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1.
Erscheinungsdatum:
01.09.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Unter allen Deutschen der beste französische Dichter″
Zwischenüberschrift:
Vor 250 Jahren starb Georg Ludwig von Bar auf seinem Schloss Barenaue in Kalkriese
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Der
1701
in
Hannover
geborene
Georg
Ludwig
von
Bar
war
wenige
Jahre
vor
Justus
Möser
der
einzige
überregional
beachtete
Schriftsteller
Osnabrücks.
Der
klassisch
gebildete
Adelige
entstammte
einer
der
wichtigsten
Adelsfamilien
des
Osnabrücker
Landes,
die
seit
Generationen
den
Erblanddrosten
stellte,
also
den
Vorsitzenden
der
Ritterschaft
als
Standesorganisation
des
niederen
Adels
mit
erheblichem
politischen
Einfluss.
Jura
hatte
er
studiert
in
Utrecht,
Heidelberg
und
Lunéville,
eine
Domherrenstelle
in
Minden
erworben
und
tatsächlich
dort
einige
Zeit
auch
gelebt,
bevor
er
1729
in
die
Heimat
zurückkehrte.
Nicht
Schloss
Barenaue
in
Kalkriese,
den
Stammsitz
der
Familie,
bezog
er,
sondern
einer
der
Adelshöfe
in
der
Hakenstraße
in
Osnabrück
wurde
für
15
Jahre
sein
Wohnsitz.
Hier
entstanden
seine
satirischen
„
Epîtres
diverses
sur
des
sujets
différens″
(Verschiedene
Briefe
über
unterschiedliche
Gegenstände)
,
mit
denen
er
1740
die
literarische
Bühne
betrat
und
sich
den
Ruf
erwarb,
„
unter
allen
Deutschen
der
beste
französische
Dichter″
zu
sein.
Selbst
der
Leipziger
Literaturpapst
Johann
Christoph
Gottsched
rühmte
ihn.
Ein
zweiter
und
ein
dritter
Band
sollten
1745
und
1755
folgen,
und
kaum
ein
Jahr
später
lag
ohne
Zutun
des
Verfassers
eine
komplette
deutsche
Übersetzung
vor.
Da
hielt
sich
von
Bar
bereits
in
Wien
auf,
nachdem
für
ein
Jahrzehnt
Hamburg
den
Lebensmittelpunkt
gebildet
hatte,
wo
an
der
berühmten
Oper
sein
Pasticcio
„
Il
Tempio
di
Melpomene″
aufgeführt
wurde.
Der
erfolgreiche
Autor
fühlte
sich
als
freisinniger
Weltbürger,
und
in
der
bedeutenden
Hansestadt
wie
in
der
Hauptstadt
der
Habsburger
wehte
ein
anderer
Wind
als
in
der
beschaulichen
Hasestadt
mit
nicht
einmal
6000
Einwohnern.
Doch
der
Aufenthalt
in
Wien
war
nicht
kulturellen
Interessen
oder
Kontakten
zum
Hochadel
geschuldet,
sondern
finanzieller
Notwendigkeit:
von
Bar
hoffte,
wenigstens
einige
von
knapp
50
Prozessen,
die
teils
schon
ein
halbes
Jahrhundert
von
seiner
Familie
geführt
wurden,
beschleunigen
und
zu
einem
glücklichen
Ende
bringen
zu
können.
Viel
erreicht
hatte
er
freilich
nicht,
als
er
1758
heimkehrte
und
nunmehr
auf
dem
Wasserschloss
Barenaue
lebte.
Die
finanziellen
Verhältnisse
blieben
prekär,
denn
die
erworbenen
wohlklingenden
Titel
„
Kurköllnischer
Legationsrat″
und
„
Königlich
dänischer
Konferenzrat″
waren
nicht
mit
Amt
und
Einnahmen
verbunden,
und
selbst
um
seine
Einkünfte
als
Domherr
in
Minden
und
Propst
von
Levern
musste
er
prozessieren.
Familiär
kam
es
dann
beinahe
zur
Katastrophe,
als
seine
so
gebildete
wie
eigenwillige
Tochter
ein
Verhältnis
mit
dem
bürgerlichen
Verwalter
der
von
Bar′schen
Güter
einging.
Weltoffenheit
und
Toleranz
legten
schlagartig
die
Scheuklappen
des
Standesdünkels
an,
und
der
uneheliche
Enkel
kam
schließlich
im
Haus
der
Familie
Möser
zur
Welt.
Auch
wenn
seine
Werke
weiterhin
ins
Deutsche
übersetzt
wurden,
konnte
von
Bar
an
den
literarischen
Anfangserfolg
nicht
anknüpfen.
Die
„
Babioles
littéraires
et
critiques″
(Literarische
und
kritische
Kleinigkeiten)
,
die
seit
1760
in
fünf
Bänden
erschienen,
demonstrierten
mehr
die
unglaubliche
Belesenheit
ihres
Verfassers,
als
dass
sie
neues
Interesse
wecken
konnten.
Die
unbefriedigenden
persönlichen
Lebensumstände
werden
in
dem
einen
oder
anderen
Alterswerk
reflektiert,
etwa
in
den
„
Consolations
dans
l′infortune″
(Tröstungen
im
Unglück)
,
und
wohl
nicht
zufällig
setzte
er
sich
in
seinem
„
Anti-
Hegesias″
mit
dem
Selbstmord
auseinander.
Zunehmende
gesundheitliche
Probleme
kompensierten
am
Ende
die
deutliche
Verbesserung
seiner
materiellen
Situation,
wie
Justus
Möser
berichtet:
„
Zwey
Jahre
vor
seinem
Tode
erbte
er
seiner
Brüder
Güter
im
Hildesheimischen;
aber
ohne
das
Vermögen
zu
haben,
der
Welt
noch
zu
genießen.
Es
kostete
ihm
Mühe,
ein
Glas
Wein
herunter
zu
bringen.″
Schlussendlich
sorgte
Justus
Möser
für
eine
angemessene
Todesanzeige
in
der
„
Allgemeinen
deutschen
Bibliothek″
–
der
renommiertesten
Rezensionszeitschrift
der
deutschen
Aufklärung:
„
Den
6ten
August
1767
ist
der
Hochwürdige
und
Hochwohlgebohrne
Freiherr,
Herr
Georg
Ludewig
von
Bar,
Dom-
Senior
zu
Minden,
des
Hochstifts
Osnabrück
Erb-
Land-
Drost
[…]
an
einem
Schlagfluß
in
seinem
66sten
Jahre
auf
seinem
Gute
Barenau
im
Stifte
Osnabrück
gestorben.
Seine
Titel
und
Güter
haben
ihn
nicht
so
berühmt
gemacht,
als
seine
Epîtres
diverses.″
Bildtext:
Porträt
Georg
Ludwig
von
Bars
(aus
dem
Bestand
des
Kulturgeschichtlichen
Museums)
.
Foto:
Christian
Grovermann
Autor:
Martin Siemsen