User Online: 2 | Timeout: 21:49Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Flüchtlingshaus nach zwei Jahren offiziell eröffnet
Zwischenüberschrift:
Benannt nach Erich-Maria Remarque
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die große Flüchtlingswelle stand dem Land noch bevor, als am 22. Dezember 2014 die ersten Geflüchteten mit Sack und Pack in die Unterkunft am Natruper Holz in Osnabrück einzogen. Für neun Millionen Euro wurde das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus im laufenden Betrieb zur Asylbewerberunterkunft umgebaut, um den Standort Bramsche-Hesepe zu entlasten.

Obwohl schon seit zweieinhalb Jahren in Betrieb, fand jetzt die offizielle Eröffnung mit Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) statt. Das hat mit Wahlkampf überhaupt nichts zu tun″, sagte er auf die Nachfrage unserer Redaktion.

240 Geflüchtete leben zurzeit am Natruper Holz und damit sei das Haus in der noch nicht abgeschlossenen Umbauphase auch größtenteils ausgelastet, wie Hausleiter Manfred Eichert vom Diakonischen Werk beim Rundgang berichtete. Wenn alle Räume bezugsfertig sind voraussichtlich in sechs bis sieben Wochen laut Florian Steinhoff vom staatlichen Baumanagement –, wird das Haus 600 Menschen aufnehmen können und bei Bedarf noch 300 weitere.

Das Haus wurde nach Erich Maria Remarque benannt. Pistorius betonte, dass es die erste Erstaufnahmeeinrichtung des Landes sei, die einen Namen bekommen habe. Der Name des Osnabrückers Remarque diene der Identifikation mit der Stadt und den Osnabrückern. Die Kurzfristigkeit, mit der die Stadt bereit war, auch im breiten Einvernehmen mit der Bevölkerung, diese Einrichtung hier zu etablieren, das war besonders″, so Pistorius. Er hob hervor, dass es zwar kritische Fragen vor der Inbetriebnahme gab, jedoch keinerlei Protest dagegen. Das habe ich an anderen Standorten ganz anders erlebt.″ 100 000 Menschen habe Niedersachsen 2015 aufgenommen und 30 000 weitere im vergangenen Jahr. Es ist unsere humanitäre Pflicht, diese Menschen bei uns in Niedersachsen zu begrüßen und willkommen zu heißen″, betonte der Innenminister. Das Osnabrücker Flüchtlingshaus biete den Ankommenden optimale Bedingungen″. Unter einem Dach befinden sich Sozial-, Gesundheitsdienst und Kinderbetreuung, außerdem eine Polizeistation und die Ausländerbehörde. In einem gesonderten Gebäudetrakt finden alleinreisende Frauen mit Kindern einen geschützten Bereich vor.

Aber was wird aus der Einrichtung, falls die Flüchtlingszahlen irgendwann wieder sinken? Laut Pistorius sei die Nutzung für zehn Jahre vertraglich vereinbart. Ob die Zahlen wieder runtergehen, das wird die Zukunft zeigen″, so der SPD-Innenminister. Die Situation in der Welt insgesamt lässt dafür allerdings wenig Hoffnung, wie ich finde.″

Das Erich-Maria-Remarque-Haus ist der vierte Standort der Landesaufnahmebehörde (LAB). Träger im praktischen Betrieb ist die Diakonie. LAB-Standortleiter war bis zum 31. August Conrad Bramm. Planmäßig ging der 65-Jährige in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es noch nicht, die Stelle wird laut LAB jetzt ausgeschrieben.

Warum so spät? Dass Stellen nicht immer sofort zum Zeitpunkt des Aussteigens wiederbesetzt werden, ist durchaus nicht unüblich in der Verwaltung″, sagte Pistorius auf Nachfrage. Die Einrichtung sei ja auch nicht übervoll, und das Haus ist in der Fertigstellung auf einem guten Weg.″ Bramms bisherige Stellvertreterin Birgit Beylich übernimmt seinen Job kommissarisch. Von daher ist hier alles in guten Händen″, so Pistorius.

Bildtext:
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD, am Rednerpult) weihte das nach Erich Maria Remarque benannte Osnabrücker Flüchtlingshaus am Natruper Holz ein.

Foto:
Jörn Martens

Kommentar:

Kein Selbstläufer

Die noch kurze Geschichte des Osnabrücker Flüchtlingshauses ist schon eine besondere: Von Anfang an wurde es getragen von einer großen Welle der Hilfsbereitschaft. Es war die Zeit vor zwei, drei Jahren, als erst Hunderte, dann Tausende Geflüchtete nach Osnabrück kamen. Hier wurden sie bei allen Herausforderungen herzlich aufgenommen.

Jetzt kommt es darauf an, dass diese Willkommenskultur am Leben gehalten wird. Die SPD-geführte Landesregierung hat sich das erfreulicherweise auf die Fahnen geschrieben, und die Erstaufnahmeeinrichtung am Natruper Holz bietet dafür tatsächlich sehr gute Voraussetzungen. Dass die offizielle Eröffnung zweieinhalb Jahre nach der faktischen Inbetriebnahme so kurz vor der Bundestagswahl stattfindet und nach Wahlkampf riecht: geschenkt.

Wichtig ist, dass es sich bei der dort praktizierten Willkommenskultur nicht um einen Selbstläufer handelt. Ein Drittel der derzeit 240 Bewohner sind Kinder. Für sie bietet die Til-Schweiger-Kita, die die Stiftung des Schauspielers finanziert hat, zwar schon eine sehr gute Betreuung. Hier können sie unbeschwert spielen und toben. Allerdings sind derzeit nur zwei Lehrer an die Unterkunft abgeordnet. Das ist nicht viel, das geht besser.

Offen bleibt auch, warum es nicht längst einen Nachfolger für den bisherigen Standortleiter Conrad Bramm gibt, der gestern planmäßig seinen letzten Arbeitstag hatte. Die Einrichtung ist zu wichtig, als dass die Frage der Standortleitung hinter der behördlichen Bürokratie zurückstehen darf.
Autor:
sdo


Anfang der Liste Ende der Liste