User Online: 2 | Timeout: 09:52Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mit den Worten Remarques
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel Beziehungen am , Bruchpunkt′″ (Ausgabe vom 21. August).

Erinnern, aufschreiben, was gern vergessen wird, das ist die Botschaft Dogan Akhanlis. Eine Botschaft, die lange Tradition hat, so lange, wie es Zensur der Meinungsfreiheit, Gewalt und Folterkeller für kritische Schriftsteller gibt. Sie haben das Gedächtnis an vergangenes Unrecht aufbewahrt, und immer wurden sie von denen verfolgt, die diese Untaten vergessen lassen wollten.

Zu diesen Schriftstellern gehört Dogan Akhanli. Und das ist für Erdogan Grund genug, Akhanli verhaften zu lassen. Und er bedient sich dabei in Spanien der Hilfe von Interpol, um zu zeigen: Unser Arm reicht weit. Es ist zu fragen, inwieweit Interpol sich für Erdogans Ziel, gegen seine Kritiker vorzugehen, instrumentalisieren lässt.

Denn im Artikel drei der Statuten von Interpol heißt es, jegliche Betätigung oder Mitwirkung in Angelegenheiten politischen, militärischen, religiösen und rassistischen Charakters sei Interpol untersagt. Und dass es hier um ein politisches Interesse geht, dürfte im Fall Akhanlis wohl unbestritten sein. Akhanlis Roman , Die Richter des jüngsten Gerichts′ beschäftigt sich mit dem Völkermord an den Armeniern 1915/ 17, sein Engagement für die Aussöhnung von Türken und Kurden, seine Kritik an Erdogans Machtpolitik sind für Erdogan Grund genug, Akhanli unschädlich zu machen. Schreiben gegen das Vergessen: Das war schon immer gefährlich. Mit ihren Worten können Schriftsteller den Thron der Mächtigen zum Wackeln bringen, sagte bereits Günter Grass in seiner Rede zur Verleihung des Büchnerpreises. Verbrennung von Büchern, Vertreibung, Zensur und Verfolgung hat Schriftsteller nicht gehindert, das Gedächtnis an gegenwärtiges und vergangenes Unrecht wachzuhalten.

Erich Maria Remarque schließlich, Sohn der Stadt Osnabrück, dessen Bücher am 10. Mai von den Nazis verbrannt wurden und der ins Exil gehen musste, weil er die Wahrheit sagte über die Schrecken des Krieges und das menschenverachtende Regime der Nationalsozialisten, fasste das Vergessen so zusammen: , Man kann alten Dreck nicht vergraben er fängt immer wieder an zu stinken.′ Es ist Verpflichtung aller demokratischer Staaten, Verpflichtung einer EU, die einst den Friedensnobelpreis bekam, einem Diktator wie Erdogan das Handwerk zu legen und zu verhindern, dass die Stimmen von Schriftstellern wie Dogan Akhanli zum Verstummen gebracht werden.″

Lioba Meyer

Osnabrück

Bildtext:
Der in der Türkei geborene deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli war in Granada festgenommen worden.

Foto:
dpa


Anfang der Liste Ende der Liste