Bedingung:
Sie
muss
in
ein
Mutter-
Kind-
Haus
einziehen.
Der
erste
Platz
wurde
im
St.-
Anna-
Stift
an
der
Lohstraße
in
Osnabrück
frei,
einer
Einrichtung
der
Caritas.
Dort
bringt
das
Jugendamt
Alleinerziehende
unter,
die
mit
der
Betreuung
ihres
Kindes
überfordert
sind.
Das
betrifft
häufig
Minderjährige.
Aber
auch
Frauen
mit
psychischen
Beeinträchtigungen,
aus
gewalttätigen
Beziehungen
oder
mit
einer
Drogenvergangenheit
leben
in
der
Einrichtung.
Jede
zweite
Mutter
verlässt
das
Haus
allein.
Dann
entscheidet
das
Jugendamt,
dass
das
Kind
zu
seinem
Wohl
in
einer
Pflegefamilie
untergebracht
wird.
Die
Betreuer
in
der
Einrichtung
bringt
das
in
eine
Zwickmühle:
Zum
einen
sollen
sie
die
Mütter
fördern,
damit
diese
ihren
Alltag
selbstständig
gestalten
und
die
Familie
versorgen
können.
Gleichzeitig
ist
es
oberste
Pflicht
der
Betreuer,
die
Kinder
zu
schützen.
Und
nicht
immer
sind
die
beiden
Ziele
ohne
Weiteres
in
Einklang
zu
bringen.
Zum
Beispiel
können
die
Bewohner
die
Einrichtung
ohne
Absprache
nach
21
Uhr
nicht
mehr
verlassen.
Dann
wird
die
alarmgesicherte
Haustür
abgeschlossen
–
auch
um
mögliche
Besucher
fernzuhalten.
Aus
Sicht
von
Leiterin
Marie-
Luise
Balter-
Leistner
ist
das
nötig:
„
Wir
sind
hier
mitten
in
der
Stadt
und
möchten
verhindern,
dass
Personen
in
unser
Haus
kommen,
die
hier
nichts
verloren
haben.″
Gewalttätige
Väter
beispielsweise.
Für
manche
Bewohner
des
Hauses
grenzt
diese
Regel
jedoch
an
Freiheitsberaubung.
„
Nicht
mal
zum
Rauchen
können
wir
raus″,
beschreibt
Maria
Schmidt.
Die
Redaktion
kennt
ihren
richtigen
Namen,
veröffentlicht
ihn
aber
zu
ihrem
eigenen
Schutz
nicht.
Dasselbe
gilt
für
die
anderen
acht
Elternteile,
die
uns
ihre
unterschiedlichen
Probleme
mit
dem
Osnabrücker
Mutter-
Kind-
Haus
schildern.
Einige
Beschwerden
kommen
dabei
immer
wieder
vor.
Da
sei
zum
einen
das
harte
Regelwerk
im
Haus:
Besucher
müssen
sich
bei
den
Betreuern
vorstellen,
Übernachtungen
von
Gästen
sind
verboten.
Wer
am
Wochenende
zu
seiner
Familie
will,
muss
einen
Antrag
stellen,
der
in
Absprache
mit
dem
Jugendamt
bearbeitet
wird.
Manchmal,
schildert
eine
Mutter,
werde
wochenlang
nichts
genehmigt,
weil
die
Behörde
mit
der
Bewilligung
nicht
nachkomme.
Außerdem
müsse
die
Bausubstanz
des
St.-
Anna-
Stifts
dringend
renoviert
werden,
sagen
die
Eltern.
In
einigen
Zimmer
des
Altbaus
bilde
sich
angeblich
Schimmel.
Trotz
mehrfacher
Meldung
sei
dagegen
nichts
unternommen
worden.
Einrichtungsleiterin
Balter-
Leistner
will
davon
nichts
wissen
und
verweist
auf
eine
„
aktive
Beschwerdekultur″,
die
im
Osnabrücker
Mutter-
Kind-
Haus
gelebt
werde.
„
Wenn
etwas
ist,
sollen
die
Bewohner
sich
melden,
und
wir
kümmern
uns
darum.″
Allerdings
gibt
sie
zu,
dass
bisher
zu
wenige
Rauchmelder
installiert
wurden.
Seit
2016
müssen
in
Fluren,
Kinder-
und
Schlafzimmern
Warnanlagen
angebracht
sein,
die
im
Falle
eines
Feuers
auch
schlafende
Personen
wecken.
„
Der
Mangel
ist
erst
jetzt
deutlich
geworden
und
wird
in
Kürze
behoben″,
versichert
die
Chefin.
Die
größten
Probleme
machen
den
Bewohnern
von
St.
Anna
aber
die
Berichte,
die
ihre
Betreuer
mindestens
einmal
pro
Halbjahr
an
das
Jugendamt
schicken.
Darin
geht
es
vor
allem
um
die
Entwicklung
von
Mutter
und
Kind.
„
Was
die
Einrichtung
über
uns
schreibt,
ist
maßbegebend″,
sagt
eine
Mutter.
Die
Eltern
fühlen
sich
dem
Urteil
der
Pädagoginnen
geradezu
ausgeliefert:
„
Wenn
wir
nicht
nach
ihrer
Nase
tanzen,
wird
uns
das
Kind
weggenommen″,
berichtet
eine
andere
Frau.
Überhaupt
ist
die
Angst
groß,
dass
das
eigene
Kind
an
eine
Pflegefamilie
übergeben
wird.
Das
bestätigt
auch
Balter-
Leistner:
„
Das
Jugendamt
und
die
Gerichte
sagen
ganz
klar:
Es
ist
die
letzte
Chance,
wenn
die
Frauen
mit
ihrem
Kind
zusammenbleiben
wollen.″
Mit
dem
Kindesentzug
gedroht
werde
allerdings
nie.
Sie
verweist
auf
die
fachliche
Qualifikation
ihrer
Mitarbeiterinnen,
die
stattdessen
versuchen
würden,
verlässliche
und
vertrauensvolle
Beziehungen
zu
den
Frauen
aufzubauen.
Dass
das
nicht
immer
gelingt,
davon
zeugen
die
Aussagen
der
Bewohner:
„
Ich
hatte
von
vornherein
keine
Chance″,
sagt
eine.
„
Es
ist
hier
wie
im
Gefängnis″,
eine
andere.
„
Man
kommt
hier
nicht
wieder
raus.″
Dass
diese
Äußerungen
nicht
völlig
aus
der
Luft
gegriffen
sind,
bestätigen
zwei
Experten,
die
mit
zwei
Bewohnerinnen
des
Mutter-
Kind-
Hauses
zu
tun
hatten.
„
Ich
hatte
persönlich
den
Eindruck,
dass
das
Personal
in
der
Einrichtung
meiner
Mandantin
nicht
wohlwollend
gegenüberstand″,
sagt
Anwältin
Kathleen
Heine.
Sie
vertrat
die
Familie
im
Sorgerechtsstreit
und
hat
sich
mehrfach
telefonisch
für
die
Belange
ihrer
Klientin
eingesetzt.
Insbesondere
die
Ausgangsregelungen
waren
dabei
Thema:
„
Ich
habe
meine
Zweifel,
dass
das
berechtigt
ist″,
sagt
sie.
Genau
wie
sie
war
auch
Psychotherapeut
Hauke
Mentz
nie
selbst
im
St.-
Anna-
Stift.
Aber
er
hat
persönlich
mit
einer
Betreuerin
gesprochen
und
sagt:
„
Ich
halte
die
Erzählungen
meiner
Patienten
im
Wesentlichen
für
glaubwürdig.″
Er
sehe
durchaus
einen
Zusammenhang
zwischen
der
angespannten
Situation
im
Mutter-
Kind-
Haus
und
einem
aggressiven
Verhalten
seiner
Klientin:
„
Da
kann
man
doch
nur
wütend
werden,
wenn
man
nicht
ernst
genommen
wird″,
sagt
er.
Auch
das
zuständige
Jugendamt
hat
inzwischen
erkannt,
dass
eine
Zusammenarbeit
zwischen
Maria
Schmidt
und
dem
Osnabrücker
St.-
Anna-
Stift
nicht
funktionieren
kann.
Sobald
ein
Platz
frei
wird,
darf
sie
deshalb
in
eine
ähnliche
Einrichtung
in
Vechta
umziehen:
„
Man
hat
mir
gesagt,
dass
das
wirklich
meine
letzte
Chance
ist.″
Dieses
Mal
will
Schmidt
sie
nutzen.
Bildtext:
Hinter
den
dicken
Mauern
des
St.-
Anna-
Stifts
brodelt
es:
Klienten
beschweren
sich
über
das
Osnabrücker
Mutter-
Kind-
Haus.
Foto:
Jörn
Martens
Autor:
Louisa Riepe